forlaufend
773
Bedeutung. Im Mittelalter hieß sie ijtgidora, alt- nord^ch Ägisdyr. Seit dem Frieden Hemmings mit Karl d. Gr. 811 wurde sie nebst dem Danewerk und der Schlei die Reichsgrenze. In dem Vertrage von 1225 zwischen Waldemar II. und dem Grafen Heinrich von Schwerin [* 2] ward sie die Nordgrenze des Herzogtums Holstein, ostwärts verlängert durch die Levensaue. Daher spielt der Fluß auch eine Rolle in der Kriegsgeschichte, in den Kämpfen der Friesen, Holsteiner und Dänen im Mittelalter, sowie 1813 und in den Kriegen gegen Dänemark. [* 3]
Giderdänen, polit. Partei in Dänemark, welche vor 1864 Schleswig [* 4] mit Dänemark unter derselben Verfassung vereinigen, aber Holstein ausschließen wollte. (S. Dänemark, Geschichte.) Eiderdunen, s. Eiderente. Giderente (somatei-jg. M0i1i88ima I^c/t; s. Tafel: [* 1] Schwimmvögeln,Fig.7), auch oftEider- gans genannt, die bekannteste Art einer zu der Gruppe der Tauchenten (s. Enten) [* 5] gehörenden Gat- tung, welche durch die mit Hautlappen umsäumte Hinterzehe und den an den Rändern mit groben Plättchen eingefaßten, gestreckten, schmalen, an der Wurzel [* 6] hohen Schnabel, der mit schmalen, weit vorn gelegenen Nasenlöchern versehen ist, sich von den übrigen Tauchenten unterscheidet.
Das Männ- chen ist oben weiß, unten schwarz, die Wangen meergrün, die Stirn schwarz; das Weibchen oben braun mit rostfarbigen Federrändern, unten braun und fchwarzbraun gewellt. Während der Brütezeit trennen sich die Männchen, um in Scharen allein zu leben. Die Pracht-Eider (somateria Lpeetadili" /^eac/b) hat ein feines, fchwarzes Band [* 7] um den Schnabel, das am Hälfe herabläuft, während bei der viel kleinern Stellers chen Eider (^omatei-ia 8t6ii6i-i Callas) die Deckfedern der Oberflügel uud Schultern blau gestreift sind.
Beide Arten sind sel- ten; die gewöhnliche Eider gemein. Dieser Vogel bewohnt den Norden, [* 8] ist an den Küsten von Island, [* 9] Grönland, Spitzbergen, Schweden [* 10] und Norwegen gemein und kommt auch in Nordamerika [* 11] vor, besucht im Winter zahlreich die Ostsee und Elbemündung, nistet aber nur in den höhern Breiten. Er nährt sich wesentlich von Muscheln, [* 12] nach denen er in große Tiefen taucht. Die Eiderstedt brütet in Gefellfchaften oft von Hunder- ten von Paaren; ihr Nest besteht aus Seegras und Tang und wird meist an solchen Orten angelegt, wo, wie auf Inseln, die Eisfüchfe nicht hingelangen tonnen.
Das Weibchen legt im Anfang Juni vier bis sieben blaßgrüne Eier, [* 13] welche es mit den feinen, feinem Unterleibe ausfallenden, zum Teil auch aus- gerupften Dunen umgiedt. Da diefe Dunen, die Eiderdunen, einen wichtigen Handelsartikel bil- den, so hegen die Besitzer der Brüteplätze die Vögel [* 14] sehr sorgfältig, wozu besondere Gesetze erlassen sind und eigene Wächter angestellt werden, und bellten die Nester nach gewissen Regeln aus. Man kann der Eiderstedt zweimal die eben gelegten Eier nebst den Dunen wegnehmen, ohne daß sie sich hindern läßt, zum drittenmal das Nest auszupolstern und mit Eiern zu belegen, die sie dann ausbrütet.
Werden aber zum drittenmal die Vögel beim Brüten ge- stört, so verlassen sie solche Brüteörter ganz. Ein Dutzend Nester liefern etwa 0,5 k^ gereinigter Du- nen, das an Ort und Stelle etwa 18 M. wert ist; die Reinigung von dem beigemengten Seegras und Tang ist eine recht mühsame Arbeit. Die ersten Dunen, welche von selbst ausfallen, sind die besten; die zweiten sind Mittelgut; die dritten, welche man erst nehmen darf, fobald die Jungen flügge gewor- den sind, stehen kaum höher im Preise als feine Gansfedern.
Das Fleifch der Eiderstedt ist schlecht und thranig. Die Eiderdunen machen für mehrere hoch- nordische Länder einen wichtigen Handelsartikel aus und stehen hoch im Preise. In der Mitte des 18. Jahrh, lieferte Island jährlich 100-150 kx gereinigte und gegen 1000 k^ ungereinigte Dunen. Grönland liefert jetzt mehrere taufend Kilogramm jährlich. Wegen ihrer Kostbarkeit werden sie oft verfälscht; die echten erkennt man indes an ihrer braunen Farbe mit weißem Schafte und daran, daß sie beim Schütteln nicht auseinanderstieben.
Eidergans, s. Eiderente. Gidertanal, Holsteinischer, Schleswig- Holsteiner Kanal, [* 15] 1777-84 mit Benutzung des alten Grcnzflüßchens Levensaue (das nördlich von Kiel [* 16] in die Kieler Föhrde mündet) angelegter Kanal, der diese letztere von Holtenau aus mit der Obereider bei Voorde verbindet. Er stellt so bis zur Vollendung des im Bau begriffenen Nordostseekanals (s. d.) die einzige Verbindung zwischen der Ost- und Nordsee dar, die, in der Luftlinie Holtenau-Tönning nur 77 Km lang, durch die bedeutenden Krümmungen der Untcreider freilich eine Länge von 141 und unter Hinzurechuuug der Außeneider von Tönning bis zur Nordsee sogar von 172 km aufweist, während der Nordostseekanal [* 17] nur 98 km lang wird.
Durch die Schleusen bei Holtenau, Knoop und Rathmanns- dorf erreichte der auf den freien Strecken mit 31 m oberer und 17 m Sohlbreite bei 3,20 m Tiefe angelegte Eiderstedt die 7,08 m über der Kieler Föhrde (gleich 6,35 m über NN.) gelegene Scheitelstrecke Rathmannsdorf- Königsförde und fiel fodann, unter teilweiser Benutzung des Betts der Obereider, mittels der Schleusen bei Königsförde und Kluvensiek zu der bei Voorde seeartig aufgestauten, 2,38 m über der Kieler Föhrde liegenden Eider.
Der Eiderstedt konnte von Binnen- und Seefahrzeugen von 2,68 m Maximal- tiefgang und 200 t Tragfähigkeit befahren werden. Der Durchgangsverkehr, der sich früher auf über 4000 Fahrzeuge belief, hatte, weil die Bauten des Nordostfeekanals in den Betrieb mehrfach eingrei- fen mußten, zuletzt etwas abgenommen; 1890 wurde die unterhalb des Eiderstedt gelegene Rendsburger Schleuse in Berg- und Thalfahrt zusammen nur noch von 2206 Fahrzeugen mit 50363 t passiert. Jetzt liegen alle diejenigen Strecken des Eiderstedt, die nicht in den neuen Nordostseekanal fallen, trocken; die fünf Schleufen sind abgebrochen, und der jetzt wieder fehr rege Verkehr benutzt auf 35 km von der Ostfee bis zur Obereider jenen neuen Kanal, sodann auf 4 kni die in 20 m Breite [* 18] auf 5,5 m Fahrtiefe gebrachte Obereider bis zu der neuen 68 m langen, 12 m wei- ten, 3,80 m tiefen Rendsburger Schleuse, die diefe von der Nntereider trennt.
Giderstedt, Halbinsel an der Westseite von Schleswig, zwischen der Eidermündung und dem Heverstrom, bildet den Kreis [* 19] Eiderstedt (Landratsamt in Tönning) des preuß. Reg.-Vez. Schleswig. Der- selbe hat 330,51 ykm, (1890) 16062 (7733 männl., 8329 weibl.) Eiderstedt, 2 Städte (Tönning und Garding), 21 Landgemeinden und 2 Gutsbezirke. Fast ganz Eiderstedt ist Marschland, dessen Bewohner von der Vieh- zucht leben. Im Mittelalter bestand Eiderstedt aus 3 von der Eider umströmten Inseln: Utholm (im W.), Heverschop (in der Mitte) und Eiderstedt (im O.). Von Utholm führte noch 1370 eine Brücke [* 20] (Bollenbruggi) ¶