geworden, seitdem man sich genötigt sah, die frühere
Ansicht aufzugeben, wonach von den Dingen materielle
Bilder ausströmen
und durch ihr Eindringen in die Sinnesorgane die Empasma als getreue Abbilder der Dinge verursachen sollten.
Die physiol.
Psychologie
betrachtet jetzt die Empasma als eine selbständige Begleiterscheinung eines bestimmten, in sensorischen Centren vor
sich gehenden Nervenprozesses, und die Naturwissenschaft hat die Außenwelt derjenigen Eigenschaften entkleidet, welche die
gewöhnliche
Auffassung auf
Grund der Empasma ihr beizulegen pflegt.
Die Untersuchungen über die Empasma beziehen sich auf die Feststellung
der einfachen Qualitäten der verschiedenen
Sinne, auf die absolute und relative Beurteilung von Intensitäten derselben und
deren gesetzmäßige
Beziehung zu den Reizstärken, auf die von äußern und innern
Bedingungen abhängige
Dauer und räumliche Beschaffenheit. (S.
Psychophysik.)
(grch., d.i. Luftgeschwulst), der krankhafte Zustand, bei welchem die Zellen,
d. h. hier die
Maschen und
Lücken, eines Organs oder Körperteils widernatürlich mit Luft angefüllt
sind. Dies geschieht z. B., wenn die
Lungen oder Luftröhren verwundet oder sonst verletzt werden und die infolgedessen austretende
Luft in das benachbarte
Bindegewebe (z. B. des
Halses) hineindringt, wo sie dann von Zelle
[* 4] zu Zelle durchsickernd eine oft
bedeutende, beim Daraufdrücken knisternde und dem Fingerdruck ausweichende, farb- und schmerzlose Anschwellung
bildet (traumatisches Emphysem oder Windgeschwulst).
Auch unter der
Haut
[* 5] des Schädels beobachtet man derartige Luftgeschwülste, die von den lufthaltigen Gesichtshöhlen (z.B.
Stirn- und Ohrhöhle) ausgehen. In andern Fällen handelt es sich um Ansammlung von
Gasen unter der
Haut infolge von Verjauchungen
(Fäulnis) bei ausgedehnten
Entzündungen. Auch in den
Lungen entstehen umschriebene Luftansammlungen,
wenn einzelne
Bläschen derselben bei heftigen Atemanstrengungen bersten und die Luft unter das die
Lunge
[* 6] überziehende
Brustfell
und zwischen die einzelnen Läppchen der
Lunge (Interlobularemphysem) austritt.
Jedoch in der Regel, obschon im uneigentlichen
Sinne, nennt man gegenwärtig Lungenemphysem oder Emphysem schlechtweg, auch
Lungenerweiterung,
jenen krankhaften Zustand der
Lunge, bei welchem deren einzelne
Maschen (Zellen) widernatürlich erweitert
und daher lufthaltiger als sonst, also blasenartig ausgedehnt sind. Dadurch tritt eine solche Erschlaffung des ganzen Lungengewebes
ein, daß die Luft nicht mehr mit der gehörigen Kraft aus den
Lungenbläschen ausgetrieben und deshalb auch nicht genug neue
sauerstoffreiche Luft in die nicht hinreichend entleerten
Lungen eingezogen werden kann, wodurch es bald
zu einer dauernden Überladung des
Blutes mit
Kohlensäure und ihren Folgen
(Beklemmung,
Atemnot,
Lufthunger) kommt.
Die Einatmung ist beim Emphysematiker in der Regel geräuschvoll, ziehend; die Ausatmung ist deutlich verlängert.
Auch gesellen
sich hierzu bald eine Menge wichtiger Cirkulationsstörungen, indem durch den
Untergang zahlreicher Lungenkapillaren
und infolge der verminderten Saugkraft der
Lungen eine beträchtliche
Blutüberfüllung der Lungenarterie und des rechten
Herzens,
Herzerweiterung und rückläufige Blutstauungen in den Körpervenen eintreten. Die
Lungenerweiterung kann herrühren teils
von Erschlaffung und Schwund der Zellwände der
Lunge, z. B. infolge hohen
Alters (das gemeine
Alters- oder
Greisenemphysem), teils daher, daß andere
Lungenzellen verschrumpft sind und so die übrigbleibenden krankhaft auseinanderzerren.
Die gewöhnlichste
Quelle
[* 7] des Lungenemphysems ist häufiger, heftiger und anhaltender
Husten, besonders bei dem sog. trocknen
oder schnurrenden
Bronchialkatarrh; ferner Behinderung des
Ausatmens (z. B. durch starke
Kröpfe); übermäßige Anstrengung
der Atmungswerkzeuge (z. B. durch vieles Laufen, Klettern, Instrumenteblasen,
Singen, Schreien)
u. dgl. Das Emphysem ist daher eine sehr häufige
Lungenkrankheit, welche schon bei ihrem ersten Auftreten sorgsame
Beachtung erheischt.
Der
Arzt erkennt das Lungenemphysem leicht daran, daß das
Herz und die
Leber nach unten gedrängt sind, daher die Herzspitze
sicht- und fühlbar in derMagengegend pocht, daß der Brustkasten sehr gewölbt und oft faßformig aufgetrieben
ist und beim Klopfen einen vollen
Ton giebt (daher Unkundige eine sehr schön gebaute
Brust vor sich zu sehen glauben), daß
die
Schlüsselbeine wagerecht, die Schultern nach vorn stehen und gewisse Halsmuskeln (Kopfnicker und Kappenmuskeln) verdickt
und gespannt sind.
Die
Beschwerden, welche das Emphysem macht, sind: andauernde Kurzatmigkeit, welche durch Körperanstrengung,
Staub- und Rauchatmen,
Gemütsbewegung u. s. w. zunimmt und sich periodisch zu mehr oder minder heftigen
Anfällen von
Brustkrampf
(Asthma) steigert;
Das Lungenemphysem ist eine zwar in der Regel nicht sofort gefährliche, aber doch sehr lästige
Krankheit. Seine Behandlung
erfordert vor allem Ruhe, Vermeiden körperlicher Anstrengungen, besonders des Laufens und Kletterns und der gröbern Armbewegungen;
Atmen einer reinen und milden Luft, daher Vermeiden von
Rauch undStaub;
Verhüten öfterer Katarrhe, daher
jeder Erkältung, weshalb namentlich Nord- und Nordostwinde zu meiden sind;
Frei- und Weichhalten des
Unterleibs, weil jede
Austreibung desselben (daher besonders Kot- und Blähungsanhäufung) das ohnehin bei Emphysematikern durch Herabdrängung
gelähmte Zwerchfell an seiner zum
Einatmen unentbehrlichen Thätigkeit behindert.
Auch suche der
Kranke öfters recht kräftig
auszuatmen und hierbei den Brustkasten mit beiden
Händen mechanisch zusammenzudrücken, um die stagnierende Luft aus den
widernatürlich erschlafften
Lungenbläschen auszutreiben; recht gut eignet sich hierzu der Zoberbiersche Atmungsstuhl. Auch
hat man mit Erfolg die Einatmung von
Komprimierter Luft (s. d.) angewendet, indem die
Kranken sich täglich einige
Stunden in
einem Raume aufhalten müssen, welcher mit künstlich zusammengepreßter, verdichteter Luft gefüllt
ist. Da solche Luft mehr Sauerstoff enthält, so stillt sie auch besser als gewöhnliche
¶
mehr
Luft das Atmungsbedürfnis und bringt deshalb den Asthmatischen meist eine baldige Erleichterung. Dasselbe kann man dadurch
erreichen, das; man die Luft, welche bei der mangelhaften Ausatmung nicht entleert wird, gleichsam aus den Lungen aussaugt,
indem man den Kranken in verdünnte Luft ausatmen läßt. Hierauf gründen sich die in der neuern Zeit
vielfach benutzten pneumat. Apparate von Hauke, Berkart, Waldenburg,
[* 9] Geigel u. a., welche gleichzeitig das Einatmen komprimierter
Luft und das Ausatmen in verdünnte Luft ermöglichen. Übrigens sucht man durch kalte oder spirituöse Waschungen, auch wohl
durch vorsichtige gymnastische Übungen die Ausatmungsmuskeln des Brustkastens und des Bauches zu kräftigen, bringt etwaige
Katarrhe zur Lösung, beruhigt die Herzbewegungen und sucht die Gesamternährung zu heben oder in gutem
Stand zu erhalten. Wohlthätig wirkt bei Emphysematikern auch der längere Aufenthalt in Seeluft und Salinen sowie in
Kieferwaldungen.