von Bedeutung in öffentlichen Ämtern zur demokratischen Partei gehörten.
Heftige persönliche Zwistigkeiten machten ihr
ein Ende und es folgte eine neue
Trennung der Parteien in Demokraten und nationale Republikaner oder
Whigs. (S. auch
Demokratische Partei.)
(spr. erahr),Sébastien, Musikinstrumentenbauer, geb. zu
Straßburg,
[* 2] trat 1768 bei einem Klaviermacher in
Paris
[* 3] in
Arbeit.
Schon 1770 konstruierte er ein
Clavecinmécanique, das durch seinen Mechanismus Aufsehen erregte. Sein erstes
Pianoforte baute er 1777 für die Herzogin von Villeroy,
die ihm in ihrem Hotel einen Raum für ein
Atelier überließ. Mit seinem
BruderJeanBaptiste gründete Erard bald darauf ein
größeres Fabriketablissement, das schnell zur
Blüte
[* 4] gelangte.
Während der Revolution lebte er in
London,
[* 5] wo er eine Fabrik errichtete, in der außer
Pianofortes auch
Harfen (um 1796 durch
Erard bedeutend verbessert) gebaut wurden. Von besonderer Wichtigkeit war seine Erfindung der Pedalharfe à doublemouvement (s.
Harfe). Die Repetitionsmechanik (s. d.) brachte er 1823 zu
stande und stellte ein
Instrument mit dieser Erfindung in
Paris aus. Seit 1825 gab sich Erard auch mit dem Orgelbau ab und führte
hier ebenfalls Verbesserungen ein. Er starb auf dem von ihm erworbenen, ehemals königl.
Jagdschlosse La Muette bei Passy.
Sein Neffe,PierreErard, geb. 1794 in
Paris, kam jung, nach
London, wo er die Harfenfabrik seines Oheims leitete,
hielt sich nach dessen Ableben zur Leitung der
Geschäfte abwechselnd in
Paris und
Londonauf und starb auf La Muette,
nachdem er einige Jahre im
Irrsinn zugebracht. Die
E.schen Fabriken bestehen fort.
Wolfgang, volkswirtschaftlicher Schriftsteller, geb. zu Schönfeld bei
Großenhain,
[* 6] studierte in
Leipzig,
[* 7] Jena
[* 8] und
Berlin
[* 9] anfangs Mathematik, später Nationalökonomie und Jurisprudenz, war 1866–70 in den Rheinlanden und Westfalen
[* 10] teils journalistisch, teils als Generalsekretär des Rheinisch-Westfälischen Gewerbevereins und des
Verbandes der Leinenindustriellen
thätig und wurde 1871
Syndikus der Handelskammer in
Breslau.
[* 11] Seit 1886 war Eras auch
Syndikus der
Schlesischen Textilberufsgenossenschaft.
Er starb Früher eifriger
Freihändler, nahm er seit 1876
(Kongreß in
Bremen)
[* 12] in Zollfragen auf volkswirtschaftlichen
Kongressen und in
Vereinen wiederholt eine vermittelnde
Stellung ein und wendete sich mehr solchen
Aufgaben zu, die abseits
der Zollpolitik liegen. Er gab 1868–69 das «Jahrbuch für
Volkswirtschaft»
(Leipzig) heraus und schrieb außer zahlreichen
Aufsätzen und
Abhandlungen: «Was steht in den preuß. Schulregulativen?»
(Lpz. 1868),
«Der Zwangsstaat und die deutschen
Socialisten» (ebd. 1868),
«Vier Zeitfragen aus dem Gebiete der
Volkswirtschaft»
(ebd. 1870),
«Handelspolitische
Aufgaben nach dem
Kriege» (Berl. 1871),
Ein anderer
Erasinos entspringt 5 km südlich von
Argos als mächtige
Quelle,
[* 15] die von den Alten als Abfluß des Stymphalischen Sees angesehen
wurde.
griech.
Arzt, um 300
v. Chr., stammte von Julis auf der
InselKeos, hielt sich eine
Zeit lang am
Hofe des Seleucus
Nikator zu
Antiochien auf, begab sich dann wahrscheinlich nach
Samos und soll dort in hohem
Alter
gestorben sein.
Gleich groß in der
Theorie wie in der Praxis, ward er
Stifter einer eigenen mediz. Schule, die unter
dem
Namen der Erasistrateer bekannt ist. Er nahm in dem Körper zwei Hauptgegensätze an, den
Lebensgeist und das
Blut, und
machte namentlich in der
Lehre
[* 16] vom
Gehirn
[* 17] und
Nervensystem wichtige Entdeckungen. Von seinen zahlreichen
Schriften haben sich
nur geringe Bruchstücke, meist bei
Galenus (s. d.), erhalten.
Als die Sarazenen diese Stadt zerstörten, sollen seine Gebeine nach Gaeta gebracht worden sein, doch wollen noch andere
StädteItaliens
[* 18] sein
Grab besitzen.
Der 2. Juni ist sein Gedächtnistag. Er gehört zu den 14
Nothelfern und
wird gegen Viehkrankheiten, Bauchschmerzen und Geburtswehen angerufen.
Desiderius (eigentlich GerhardGerhards,d. i. Gerhards Sohn, holländ. GeertGeerts; Erasmus und
Desiderius bedeuten: der Begehrte, Ersehnte), genannt ErasmusvonRotterdam,
[* 19] der genialste und gefeiertste
HumanistDeutschlands,
[* 20] geb. oder 1469 zu Rotterdam als unehelicher Sohn des Gerhard de
Praet, besuchte die Schule von Deventer, die
Hegius leitete.
Früh verwaist, trat er auf Drängen seiner Vormünder halb widerwillig
in das
KlosterStein (Emmaus) bei Gouda und folgte, froh aus dem Klosterzwange scheiden zu können, 1491 einer
Berufung durch
den
Bischof von
Cambrai.
Durch dessen Fürsorge konnte Erasmus 1496
Paris besuchen und teilte seitdem, während sein Ruhm schnell wuchs,
seinen Aufenthalt mit weltbürgerlicher Gleichgültigkeit zwischen
Frankreich, England, wo der Kanzler
Thom. Morus sein Freund
war, und den
Niederlanden, überall als erfolgreicher Vorkämpfer des
Humanismus. In
Italien,
[* 21] das er erst 1506 kennen lernte,
wurde ihm zu
Turin
[* 22] die theol. Doktorwürde, zu
Venedig
[* 23] die Freundschaft des
Aldus Manutius zu teil. Doch
die höchste Verehrung genoß er in
Deutschland,
[* 24] das ihn als seinen größten Sohn feierte; eine
Reise nach
Straßburg und Basel
[* 25] 1513 war
ein wahrer Triumphzug.
Zur
Annahme eines
Amtes konnte sich der unruhige Mann trotz der Mühsale seines Wanderlebens nicht entschließen;
doch bezog er seit 1516 eine Pension von
Karl V. 1517 ließ er sich an der Hochschule Löwen
[* 26] nieder, siedelte aber schon 1521 nach
Basel
über, wo Holbein
[* 27] ihn malte. Von dort trieb ihn die Einführung der
Reformation 1529 nach Freiburg
[* 28] i. Br., wo er,
geistig und körperlich leidend, den Rest seiner
Tage zubrachte. Er starb bei einem Besuch in Basel Seine Vaterstadt
errichtete ihm 1662 ein
Denkmal.
Erasmus war nicht nur ein gelehrter
Philolog, sondern vor allem ein unglaublich fruchtbarer, stets geschmackvoller Schriftsteller,
ein glänzender Stilist
¶
mehr
und ein vollendeter Weltmann. Ein überlegener Verstand, den er gern in Sarkasmen zeigte, leitete ihn; von Leidenschaften
kannte er nur die Eitelkeit. Man hat ihn treffend mit Voltaire verglichen. Kaum gab es ein Gebiet der damaligen Wissenschaft,
auf dem er nicht thätig war. Seine «Adagiorum chiliades» (Vened. 1508 u. ö.)
sind eine Sprichwörtersammlung mit schönen Erläuterungen. Erasmus verfaßte treffliche pädagogische
Schriften. Mit gesundem Gefühl bekämpfte Erasmus die Alleinherrschaft des ciceronianischen Stils in der Satire «Ciceronianus»
(1528). Die Zahl seiner Ausgaben klassischer und patristischer Schriftsteller (z. B. Cicero, Seneca, Aristoteles, Hieronymus,
Augustinus) ist unabsehbar.
Sein Herz hing an der griech. Litteratur, während ihm das Hebräische fern lag. Lucian war sein Liebling.
Die noch heute gültige Aussprache des klassischen Griechischen geht auf Erasmus zurück («De recta latini graecique sermonis pronunciatione
dialogus», 1528). Seine dem Papst gewidmete und mit einer lat. Übersetzung versehene Ausgabe des NeuenTestaments (Bas. 1516),
der bald eine wertvolle Paraphrase folgte, trug ihm lebhafte Anfeindungen von der Kirche ein, weil sie
an der Vulgata Kritik übte, wurde dagegen von Luther seiner Bibelübersetzung zu Grunde gelegt.
Auch in andern Schriften äußerte Erasmus reformatorische Gedanken, so in dem ausgezeichneten Erbauungsbuch «Enchiridion militis
christiani», in den vielbenutzten «Familiaria colloquia» (1524),
Meisterstücken der lat. Umgangssprache, und in der eleganten, geistreichen
Satire auf alle Stände «Encomium moriae» («Lob
der Narrheit», Par. 1509). Sie gehörte, durch Holbeins Federzeichnungen geschmückt, zu
den gelesensten Büchern des Jahrhunderts. Trotz mancher Übereinstimmung stieß den geistigen Aristokraten Erasmus das Auftreten
des Volksmannes Luther ebenso ab, wie die Leidenschaft Ulrichs von Hutten, mit dem er in eine wenig ehrenvolle
Fehde geriet. Gegen Luther richtete Erasmus u. a. seine «Diatribe
de libero arbitrio» (1526). Trotzdem hat ihn auch die kath. Partei nicht als einen der
Ihrigen angesehen, sondern seine Schriften auf den Index gesetzt. Die vollständigste und beste Ausgabe seiner Werke besorgte
Leclerc (10 Bde., Leid. 1703-6). -
Vgl. Stichart, Erasmus (Lpz. 1870);
Drummond, Erasme (2 Bde., Lond.
1873);
F. C. Hoffmann, Essai d’une liste d’ouvrages et dissertations concernant la vie et les écrits d’Erasme (Brüss.
1866);