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Elektrometer [* 2] (grch.), Vorrichtungen, die nicht nur die elektrische Ladung der Körper anzeigen (s. Elektroskope), sondern auch das Elektrische [* 3] Poten- tial (s. d.) derselben zu messen gestatten. Altere In- strumente dieser Art, die nur mehr histor. Interesse haben, sind die Drehwage oder Torsionswage (s. d.) von Coulomb (1785), Dellmann (1848), Kohl- rausch (1848), das Sinus elektromet er von letz- term (1853). Das vollkommenste Instrument dieser Art ist das absolute Elektromotorische von Sir W. Thomson.
Schon Volta hatte versucht, die elektrische Anziehung mit der Wage [* 4] zu bestimmen. Harris hat über einer großen horizontalen Metallplatte eine zweite eben- solche an die Wage gehängt. Sind beide Platten von verschiedenem Potential, z. V. mit je einer Be- legung einer geladenen Leidener [* 5] Flasche [* 6] (s. d.) verbunden, so wächst die Stärke [* 7] der Anziehung mit dem Potentialunterschied. Der Zusammenhang zwischen ersterer und letzterm wäre aber nur dann einfach, wenn die beiden Platten in ihrer ganzen Fläche ganz gleichmäßig geladen wären, was jedoch nicht der Fall ist, da die elektrischen Ladungen nach den freien Rändern zustreben. (S. Coulombs Ge- setz.) Schneidet man aber aus dem Innern der obern Platte ein kreisförmiges kleines Stück heraus und hängt nur dieses an die Wage, so kann man dasselbe und die gegenüberliegende Platte, soweit sie in Betracht kommt, als gleichmäßig geladen be- trachten.
Dann ist der Potentialunterschied V beider Platten ^ v 1/-^, wobei I) die Plattendistanz in Centimetern, ^ die Fläche des an der Wage hängenden Stückes in Quadratcentimetern und ? die der Anziehung das Gleichgewicht [* 8] haltende Be- lastung in Dynes (s. d.) ist. Will man die Potentiale galvanischer Batterien in dieser Weise messen, so muß man der Kleinheit der Potentiale wegen mehrere hun- dert Elemente himereinander schalten. Deshalb hat Thomson zur Vergleichung der Elemente noch ein an- deres empfindlicheres Instrument, das Quadrant- elektrometer (s. nachstehende [* 1] Figur), erdackt.
Man denke sich eine cylindrische hohle Metallkapsel und führe durch die Cylindcrachse zwei zueinander senkrechte Schnitte, wodurch die Kapsel in vier gleiche Stücke zerfällt, von denen die mit -l- bezeichneten mit dem einen, die mit - bezeichneten mit dem an- dern Pol einer starken gal- vanischen Batterie verbun- den sind. In der Kapsel be- findet sich ein biskuitförmi- ges horizontales Alumi- niumplättchen an einem ver- tikalen Draht [* 9] aufgehängt, der unmittelbar oberhalb der Kapsel ein Spiegelchen trägt.
Das Aluminiumplätt- chen bleibt in der durch die [* 1] Figur angedeuteten Symmetrielage, solange das- selbe unelcktrisch ist, schlägt aber seinem Potential entsprechend gegen - oder -i- aus, sobald es posi- tiv oder negativ elektrisch wird. Der Ausschlag wird durch Spiegelablesung (s. Magnetometcr) beobachtet. Solche Elektromotorische sind sehr empfindlich, geben für die Potentialdifferenz der Pole eines Daniell- schen Elements leicht viele Teilstriche Ausschlag und können dazu dienen, die elektromotorische Kraft [* 10] eines beliebigen Elements mit jener eines Taniellschcn zu vergleichen.
Elektromotor, die als Kraftmaschine oder Mo- tor benutzte Nmkehrung der Dynamomaschine (s. d.), in welcher also nicht wie bei der Dynamomaschine Arbeitsenergie in elektrische oder Stromcnergie, viel- mehr umgekehrt Stromenergie in mechanische umge- wandelt wird, die beim Einleiten von Strom in die Polklemmen derselben an der Niemscheibe zu belie- biger Abgabe zur Verfügung steht. Im Princip kann jede Dynamomaschine aus einer stromgeben- den in eine stromnehmende, d.i.in einen Motor, und umgekehrt jeder Elektromotorische durch Einleitung von mechan. Energie in seine Welle in eine Dynamomaschine verwandelt werden; man pflegt aber doch die Elektromotorische, namentlich die kleinern, für diesen ihren Zweck be- sonders zu konstruieren.
Geschichtlich reicht der Elektromotorische, oder, wie man ihn da- mals nannte, die elektromagnetische Ma- schine nur wenig weiter zurück als die Dynamo- maschine oder deren Vorläufer, die magnctelek- trische Maschine. [* 11] Als ersten Schritt auf dem Wege, mechan. Bewegung durch elektrischen Strom her- vorzubringen, darf man wohl das in jedem Physik- buche gegebene Barlowsche Rad betrachten (vgl. Varlow, Oii in^Fuetic; Httraction, 1823), wenn man von der 1821 von Faraday und von Ampere beobachteten Drehung eines Stromleiters um einen Magnetpol, als zu sehr den Charakter eines Physil.
Experiments tragend, absicht. Aber auch das Bar- lowsche Rad darf man wohl kaum einen Motor nennen; der erste wirkliche, eine nennenswerte Kraft abgebende Motor dürfte der von Iedlicka (1829) fein. Es folgen, um nur einige der bekanntesten zu nennen, Professor Henry (1831), Dal Nearo (1832), Ritchie (1833), Professor Iakobi (1834), Davenport (1837), Page (1838) und Pacinotti (1865). Die ersten Anwendungen, die man von dem neuen Motor machte, waren der Betrieb von Booten (s. Elektrisches Boot) [* 12] und von Eisenbahnfahrzeugen (s. Elektrische Lokomotive).
Da man aber für die Er- zeugung des Stroms auf galvanische Batterien an- gewiesen und das in diesen verbrauchte Zink denn doch ein zu teures Brennmaterial war, so konnte von einer wirklichen Anwendung in der Praxis natürlich nicht die Rede sein und die seiner Zeit vom Deutschen Bundestage ausgeschriebene National- belohnung für die Erfindung eines brauchbaren Elektromotorische blieb infolgedessen unbehoben. Rationell wurde der Betrieb des Elektromotorische erst, als man gelernt hatte, mittels der Dynamomaschine Strom in jedem Quantum billig zu erzeugen; aber es fehlte noch an jedem Bedürfnis nach einer Anwendung derselben.
Erst als Fontaine auf der Wiener Weltausstellung 1873 die Möglichkeit einer Übertragung auf größere Entfer- nung gezeigt hatte (f. Elektrische Kraftübertragung), gewann der Elektromotorische eine Bedeutung, die noch größer wurde mit der Anwendung zum Betriebe von ^trahenbahn- fahrzeugen (f. Elektrische Eisenbahn) und als Motor für das Kleingewerbe, gespeist aus dem Netze städti- scher Elektricitätswerke. Wegen der Konstruktion der Elektromotorische s. Dynamomaschinen (Bd. 5, S.653 fg.).
Elektromotorische Kraft nannte Volta dieUr- sache der ungleichen elektrischen Ladung der Metalle bei der Berührung. (^. Galvanismus.) [* 13] In der heuti- gen Physik versteht man unter Elektromotorische Kraft die Potential- differenz der sich berührendenKörper. (S. Elektrisches Potential.) In: Gebiete des Galvanismus w'n'5 aber das Potential nicht mit derselben Einheit ge- messen wie in der Elektrostatik, sondern nach elektro- magnetischem Maß, das in folgender Weise von der ¶