Gefürchtet ist die Elaeïs durch ihre
Überschwemmungen, von denen in Zeiträumen von 14 bis 16 Jahren solche von besonders nachteiligen
Folgen aufzutreten scheinen. In schlechtem Andenken stehen den Uferbewohnern nach dieserRichtung hin
die Jahre 1774, 1799, 1815, 1830, 1845, 1862 und 1890. In neuester Zeit ist durch rechtzeitige telegr. Meldung und durch
die Sorgfalt der Gemeinden den Nachteilen einer überraschend hereinbrechenden
Flut möglichst vorgebeugt worden.
Litteratur.Semmler und Münnig, Der Elbstrom von seinem Ursprung bis zu seiner Mündung, malerisch, topographisch und
historisch dargestellt
(Dresd. 1845);
czech. Kostelec nad Labem, Stadt im Gerichtsbezirk
Brandeis der österr. Bezirkshauptmannschaft Karolinenthal
in
Böhmen,
[* 6] links an der
Elbe, hat (1890) 2458 meist czech. Elbekosteletz, Post,
Telegraph,
[* 7] in Garnison (144 Mann) die 3. Eskadron des 7. böhm.
Dragonerregiments
«Karl V.
Leopold,
Herzog von Lothringen und
Bar», eine große Reiterkaserne (1816); Zuckerfabrik
und Walzmühle. - Bei Elbekosteletz wurden 1424 die
Prager vom Hussitenführer Zižka geschlagen, im Dreißigjährigen
Kriege war die
Stadt von den
Sachsen
[* 8] besetzt, 1639 wurde sie von den
Schweden
[* 9] unter
Banér erobert und verbrannt.
Otto, Publizist und Politiker, geb. in
Stuttgart,
[* 10] studierte in
Tübingen
[* 11] die
Rechte,
machte größere
Reisen und trat 1847 in die Redaktion des von seinem Großvater begründeten «Schwäbischen
Merkur»
[* 12] in
Stuttgart ein, dessen Leitung er 1854 übernahm. In allen Fragen der deutschen Politik, vom Beginn des schleswig-holstein.
Streites bis zum EintrittWürttembergs in das
Deutsche Reich
[* 13] und bis zu den neuesten politischen, volkswirtschaftlichen
und kirchenpolit.
Kämpfen, verteidigte Elben in seiner
Zeitung den nationalen Standpunkt. Der württemb.
Zweiten Kammer gehörte er 1868-82 für
Böblingen an und trat hier der demokratischen Partei mit
Energie entgegen; seit 1871 war er ständiger Referent der volkswirtschaftlichen
Kommission über den Eisenbahnbau
[* 14] und machte sich als solcher um das
Verkehrswesen verdient. Als Mitglied
des
Reichstags 1871-76 für
Böblingen-Leonberg-Maulbronn-Vaihingen schloß Elben sich der nationalliberalen Partei an. Seinem 1873 im
Reichstage angenommenen
Antrag auf Errichtung eines Reichseisenbahnamtes gab die Reichsregierung alsbald Folge.
Auch wurde 1849 von ihm der Schwäbische Sängerbund und 1862 unter seinem Vorsitz in Coburg
[* 15] der Deutsche
Sängerbund gegründet. Elben veröffentlichte: «Die Entbindung von der Instanz» (Tüb. 1846),
[* 17] Stadt und
Stadtkreis (3132 ha) im preuß. Reg.-Bez.
Düsseldorf,
[* 18] eine der reichsten und wichtigsten Fabrikstädte
Europas, liegt unter 51° 17' nördl.
Br. und 7° 10' östl. L. von Greenwich, in ungefähr 156 m Höhe (Wupperspiegel), im
Thale der 27 m breiten Wupper, die die Stadt von
Osten nach Westen der Länge nach durchfließt, und stößt
im
Osten an
Barmen.
Bevölkerung.
[* 19] Die ortsanwesende
Bevölkerung betrug 1816: 21710, 1871: 71384, 1880: 93538, 1885: 109218 und 1890: 125899 (60698
männl., 65201 weibl.) Elberfeld,
d. i. eine Zunahme (1885-90) von 16681 Elberfeld oder 15,1 Proz.
oder jährlich 3336
Personen. Die Zahl der
Geburten betrug (1891) 4903 (147 Totgeborene), der Sterbefälle
2571, der
Eheschließungen 1197; der Zugezogenen 18003, der Abgezogenen 17626. In 6861 bewohnten Wohnhäusern und 69 andern
bewohnten Baulichkeiten befanden sich 26744 Haushaltungen und 50 Anstalten für gemeinsamen Aufenthalt.
Dem Religionsbekenntnis nach waren 91025
Evangelische, 32163 Katholiken, 1333 andere
Christen und 1378 Israeliten.
Von den 125899 Elberfeld sind geboren in der Stadt Elberfeld 72206 (34572 männl., 37634 weibl.),
im übrigen
Preußen
[* 20] 47511 (22449 männl., 25062 weibl.), im übrigen
DeutschenReiche 4960 (2962 männl., 1998 weibl.), im
Auslande 1222, einschließlich 11 mit unbekanntem Geburtslande. Rechnet man hierzu noch
die Bevölkerung
derjenigen Nachbargemeinden, die in enger Interessengemeinschaft mit der Großstadt stehen, so beträgt die Einwohnerzahl
des industriellen Weichbilds von Groß-Elberfeld etwa 134000 Elberfeld, die des benachbarten
Groß-Barmen (s.
Barmen) beträgt etwa 126000
Elberfeld; demnach hat das Industriecentrum Elberfeld-Barmen insgesamt etwa 260000 Elberfeld.
Anlage,
Straßen. Die ältern Stadtteile sind unregelmäßig und eng, die neuern, namentlich seit den siebziger
Jahren entstandenen, zeichnen sich durch zahlreiche schöne Privatgebäude aus. Der schönere
Teil, das Villenviertel der
Stadt, gruppiert sich im
SW. um die König-,
Briller-, Sadowa-, Viktoria- und Platzhoffsstraße am Abhang des von einem Aussichtsturm
gekrönten Nützenberges. Ein zweites Villenviertel ist am Zoologischen
Garten
[* 21] im Entstehen. (Hierzu ein
Plan: Elberfeld-Barmen, mit Verzeichnis der
Straßen und öffentlichen
Gebäude.)
Bauten,
Denkmäler. Elberfeld hat 10 evang.
Kirchen, darunter 3 reform. und 1 niederländ.-reform., 3 kath.
Kirchen und 1
Synagoge. Von den zahlreichen, prächtigen
Gebäuden sind zu nennen: das Rathaus, das Landgericht mit Vorhalle
(im großenSaal «Jüngstes Gericht» von
Baur-Düsseldorf), das
Krankenhaus,
[* 22] das
Gebäude der königl. Eisenbahndirektion
(früher der
Bergisch-Märkischen Eisenbahn), das Neviandtstift und das Schlachthaus am Arrenberg, die Post, die Reichsbank,
das Waisenhaus, Irrenhaus,
das neue Erbschloëstift, das Stadttheater und die
Gebäude der höhern und
Volksschulen. Auf dem
Brausenwerther Platz erhebt sich das ReiterstandbildKaiser Wilhelms I., auf dem Neumarkt das des
Kaisers¶
mehr
Friedrich, beide von Eberlein, aus dem Königsplatz ein Kriegerdenkmal von Albermann; auf der Hardt, im NO. der Stadt, Denkmäler
des heil. Suitbertus, des Schulinspektors Wilberg, Stifters der Hardtanlage Diemel.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Geh. Regierungsrat Jäger, bis 1896, 18000 M.), 7 Magistratsmitgliedern
(3 besoldet) und 36 Stadtverordneten. Die freiwillige Feuerwehr zählt 100 Mitglieder mit 34 Feuerspritzen,
[* 24] 900 Hydranten
und einem Feuertelegraph. Ferner bestehen ein Wasserwerk, Kanalisation und Gasanstalt. Auf dem im SW. der Stadt befindlichen,
mit Eisenbahnanschlußgleisen versehenen Schlacht- und Viehhof wurden (1890) aufgetrieben 26996 Rinder,
[* 25] 69834 Schweine,
[* 26] 19384 Kälber
und 16388 Hammel; geschlachtet wurden 13221 Rinder, 29764 Schweine, 15754 Kälber und 10337 Hammel. Im
städtischen Leihhaus (seit 1821) lagen (Ende 1889/90) 29934 Pfänder im Werte von 173045 M. Behörden. Elberfeld ist Sitz eines
Landgerichts (Oberlandesgericht Köln)
[* 27] mit 9 Amtsgerichten (Barmen, Elberfeld, Langenberg, Lennep,
[* 28] Mettmann,
[* 29] Remscheid,
[* 30] Solingen,
[* 31] Wermelskirchen,
Velbert» und Kammern für Handelssachen in Barmen und Elberfeld, eines Amts- und Gewerbegerichts, einer königl.
Eisenbahndirektion mit 1246,2 km Bahnlinien und 4 Betriebsämtern (Altena,
[* 32] Cassel, Düsseldorf, Hagen),
[* 33] einer Eisenbahnlinien-Kommission,
eines königl. Arresthauses, eines Hypothekenamtes, einer Kreisbauinspektion, eines Hauptzoll-,
Hauptsteuer-, Kataster-, Erbschaftssteuer- und Landesbauamtes, einer Reichsbankstelle und einer Handelskammer.
Bildungs- und Vereinswesen. Städtisches Gymnasium mit königl. Kompatronat, 1592 als lat.
Schule von der reform. Gemeinde gegründet, 1813 reorganisiert, 1834 als Gymnasium anerkannt
(Direktor Dr. Scheibe, 29 Lehrer, 16 Klassen, 374 Schüler, 3 Vorklassen, 97 Schüler), städtisches Realgymnasium, 1830 aus
dem Privatinstitut des Pädagogen Wilberg hervorgegangen (Direktor Dr. Börner, 35 Lehrer, 19 Klassen, 571 Schüler, 4 Vorklassen, 162 Schüler),
städtische Oberrealschule (Direktor Dr. Artopé, 30 Lehrer, 14 Klassen, 584 Schüler), lateinlose Realschule
(seit 1893), zwei höhere Mädchenschulen, Lehrerinnenseminar, Mädchenmittel-, 42 Volksschulen, 2 Präparanden-, 1 Taubstummenanstalt,
Anstalt für schwach beanlagte Kinder; ferner ein Stadttheater (mit Barmen vereinigt, Aktienunternehmen, mit 1277 Plätzen,
für 6000 M. verpachtet, Spielzeit in den Wintermonaten), die BergischeBibelgesellschaft, der Bergische
Geschichtsverein und eine Freimaurerloge.
Wohlthätigkeitsanstalten. Die Elberfelder Armenpflege ist mustergültig, sodaß sie bereits von mehrern großen Städten nachgeahmt
ist (s. Armenwesen, Bd. 1, S. 904 a). Es bestehen ein Waisen-, Irren-
und Armenhaus, ein städtisches Krankenhaus, Bürgerkrankenhaus, St. Josephs Hospital, Kinderhospital, KrankenhausBethesda u. a.
Industrie. Elberfeld und Barmen sind in Bezug auf ihre Industrie in Deutschland unerreicht. Baumwollene Zeuge wurden
hier bereits im Anfang des 18. Jahrh. gefertigt; die Seidenfabrikation begann 1775, die Türkischrotfärberei
1784, die Manchesterweberei 1807, die Kattundruckerei 1826. Jetzt ist der Hauptsitz der Fabrikation von Baumwoll-, Woll-, Seiden-
und aus diesen Stoffen gemischten Waren (wollene und halbwollene Kleiderstoffe, Zanella und halbwollene
Konfektionsstoffe)
und aller zum Besatz bestimmten Knopfartikel; ferner der Kattundruckereien und ihrer den Weltmarkt beherrschenden
Erzeugnisse, der hoch entwickelten Webereien, Wirkereien, Spinnereien, der Möbelstofffabriken, Färbereien, Appreturanstalten,
der chemischen, insbesondere Teerfarbenfabriken.
Außerdem giebt es Eisengießereien, Ringofenziegeleien, Kalkbrennereien, Mühlen,
[* 34] Fabriken von Maschinen, Armaturgegenständen,
Eisen- und Stahlwaren, Papierwaren, Briefumschlägen, Tapeten- und Tapetenpapieren, ferner Faßfabriken
und großartig eingerichtete Bierbrauereien mit bedeutender Ausfuhr in die entlegensten Weltteile. Elberfeld ist Sitz der Rheinisch-Westfälischen
Baugewerksberufsgenossenschaft und ihrer 3. Sektion, der 6. Sektion der Papierverarbeitungs- und der 3. Sektion der Rheinisch-Westfälischen
Textil-Berufsgenossenschaft.
Handel. Die Hauptzweige des Großhandels sind außer den einheimischen Industrieartikeln alle
zur Verarbeitung erforderlichen Rohstoffe. Zahlreiche Agenturen und Kommissionsgeschäfte vermitteln den Handel; die bedeutendsten
Häuser haben eigene Comptoire und Agenten auf allen Haupthandelsplätzen der Welt. Elberfeld hat ferner eine Handelskammer für
den Stadtkreis Elberfeld, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1891: 2292 Mill. M.), Bergisch-MärkischeBank (Aktienkapital: 20000400 M.,
Reingewinn 1891: 1806875 M.), Bank-Verein, Gewerbe-Bank, Handels-Gesellschaft, zahlreiche Privatbankinstitute,
darunter das alte Bankhaus von der Heydt, Kersten & Söhne; Konsulate von Columbia,
[* 35] Frankreich und Salvador
[* 36] sowie die Vaterländische
Lebens-, Feuer-, Hagel- und Transportversicherungs-Aktiengesellschaft.
Verkehrswesen. Elberfeld hat 7 Bahnhöfe
[* 37] und liegt an der Linie Aachen-Holzminden (Südliche Linie, früher Bergisch-Märkische Eisenbahn)
mit den Bahnhöfen Elberfeld-Döppersberg (Hauptbahnhof), Elberfeld-Steinbeck und den Haltestellen Elberfeld-Zoologischer Garten
und Elberfeld-Sonnborn, an der Linie Düsseldorf-Hagen (Nördliche Linie, frühere Rheinische Eisenbahn) mit den Bahnhöfen Elberfeld-Mirke,
Elberfeld-Ottenbruch und Elberfeld-Varresbeck und an der Nebenlinie Elberfeld-Cronenberg (10,6 km) der Preuß. Staatsbahnen.
[* 38] Der Gesamtgüterverkehr
auf den Eisenbahnen betrug (1890) 839028 t, darunter 134433 t im Eingang. Elberfeld ist mit Barmen durch eine
Pferdebahn (11,95 km Gleise) verbunden, dieselbe hatte (1892) 200 Pferde
[* 39] und 103 Wagen und beförderte 5000000 Personen. Zur
fernern Erleichterung des Verkehrs in dem langgestreckten Thale ist eine elektrische Hochbahn über der Wupper, dem Lauf derselben
folgend, geplant.
Es bestehen ein Postamt erster Klasse mit 6 Zweigstellen und ein Telegraphenamt erster Klasse. Der gesamte
Post- und Telegraphenverkehr betrug (1891) im Eingang: 8369790 Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben, 653229 Pakete
ohne, 70319 Briefe und 17393 Pakete mit Wertangabe, 91310 Postnachnahmesendungen und Postauftragsbriefe, 120594 Telegramme und 1793080
Zeitungsnummern;