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magnetlsierende Stromspirale die Molekularströme des weichen Eisens zu den eigenen Windungen parallel und nach derselben Seite. Sobald die Magnetisierungsspule ihren Strom verliert, hört auch die jene Molekularströme richtende Kraft [* 2] auf, diese gehen nun wieder wie ursprünglich nach den verschiedensten Richtungen und heben sich dabei in ihren Wirkungen auf. Infolgedessen wird der Eisenstab, sobald die ihn umgebenden Spiralen den elektrischen Strom verlieren, unmagnetisch.
Vollständig würde dies jedoch nur bei vollkommen weichem, d. i. bei chemisch reinem Eisen [* 3] eintreten, bei dem die Koercitivkraft (f. Magnetismus) [* 4] Null wäre. Beim gewöhnlichen Stabeisen bleibt meist noch nach dem Aufhören des elektrischen Stroms etwas Magnetismus zurück, der remanenter Magnetismus heiht. Dieser ist beim hufeisenför- migen Elektromagneten nicht unbeträchtlich, solange der Eisenanker vorliegt, durch dessen Influenz er größtenteils vorhanden ist.
Nach dem Entfernen des Ankers sinkt der remanente Magnetismus je nach der Weichheit des Eisenstabes auf Null oder irgend einen sehr kleinen Bruchteil des ursprünglichen Magnetismus. Auch Stahl läßt sich mittels elek- trischen Stroms magnetisieren. Dabei wird ein vorwiegender Teil der Molekularströme durch die bedeutende Koercitivkraft des Stahls in ihrer durch den elektrischen Strom' erzwungenen, zu letzterm parallelen Richtung erhalten. Infolgedessen behält auch der Stahl nach dem Aufhören des elektrischen Stroms einen großen Teil des in ihm erzeugten Magnetismus.
Dagegen erfolgt beim Stabl die Magnetisierung nicht so leicht wie beim weichen Eisen, überhaupt läßt sich aussprechen, je größer die Koercitivkraft des zu magnetisierenden Körpers, desto größer ist auch der remanente Magnetismus, desto schwieriger war er zu magnetifiercn. lind um- gekehrt, je schneller und leichter ein Körper sich durch Magnete oder elektrische Ströme magnetisieren läßt, desto geringer ist sein remanenter Magnetismus. Die Magnetisierung eines Stahlstabes mittels elek- trischen Stroms geschieht seltener dadurch, daß man idn ganz mit einem stromfübrenden Gewinde um- giebt, als dadurch, daß man ihn (nach Elias, 1844) mit einem Spiralstrome oder mit dem magnetisch kräftigen Eifentern eines Elektromagneten streicht.
Ein Eisenkern wird nicht nur von einer magneti- sierenden Spirale in einen Magnet verwandelt, wenn er bereits in derselben liegt, sondern auch, wenn er derselben sehr genähert wird. Geschieht dies so, daß die Längenachsen beider zusammenfallen, so wird der Eisentern in das Innere der stromdurch- flossenen Spirale hineingezogen, und zwar mit einer Kraft, die dem Quadrat der Stromstärke und Win- dungszahl proportional ist. Unter gewissen Um- ständen geben (nach Page, 1837) Eisenstäbe, die durck intermittierende elektrische Ströme schnell magneti- siert und wieder entmagnetisiert werden, Töne von sich, deren Höhe von den Längenfchwingnngen der Eisenmolcküle abhängt (Marrian, 1844). Dieses galvanische Tönen hat die ersten Gedanken an ein Telephon (s. d.) geweckt. -
Vgl. Thompson, Der Elektromagnet (deutsch von Grawinkel, Halle [* 5] 1891).
Glektromaschinenbau, s. Elektrotechnik. Elektrometallurgie [* 6] (grch.), die industrielle Me- tallgewinnung durch Elektrolyse. [* 7] Die Elektrometeor bat seit Er- findung der Dynamomaschinen bereits große fort- schritte gemackt. 1878 wurde zuerst von Siemens dung von reinem Kupfer [* 8] im königl. Hüttenwerk zu Ocker und in Mansfeld eingerichtet. Das zu reini- gende Rohkupfer wird in Form einer Platte als Anode in ein Bad [* 9] von Kupfervitriol gebracht und auf eine als Kathode dienende Reinkupferplatte niedergeschlagen. Um aus Kupfererzen Reinkupser zu erhalten, verschmilzt Marchese das Erz zu Roh- stein und gießt denselben in zu Anoden bestimmten Platten.
Als Bad dient eine aus gerösteten und ausgelaugten Erzen unter Zusatz von Schwefelsäure [* 10] hergestellte Lösung, aus der sich bei der Elektro- lyse das reine Kupser an den Kathoden abscheidet. Ein neues elektrolytisches Verfahren demonstrierte Höpfner auf der Elektrischen Ausstellung in Frank- furt a. M. Er verwendet ein durch Diaphragmen in zwei Abteilungen getrenntes Bad. Die eine Ab- teilung enthält elektrolytisch unlösliche Anoden, die andere Katboden aus Kupferblech.
Eine Halogen- salz-.Mpferchlorürlösung cirkuliert für sich an den Anoden, eine gleiche Lösung fließt an den Kathoden vorüber und scheidet dort Kupfer ab. An der Anode wandelt sich gleichzeitig Kupferchlorür in Kupfev- chlorid um, dessen Lösung wieder benutzt wird, um aus gemahlenen Kupfererzen das Kupfer zu extra- hieren, wobei sich von neuem Kupserchlorür bildet. Ist neben Kupfer noch Silber vorhanden, so wird vor der Kupferfällung dieses für sich allein aus- geschieden.
Eine große Bedeutung hat die elektrische Gewinnung des Aluminiums (s. d.) erlangt. Seit 1890 werden von der Aluminium-Industrie-Aktien- gesellschaft zu Neuhausen täglich 1000 KZ Alumi- nium durch Elektrolyse erzeugt. Auch das Ma- gnesium, welches zuerst in größerer Menge auf der Londoner Weltausstellung 1862 gezeigt und aus Chlormagnesium mittels Natrium dargestellt wurde, gewinnt man jetzt durch Elektrolyse. Infolgedessen beträgt der Preis von 1 kF, das 1867 180 Fl. kostete, nur noch den neunten Teil davon.
Dieses Metall wird in großem Maßstabe von der Fabrik in Hemelingen bei Bremen [* 11] und von der Aktiengesell- schaft Schering in Berlin [* 12] fabriziert. Die elektrifche Bleigewinnung nach dem Verfahren von Blas und Miert beruht darauf, daß der in Platten gepreßte Bleiglanz als Anode in ein Bad von Vleimtrat ge- bangt wird. Durch Elektrolyfe wird daraus das Blei [* 13] gefällt und der Vleiglanz unter Ausscheidung von Schwefel in Löfung gebracht. Der sog. Keithsche Prozeß bezweckt eine gleichzeitige Entsilberung und Raffination des Werkbleies.
Die von Mufselin- sackcn umgebenen Werkbleiplatten werden in eine Lösung von Bleisulfat in Bleiacetat hineingebracht. Der elektrische ^trom scheidet das Blei an der als Kathode dienenden Messingplatte ab, während das Silber in der Musselinumhüllung zurückbleibt. In neuester Zeit ist es ferner Rö'ßler gelungen, den bei der Entsilderung des Bleies entstandenen Zinkschaum elektrolytisch in Zink und Silber zu scheiden. Das Verfahren wird in Hoboken bei Antwerpen [* 14] zur Auf- führung gebracht.
Auch die elektrolytische Scheidung von güldischem Silber ist in Pinos Altos (Merilo) nach dem von Möbius angegebenen Trennungsver- fahren seit einiger Zeit mit Erfolg in Betrieb und scheint die Affinierung verdrängen zu wollen. -Vgl. Borchers, Elektrometallurgie (Braunschw. 1891)/ ^ Elektrometeor (grch.), Gesamtausdruck für alle die Meteorolog. Vorgänge, bei denen Elektricität auftritt. Hierzu gehören namentlich Luftelektricität [* 15] (s. d.), Gewitter (s. d.), Elmsfeuer (s. d.), Feuerkugel und Polarlicht [* 16] (s. d.). ¶