Hinterindien,
[* 2] dem Malaiischen Archipel und in
Japan.
[* 3]
Afrika
[* 4] und
Australien
[* 5] sind verhältnismäßig von Erdbeben
[* 6] verschont. Dagegen
sind sie zahlreicher auf den
Inseln des Stillen Oceans, besonders in Neuseeland und den Sandwichinseln. Am reichsten mit Erdbeben bedacht
ist die Westküste von
Amerika,
[* 7] besonders von
Südamerika.
[* 8] Noch nie von Erdbeben heimgesucht wurde das europ.
Rußland.
Zu den bedeutendsten der neuern Zeit gehören das in Lima
[* 9] das in Lissabon
[* 10] das sich von Grönland bis
Afrika, ja bis
Amerika ausdehnte, sodaß die gleichzeitig dadurch erschütterte Oberfläche etwa ein Dreizehntel der gesamten
Erdoberfläche betrug; die in
Calabrien in
Ecuador
[* 11] am Mississippi unterhalb St. Louis
in
Caracas in
Valparaiso
[* 12] und
Chile
[* 13] ferner die Erdbeben auf
Terceira auf Guadeloupe auf
Sumbawa15. April und auf Haiti zu Cumana zu
San Salvador
[* 14]
(Centralamerika) in der Nacht
vom 16. zum zu
Brussa28. Febr. und in Wallis
(Visp) zu
Jeddo
(Japan) sodann im Neapolitanischen
(Atena,
Padula, Polta) seit zuKorinth
[* 15] zu Mexiko
[* 16] zu Quito
zu
Mendoza in
Ecuador und
Peru Mitte Aug. 1868, in Kalifornien zu
Belluno auf Ischia
[* 17]
an der Riviera westlich von
Tokio
[* 18]
(Japan) vom 28. Okt. bis u. s. w. Im
Sommer 1894 fanden
starke Erdbeben statt in
Konstantinopel
[* 19]
(Epicentrum wahrscheinlich im
Marmarameer), an der Ostseite des
Ätna
[* 20] und in
Tokio, wie man
denn wohl behaupten kann, daß fast an jedem
Tage irgendwo auf der Erde ein Erdbeben stattfindet; nur von einem
sehr geringen
Teile erhalten wir Kenntnis.
Bei Gelegenheit des Erdbeben an der Riviera hat sich auch wieder die Frage über Schutzmittel gegen Erdbeben und
über den Wert der Vorhersagungen solcher Ereignisse in den Vordergrund gedrängt. Was
die erste Frage anlangt, so kann natürlich
nur die Rede sein von
Mitteln zur Sicherung des Lebens und der
Gebäude. Was jedoch die zweite anlangt,
so sind die
Ansichten darüber sehr geteilt. Die größere Anzahl der Forscher glaubt, daß solche Vorhersagungen von Erdbeben im
allgemeinen nicht mit irgendwelcher Zuverlässigkeit gegeben werden können, soweit sich dieselben über das hinaus erstrecken,
was durch die
Beobachtungen etwa an thätigen
Vulkanen ermittelt werden kann. (Solche Observatorien besitzen
bis jetzt der
Vesuv
[* 21] und der
Ätna.) Die
Anhänger der entgegengesetzten
Richtung, deren HauptvertreterRud.
Falb (s. d.) ist, sind
der Meinung, auf
Grund gewisser kosmischer Vorgänge, unter denen namentlich die
Stellung von
Sonne
[* 22] und Mond
[* 23] zur Erde die größte
Rolle spielt, bestimmte
Perioden und Zeitpunkte vorher bezeichnen zu können, an denen eine große Wahrscheinlichkeit
für das Auftreten der Erdbeben vorhanden sei.
Wenn auch zuweilen ein Erdbeben zu einer von dieser Seite vorhergesagten Zeit eintrifft, so kann dies noch nicht als
Beweis für die an und für sich nicht ganz stichhaltigeTheorie gelten. Im wesentlichen beruht dieselbe
nämlich auf der
Ansicht, daß der noch feuerflüssige
Kern der Erde ähnlichen Schwankungen unterworfen sei, wie man dieselben
an den Oceanen als Ebbe und
Flut wahrnimmt, und daß dann durch die mittelbare
oder unmittelbare Wirkung dieser Flutwelle
die Erdbeben hervorgebracht würden, noch unterstützt durch auf dieselben kosmischen
Ursachen zurückzuführende
Vorgänge in der
Atmosphäre.
Wollte man einen solchen Zusammenhang endgültig entscheiden, so müßte bei der Geringfügigkeit der wirkenden Kräfte eine
sehr große Anzahl von Fällen der Betrachtung unterworfen werden, was bis jetzt noch nicht geschehen ist und sich auch kaum
in dem erforderlichen
Umfange wird ermöglichen lassen. Indes haben gerade einige der zuletzt erwähnten
Erdbeben für die Falbschen
Ansichten viele Gläubige geworben, da sie mit einer Vorhersagung
Falbs zusammentrafen, was ebenso der
Fall war mit einigen geringen Erderschütterungen, welche 23. und in einigen Orten
Österreichs stattfanden.
Fuchs,Statistik der Erdbeben von 1865 bis 1885
(Wien 1886);
von Hochstetter,
Die Erdbebenflut im Pacifischen Ocean (in Petermanns «Geogr. Mitteilungen»,
Gotha
[* 27] 1869).
Ausführliche Angaben über die verschiedenen
Theorien und Litteratur
bis in die neueste Zeit finden sich in
Günthers Lehrbuch
der Geophysik und physik. Geographie (2 Bde.,
Stuttg. 1884-85).
(Fragaria), eine Gattung der großen Familie der Rosaceen (s. d.),
Abteilung der Potentilleen. Ihr wichtigstes botan.
Merkmal besteht in dem fleischig und saftig gewordenen Fruchtboden, in dem
die kleinen Trockenfrüchtchen
(Achänen) eingebettet liegen, sodaß die Erdbeere nicht eineBeere im botan.
Sinne, sondern eine Scheinbeere ist. Die Gattung Fragaria ist fast über die ganze Erde verbreitet. Sie umfaßt ausdauernde,
fast stammlose Kräuter mit dreizähligen, gezähnten, bald glatten und glänzenden, bald mattgrünen und mehr oder weniger
behaarten
Blättern, aus deren Mitte sich aufrecht gabelteilige oder trugdoldig verästelte
Stengel
[* 28] erheben, welche
die bald zwitterigen, bald durch
Fehlschlagen eingeschlechtigen
Blüten tragen.
Aus den Blattachseln entwickeln sich die
Ausläufer, d. h. über den
Boden hinlaufende fadenförmig langgliedrige
Äste, welche
an den Knoten
Wurzeln schlagen und oberseits eine kleine
Blattrosette als Anfang einer neuen
Pflanze erzeugen. Die
Blumen bestehen
aus einem mit einem Hüllkelche verwachsenen fünfteiligen
Kelche und einer fünfblätterigen, immer weißen
Blumenkrone. Die Einführung der Erdbeere in die Gärten datiert erst aus dem 16. Jahrh.
Die wissenschaftlich festgestellten
Arten der Erdbeere sind:
1) Die gemeine Erdbeere (Fragaria vescaL., s.
Tafel:
Rosifloren II,
[* 1]
Fig. 5), durch ganz Europa,
[* 29]
Asien
[* 30] und
Amerika verbreitet.
IhreFrüchte
sind die kleinsten unter den Erdbeere, aber die besten und würzigsten. Die
Blätter sind oben grün, unten weißlich und die Blütenstiele
mit angedrückten
Haaren besetzt. Durch die Kultur werden die
Früchte doppelt so groß wie die der wildwachsenden
Pflanzen.
Eine wahrscheinlich in den Gärten entstandene Form
¶
mehr
derselben ist die Monatserdbeere (Fragaria semperflorens Heyne), fälschlich Alpenerdbeere genannt (s. Tafel: Beerenobst,
[* 31]
Fig.
9). Sie ist die einzige Erdbeere, die den ganzen Sommer blüht und fruchtet.
2) Die Moschuserdbeere (Fragaria elatior Ehrh.).
Sie hat einen viel beschränktem Verbreitungsbezirk als die vorige Art, ist aber in Mitteleuropa ziemlich gemein. Die
Blatt- und Blütenstiele sind, wie auch die Blätter oben und unten, weich behaart. Die Frucht (s. Tafel: Beerenobst,
[* 31]
Fig. 8)
ist ziemlich groß, spitz und stumpfkantig, reich und moschusartig gewürzt. Wildwachsende Pflanzen werden durch Fehlschlagen
des einen oder des andern Geschlechts oft zweihäusig und darum unfruchtbar. In den Gärten jedoch, in
denen eine größere Anzahl von Individuen dieser Art und anderer, stets zwitteriger Art nebeneinander kultiviert zu werden
pflegt, ist die Befruchtung
[* 32] fast immer gesichert und die Moschuserdbeere fruchtbar. Ihre verbreitetste Kulturform ist die Vierlander
Erdbeere.
3) Die Virginische oder Scharlacherdbeere (Fragaria virginiana Ehrh.)
ist in Nordamerika
[* 33] zu Hause und wurde erst in der Mitte des 17. Jahrh.
in Europa eingeführt. Die Blattstiele sind mit abstehenden weichen Haaren besetzt, die Blätter auf der obern Fläche glatt,
die Frucht (s. Tafel: Beerenobst,
[* 31]
Fig. 10) groß und schön. Diese ausgezeichnete Art hat entweder aus dem Wege natürlicher
Wandlung oder infolge einer Kreuzung mit andern Arten, vorzugsweise mit der folgenden, viele Varietäten
hervorgebracht.
4) Die Chile-Erdbeere(Fragaria chilensis Molin.),
eine andere amerik. Art, unterscheidet sich durch die Größe der Blätter und der Blüten, wie auch die Größe der Frucht, welche
bei einigen ihrer Spielarten das Volumen eines mittelgroßen Hühnereies erreicht. Die Blätter und Blattstiele
sind von abstehenden Haaren weißlich-grau. Auch sie wird durch Fehlschlagen oft zweihäusig und darum unfruchtbar, wenn sie
nicht durch in der Nähe stehende Pflanzen der eigenen oder einer andern Art befruchtet wird. Sie wurde 1712 in Europa eingeführt
und zunächst in Frankreich kultiviert.
5) Die großfrüchtige Garten- oder Ananaserdbeere(Fragaria grandiflora Ehrh.
oder ananassa Duch.). Das Herkommen dieser Erdbeere ist
nicht genau bekannt, wahrscheinlich aber ist sie eine botanische oder Gartenform der vorigen. Blätter und Blütenstiele sind
mit weißen abstehenden Haaren besetzt, erstere nur auf der obern Fläche; Kelchblätter aufrecht, die Früchte (s. Tafel: Beerenobst,
[* 31]
Fig. 11) rot oder blaßrot, von Ananasgeschmack.
AndereArten sind für die Gartenkultur bedeutungslos, z. B. der in Mitteleuropa gemeine Bresling(Fragaria collina Ehrh.),
welcher in der Hauptsache durch den derFrucht eng sich anschließenden Kelch charakterisiert ist.
Von den unter 3, 4 und 5 beschriebenen Arten stammen alle großfrüchtigen Spielarten (Sorten) der Gärten ab.
Diese zählen nach Hunderten. So lange man aber nicht alle Sorten unter gleichen lokalen Verhältnissen kultiviert und jahrelang
beobachtet hat, wird es immer schwer sein, die anbauwürdigsten unter ihnen herauszufinden. Als feststehend muß betrachtet
werden, daß Varietäten, welche unsern veränderlichen Winter nicht ohne Schaden überstehen, oder deren Blüten oft unfruchtbar
bleiben, oder deren Blätter vor oder nach der Frucht verdorren, aus den Gärten verbannt werden müssen. Ebensowenig für
die Kultur
sind diejenigen geeignet, welche nicht reichlich Frucht tragen, oder welche ihre Früchte auf einmal und nicht in
angemessener Folge zur Reife bringen, oder die auf Kosten des Ertrags übermäßig viele Ausläufer erzeugen,
oder deren Frucht kein volles, festes Fleisch besitzt.
Die Erdbeerzucht und auch die Treiberei derselben bildet einen lohnenden gärtnerischen Kulturzweig. Die Erdbeere werden durch Ausläufer
vermehrt, durch Samen
[* 34] nur dann, wenn man neue Sorten oder von Monatserdbeeren dankbarerer tragende, weniger Ausläufer bildende
Pflanzen erziehen will. Zur Anlage von Erdbeerbeeten wählt man von den an den Ausläufern entstandenen
jungen Pflanzen nur die stärksten, den Mutterstöcken am nächsten stehenden. Auch sollte man sie nur von einjährigen Stöcken
wählen.
Die beste Zeit zur Anlage einer Pflanzung ist der MonatAugust, da sie dann schon im nächsten Jahre ertragsfähig ist. Die
Erdbeere erfordert einen tiefgründigen, frischen (nicht feuchten), nahrhaften Boden und eine zwar freie, aber
weder rauhe, noch der Mittagssonne ausgesetzte Lage. Das Gedeihen der Pflanzung wird durch Überspritzen der Beete abends bei
trockner Witterung, durch mehrmalige Lockerung des Bodens, Unterdrückung des Unkrauts und dadurch, daß man die Entwicklung
von Ausläufern in den nötigen Schranken hält, gefördert.
Letztere werden von August bis November mit der Schere
[* 35] abgeschnitten, nicht abgerissen, bei welcher Gelegenheit man auch die
alten Fruchtstengel und die zu unterst am Stocke stehenden alten, lebensschwachen Blätter wegnimmt. Im Frühjahr sollte man
keine Ausläufer (Ranken) schneiden wollen, da sie in dieser Zeit nur sparsam auftreten und weder den
Stock noch die Blüten- und Fruchtbildung benachteiligen, andererseits auch bis zum August die kräftigsten jungen Pflanzen liefern.
Nach dem Schneiden muß das Erdreich nicht nur behackt, sondern auch mit gut verrottetem Rindermist oder mit der aus Mistbeeten
ausgeworfenen Erde gedeckt werden, nicht nur um den Boden frisch zu erhalten, sondern auch um ihn gegen
tief eindringenden Frost zu schützen. Das Deckmaterial aber wird in der zweiten Hälfte des März wieder abgeräumt und
wenn möglich durch etwas guten Kompost ersetzt. Bei trockner Witterung ist fleißig zu gießen, während der Blütezeit nur
mit dem Rohr und stets nur am Fuß der Pflanze, um nicht die Befruchtung zu verhindern.
Um die Früchte gegen die Berührung mit dem etwa aufgeweichten Boden zu sichern, stützt man die Pflanzen durch kleine Drahtgestelle,
sog. Erdbeerhalter, oder bedeckt den Boden rings um den Stock mit Flachsschäben, Kiefernnadeln oder Lohe. Gegen die Nacktschnecken,
welche die Früchte anfressen und mit ihrem Schleim beschmutzen, muß man mit allen Mitteln einschreiten. Länger als 4 Jahre
sollte man keine Pflanzung erhalten wollen, da die Stöcke nach dieser Zeit immer weniger leisten und die Früchte an Größe
und Güte verlieren. Wer sich eine immer reiche Ernte
[* 36] an guten Früchten sichern will, muß neue Beete
anlegen, solange die alten noch in vollem Ertrage stehen.
Von den zahlreichen deutschen Sorten sind besonders ertragreich: frühreifende: Teutonia, Saronia, Deutsche
[* 37] Kronprinzessin,
Helvetia;
mittelfrühe: König Albert von Sachsen,
[* 38] eine der allerbesten Sorten, Austria, Otto Lämmerhirt und Professor Dr. Liebig;