Lowndes' Bibliographer's manual (neu bearbeitet von
Bohn, 5
Tle. in 10 Bdn. und Nachtrag, Lond.
1857-64), The English Catalogue of books (für die J. 1835-89, 4 Bde.,
ebd. 1864-91) und Grässes
Artikel: Engl.
Sprache
[* 2] und Litteratur, in Ersch und Grubers
«Encyklopädie» (1. Sektion, Bd. 40).
[* 3]Philosophie. Der Anteil der engl. Nation an der
Entwicklung der europ.
Philosophie besitzt seinen wesentlichen
Werk darin, daß auf dem
BodenGroßbritanniens fast zu allen
Zeiten die
Verbindung der
Philosophie mit dem exakten
Wissen gesucht
und gefördert worden ist: weniger für die eigentliche
Spekulation begabt, sind die Engländer fast immer
die
Vertreter des empiristischen Elements in der
Philosophie gewesen und haben durch die Sorgfalt ihrer thatsächlichen Untersuchungen
ein wohlthuendes Gegengewicht gegen den deduktiven Charakter des franz. und die metaphysischen
Neigungen des deutschen
Denkens gebildet.
Anfänglich schien es nicht so; der mystische
Vater der Scholastik, Joh. Erigena Scotus, war schott. Abkunft,
und der Hauptvertreter des kirchlichen Realismus,
Anselm von
Canterbury, lebte und lehrte, obwohl geborener
Italiener, in England;
allein während schon im 12. Jahrh. Joh. von Salisbury gegenüber
der theol. Vertrocknung auf die humanistischen
Studien hinwies, fand im 13. Jahrh. der frische Zug,
der durch die arab.
Vermittelung der
AristotelischenLehre
[* 5] in das occident.
Denken kam, an einem
Alexander von
Hales und einem Rob. Greathead bedeutende
Förderer. Der Zerfall der Einheit von
Glauben und
Wissen, von
Theologie und
Philosophie, vollzog sich wesentlich durch den Einfluß
dreier Engländer: durch die zwar kirchlich strenggläubige, aber metaphysisch desto mehr einschneidende Skepsis von
Duns Scotus (s. d.), durch die
Betonung
[* 6] des empirischen Naturwissens von seiten Roger
Bacos (s. d.) und endlich durch
die im 14. Jahrh. von William Occam durchgeführte Erneuerung des Nominalismus.
In der
Richtung dieses Nominalismus lag es, daß während der Renaissancezeit der
Bruch mit der Scholastik nirgends so gründlich
vollzogen wurde, wie in England durch die wesentlich auf die Methode einer umfassenden Naturerkenntnis
hinstrebende
Lehre Lord
Bacons (s. d.). Durch eine übereilte Konsequenz gelangteThomas Hobbes (s. d.) zu völlig materialistischen
Anschauungen. Er fand seine Gegner besonders an den
Vertretern der deistischen
Richtung, die, von Herbert von Cherbury begründet,
später durch Toland, Collius und
Tindal zu einem sich den positiven
Religionen und namentlich dem
Christentum
gegenüber kritisch verhaltenden
Rationalismus weiter gebildet wurde.
Vgl.
Lechler, Geschichte des engl.
Deismus (Stuttg.
u.
Tüb. 1841).
Mit dem Ende des 17. Jahrh, gewann die Englische Philosophie ihren bedeutendsten Aufschwung durch John Locke (s. d.),
der zuerst mit vollem
Bewußtsein das erkenntnistheoretische Problem an die
Spitze derPhilosophie stellte
und es im Gegensatze gegen die Cartesianische
Lehre von den angeborenen Ideen dahin löste, daß alles menschliche
Wissen auf
die Feststellung der Verhältnisse zwischen den durch äußere und innere Erfahrung in uns erzeugten
Vorstellungen beschränkt
sei.
Diesen
Empirismus bildete der
BischofBerkeley (s. d.) zu einem sensualistischen Idealismus
um, während andererseits der Grundgedanke Lockes, daß alle geistigen Thätigkeiten auf die
Kombination
der elementaren
Vorstellungen
zurückführbar sein müßten, von den sog. Associationspsychologen Hartley (s. d.)
und Priestley (s. d.) weiter ausgebildet wurde. Zugleich fand die mechan.
Naturauffassung in
Verbindung mit dem rationalistischen
Deismus ihre wirksamsten
Vertreter in den
Größen
der engl. Naturforschung, dem Chemiker Rob.
Boyle und dem Physiker Isaak Newton.
Den Associationspsychologen nahestehend, hat endlich der größte engl.
Denker,
DavidHume (s. d.), die Konsequenzen des
Empirismus
mit rücksichtsloser Wahrheitsliebe und glänzendem Scharfsinn gezogen, indem er namentlich die Grundkategorien aller Erkenntnis,
die
Begriffe der Substantialität und der
Kausalität, einer einschneidenden Kritik unterzog.
Gleichzeitig
entwickelte sich die engl.
Moralphilosophie, die, teils im Anschluß an Locke, teils im Gegensatze zu ihm, die Principien
der
Moral (und teilweise auch der Ästhetik) aus einem angeborenen Gefühle abzuleiten suchte: unter den Begründern dieser
Richtung ist neben
Cumberland, Clarke und
Wollaston hauptsächlich Lord
Shaftesbury (s. d.), unter ihren
Förderern
Hutcheson, Ferguson und der den Humeschen
Lehren
[* 7] nahestehende Nationalökonom
AdamSmith zu nennen. In der
Ausdehnung
[* 8] dieses Princips einer unmittelbaren Gefühlsbeurteilung auf die theoretischen Fragen begründeteThomas Reid die sog.
Schottische Philosophie
(s. d.) oder die Common-sense-Lehre, die die metaphysische Wahrheit aus den
Thatsachen des unmittelbaren
Bewußtseins schöpfen zu können meinte und namentlich
Hume heftig bekämpfte.
Die Englische Philosophie des 19. Jahrh. war im Anfange wesentlich von der Common-sense-Philosophie
beherrscht, die in den Anhängern Reids,
Beattie, Oswald und namentlich Dugald
Stewart (s. d.), später inThomasBrown und Mackintosh
ihre
Vertreter fand. Als Gegner dieser
Richtung suchte
Ferrier einen die
GedankenBerkeleys und des deutschen
PhilosophenFichte
[* 9] verschmelzenden Idealismus aufzustellen, woran sich eine namentlich durch
Fraser in Edinburgh vertretene
Schule des neuern Berkeleyanismus anschloß; andererseits durchsetzte W. Hamilton die schott.
Lehre mit den Resultaten der Kantischen Vernunftkritik; ihm schlossen sich zahlreiche kantianisierende
Schüler, von denen
Mansel der bedeutendste ist, an, während schon vorher
Männer wie
Whewell die Kantischen Principien für
die Geschichte und die
Theorie der Wissenschaften zu verwerten gesucht hatten. In neuerer Zeit haben auch Herbartische und
Hegelsche
Lehren, ferner von
Frankreich her der Cousinsche
Eklekticismus und die namentlich von Lewes vertretene positive
Philosophie
von A. Comte in England Eingang gefunden; außerdem hat selbstverständlich auch hier die
Selektionstheorie
Charles
Darwins bedeutende philos.
Bewegungen hervorgerufen. Die Associationspsychologie ist von Männern wie James Mill und
seinem
Sohne John
Stuart Mill, von
AlexanderBain u. a. in der glücklichsten
Weise neu begründet worden, und in der Zusammenfassung
aller dieser Bestrebungen möchte Herbert
Spencer (s. d.), der
Vertreter einer originellen Evolutionstheorie,
gegenwärtig als der bedeutendste der engl.
Denker anzusehen sein.