durch Nachgrabungen der
Griechischen Archäologischen Gesellschaft 1881 völlig bloßgelegt sind. Auch sonst sind in dem ganzen,
noch jetzt vom
Volke «das Heiligtum» (to hiero) genannten
Thale ausgedehnte Reste alter Baulichkeiten wieder aufgedeckt, so
vor allem die
Tholos des Polyklet, ein kreisrunder Säulenbau. Jetzt liegt bei den Ruinen der alten Stadt
ein gleichnamiges Dörfchen und etwas mehr nördlich das Städtchen
Piádha. -
Über die griech. Nationalversammlung zu Epidaurus s.
Piádha.
Eine andere Stadt Epidaurus, von der vorerwähnten durch den
Beinamen Limera unterschieden, nach der
Tradition eine Pflanzstadt der
argivischen, lag an der Ostküste Lakoniens, eine
Stunde von dem heutigen Monemwasia entfernt.
(grch.) oder epidemische
Krankheit, auch
Volkskrankheit oder Seuche,
Krankheiten, die gleichzeitig oder rasch
nacheinander zu gewissen
Zeiten zahlreiche
Menschen befallen, sich über kleinere oder größere Gebiete ausbreiten und dann
wieder verschwinden, im Gegensatz zu den sporadischen
Krankheiten, welche einzelne
Menschen, unabhängig
von Zeit und Ort, befallen. In einem solchen Falle sieht man eine bestimmte Krankheitsform eine Zeit lang mehr Individuen
eines Ortes befallen als zu andern
Zeiten.
Ist die
Krankheit über ein ganzes Land oder größere Ländergebiete gleichzeitig verbreitet, so nennt man sie wohl auch
Pandemie oder pandemische
Krankheit. Das Übel selbst kann von verschiedener Art sein, und es giebt wenig
akute
Krankheiten, die nicht einmal epidemisch aufgetreten wären; doch pflegen insbesondere die akuten auf einem
Kontagium
(s. d.), auf
Bakterien (s. d.) oder
Miasma (s. d.) beruhenden
Infektionskrankheiten, wie
Typhus,
Cholera,
Gelbes Fieber,
Blattern,
Scharlach,
Masern,
Sumpffieberu. dgl., in gewissen Zeiträumen größere verheerende Epidemie zu
veranlassen, sodaß in der That häufig der
BegriffInfektionskrankheit mit dem
BegriffVolkskrankheit zusammenfällt. Die dem
Herrschen solch einer Seuche zu
Grunde liegende Beschaffenheit der Umstände heißt die epidemische Konstitution oder der
Genus epidemicus.
Die Frage nach den eigentlichen
Ursachen der epidemischen
Verbreitung mancher
Krankheiten kann nur ganz
allgemein beantwortet werden. Man betrachtet als solche von alters her kosmische, tellurisch-atmosphärische und menschliche
(politisch-sociale) Verhältnisse. Der
Glaube an den kosmischen Ursprung der Seuchen, z. B. den Einfluß der Gestirne auf
die menschliche Krankheitsstimmung, ist uralt, doch kaum für mehr als
Aberglaube zu halten. Wichtiger
ist und von deutlichem Einfluß das Verhältnis der Erde zur
Sonne
[* 2] und der dadurch bedingte Wechsel der Jahreszeiten,
[* 3] denen
niemand eine Einwirkung auf die Erzeugung von
Krankheiten abstreiten wird (die sog. Jahresepidemie, constitutio annua, z. B.
Frühlings-,
Sommer-, Herbst- und Winterkonstitution).
Von der größten Bedeutung zeigen sich jedoch die tellurisch-atmosphärischen Erscheinungen, deren krankheiterregende
Eigenschaften historisch hinlänglich konstatiert sind. Hierher gehören
Erdbeben
[* 4] und die damit verbundenen
Veränderungen
in den elektrischen und magnetischen Verhältnissen eines Landstrichs, Überflutungen des
Meers,
Überschwemmungen und dadurch
oder durch anhaltenden
Regen herbeigeführte Feuchtigkeit, anhaltende Trockenheit
und Hitze, besonders aber ungewöhnlicher
Verlauf der Jahreszeiten, wie warme Winter, kalteSommer u. s. w. und die daraus unmittelbar entspringenden
Folgen für
Tier- und
Pflanzenwelt.
Der Einfluß der polit. und socialen Verhältnisse:
Krieg (s.
Heereskrankheiten), Hungersnot, schädliche Gewohnheiten, die
unter einzelnen Völkern herrschen,
Kulturzustände,
Ernährungs- und Erwerbsweise, Fabriken, Wohnungen, Kleidungen,
Sitten
und Gebräuche
u. dgl. auf die Krankheitsstimmung eines
Volks oder einer Zeit bedarf wohl kaum eines
Beweises.
Bedenkt man, daß oft mehrere dieser schädlichen Einflüsse sich vereinigen und noch dazu durch Niederdrückung der Gemüter
dem Einzüge einer
Krankheit in den Körper
Thür undThor geöffnet wird, so findet die Entstehung der großen Weltseuchen
wohl hinlängliche
Begründung.
Ein nicht minder wichtiges
Moment bei der
Verbreitung der Epidemie ist die
Ansteckung (s. d.), welche namentlich
für die
Verbreitung derInfektionskrankheiten in Frage kommt; hier entstehen zunächst gewöhnlich eine Anzahl kleinerer Seuchenherde
(Stuben-, Haus- und Straßenepidemien), von denen aus dann die weitere Ausbreitung der Epidemie erfolgt. Manche
Krankheiten, z. B. die
Cholera, sind übertragbar, ohne daß sich eigentlich Kontagiosität, d. h.
Übertragung von
Person zu
Person, nachweisen ließe. In manchen Fällen beruht das Umsichgreifen und Weiterwandern der epidemischen
Krankheiten darauf, daß die die
Ansteckung vermittelnden
Keime mikroskopischer
Pilze
[* 5] durch die Luft, das Trinkwasser und andere
Vehikel weiter verbreitet werden, wobei namentlich der höhere oder tiefere
Stand des Grundwassers (s. d.)
eine wichtige Rolle spielt.
Gewisse Epidemie kehren in manchen Landstrichen regelmäßig wieder (z. B. die
Cholera in
Indien), jedoch einmal mehr, das andere
Mal weniger bösartig. Das Wandern der Seuchen, bisweilen über den ganzen Erdkreis, ist neuerdings besonders durch die
Cholera (s. d.) sowie durch die
Influenza
(Grippe, s. d.) bekannt geworden. Jede Seuche zeigt eine
Zeit der Zunahme, der Höhe und der
Abnahme, und zwar findet sich meist, daß die Zunahme rasch vollendet und das Höhestadium
bald erreicht ist, während sich das
Stadium der
Abnahme länger hinauszieht.
Nach ihrem
Ablauf
[* 6] ist die
Krankheit entweder spurlos, nicht selten auf Jahre oder Jahrzehnte hinaus verschwunden,
bis plötzlich wieder einzelne Fälle den Beginn einer Epidemie ankündigen, oder sie besteht während der Pause in
einzelnen meist zusammenhanglosen sporadischen Fällen fort, wie dies z. B. beim
Scharlach in großen
Städten der Fall ist.
Die
Dauer der Epidemie ist verschieden, gewöhnlich nicht unter 2 - 3
Monaten, selten über ein halbes Jahr während;
meist dauern sie desto kürzere Zeit, je heftiger sie auftreten, d. h. je mehr Individuen sie
gleich anfangs ergreifen.
Epidermidosen - Epider
* 7 Seite 56.205.
Ebenso wechselnd wie die
Verbreitung der Epidemie ist auch ihre Mortalität; während in einzelnen Epidemie alle Fälle gutartig
verlaufen, ist in andern die Prozentzahl der
Toten eine sehr beträchtliche, ohne daß sich ein bestimmter
Grund dafür anführen läßt; gewöhnlich sind die Erkrankungen zu Anfang einer Epidemie die schwersten, am häufigsten
tödlich, weil meist die schwächlichen Individuen zuerst ergriffen werden. Die Epidemie hört nach und nach von selbst
auf, sei es, weil sie alle disponierten Individuen aufgezehrt hat (da epidemische
Krankheiten einen
Menschen
oft nur einmal befallen), sei es, weil ihre
Ursachen¶
mehr
aufhören (z. B. Frostkälte, die Sumpfmiasmen niederschlägt), sei es, weil die Leute sich
besser dagegen schützen u. s. w. Doch kann auch eine Epidemie an dem Orte bleiben,
sich heimisch machen und zur Endemie (s. d.) werden. Auf diese Weise sind z. B. die Pocken, der Scharlach und andere Übel eingewandert
und endemisch geblieben. Zuweilen herrschen mehrere Epidemie zu gleicher Zeit, so z. B.
Scharlach und Masern, Cholera und Typhus, Keuchhusten und Grippe.
Die sehr mannigfaltigen Schutz- und Hilfsmittel gegen Epidemie gehören in das Gebiet der öffentlichen wie der privaten
Hygieine. Sie sind allgemeine oder specielle; zu den allgemeinen gehören besonders Verbesserung der Lage, der Nahrung,
besonders auch des Trinkwassers, ferner der Kleidung und Wohnung der ärmern Volksklassen, weil diese bei allen Seuchen am
ärgsten befallen werden und den Herd abgeben, in welchem die Seuche sich nährt und zur Bösartigkeit steigert; ferner größere
Sorge für Entfernung alles Unrats aus dem Bereiche menschlicher Wohnungen, ausgiebige Ventilation und
Desinfektion
[* 8] der Wohnplätze und ihrer Umgebung sowie strenge Beaufsichtigung der Wasserleitungen, Brunnen
[* 9] und Quellen; specielle,
aus der Eigennatur des Übels entnommene Schutzmittel sind z. B. die rechtzeitige Isolierung
der Erkrankten, die energische Desinfektion der Krankenzimmer, die Schutzpockenimpfung gegen Blattern,die Sperrmaßregeln gegen
orient. Pest, das Fliehen auf die Höhen des innern Landes gegen Gelbes Fieber.
Die Geschichte der Volkskrankheiten bildet nicht nur einen wesentlichen Teil der Geschichte der Medizin, sondern ist auch unentbehrlich
für das Verständnis der polit. Geschichte und namentlich der Kulturgeschichte, denn die großen Epidemie haben nicht
selten die Heere eines Eroberers vernichtet, ganze Völkerstämme vom Erdboden verschwinden lassen und
oft genug der Geistesrichtung großer Nationen für lange Zeit ein eigentümliches Gepräge verliehen.