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Friedrich, beide von Eberlein, aus dem Königsplatz ein Kriegerdenkmal von Albermann; auf der Hardt, im NO. der Stadt, Denkmäler des heil. Suitbertus, des Schulinspektors Wilberg, Stifters der Hardtanlage Diemel.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Geh. Regierungsrat Jäger, bis 1896, 18000 M.), 7 Magistratsmitgliedern (3 besoldet) und 36 Stadtverordneten. Die freiwillige Feuerwehr zählt 100 Mitglieder mit 34 Feuerspritzen, [* 2] 900 Hydranten und einem Feuertelegraph. Ferner bestehen ein Wasserwerk, Kanalisation und Gasanstalt. Auf dem im SW. der Stadt befindlichen, mit Eisenbahnanschlußgleisen versehenen Schlacht- und Viehhof wurden (1890) aufgetrieben 26996 Rinder, [* 3] 69834 Schweine, [* 4] 19384 Kälber und 16388 Hammel; geschlachtet wurden 13221 Rinder, 29764 Schweine, 15754 Kälber und 10337 Hammel. Im städtischen Leihhaus (seit 1821) lagen (Ende 1889/90) 29934 Pfänder im Werte von 173045 M. Behörden. Elberfeld [* 5] ist Sitz eines Landgerichts (Oberlandesgericht Köln) [* 6] mit 9 Amtsgerichten (Barmen, Elberfeld, Langenberg, Lennep, [* 7] Mettmann, [* 8] Remscheid, [* 9] Solingen, [* 10] Wermelskirchen, Velbert» und Kammern für Handelssachen in Barmen und Elberfeld, eines Amts- und Gewerbegerichts, einer königl. Eisenbahndirektion mit 1246,2 km Bahnlinien und 4 Betriebsämtern (Altena, [* 11] Cassel, Düsseldorf, [* 12] Hagen), [* 13] einer Eisenbahnlinien-Kommission, eines königl. Arresthauses, eines Hypothekenamtes, einer Kreisbauinspektion, eines Hauptzoll-, Hauptsteuer-, Kataster-, Erbschaftssteuer- und Landesbauamtes, einer Reichsbankstelle und einer Handelskammer.
Bildungs- und Vereinswesen. Städtisches Gymnasium mit königl. Kompatronat, 1592 als lat. Schule von der reform. Gemeinde gegründet, 1813 reorganisiert, 1834 als Gymnasium anerkannt (Direktor Dr. Scheibe, 29 Lehrer, 16 Klassen, 374 Schüler, 3 Vorklassen, 97 Schüler), städtisches Realgymnasium, 1830 aus dem Privatinstitut des Pädagogen Wilberg hervorgegangen (Direktor Dr. Börner, 35 Lehrer, 19 Klassen, 571 Schüler, 4 Vorklassen, 162 Schüler), städtische Oberrealschule (Direktor Dr. Artopé, 30 Lehrer, 14 Klassen, 584 Schüler), lateinlose Realschule (seit 1893), zwei höhere Mädchenschulen, Lehrerinnenseminar, Mädchenmittel-, 42 Volksschulen, 2 Präparanden-, 1 Taubstummenanstalt, Anstalt für schwach beanlagte Kinder; ferner ein Stadttheater (mit Barmen vereinigt, Aktienunternehmen, mit 1277 Plätzen, für 6000 M. verpachtet, Spielzeit in den Wintermonaten), die Bergische Bibelgesellschaft, der Bergische Geschichtsverein und eine Freimaurerloge.
Wohlthätigkeitsanstalten. Die Elberfelder Armenpflege ist mustergültig, sodaß sie bereits von mehrern großen Städten nachgeahmt ist (s. Armenwesen, Bd. 1, S. 904 a). Es bestehen ein Waisen-, Irren- und Armenhaus, ein städtisches Krankenhaus, [* 14] Bürgerkrankenhaus, St. Josephs Hospital, Kinderhospital, Krankenhaus Bethesda u. a.
Industrie. Elberfeld und Barmen sind in Bezug auf ihre Industrie in Deutschland [* 15] unerreicht. Baumwollene Zeuge wurden hier bereits im Anfang des 18. Jahrh. gefertigt; die Seidenfabrikation begann 1775, die Türkischrotfärberei 1784, die Manchesterweberei 1807, die Kattundruckerei 1826. Jetzt ist der Hauptsitz der Fabrikation von Baumwoll-, Woll-, Seiden- und aus diesen Stoffen gemischten Waren (wollene und halbwollene Kleiderstoffe, Zanella und halbwollene Konfektionsstoffe) und aller zum Besatz bestimmten Knopfartikel; ferner der Kattundruckereien und ihrer den Weltmarkt beherrschenden Erzeugnisse, der hoch entwickelten Webereien, Wirkereien, Spinnereien, der Möbelstofffabriken, Färbereien, Appreturanstalten, der chemischen, insbesondere Teerfarbenfabriken.
Außerdem giebt es Eisengießereien, Ringofenziegeleien, Kalkbrennereien, Mühlen, [* 16] Fabriken von Maschinen, Armaturgegenständen, Eisen- und Stahlwaren, Papierwaren, Briefumschlägen, Tapeten- und Tapetenpapieren, ferner Faßfabriken und großartig eingerichtete Bierbrauereien mit bedeutender Ausfuhr in die entlegensten Weltteile. Elberfeld ist Sitz der Rheinisch-Westfälischen Baugewerksberufsgenossenschaft und ihrer 3. Sektion, der 6. Sektion der Papierverarbeitungs- und der 3. Sektion der Rheinisch-Westfälischen Textil-Berufsgenossenschaft.
Handel. Die Hauptzweige des Großhandels sind außer den einheimischen Industrieartikeln alle
zur Verarbeitung erforderlichen Rohstoffe. Zahlreiche Agenturen und Kommissionsgeschäfte vermitteln den Handel; die bedeutendsten Häuser haben eigene Comptoire und Agenten auf allen Haupthandelsplätzen der Welt. Elberfeld hat ferner eine Handelskammer für den Stadtkreis Elberfeld, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1891: 2292 Mill. M.), Bergisch-Märkische Bank (Aktienkapital: 20000400 M., Reingewinn 1891: 1806875 M.), Bank-Verein, Gewerbe-Bank, Handels-Gesellschaft, zahlreiche Privatbankinstitute, darunter das alte Bankhaus von der Heydt, Kersten & Söhne; Konsulate von Columbia, [* 17] Frankreich und Salvador [* 18] sowie die Vaterländische Lebens-, Feuer-, Hagel- und Transportversicherungs-Aktiengesellschaft.
Verkehrswesen. Elberfeld hat 7 Bahnhöfe [* 19] und liegt an der Linie Aachen-Holzminden (Südliche Linie, früher Bergisch-Märkische Eisenbahn) mit den Bahnhöfen Elberfeld-Döppersberg (Hauptbahnhof), Elberfeld-Steinbeck und den Haltestellen Elberfeld-Zoologischer Garten [* 20] und Elberfeld-Sonnborn, an der Linie Düsseldorf-Hagen (Nördliche Linie, frühere Rheinische Eisenbahn) mit den Bahnhöfen Elberfeld-Mirke, Elberfeld-Ottenbruch und Elberfeld-Varresbeck und an der Nebenlinie Elberfeld-Cronenberg (10,6 km) der Preuß. Staatsbahnen. [* 21] Der Gesamtgüterverkehr auf den Eisenbahnen betrug (1890) 839028 t, darunter 134433 t im Eingang. Elberfeld ist mit Barmen durch eine Pferdebahn (11,95 km Gleise) verbunden, dieselbe hatte (1892) 200 Pferde [* 22] und 103 Wagen und beförderte 5000000 Personen. Zur fernern Erleichterung des Verkehrs in dem langgestreckten Thale ist eine elektrische Hochbahn über der Wupper, dem Lauf derselben folgend, geplant.
Es bestehen ein Postamt erster Klasse mit 6 Zweigstellen und ein Telegraphenamt erster Klasse. Der gesamte Post- und Telegraphenverkehr betrug (1891) im Eingang: 8369790 Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben, 653229 Pakete ohne, 70319 Briefe und 17393 Pakete mit Wertangabe, 91310 Postnachnahmesendungen und Postauftragsbriefe, 120594 Telegramme und 1793080 Zeitungsnummern;
im Ausgang: 11368110 Briefe u. s. w., 1017287 Pakete ohne, 66458 Briefe und 13911 Pakete mit Wertangabe sowie 99 086 Telegramme.
Wert der ausgezahlten Postanweisungen 42,945, der eingezahlten 23,731 Mill. M. Das Fernsprechnetz hatte 682 Sprechstellen (4294648 Gespräche).
Umgebung. Die Umgebung ist infolge der bewaldeten und vielfach mit Aussichtstürmen ¶
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versehenen Höhenzüge von großer Schönheit. Von parkähnlichen und Waldanlagen sind besonders hervorzuheben der Zoologische Garten, in landschaftlicher Hinsicht einer der schönsten in Deutschland, die Hardt mit Denkmälern (s. S. 977 a) und einem Aussichtsturm auf der Elisenhöhe, die Parkanlagen Nützenberg (261 m), Mirkerhain, Friedenshöhe, Friedrichsberg, die Königshöhe und der Kiesberg mit massivem Aussichtsturm, ferner der große königl. Forst [* 24] Burgholz, die schönste und größte Waldung der Umgegend. Die Höhen gewähren prächtige Fernsichten nach Westfalen [* 25] und in die Rheinebene.
Geschichte. An der Stelle, wo jetzt Elberfeld steht, befand sich im 12. Jahrh. eine Burg der Dynasten von Elverfeld, ursprünglich ein Lehen des Erzbischofs von Köln, später im Besitze der Herzöge von Berg. Die erste Ansiedelung im Wupperthale wurde durch das klare, zur Bleiche ganz besonders geeignete Bergwasser der Wupper veranlaßt, und 1532 erhielten die Ansiedler der sog. Freiheit ein Privilegium auf die Garnbleiche. Erst 1610 wurde Elberfeld die Stadtgerechtigkeit zugeteilt. Größere Bedeutung erlangte Elberfeld durch seine Industrie erst seit der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, namentlich auch durch die Kontinentalsperre, die die engl. Konkurrenz ausschloß. 1815 kam es mit Berg an Preußen. [* 26] -
Vgl. Coutelle, Elberfeld, topogr.-statist.
Darstellung (Elberf. 1853); Langewiesche, Elberfeld und Barmen. Beschreibung und Geschichte dieser Doppelstadt des Wupperthals (Barm. 1863); Statist. Darstellung des Stadtkreises Elberfeld (Elberf. 1869); Wilh. Crecelius, Beiträge zur bergisch-niederrhein. Geschichte (in der «Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins», Bd. 27, ebd. 1891).