Kenntnis des menschlichen
Herzens und der
Sitten jedes
Standes,
Feuer und Korrektheit der
Deklamation und treffendes Gebärdenspiel
erhoben Eizelle zu einem der ersten dramat. Künstler. «Seine
Redegewalt wurde von einem Organ getragen, das an donnernder Macht, Zartheit und Wohllaut seinesgleichen auf der deutschen
Bühne nicht gefunden hat», sagt sein bedeutendster Nachfolger Schröder von ihm. Im
Tragischen galt die
tief erschütternde
Darstellung des Odoardo als seine beste Leistung. Zugleich war aber Eizelle auch von einschneidendster Bedeutung
als Vorbild und
Lehrer sowie durch seine Bemühungen um die sittliche
Hebung
[* 2] seines
Standes und dessen materielle Sicherheit.
Seine litterar. Leistungen beschränken sich aufÜbersetzungen franz. Werke, Gedichte
u. s. w. -
von
Aura, Geschichtschreiber, erscheint um 1108 als
Abt des
KlostersAura bei
Kissingen
[* 4] und starb nach 1125. Seine
«Weltchronik» («Chronica Ekkehardi
Uraugiensis», hg. von
Waitz in den «Monumenta
Germaniae historica, Scriptores, Bd. 6) hat Ekkehard in
ihrem Hauptteile fünfmal umgearbeitet, bald mehr in kaiserlichem, bald mehr in päpstl.
Sinne, wie gerade seine wechselnden
Anschauungen waren. Die vorzügliche Geschichte des ersten Kreuzzuges »Hierosolymita» gab er besonders heraus.
im alten
Athen
[* 5] die
Volksversammlung, d. h. die
Vereinigung aller im
Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte befindlichen
attischen
Bürger vom 20. Altersjahre an, welcher die souveräne
Entscheidung über alle durch den
Rat (die
Bule, s. d.) vorbereiteten
und an die Ekklesia gebrachten oder auch durch eigene
Initiative aus dem
Kreise
[* 6] der versammelten
Bürger angeregten
Angelegenheiten der innern und äußern Politik
(Krieg und Frieden, Bündnisse und
Verträge, Gesandtschaften, Ehrenbezeigungen
an einzelne und Korporationen), des öffentlichen
Kultus, der
Finanzen und der Gesetzgebung, die
Wahl der
Beamten (soweit solche
nicht durchs Los bestimmt wurden), Erledigung etwaiger
Beschwerden gegen diese
u. dgl., in gewissen Ausnahmefällen
(bei den sog. Eisangelien) auch richterliche
Entscheidung zustand.
Die Einrichtung, daß innerhalb bestimmter Zeiträume regelmäßig solche Versammlungen stattfanden, wird auf
Solon zurückgeführt.
Er setzte vier Ekklesien für jedes Jahr fest,
Kleisthenes (um 509
v. Chr.) zehn. Mit der Erweiterung ihres Wirkungskreises
durch die
Entwicklung der
Demokratie wurde die Zahl nochmals vermehrt, sodaß zur Zeit der höchsten
Blüte
[* 7] der demokratischen
Verfassung vier regelmäßige Ekklesien in jeder der zehn Prytanieen, also 40 im Jahre stattfanden, von
denen jede ihren bestimmten Geschäftskreis hatte. Dazu kamen noch in dringenden Fällen außerordentliche Versammlungen,
welche meist von den obersten
Beamten des Kriegsdepartements (den
Strategen) einberufen wurden.
Das
Lokal dieser Versammlungen war seit alter Zeit die Pnyr (s. d.), an deren
Eingängen 6 Lexiarchen mit 30
Gehilfen die
Kontrolle übten. Jeder zur
Teilnahme an der Versammlung Berechtigte erhielt beim
Eintritt eine
Marke, gegen deren Vorzeigung ihm seit der Zeit des
Perikles, als
Entschädigung für die aufgewandte Zeit,
der Versammlungssold (Ekklestiastikos misthos, früher
1
Obolos, später 3 Obolen) ausbezahlt wurde. Anstatt der unbequemen
und abgelegenen Pnyr wurden besonders seit der macedon.
Zeit lieber die bequemen Räume des Dionysischen
Theaters am Südostabhange der
Akropolis,
[* 8] bisweilen auch der Markt, ja selbst
Lokale außerhalb der Stadt (z. B. im Peiraieus) zur Abhaltung der
Versammlungen benutzt. Der Beginn der Versammlungen wurde durch ein auf der
Agora sichtbares Zeichen (wahrscheinlich
Ausziehen
einer Fahne) angezeigt. Sie begann regelmäßig früh am Morgen mit einem Reinigungsopfer und einem vom Herold gesprochenen
Gebet; darauf trug der Vorsitzende oder ein anderer Referent die
Anträge (Probuleumata,
d. i. Vorbeschlüsse) des
Rats vor, und wenn die Versammlung durch Procheirotonie (vorläufige
Abstimmung) beschlossen hatte, auf die Verhandlung darüber
einzutreten, so wurde die
Debatte eröffnet, bei welcher nach alter, aber zur macedon.
Zeit bereits veralteter
Sitte die über 50 J. Alten den Vorrang hatten. Die auftretenden Redner waren während der
Dauer ihrer
Ansprache zum Zeichen der Unverletzlichkeit bekränzt. Nach
Schluß der
Debatte wurde über jeden
Antrag
einzeln durch Erheben der
Hände
(Cheirotonie) oder auch durch Stimmtäfelchen abgestimmt. Der
Schluß der Versammlung mußte
jederzeit vor Sonnenuntergang, sonst auch bei plötzlich eintretendem
Regen, Gewitter
u. dgl. erfolgen; war die
Tagesordnung
nicht erschöpft, so wurde die Versammlung auf den folgenden
Tag vertagt.
IhreBeschlüsse wurden regelmäßig in das
Archiv der Stadt eingetragen, in wichtigern Fällen auch in
Erz oder
Stein eingegraben
und dann öffentlich aufgestellt. Den Vorsitz in der Versammlung führte in der ältern Zeit der Epistates, d. h.
der Vorsitzende des geschäftsleitenden
Ausschusses des
Rats (der Prytanen); später wurden jedesmal neun
Proëdroi aus der Zahl der übrigen nicht zum
Ausschuß gehörigen Ratsmitglieder durchs Los ernannt, die wieder unter sich
den Proëdros erlosten. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung standen diesem eine Anzahl Polizeidiener (toxotai,
Bogenschützen)
zu Gebote. -
Vgl. Schömann,De comitiis Atheniensium libri III (Greifsw. 1819). -
über Ekklesia in der Bedeutung von
Kirche s. Ecclesia.
(grch.), eine Vorrichtung im altgriech.
Theater,
[* 9] durch die entweder das
Innere des
Palastes, dessen
Außenseite die Bühnenhinterwand bildete, sichtbar gemacht, oder Dinge aus dem Hinterraum auf die
Bühne geschoben werden
konnten.
(grch.), über den ganzen Körper verbreitete, in heftigen Zusammenziehungen
der Muskulatur bestehende und mit
Bewußtlosigkeit verbundene Krampfanfälle, welche von der
Epilepsie (s. d.) sich dadurch
unterscheiden, daß bei letzterer die Krampfanfälle sich in gewissen
Perioden regelmäßig wiederholen,
während die eklamptischen
Krämpfe nur einmal oder nur mit einigen Wiederholungen während einer gewissen Zeit einzutreten
pflegen. Man unterscheidet zwei Formen, nämlich die der
Kinder und die der Schwangern und Gebärenden. Die Eklampsie oder die Konvulsionen
der
Kinder (eclampsia infantum), auch wohl
¶
mehr
Krämpfe, schlagender Jammer, Gichter oder Fraisen genannt, stellen eine verhältnismäßig häufige Kinderkrankheit dar, welche
auf den verschiedensten Ursachen beruhen kann. Am häufigsten findet sie sich bei Säuglingen, namentlich zur Zeit des Zahndurchbruchs,
seltener im spätern Kindesalter, und zwar wird sie ebensowohl bei kräftigen und vollsaftigen als bei schwächlichen und
blutarmen Kindern beobachtet; Knaben werden im Durchschnitt etwas häufiger von ihr befallen als Mädchen.
In manchen Fällen handelt es sich um eine ererbte Anlage zu Krämpfen, insofern gar nicht selten die meisten oder alle Kinder
derselben Familie zu einer gewissen Zeit an eklamptischen Anfällen leiden.
Bisweilen überrascht der Anfall das Kind plötzlich mitten im Spiel, in anscheinendem Wohlbefinden; in
andern Fällen gehen längere oder kürzere Zeit gewisse Vorboten voraus. Die Kinder sind mißmutig und ärgerlich, schlafen
unruhig und unterbrochen, schließen während des Schlafs nur unvollständig die Augenlider und verziehen von Zeit zu Zeit
den Mund, knirschen auch mit den Zähnen und fahren bei Berührung schreckhaft zusammen. Dann bricht meist
plötzlich der Anfall aus, indem der Blick stier und starr wird, die Augen umhergerollt werden, das Gesicht
[* 12] sich krampfhaft verzerrt
und gleichzeitig mehr oder minder heftige krampfartige Zuckungen oder auch starrkrampfähnliche Zustände sich über den
ganzen Körper verbreiten.
Während derselben wird das Gesicht gerötet und leicht blausüchtig, der in Schaum verwandelte Speichel tritt vor die Lippen,
die Haut
[* 13] wird mit kaltem Schweiß bedeckt, der Bauch
[* 14] durch verschluckte Luft aufgetrieben, die Atmung schwer beeinträchtigt,
der Puls klein und überaus schnell. Dabei ist das Bewußtsein vollkommen aufgehoben und mit ihm die Empfindlichkeit
für die stärksten Reize erloschen. Die Dauer derAnfälle ist verschieden; oft beträgt sie nur einige Minuten bis zu einer
Viertelstunde und darüber, in andern Fällen ziehen sie sich mit mehr oder weniger langen Unterbrechungen tage-, selbst wochenlang
hin.
Die Eklampsie zählt zu den gefährlichern Krankheiten des Kindesalters, denn wenn auch die meisten Anfälle in
völlige Genesung übergehen, so geschieht es doch nicht gar selten, daß während eines heftigen eklamptischen Anfalls durch
krampfhaften Verschluß der Stimmritze der Tod eintritt oder nach demselben nachhaltende Störungen, wie Schielen,
[* 15] Lähmungen
oder andere schwere Affektionen zurückbleiben oder die Krankheit durch fortwährende Wiederholung der
Anfälle in wahre Epilepsie übergeht.
Die Behandlung der Eklampsie soll in erster Linie eine prophylaktische sein, indem alle jene schädlichen Momente von dem Säugling
fern zu halten sind, welche erfahrungsgemäß den Ausbruch der Krankheit begünstigen. Man sorge also für eine vernünftige
Ernährung des Kindes, am besten durch Mutter- oder Ammenbrust, für regelmäßige Verdauung, gute Luft in
den Zimmern, für Reinlichkeit durch
Waschungen und Bäder und vermeide alles, was Reizungen des Gehirns veranlassen könnte
(anhaltendes Schaukeln, schnelles Fahren auf holperigen Wegen u. dgl.). Ganz besondere Vorsicht ist bei solchen Kindern geboten,
bei denen der Verdacht einer erblichen Disposition zu Nervenkrankheiten vorliegt.
Während des eklamptischcn Anfalls selbst befreie man das Kind von allen beengenden Kleidungsstücken, namentlich am Halse,
lagere es zweckmäßig mit etwas erhöhtem Kopfe und so, daß es sich keinen Schaden zufügen kann, und schiebe, wenn sich
der Krampf auch auf die Kiefermuskeln erstreckt, ein Stück Holz,
[* 16] Kork
[* 17] oder zusammengerollte Leinwand zwischen
die Kiefer, damit das Kind freier atmen kann und sich die Zunge nicht verletzt. Daneben sorge man für möglichst schnelle Zufuhr
reiner frischer Luft, mache kalte Umschläge oder Begießungen auf den Kopf und gebe reizende Klystiere aus kaltem Wasser und
Essig; gegen das Ende des Anfalls erweist sich das Einflößen von Kamillen- oder Baldrianthee oder ähnlichen
nervenbelebenden Mitteln ersprießlich. Behufs Verhütung neuer Anfälle ist auf zweckmäßige Ernährung, genaue Regulierung
des Stuhlganges, Abhärtung durch kalte Waschungen und auf sorgsame Vehütung vor Erkältung und Aufregung Bedacht zu nehmen.
Die der Schwangern und Gebärenden besteht gleichfalls aus plötzlich auftretenden, heftigen und mit
vollständigem Verlust des Bewußtseins verbundenen krampfhaften Zuckungen und Zusammenziehungen der gesamten Körpermuskulatur,
welche vorzugsweise Frauen, die zum erstenmal schwanger sind, und zwar gewöhnlich erst während der Entbindung, seltener
im Verlaufe des Wochenbettes, befallen und hinsichtlich ihrer Ursachen durchaus noch nicht sicher erkannt sind.
Einige Ärzte schreiben sie einer durch Nierenentzündung bedingten Harnstoffvergiftung des Blutes zu, während
andere sie von einer anämischen Blutbeschaffenheit und der durch die Wehenthätigkeit hervorgerufenen Steigerung des Blutdruckes
im arteriellen Gefäßsystem, welche Blutüberfüllung und Odem des Gehirns zur Folge hat, herleiten. Die Dauer des einzelnen
Anfalls ist verschieden und schwankt von einer Minute bis zu einer Stunde und darüber. Während des Anfalls
ist das Gesicht blau verfärbt, die Pupillen sind weit, das Herz schlägt unregelmäßig, das Atmen wird schnarchend und vor
den Mund tritt Schaum.
Mit Nachlaß der Zuckungen verfällt die Kranke gewöhnlich in einen schlafsüchtigen Zustand, aus welchem sie anfangs mit
wiederkehrendem Bewußtsein, jedoch tief angegriffen und ohne Ahnung von dem überstandenen Krampfe erwacht;
ihr Kopf ist wüst, sie klagt über Schwere und Schmerzen in den Gliedern, bis nach längerer oder kürzerer Pause ein neuer
Anfall ausbricht, der die vorausgegangenen meist an Heftigkeit übertrifft; späterhin kehrt auch in den Pausen das Bewußtsein
nicht zurück, sondern die Kranken verharren in ihrem schlafsüchtigen Zustand, der entweder durch Herz-
und Gehirnlähmung zum Tode führt oder nach einem langen Schlafe in Genesung übergeht.
Die Eklampsie gehört zu den gefährlichsten Erkrankungen der Schwangern und Gebärenden, da durch sie nicht nur das
Leben der Mutter, sondern auch das des Kindes auf das äußerste bedroht wird. Die Behandlung besteht außer
einer zweckmäßigen Lagerung der Kranken, reizenden Klystieren, Hautreizen und kräftigen Abführungsmitteln vornehmlich in
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