877 in
Frankreich gestorben, oder er folgte, in
Frankreich wegen ketzerischer
Ansichten über
Abendmahl und Prädestination angefeindet,
einer Einladung
Alfreds d. Gr. nach England, lehrte einige Jahre zu Oxford
[* 2] und starb 882 als
Abt zu
Malmesbury, von seinen der
Wissenschaft mißtrauenden Mönchen erstochen. Erica besaß eine damals seltene Kenntnis der griech.
Sprache
[* 3] und übersetzte und kommentierte die
Schriften des Dionysius Areopagita (s. d.), die durch ihn dem
Abendlande zuerst
zugänglich und die Grundlage der mittelalterlichen
Mystik wurden.
In den dogmatischen Kämpfen seiner Zeit
stand er im Abendmahlsstreit auf der Seite des
Ratramnus (s. d.), da er im
Sakrament
nur ein Andenken an das
Leiden
[* 4] Christi und ein Zeichen des allgegenwärtigen
Gottes sah; im Prädestinationsstreit
Gottschalks (s. d.) nahm er in seiner
Schrift«De praedestinatione» eine eigenartige Mittelstellung ein, indem er die Einheit
der göttlichen
Beschlüsse nebst der vollen menschlichen
Freiheit verteidigte. Die eigene
Ansicht E.s enthält sein Hauptwerk:
«De divisione naturae» (hg. von Gale, Oxf. 1681; Schlüter, Münst.
1838; deutsch von
Noack, in der «Philos.
Bibliothek», Berl. 1874). Auf dem
Grunde neuplatonischer
Spekulation fortbauend, betrachtet
er
Theologie und
Philosophie als wesentlich identisch, die Welt als eine Offenbarung des allein wahrhaft seienden
Gottes nach
verschiedenen
Stufen der
Entwicklung, den Gottmenschen als den
Wendepunkt, wo der von Gott ausgehende Prozeß
der Weltentwicklung wieder zu ihm zurückkehrt. Erica ist der Begründer der
Religionsphilosophie des
Abendlandes und steht so
hoch über seiner Zeit, daß erst spätere Jahrhunderte die von ihm ausgehende
Bewegung verwerten und zugleich das Ketzerische
einiger
Lehren
[* 5] erkennen konnten.
Honorius Ⅲ. verordnete 1225, daß sein Hauptwerk überall aufgesucht und verbrannt werde. Gesamtausgabe
der Werke von Floß (in Mignes «Patrologia», Bd.
122, Par. 1853). –
Vgl.
Staudenmaier, J.
S. Erica und die Wissenschaften seiner Zeit (Frankf. a. M. 1834);
Taillandier, Scot
Érigène et la philosophie scolastique (Straßb. 1843);
L., Pflanzengattung aus der Familie der
Kompositen
[* 11] (s. d.); man kennt gegen 100
Arten, die in den gemäßigten
Zonen sowie in den Gebirgsgegenden der
Tropen eine ausgedehnte
Verbreitung besitzen. Es sind einjährige ausdauernde Gewächse
von sehr verschiedenartigem Habitus. Die gemeinste europ.
Art ist dasBeruf- oder Flohkraut (Erigeron acrisL.),
ein zweijähriges Kraut mit aufrechtem
Stengel
[* 12] und kleinen, trugdoldig angeordneten Blütenkörbchen, deren rötlich-lilafarbene
Strahlblümchen nach unten umgerollt sind.
Diese
Pflanze wächst fast überall an trocknen Ackerrainen, auf grasigen, steinigen Hügeln u. s. w.
und gilt unter dem
Volke als heilkräftig. Eine einjährige, ursprünglich amerik. Art, ErigeroncanadensisL., mit kleinen, gelblichweißen Blütenkörbchen, ist schon vor langer Zeit in Europa
[* 13] eingewandert und auf Sandboden ein
oft sehr lästiges Unkraut. Mehrere
Arten haben
wegen ihrer Schönheit in den Gärten
Aufnahme gefunden. Zu dieser gehören
vorzugsweise: Erigeron speciousum Dcc., aus Kalifornien, mit hellblauen, Erigeron glabellum Nutt.,
aus Nordamerika,
[* 14] mit blaßvioletten Strahlenblüten und gelber Scheibe sowie das in neuerer Zeit eingeführte
Erigeron aurantiacum Rgl.
mit dunkel orangeroten
Blüten.
Bezirk im schweiz. Kanton Wallis,
[* 15] s.
Hérens. ^[= # (spr. erang), Val d', deutsch erthal, Hochthal im schweiz. Kanton Wallis, von der Borgne, ...]
(von
Erin,
Irland),
Name für zwei ganz verschiedene
Mineralien.
[* 17] Das von Haidinger so genannte ist smaragdgrün,
von nierenförmiger Gestalt mit konzentrisch schaliger Zusammensetzung und chemisch das wasserhaltige arsensaure Kupferoxyd 5 CuO,
As2O5 + 2 H2O ^[5 CuO, As2O5 + 2 H2O]; es findet sich nicht, wie ursprünglich angegeben, zu
Limerick in
Irland, sondern in
Cornwall, daher der
Name Erinit überhaupt hierfür nicht mehr passend ist. –
Thomsons Erinit ist ein
rotes, bolus- oder steinmarkähnliches Mineral, ein wasserhaltiges Thonerdesilikat mit 6,4prozentigem
Eisenoxyd, aus den Klüften
der Basaltberge von
Antrim in
Irland.
griech. Dichterin, war nach einer Angabe, die am meisten
Zustimmung gefunden hat, eine Zeitgenossin der Sappho (s. d.). Nach einer andern
Angabe lebte sie um 350, nach einer dritten, die berichtet, daß
Naukydes eine
Bildsäule von ihr fertigte, um 400
v. Chr. Sie
soll nur 19 J. alt geworden sein. Erhalten sind von ihr nur fünf Verse von den 300 des Gedichts «Die
Spindel», außerdem unter ihrem
Namen drei
Epigramme, die jedoch nicht vor dem 4. Jahrh. verfaßt sind. Vielleicht lebten zwei
Dichterinnen dieses
Namens. Die Fragmente sind in
Bergks«Poetae lyrici graeci» (4. Aufl.,
Tl. 3, Lpz. 1882) gesammelt und von
Fr. W.
Richter («Sappho und Erinna», Quedlinb.
1833) ins Deutsche
[* 18] übertragen worden.
eine Form der
Amnesie (s. d.). Die Erinnerungsschwäche beruht entweder darauf,
daß der Gedächtnisinhalt infolge von Vernichtung der organischen Grundlage im Hirn bleibend verloren gegangen ist, oder
darauf, daß irgendwelche Einflüsse die Rückkehr im
Gedächtnis noch aufbewahrter Eindrücke ins
Bewußtsein hemmen. Letztere
Form findet sich vorübergehend schon bei geringern
Störungen des Selbstbewußtseins
(Angst, Verlegenheit),
desgleichen bei allen tiefern, die mit
Gedächtnisschwäche im engern
Sinne verbunden sind; erstere ist
Kennzeichen zahlreicher
ausgebreiteter
Krankheiten des
Gehirns, besonders seiner grauen Rindenschicht. Die Erinnerungsschwäche erstreckt sich in beiden Fällen entweder
nur auf einen
Teil der gesammelten Erfahrungen (Amnesia partialis) oder auf alle (Amnesia totalis). Die
erstere zeigt sich entweder als Unfähigkeit, einzelne Eindrücke aus allen möglichen geistigen und
¶
mehr
sinnlichen Gebieten ins Bewußtsein zurückzurufen (z.B. bei der im höhern Alter häufigen Amnesia senilis die Erlebnisse
der letzten Jahre, während ältere, besonders Erinnerungen aus der Jugendzeit, noch fest haften), oder als Verlust des Gedächtnisses
für einzelne Wissensgebiete, z. B. die Sprache (Verlust des Wortgedächtnisses, s. Sprachstörungen), für Zahlen, Melodien,
Thatsachen, Personen u. s. w. Die Ursache ist hier die Erkrankung gewisser kleinerer Abschnitte der Großhirnrinde
oder ihrer Umgebung.