Untersuchungs-Flecken Gieboldehausen, Dingelstädt und
Lindau
[* 2] und 150 Dörfern mit (1791) 74000 Eichhorst. Infolge des Lunéviller
Friedens nahm
Preußen
[* 3] 1802 das kurmainzische Eichhorst nebst der Reichsstadt
Mühlhausen
[* 4] in
Besitz; aber schon 1807 wurde das Land
dem Königreiche Westfalen
[* 5] einverleibt, 1813 von
Preußen wieder erobert und, nachdem 1815 zufolge des
WienerTraktats
die Distrikte
Duderstadt, Gieboldehausen und
Lindau an Hannover
[* 6] abgetreten worden, auf die drei zum Reg.-Bez.
Erfurt
[* 7] gehörigen
Kreise
[* 8]
Heiligenstadt, Worbis und
Mühlhausen verteilt. -
Vgl. J.
Wolf, Polit. Geschichte des Eichhorst (2 Bde., Gött. 1792 -
93);
Heinr.
KarlAbraham,
Philolog, geb. zu
Oschatz,
[* 11] studierte in
Leipzig,
[* 12] habilitierte
sich dort 1793, wurde 1795 zum außerord. Professor der
Philosophie ernannt und ging 1797 nach
Jena,
[* 13] wo er an der Redaktion
der
«Allgemeinen Litteraturzeitung» teilnahm. Nach 2 Jahren wurde er daselbst Direktor der
Lateinischen Gesellschaft, 1803 ord.
Professor der
Beredsamkeit und
Dichtkunst. Noch in demselben Jahre begann er die neue «Jenaische
allgemeine Litteraturzeitung» herauszugeben, erhielt 1804 die
Stelle eines Oberbibliothekars bei der
Universität und starb E.s
Hauptschriften sind kritische
Abhandlungen und Untersuchungen, z. B. über
Theokrit, Tibull,
Horaz, Phädrus u. s. w., er hat
ferner (freilich unvollständige)
Ausgaben des
Diodorus Siculus (2 Bde.,
Halle
[* 14] 1800) und des Lucrez (Lpz. 1801)
und eine
Übersetzung von
Mitfords «Geschichte
Griechenlands» (6 Bde., ebd. 1802 - 8) geliefert.
Eichstädt, einer der besten lat. Stilisten, zeigt sich als
Meister der Form namentlich in mehrern Gedächtnisschriften auf Zeitgenossen,
z. B. «Oratio Goethii memoriae dicata»
(Jena 1832). Eine von Eichstädt begonnene Sammlung seiner «Opuscula
oratoria.» (ebd. 1848 - 49; 2. Aufl. 1850) wurde von Weißenborn beendigt.
-
1)
Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat (1890) 23521 (11572
männl., 11949 weibl.) Eichstätt in 76 Gemeinden mit 161 Ortschaften. -
2) Eichstätt, ursprünglich Eistet, ^[Abb: Wappen
[* 15] von Eichstätt] unmittelbare Stadt und Hauptort des
Bezirksamtes Eichstätt, von 1805 bis 1817 Hauptstadt
des
Altmühl- und Ober-Donau-Kreises, 26 km im NW. von
Ingolstadt,
[* 16] in 388 m Höhe an der
Altmühl, in einem tiefen
Thale, mit
dem Bahnhof der Linie
München-Ingolstadt-Gunzenhausen der Bayr. Staatsbahnen
[* 17] durch
Nebenbahn (5,2 km)
verbunden, altertümlich gebaut, ist Sitz eines
Bischofs, des
Bezirksamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht
Augsburg)
[* 18] mit 9
Amtsgerichten
(Beilngries, Eichstätt, Ellingen, Greding,
Ingolstadt, Kipfenberg,
Monheim, Pappenheim,
Weißenburg),
[* 19] eines Amtsgerichts,
Rent-,
Bau- und Forstamtes,
Bezirksgremiums, einer Brandversicherungsinspektion sowie ^[] des
Bistums Eichstätt (s. unten) und hat (1890) 7546 (3811
männl., 3735 weibl.) Eichstätt, darunter 755
Evangelische und 45 Israeliten, 1633 Haushaltungen, in Garnison (521 Mann) das 3.
Bataillon
des 19. Infanterieregiments, Post,
Telegraph,
[* 20] ein bischöfl.
Lyceum (Rektor Dr. Schneid), eine königl. Studienanstalt, bestehend
aus Gymnasium und Lateinschule, früher isolierte Lateinschule, 1839 zum Gymnasium erweitert (Rektor Dr.
Orterer, 18
Lehrer, 9
Klassen, 283
Schüler, einschließlich 90
Zöglinge des bischöfl. Knabenseminars),
königl. Realschule, königl. Lehrerbildungsanstalt mit Internat,
ein Priesterseminar, eine weibliche Erziehungsanstalt der
Englischen Fräulein, Kapuziner- und Benediktinerinnenkloster; städtisches
Theater,
[* 21] ein ansehnliches städtisches und ein Distriktskrankenhaus, ein Bürgerspital zum
HeiligenGeist und die
Dom-Augusto-Stiftung, 1835 von
HerzogAugust von Leuchtenberg zur Beschäftigung der
Armen gestiftet, ferner ein Waisenhaus, Rettungshaus,
Gasbeleuchtung und Wasserleitung.
[* 22]
Erwähnenswerte
Gebäude sind: der
Dom, 1042 begonnen, mit roman.
Türmen, dem Wilibaldschor im Übergangsstil, einem got. Schiff
[* 23] und Ostchor (1365 - 96), schönen
Glasgemälden, Wandmalereien (1880 - 92 restauriert) und dem
Grabe des heil. Wilibald; daran
angrenzend das
Land- und Amtsgerichtsgebäude, seit 1730 Sitz der ehemaligen Fürstbischöfe, von 1817 bis 1855 der
Herzöge von Leuchtenberg, die evang.
Kirche (1886), Schutzengel- (früher
Jesuiten-) kirche (1640), Kapuzinerklosterkirche
(1625) mit Nachbildung des heiligen
Grabes (1889 restauriert), die Walpurgiskirche mit den Brustgebeinen der heil. Walpurgis,
unter welchen zu gewissen
Zeiten das für wunderthätig gehaltene Walpurgisöl herabträufelt, das 1444 erbaute
Rathaus und das seit 1872 als
Kaserne benutzte Sommerschloß (1735) der ehemaligen Fürstbischöfe, worin sich das ausgezeichnete
Leuchtenbergsche Naturalienkabinett befand, welches 1858 den Staatssammlungen in
München
[* 24] einverleibt wurde. Hinter der Hofgartenkaserne
befindet sich der seit 1872 der Stadt gehörige
Lust-
(Hof-) garten mit Pavillons und
Springbrunnen, auf dem
Residenzplatze der Marienbrunnen (1777), dessen
Säule (19
m) eine 2½ m hohe vergoldete
Madonna trägt, auf dem Marktplatze
der Wilibaldsbrunnen (1695) mit dem Bronzestandbild des
Heiligen.
In den schönen
Anlagen, 1 km von der Stadt, die
Denkmäler der drei
Herzöge von Leuchtenberg.
In den nahen
Schieferbrüchen werden wertvolle Versteinerungen gefunden. Nahe der Stadt die Feste Wilibaldsburg mit reizender Aussicht
in die beiden Flußthäler und einem durch Felsen gesprengten
Brunnen
[* 25] (90
m), in der Mitte des 14. Jahrh. von dem Fürstbischöfe
Friedrich aus dem Hause der
Burggrafen von
Nürnberg
[* 26] erweitert, war bis 1730 Residenz derBischöfe. Den
einst berühmten botan.
Garten
[* 27] (hortus Eystettensis) zerstörten die
Schweden
[* 28] bei Einnahme der
Burg Später wurde
das Schloß Reichsfeste, als welche es noch 1796 gegen die
Franzosen verteidigt wurde. Nach der
Säkularisation 1806 wurde
das Hauptschloß veräußert, unter König
Ludwig I. 1828 aber zurückgekauft und diente dann als
Kaserne
und Militärspital. Jetzt steht es verlassen und verfällt.
Stadt und
Bistum Eichstätt verdanken ihren Ursprung dem heil.
Bonifatius, der den
Angelsachsen Wilibald aus dem ihm von den nordgauischen
Grafen Suitger überlassenen Landgebiete 745 als
Bischof
einsetzte. Durch die Wallfahrten zu den 870 hierher gebrachten Gebeinen der heil. Walpurgis und zum Grabe des heil. Wilibald
hob sich der neue Bischofssitz und erhielt schon 908 Stadtrecht, Zoll-, Münz- und Marktrecht. Im Dreißigjährigen Kriege wurde
Eichstätt 1632 von Gustav Adolf, 1634 vom Landgrafen Johann von Hessen
[* 30] gebrandschatzt, ebenso später (1703, 1800,
1805) von den Franzosen.
Das Bistum Eichstätt hatte 1305 bei dem Aussterben der Grafen von Hirschberg
[* 31] deren ausgedehnte Besitzungen geerbt und sich nach und
nach zu einem der reichsten Hochstifte Deutschlands
[* 32] emporgeschwungen. Es umfaßte 1785 ein Gebiet von 1100 qkm mit 57000 Eichstätt in 8 Städtchen, 14 Marktflecken, 200 Dörfern
u. s. w., hatte 250000 Fl. Einkünfte und wurde 1802 säkularisiert und der KroneBayern
[* 33] eingeräumt, kam jedoch noch in demselben
Jahre an den Großherzog Ferdinand von Toscana, der es 1805 wieder an Bayern abtrat. 1817 ward die Stadt mit einem Teile des
Fürstentums als freie Standesherrschaft an Eugen Beauharnais überwiesen, der davon als Schwiegersohn
des Königs von Bayern den Titel eines Fürsten von Eichstätt und von der Landgrafschaft Leuchtenberg (s. d.)
den NamenHerzog von Leuchtenberg erhielt. Doch verkaufte das Haus Leuchtenberg 1855 das Fürstentum an Bayern. Das Bistum, welches
zur Kirchenprovinz Bamberg
[* 34] gehört und dem Erzbistum Bamberg untergeordnet ist, wurde gemäß dem 1817 zwischen
Bayern und dem Papste abgeschlossenen Konkordat und der Cirkumskriptionsbulle von 1821 neu errichtet. Es hat 204 Pfarreien und
Pfarrkuratien, 368 Welt- und 26 Ordenspriester, 2 Diöcesananstalten und 17 Dekanate. -
Vgl. Lefflad, Regesten der Bischöfe
von Eichstätt (2 Bde., Eichstätt 1871-74);
Sax, Die Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstätt 745-1806 (2 Bde.,
Landshut
[* 35] 1884-85).