Epikrase
(grch.), Abführung schädlicher, scharfer Stoffe aus dem Körper durch gelinde Mittel;
Heilung durch gelinde Abführung.
(grch.), Abführung schädlicher, scharfer Stoffe aus dem Körper durch gelinde Mittel;
Heilung durch gelinde Abführung.
Epikrisis,
Epikrise (grch.), Entscheidung;
wissenschaftliche Beurteilung einer Krankheit nach ihrer Entstehung, ihrem Verlauf und Ausgang.
(grch.), das Schlagen eines Körperteils mit Ruten als äußeres Reizmittel.
(Epiktetos), stoischer Philosoph, zu Hierapolis in Phrygien um 50 n. Chr. geboren, war zu Rom [* 2] der Sklave des Epaphroditos, eines Freigelassenen des Nero. Später freigelassen, wurde er 94 n. Chr. nebst andern Philosophen von Domitian verbannt, ließ sich zu Nikopolis in Epirus nieder, kehrte aber wahrscheinlich nach dem Tode Domitians nach Rom zurück und scheint noch unter Hadrian gelebt zu haben. Unter dem Drucke seines Zeitalters erhielt seine ernste, sittliche Weltansicht einen mehr entsagenden als thätigen Charakter; Mittelpunkt ist die Mahnung, zu entbehren und zu dulden und auf nichts einen Wert zu legen, was nicht in der eigenen Gewalt des Wollenden stehe. Seine Lehren [* 3] sind erhalten in den Schriften seines Schülers Arrianus (s. d.). -
Vgl. Schranka, Der Stoiker Epiktet (Frankf. a. O. 1885);
Bonhöffer, Epiktet und die Stoa (Stuttg. 1890);
ders., Die Ethik des Stoikers Epiktet (ebd. 1894).
die von Epicurus (s. d.) begründete philos.
Richtung. Noch jetzt nennt man so die Lebensanschauung, die kein höheres Ziel kennt als heitern Genuß.
Epikureer, Anhänger des Epikureismus, auch im allgemeinen jemand, der dem (feinern) Sinnengenuß huldigt.
s. Epicurus. ^[= griech. Philosoph, geb. 341 v. Chr. zu Athen oder Samos, empfing den ersten philos. ...]
(grch.), Erzeugnis einer Epikyesis (d. h. Uberschwängerung), ein sog. Mondkalb oder Mole [* 4] (s. d.) neben der Leibesfrucht.
(grch., von epilepsis, «Anfall»),
auch Fallsucht, Böses Wesen oder Böse Staupe (Morbus sacer, frz. Haut-mal), eine chronische Krankheit des Nervensystems (Neurose), die in ihrer ausgeprägten Form aus öfter wiederkehrenden, mehr oder weniger heftigen und mit gänzlichem Erlöschen des Bewußtseins verbundenen Krampfanfällen besteht, welche durch freie Zwischenräume von verschiedener, oft sehr langer Dauer voneinander getrennt werden. Bisweilen treten die epileptischen Krampfanfälle ohne alle Vorboten plötzlich und inmitten des vollkommensten Wohlbefindens ein; in andern Fällen werden sie durch gewisse Anzeichen vorausverkündet.
Dahin gehören Aufgeregtheit jeder Art oder Niedergeschlagenheit der Kräfte wie des Gemüts, Muskelzuckungen, Funken- und Farbensehen, Ohrensausen, Schwindel oder ein eigentümliches Gefühl von kühlem oder warmem Anwehen (aura epileptica), welches, von einem Endpunkte des Körpers ausgehend, denselben durchzieht und am Kopfe oder in der Herzgrube endigt. Bei manchen Kranken kann man den Ausbruch des eigentlichen Krampfanfalls verhüten, wenn man die Stelle, an welcher die aura zuerst bemerkt wird, mit einem fest oberhalb derselben angelegten Bande umschnürt.
Der Anfall selbst wird häufig durch einen lauten und grellen Schrei eingeleitet, mit welchem der Kranke plötzlich bewußtlos zu Boden stürzt; nur selten findet er noch Zeit, sich einen geeigneten Platz auszusuchen oder sich auf ein Lager [* 5] zu werfen, sondern er fällt meist rücksichtslos, oft an den gefährlichsten Stellen, gegen scharfe Kanten, gegen den Ofen, von der Treppe [* 6] herab. Es giebt deshalb wenig Epileptische, die nach längerm Bestehen der Krankheit nicht die Spuren mehr oder weniger schwerer Verletzungen an sich tragen.
Nach dem Hinstürzen tritt gewöhnlich zunächst eine kurz dauernde tonische Kontraktion der Muskeln, [* 7] ein starrkrampfähnlicher Zustand ein; die Augen sind starr nach oben und innen gerollt, der Kopf nach hinten gezogen, der Atem angehalten, der Mund fest geschlossen, Arme und Beine gestreckt, die Haut [* 8] meist blaß. Schon nach wenigen Sekunden erfolgen aber einzelne heftige zuckende Bewegungen und dann die gewaltigsten klonischen oder Schüttelkrämpfe, welche sich schnell über den ganzen Körper verbreiten und oft einen schrecklichen Anblick gewähren.
Das eben noch starre und blasse Antlitz nimmt eine bläuliche Farbe an und gerät in die lebhafteste Bewegung: die Mundwinkel werden hin und her verzerrt, die Augen geöffnet und geschlossen, die Kiefer unter Zähneknirschen gewaltsam aufeinander gepreßt und hin und her gerissen;
Stirn und Augenbrauen sind in beständiger zuckender Bewegung.
Nicht selten werden hierbei Zähne [* 9] abgebrochen, die Zunge zerbissen, ja selbst der Unterkiefer verrenkt; die Lippen sind meist mit schaumigem Speichel bedeckt; Kopf und Rumpf werden beständig krampfhaft hin und her geworfen und an Armen und Beinen wechseln kurze stoßende, schlagende, drehende und zuckende Bewegungen so gewaltsamer Art, daß zuweilen Knochenbrüche und Verrenkungen entstehen. Die Finger sind gewöhnlich gekrümmt und die Daumen fest in die Hand [* 10] eingeschlagen.
Während des ganzen Anfalls ist die Atmung sehr unregelmäßig, der Herzschlag beschleunigt, der Puls sehr klein, die Haut mit Schweiß bedeckt. Nicht selten läßt der Kranke während des Anfalls Urin und Stuhl unter sich gehen. Das Bewußtsein ist während der ganzen Dauer des Anfalls so vollständig erloschen, daß der Kranke, selbst wenn er gegen den glühenden Ofen oder in offenes Feuer fällt, sodaß seine Glieder [* 11] verkohlen, nicht zu sich kommt und keinerlei Schmerzensäußerungen von sich giebt. Nach zwei bis zehn Minuten, höchstens einer Viertelstunde kehrt, oft unter einem tiefen Seufzer, Ruhe und Empfindung zurück, und der Kranke verfällt in einen tiefen Schlaf, nach dem er oft noch stunden-, ja tagelang verstört bleibt. Sind diese Nachwehen vorüber, so befindet er sich, bis auf etwas Mattigkeit, wieder in seinem vorigen Zustande.
Bei manchen Kranken kommt es nicht zu so ausgeprägten Anfällen, sondern nur zu dem sog. epileptischcn Schwindel (Absence, Petit-mal): inmitten einer Beschäftigung oder eines Gesprächs werden sie von Schwindel befallen, erblassen, zeigen einzelne leichte Zuckungen und sprechen oft verwirrtes Zeug, können aber schon nach wenigen Minuten, als ob ihnen nichts geschehen sei, ihre Beschäftigung wieder aufnehmen. Die Pausen, in welchen die einzelnen Anfälle aufeinander folgen, sind von sehr wechselnder und unregelmäßiger Dauer; während bei manchen Kranken Wochen, Monate, selbst Jahre vergehen, ehe ein neuer Anfall eintritt, werden andere täglich von wiederholten Anfällen befallen.
Bei zahlreichen Epileptischen finden sich außer den bereits erwähnten noch andere geistige Störungen, teils vorübergehender, teils dauernder Natur, welche man unter dem Namen des epileptischen Irreseins zusammenfaßt. Die vorübergehenden Geistesstörungen (psychische Epilepsie) treten meist im Anschluß an Krampfanfälle auf teils vor (prä-), teils nach solchen (postepileptische Geistesstörung), oder ¶
auch unabhängig von Krampfanfällen, von letztern durch längere Pausen gesunden Verhaltens getrennt («psychisch-epileptische Äquivalente», d. h. Anfälle von Geistesstörung, welche gleichsam Krampfanfälle ersetzen). Diese transitorischen epileptischen Seelenstörungen, welche in gerichtlicher Hinsicht von hohem Interesse sind, können verschiedene Formen darbieten; man unterscheidet die sog. Dämmerzustände (eigenartige Umnebelungen des Selbstbewußtseins mit sonderbaren Ideen u. s. w.), den Stupor (Gehemmtsein aller geistigen Thätigkeit bis auf einzelne Wahnideen und Sinnestäuschungen mit äußerlich passivem Verhalten), heftige Aufregungszustände auf Grund schrecklicher Hallucinationen, eventuell aller Sinne, triebartige Handlungen ohne jedes bewußte Motiv oder auf Grund unwiderstehlich treibender Gedanken (die Monomanie instinctive Esquirols).
Während dieser anomalen Geisteszustände werden häufig Gewaltthaten der gräßlichsten Art (Selbstmord, Mord, Brandstiftung, auch Diebstähle u. s. w.) begangen, welche dem Kranken nicht zugerechnet werden können. Gewöhnlich (und dies ist bis zu einem gewissen Grad charakteristisch für die transitorische epileptische Geistesstörung) ist das Bewußtsein (die Erinnerung) für alle Erlebnisse während des anomalen geistigen Zustandes aufgehoben, doch kann auch summarische Erinnerung oder Erinnerung an Einzelheiten vorhanden sein.
Die wichtigsten von den chronischen geistigen Anomalien der Epileptiker sind Zustände von Schwachsinn, welche sich besonders im Anschluß an «epileptischen Schwindel» entwickeln, in größerer Intensität sich aber meist nur bei angeborener oder in früher Jugend erworbener Epilepsie finden. Bei vielen Epileptischen tritt auch eine anomale Gemütsreizbarkeit hervor, sodaß sie auf geringfügige Anlässe in heftige Wut verfallen, was derartige Kranke sehr gemeingefährlich macht. Ungerechtfertigt ist es aber, alle Epileptiker als geistig anomal oder gar unzurechnungsfähig zu betrachten, da zahlreiche geistig besonders hervorragende Personen (Cäsar, Mohammed, Rousseau, Napoleon I.) epileptisch waren.
Das eigentliche Wesen der Epilepsie ist noch völlig unbekannt. Ihr Sitz ist jedenfalls im Gehirn, [* 13] entweder, wie man früher auf Versuche von Kussmaul und Tenner hin annahm, in der Gegend des verlängerten Markes oder, wie man gegenwärtig aus Hitzigs Versuchen und andern Beobachtungen (Jackzon) schließt, in der Rinde des Großhirns (Rindenepilepsie). Jeder dieser Teile kann bei Fallsüchtigen entweder unmittelbar erkrankt sein oder durch abnorme Erregungszustände mancher Empfindungsnerven in abnormer Weise erregt werden; so hat man wiederholt durch den Reiz von Eingeweidewürmern oder durch Reizungszustände der Gebärmutter, [* 14] Epilepsie entstehen sehen (sog. Reflexepilepsie).
Versuche an Tieren haben es sehr wahrscheinlich gemacht, daß zahlreiche Fälle von Epilepsie auf plötzlich eintretender Blutleere (Anämie) des Gehirns beruhen, welche ihrerseits wieder durch eine plötzliche krampfartige Verengerung der das Blut zum Gehirn führenden Arterien eintreten kann. Die entferntern Ursachen der Krankheit sind mannigfaltig; nicht selten lassen sie sich heben, viele aber bieten aller ärztlichen Kunst Trotz. Bisweilen konnte durch Ausschneiden einer Narbe, durch welche gewisse Nervenenden gezerrt und gereizt und weiterhin das Gehirn in Mitleidenschaft versetzt worden war, vollständige Heilung herbeigeführt werden.
Die Krankheit ist überall einheimisch und verschont kein Alter und kein Geschlecht;
doch fallen die meisten Fälle auf das Alter vom 10. bis zum 20., nächstdem auf das Alter vom 2. bis 10. und vom 20. bis 30. Lebensjahre;
im eigentlichen Greisenalter entsteht selten Epilepsie;
Frauen werden etwas häufiger von ihr befallen als Männer.
Die Anlage zur Epilepsie kann angeboren, erblich oder in der Konstitution begründet und erworben sein durch unzweckmäßige körperliche und geistige Erziehung, Trunksucht, Geschlechtsausschweifungen, namentlich Onanie. Besonders die Erblichkeit spielt unter den disponierenden Ursachen der Epilepsie eine wichtige Rolle, und zwar kann jede Nervenkrankheit der Eltern in den Kindern den Keim zur Entwicklung der Epilepsie legen; deswegen soll man in Familien, in denen die Epilepsie oder andere Nervenleiden erblich sind, die Verheiratung der Mitglieder untereinander zu verhüten suchen, sowie die Kinder einer epileptischen Mutter nicht von dieser, sondern von einer gesunden Amme ernähren lassen.
Bei angeborener Anlage tritt die Epilepsie gewöhnlich in den Entwicklungsjahren, beim Zahnen und beim Eintritt der Pubertät, auf, nach welcher letztern ein Ausbruch einer ererbten Epilepsie kaum noch stattfindet. Ebenso verschieden sind die Anlässe, welche den Ausdruck der Epilepsie herbeiführen; besonders wirken Gemütsaffekte (Schreck, Furcht, heftige Sinneseindrücke) in dieser Hinsicht. Von der Häufigkeit des Übels kann man sich einen Begriff machen, wenn man bedenkt, daß in Deutschland [* 15] allein wenigstens 10000 Menschen an demselben leiden.
Heilungen der Epilepsie kommen unzweifelhaft vor; doch sind die Bedingungen ihres Zustandekommens noch vollkommen dunkel, weshalb auch über die Behandlung nur wenig Zuverlässiges zu berichten ist. Am besten wäre es, die habituell Epileptischen in Versorgungsanstalten unterzubringen, da, wenn sie frei umhergehen, sie leicht sich selbst und andere beschädigen; epileptische Kinder dürfen nicht durch den Schulunterricht übermäßig angestrengt werden, sondern sollen womöglich auf dem Lande leben, den größten Teil des Tags im Freien zubringen und unter genügender Aufsicht fleißig kalt gebadet werden; die Zeit der Pubertät erheischt besonders sorgfältige Überwachung.
Die im Volke und bei den Ärzten berühmten Arzneimittel versagen oft den Dienst (z. B. Baldrian, Beifuß, Zinkblumen, Hanf) oder führen auch wohl Vergiftungen herbei (z. B. Silbersalpeter, Atropin, Kupfersalmiak), ohne doch zu heilen. Einen großen Ruf gegen Epilepsie hat das Bromkalium erlangt, welches die Reizbarkeit der sensiblen Nerven [* 16] abstumpft und dadurch der reflektorischen Erregung der Anfälle entgegenwirkt; auch tägliche Waschungen des ganzen Körpers vermögen die abnorm erhöhte Reflexerregbarkeit herabzusetzen und so eine Verminderung und Abschwächung der Anfälle herbeizuführen.
Während des Anfalls selbst ist nur darauf zu sehen, daß sich der Kranke nicht beschädigt, weshalb Epileptiker niemals, auch bei Nacht nicht, ohne Aufsicht und allein gelassen werden sollen; das Aufbrechen der Daumen aus der geballten Faust hilft nichts und ist nur schädlich. Ebenso sind das Binden der Glieder, gewaltsames Festhalten, Riechmittel u. s. w. ohne allen Nutzen, im Gegenteil fühlen sich die Kranken hinterdrein wesentlich erleichtert, wenn man sie während des Anfalls möglichst ungestört sich austoben ließ. Nach dem Anfall reiche man ihnen höchstens ein Glas [* 17] Wasser oder schwarzen Kaffee und lasse sie dann ¶