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112 Engel (Karl Dietrich Leonchard) - Engelbrecht Rückgratsverkrümmungen, Organgcwichte u. s. w. veröffentlicht. Engel, Karl Dietrich Leonhard, Mnsiker und Schriftsteller, geb. in Oldenburg [* 2] lim Großherzogtum), bildete sich znm Violinisten und war 1843-46 Solist und Vorgeiger in der Kapelle des Fürsten Narischkin (Gouvernement Rjafan). 1846 wurde er Mitglied der kaiserl. Kapelle in Petersburg, [* 3] von der er später als pensionierter Konzertmeister zurücktrat. Er lebte dann abwechselnd in Berlin, [* 4] Dresden, [* 5] Bremen [* 6] und Oldenburg, seit 1869 dauernd in Dresden.
Von E.s Kompositionen sind hervorzuheben ein Violinkonzert (ll-moii), die komische Phantasie «Jüdischer Carneval» und «Sechs charakteristische Tonstücke» zum Konzertvortrag sür Violine allein. Als Schriftsteller beschäftigte sich Engelbrecht eingehend mit der Faustsage; er veröffentlichte: «Deutsche [* 7] Puppenkomödien. Mit geschichtlichen Ein- leitungen» (Bd. 1 - 12, Oldenb. 1874 - 83), «Das Volksschauspiel Doktor Johann Faust» (2. Aufl., ebd. 1882),
«Zusammenstellung der Faust- schriften vom 16. Jahrh, bis Mitte 1884» (2. Aufl., ebd. 1885),
«Die Don Juan-Sage auf der Bühne» (2. Aufl. 1888),
«Das dreihundertjährige erste Faustbuch vom 1.1587. Ein Buchjubiläum» (Oldenb. 1887) u. a. Gngelberg, Dorf im schweiz. Kanton [* 8] Unter- walden ob dem Wald, im nordwestl.Teil des Engel- berger Thals (s.d.), in 1019 m Höhe rechts von der Aa, von dem malerischen Felskegel des Hahnen (2611 m) überragt, hat mit den kleinern Weilern des Thals zusammen (1888) 1973 Engelbrecht und neben Holzhäusern große Gasthöfe und Kuranstalten. Infolge feiner schönen, gegen Nordwinde geschützten Lage wird es als Luft- und Molkenkurort viel besucht/ Die Venediktinerabtci Engelbrecht wurde 1121 von dem Freiherrn Konrad von Seldenbüren gestiftet und mit reichen Gütern ansgestattet.
Sie brannte dreimal, zuletzt 1729 ab und wurde dann wieder aufgebaut. Die Bibliothek, 1798 von den Franzofen unter Lecourbe geplündert, besitzt 20000 Bände, 210 Handschriften, 150 Inkunabeln und ein Relief des Engelberger Thals. Das mit dem Stift ver- bundene kath. Gymnasium mit Internat ist gegen Ende des 11. Jahrh, gegründet und hat 13 Pro- fessoren, 8 Klassen und 93 Zöglinge. Gngelberger Thal [* 9] (Engelbergthal), das oberste Thalstück der Engelberger Aa, die bei Vuochs in den Vierwaldstättersee mündet, in der Dammagruppe der Berner Alpen (s. Westalpen) im schweiz. Kanton Nnterwalden ob dem Wald, nördlich vom Titlis (3239 m) und den ^pann- örtern, südlich vom Engelberger- (2820 m) und dem Uri-Nothstock (2932 m), zieht sich ostwärts über die Surenenalp zum (^urenenpaß (2305 m) empor, während im S. der Iochpaß (2215 m) ins Engftlen- thal, im O. das Juchli (2170 m) und die Storegg (1740 m) ins Melchthal (s. d.) führen. In dem Engelbrecht T. liegt das Dorf und Venediktincrkloster Engel- berg (s. d.). -
Vgl. Cattani, Das Alpenthal Engel- berg (Winterth. 1869);
Fleiner, Engelberg. Streif- züge durch Gebirg und Thal (Zür. 1891).
Gngelbert I., der Heilige, Erzbischof von Köln [* 10] (1216-25), jüngerer Sohn des Grafen Engelbert I. von Berg, geb. um 1185, wurde^schon 1199 Dom- propst und als solcher in den streit der Könige Otto IV. und Philipp von Schwaden und der beiden Kölner [* 11] Gcgenbifchöfe Adolf und Bruno verwickelt. Als Anhänger des gebannten Adolf zog er gegen sein Domkapitel zu Felde und brandfchatzte dessen Besitzungen. Gebannt, unternahm er zur Sühne seiner Schuld einen vierzigtägigen Krcuzzug gegen die Albigenscr.
Dieses und fein Eintreten für den von Rom [* 12] begünstigten Friedrich II. föbnte Papst Inno- cenz III. mit ihm aus. Am wurde er zum Erzbifchof von Köln gewählt. Er war einer dcr kraftvollsten Regenten, der den Raubadel eifrig befehdete, die llösterlichen Niederlassungen begün- stigte, Ackerbau und Gewerbe schützte. Er entwarf mit den Meistern dcr Kölner Bauhütte den Riß zu dem Kölner Dom. Als Kaiser Friedrich II. 1220 nach Italien [* 13] zog, i'tbcrtrug er Engelbrecht die Erziehung feines unmündigen Lohnes Heinrich und die Ver- waltung des Reichs. Engelbrecht krönte tzn^vck zu Aachen [* 14] und führte im Reich ein kräfti- ges und gerechtes Regiment.
Sein Neffe, Graf Friedrich von Ifenburg', dein Engelbrecht fchuld^gab, daß er feine Stellung als Schirmvogt des Stiftes Essen [* 15] im eigenen Interesse mißbraucht habe, ließ ihn als er zur Einweihung der Kirche nach Schweln: reiste, in einem Hohlwege am Gevels- berge, zwifchcn Hagen [* 16] und Schwelm, [* 17] erfchlagen. Seiue Gebeine wurden in Köln feierlich beigesetzt. Engelbrecht wurde als Heiliger verehrt, obwohl eine Heiligsprechung nie stattgefundeil hat. -
Vgl. Ficker, der Heilige (Köln 1853).
Engelbert II., Herr von Falkenbnrg, Erzbifchof von Köln (1261 - 74), vorher Dompropst, wurde vom Domkapitel gewählt. Er drängte die Zünfte der Stadt Köln durch den Verfuch mi- litär. Gewaltherrfchaft, der Anfhebung der Selb- ständigkeit der städtifchcn Verwaltung und dcr srcicn Verfügung über die Steucrkraft dcr ganzen Bürger- fchaft auf die Seite der 1259 gestürzten Geschlechter. Als Engelbrecht 1262 nach Rom reiste, um vom Papst Ur- ban IV. das Pallium [* 18] zu erhalten, vertrieben Zünfte und Patriciat 8. bis 11. Juni die erzbifchöfl.
Ve- fatzung aus der Stadt und nahmen Nov. 1263 den Erzbischof felbst gefangen. Ein von Engelbrecht angezettelter Ausstand der Zünfte wurde von den Geschlechtern in harten Straßenkämpfen niedergefchlagen (Juni 1265). Als der Erzbischof den Handel durch Er- richtung unzulässiger Zölle beschwerte, kam es 1266 zum Kriege zwischen deln Erzstift, dem Bistum Pader- born und dem Grafen von Rietberg einerseits und Iülich, Geldern, Berg, Ifenbnrg, den Bistümern Münster [* 19] und Utrecht [* 20] und der Stadt Köln anderer- feits.
Bei Mariawald ward Engelbrecht ge- fchlagen und 3^ Jahre anf Schloß Nidcggen bei Düren [* 21] gefangen gehalten, während welcher Zeit auf der Stadt Köln das päpstl. Interdikt lastete. Im April 1271 wurde unter Vermittelung von Albertus Magnus der Friede geschlossen: der Erz- bischof erhielt seine Freiheit wieder, mußte aber fämtliche Privilegien dcr Stadt bestätigen. Er ver- legte mm seine Residenz nach Bonn, [* 22] krönte Könia, Rudolf I. zu Aachen und starb nach einer Reife zum Lyoncr Konzil zu Bonn. Die Kämpfe dcr (^tadt mit Engelbrecht sind in der Reimchronik Meister Gottfried Hagens des Stadt- schreibers, eines Zeitgenossen, gefchildcrt. Gngelbrecht, Thcod. Elias Aug. Benjamin, Mediziner und Pomolog, geb. auf dem Gute Monplaisir bci Vraunfchwcig, prakti- zierte nach Beendigung seiner Univcrsitätsstudien seit 1839 als Arzt in Braunschweig, [* 23] wurde 1844 Professor der Physiologie am ^oilc^ium aiikw- mico-cilirur^icum daselbst, 1861 Mcdizinalrat und ¶