die
Elektrotechnische Fachschule des Physikalischen
Vereins zu
Frankfurt
[* 2] a. M. (über die, wie über elektrotechnische Fachschulen
überhaupt, ein Vortrag des Leiters derselben: Dr. J. Epstein in der
«Elektrotechnischen Zeitschrift», Berl. 1892, S.336,
belehrt),
Meßinstrumente, s.
Meßinstrumente, ^[= # elektrotechnische, Instrumente, die dazu dienen, die Stromverhältnisse elektrischer Anlagen ...] elektrotechnische.
(grch.), die Anwendung der Elektricität zu Heilzwecken. Die Elektrotherapie hat
sich in der neuern Zeit aus geringen und bescheidenen Anfängen zu einem außerordentlich umfangreichen
Zweig der allgemeinen
Therapie und zu einer
Specialität von hervorragender praktischer Bedeutung und Wichtigkeit entwickelt.
Zwar hatten schon bald nach der großen Entdeckung
Galvanis (1786) die berühmtesten
Ärzte jener Zeit,
Hufeland, Reil,
Sömmerring,
Pfaff, Loder, Wallher u. a., wiederholt Versuche gemacht, die neuentdeckte
wunderbare Kraft
[* 16] im Dienste
[* 17] der Heilkunst zu verwerten; allein die Schwerfälligkeit, Kostspieligkeit und schwierige Instandhaltung
der
Apparate, die noch mangelhafte Kenntnis der meisten Krankheitszustände und die Ausbeutung des
Galvanismus
[* 18] durch zahlreiche
Marktschreier und
Charlatane waren die
Ursache, daß diese Versuche gar bald in Mißkredit und Vergessenheit gerieten.
Den eigentlichen Ausgangspunkt der modernen Elektrotherapie bilden die Entdeckung der magnetelektrischen
Erscheinungen durch Örsted
(1820) und die bald darauf folgende der Induktionselektricität durch Faraday (1831), wodurch
erst die Herstellung handlicherer und wirksamerer
Apparate und damit auch die Ausbildung wissenschaftlicherer Methoden ermöglicht
wurde. Mit ihrer Hilfe begründete der franz.
Arzt Duchenne deBoulogne, der sich zu seinen Untersuchungen
eines zweckmäßig konstruierten volta-elektrischen Induktionsapparats bediente und seine epochemachenden Forschungen in
den J. 1847-50 veröffentlichte, die Methode der Lokalisierung des elektrischen
Stroms, indem er zuerst den wichtigen Nachweis
führte, daß man den faradischen
Strom auf gewisse unter der
Haut,
[* 19] bis zu einer bestimmten
Tiefe, gelegene
Teile lokalisieren könne, wenn man die Stromgeber
(Elektroden) mit feuchten Leitern umgäbe und oberhalb des zu reizenden
Organs kräftig auf die
Haut aufsetze.
Weiterhin hatte Duchenne gefunden, daß man von bestimmten Punkten der Körperoberfläche aus ganz besonders kräftige Muskelkontraktionen
hervorrufen könne, und Remak in
Berlin
[* 20] wies bald darauf nach, daß diese Punkte nichts anderes als die
Eintrittsstellen der motorischen
Nerven
[* 21] in die Muskelmasse seien, und daß es überhaupt zweckmäßiger sei, den zugehörigen
Nervenzweig zu reizen als die
Muskelbündel selbst. Die letztere Methode pflegt man als die direkte, die erstere als die indirekte
Muskelfaradisation zu bezeichnen.
Infolge der glänzenden Resultate, welche mit dem faradischen
Strome auf dem Gebiete der
Muskel- und
Nervenkrankheiten
erzielt wurden, geriet der galvanische
Strom für längere Zeit fast gänzlich in Vergessenheit, bis Remak (1858) aufs neue
die hervorragende therapeutische Bedeutung des
Galvanismus hervorhob, die Ausbildung rationeller Untersuchungs- und Behandlungsmethoden
anbahnte und dadurch auch dem galvanischen
Strom diejenige
Stellung in der
Therapie zu verschaffen wußte,
welche ihm mit
Recht gebührt. Im allgemeinen unterscheidet sich die Wirkungsweise der beiden verschiedenen elektrischen Stromarten
dadurch, daß der faradische oder induzierte
Strom sich vorzugsweise zur Erregung der peripheren
Nerven und der
Muskeln,
[* 22] der
galvanische dagegen namentlich zur Erregung der tiefer und geschützter gelegenen
Centralorgane, des
Gehirns,
Rückenmarks und der Sinnesorgane, eignet; die feinern, wahrscheinlich molekularen Vorgänge, welche der elektrische
Strom
in den einzelnen, von ihm durchströmten Organen hervorruft, sind freilich zum größten
Teil noch völlig unbekannt.
Zur
Faradisation, d. h. zur Anwendung des faradischen oder induzierten
Stroms, bedient man sich der in nachstehender
Abbildung
[* 1]
(Fig. 1) dargestellten sog. Induktionsapparate, welche im
wesentlichen aus einem oder zwei galvanischen Elementen als Elektricitätsquelle, aus zwei, durch zahlreiche Windungen eines
übersponnenen Metalldrahts gebildeten Induktionsrollen, deren eine den primären, deren andere den sekundären
Strom liefert,
sowie aus einem
Bündel von Eisendrahtstäben bestehen, welche den
Kern der Induktionsrollen ausmachen.
Außerdem ist der
Apparat mit verschiedenen Vorrichtungen versehen, um die
Stärke
[* 23] des induzierten
Stroms beliebig zu regulieren
und um das öffnen und Schließen der galvanischen
Kette durch eine selbstthätige
Unterbrechung (den Neefschen Hammer)
[* 24] zu
bewirken. - Die
Galvanisation, die Einwirkung des galvanischen
Stroms auf den Körper, wird meist in der Form
des sog.
¶
mehr
konstanten Stroms angewendet, den man in einer größeren Anzahl elektrischer, zu einer Batterie vereinigten Elemente (meist
Daniellscher Zinkkupferelemente) erzeugt. (S.
[* 25]
Fig. 2.) Um den entstandenen galvanischen Strom beliebig regulieren zu können,
ist der Apparat gewöhnlich noch mit verschiedenen Nebenapparaten versehen; mit einem sog. Stromwähler
zur entsprechenden Regulierung der Stromstärke, mit einem Stromwender
[* 26] zur beliebigen Änderung der Richtung
des Stroms, mit einem Galvanometer
[* 27] zur Messung der im einzelnen Fall zur Wirkung kommenden Stromstärke, mit einem Rheostaten
zur feinern und gleichmäßigern Abstufung der Stromstärkeu. dgl. m.; zur Übertragung des galvanischen Stroms in den menschlichen
Körper dienen die mit der Batterie durch gut isolierte Leitungsschnüre verbundenen Elektroden, knopf-
oder plattenförmige, mit einem angefeuchteten Schwamm oder Leinwandstreifen überzogene Metallstücke, welche fest auf die
Körperoberfläche aufgedrückt werden.- Neuerdings werden auch hydroelektrische Bäder (elektrische Wasserbäder) vielfach
empfohlen, bei denen der elektrische Strom dem Kranken im warmen Wasserbad zugeleitet wird. Hierbei kommt der positive Pol einer
elektrischen Batterie direkt mit dem Körper des im Bade sitzenden Kranken in Berührung, während der negative Pol mit der Wanne
verbunden ist (monopolares elektrisches Bad), oder es tauchen beide Pole in die Badeflüssigkeit ein, sodaß der elektrische
Strom dem Körper ausschließlich vermittelst des Wassers zugeleitet wird (dipolares elektrisches Bad). -
Auch die statische Elektricität findet in manchen Fällen Anwendung, indem der auf einem Schemel sitzende Kranke vermittelst
einer Influenzmaschine mit positiver oder negativer Elektricität geladen wird, während eine über seinem Kopf befindliche
sog. Kopfglocke mit dem andern Konduktor der Influenzmaschine in Verbindung steht. Man nennt diese Art der Anwendung des
elektrischen Stroms elektrostatisches Bad
[* 28] oder Luftbad, wohl auch Franklinisation oder Franklinotherapie.
Die Zahl der Krankheiten, bei welchen die fachkundige Anwendung des elektrischen Stroms sich wirksam erwiesen hat, ist eine
außerordentlich große; insbesondere sind es die zahlreichen Nerven-
und Muskelkrankheiten, die Lähmungen, Krampfkrankheiten,
Neuralgien und manche Erkrankungen des Rückenmarks, welche durch eine konsequent durchgeführte elektrotherapeutische
Behandlung geheilt oder doch wenigstens erheblich verbessert werden. Ferner hat sich die Elektricität wiederholt beim Scheintod
(infolge von Kohlenoxyd-, Leuchtgas- und Chloroformvergiftung, von Erfrierung, Alkoholintoxitation u. dgl.) als lebensrettendes
Mittel bewährt, infofern durch die faradische Reizung der Zwerchfellsnerven oberhalb des Schlüsselbeins die
Atmung wiederhergestellt und damit das anscheinend entflohene Leben des Verunglückten wieder zurückgerufen wurde. -
Auch die Chirurgie macht neuerdings von der Elektricität die ausgedehnteste Anwendung, indem sie sich teils der elektrolytischen,
teils der thermischen Wirkung des elektrischen Stroms mit Vorteil zu den verschiedensten Heilzwecken bedient.
Läßt man mit Hilfe eingestochener Nadeln
[* 29] stärkere galvanische Strome auf tiefer gelegene Organe einwirken,
so entstehen sehr bald elektrolytische Vorgänge in den Geweben, welche Zersetzung der Parenchymsäfte, Gerinnung des Blutes
und Absterben der Gewebe
[* 30] zur Folge haben; wiederholt hat man diese elektrolytische Wirkung zur Heilung von Pulsadergeschwülsten,
von Krampfaderbrüchen, von manchen Gelenkkrankheiten und zur Verkleinerung von Polypen und andern Geschwülsten
in schwerer zugänglichen Körperhöhlen erfolgreich benutzt.
Weiterhin bedient sich die Chirurgie der durch den galvanischen Strom erzeugten Glühhitze als eines ganz vortrefflichen Mittels
zur Stillung von Blutungen, zur Abtragung krankhafter Gewächse, zur Zerstörung bösartiger Geschwüre und zu Operationen an
sonst sehr schwer zugänglichen Stellen, wie in der Tiefe der Nasen- und Rachenhöhle, des Kehlkopfinnern
u. dgl. (S. Galvanokaustik.) - Die Elektricität ist auch ein wertvolles Mittel zur Konstatierung des eingetretenen Todes (Elektrobioskopie):
wenn die Muskeln ihre faradische Kontraktilität vollständig verloren haben, so ist der Tod mit Sicherheit zu konstatieren,
während Scheintod höchst wahrscheinlich vorliegt, wenn drei Stunden nach dem scheinbaren Eintritt des
Todes die Muskelkontraktilität noch unverändert ist.
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