nach Schmalz'
Tode nahm Eichendorff wieder einen Ruf als Professor nach
Berlin
[* 2] an; gleichzeitig wurde er auch im Ministerium der auswärtigen
Angelegenheiten beschäftigt und in die
Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Seine Professur legte er schon nach 2 Jahren
nieder. Im
Staatsdienste aber wurde er hierauf zum
Geh. Obertribunalsrat, 1838 zum Mitglied des
Staatsrats, 1842 zum
Mitglied der Gesetzkommission, 1843 zum
Geh. Oberjustizrat befördert; 1838-41 und 1844-46 war er Spruchmann beim
DeutschenBundesschiedsgericht und 1843-44 Mitglied des Obercensurgerichts. 1847 nahm er seinen
Abschied und starb zu Köln.
[* 3]
Die Geschichte
Deutschlands
[* 4] in besonderer
Beziehung auf Ausbildung der
Staatsverfassung und der volkstümlichen
Rechte und Gesetze war früh der Gegenstand seiner Forschungen, als deren Ergebnis seine «Deutsche
[* 5] Staats- und Rechtsgeschichte» (4 Bde., Gott. 1808-23; 5. Aufl.
1843-45) erschien. Mit diesem Werk, das in der Gesamtauffassung der deutschen Rechtsentwicklung noch nicht übertroffen ist,
wurde der Begründer der histor. Schule auf dem Gebiet des deutschen
Rechts. Gemeinschaftlich mit Savigny
und Göschen begründete Eichendorff 1815 die «Zeitschrift für geschichtliche
Rechtswissenschaft». Außerdem sind zu erwähnen seine «Einleitung in das
deutsche Privatrecht mit Einschluß des Lehnrechts» (5. Aufl., Gott. 1845) und die «Grundsätze
des Kirchenrechts der kath. und evang. Religionsparteien in
Deutschland»
[* 6] (2 Bde., ebd. 1831-33).
Auch von seinen kleinern
Schriften sind die meisten von wissenschaftlicher Bedeutung. -
Eichhorn oder Eichkätzchen (Sciurinae), eine ungefähr 60
Arten zählende und über
die ganze Welt mit Ausnahme der austral.
Region verbreitete Unterfamilie von Nagetieren, welche man der Familie der Hörnchen
(Sciuridae) zuzählt, in welcher außer den Eichhörnchen auch noch die Murmeltiere und Ziesel Platz finden. Wie alle mit
Schlüsselbeinen versehenen Nager haben die Hörnchen eine große Beweglichkeit der Vorderpfoten,
mit welchen sie die Nahrung zum Munde führen, sie beim Benagen halten u. s. w. Die vorn
vierzehigen, zuweilen mit einem rudimentären Daumen versehenen, hinten fünfzehigen Pfoten sind stets mit starken, scharfen
und krummen Krallen bewaffnet. Im Oberkiefer stehen je fünf, im
Unterkiefer je vier
Backzähne, deren
schiefe
Kronen
[* 9] flache Querwülste tragen.
Die Gruppe der Eichhörnchen wird von drei Gattungen gebildet, den eigentlichen Eichhörnchen (Sciurus), den
Flug- oder
Flatterhörnchen (Pteromys) und den Erdhörnchen
(Tamias). Erstere sind die zahlreichsten; sie haben gestreckten
Leib, meist langen, buschigen, oft zweizeilig behaarten
Schwanz, häufig einen kleinen
Nagel an dem rudimentären Vorderdaumen
und meist lebhafte
Farben des Pelzes, der je nach dem Wohnorte und der Jahreszeit sehr wechselt.
Bei den nordischen
Arten ist
der Pelz sehr weich, dicht, wollig, im Winter mehr grau; bei den tropischen
Arten ist er sparsam und wird borstig, ja selbst
stachlig. Die Eichhörnchen, deren typische Art das gemeine Eichhörnchen (Sciurus vulgarisL., s.
Tafel: Nagetiere
[* 10] II,
[* 1]
Fig. 4) ist, haben steife Haarpinsel an den
Ohren.
Alle sind
flüchtige Waldbewohner, welche mit der größten Geschicklichkeit klettern und von
Ast zu
Ast springen, im Norden
[* 11] und den gemäßigten Gegenden sich kugelige
Nester auf den
Bäumen oder in den Höhlungen derselben selbst
bauen oder verlassene größere Vogelnester sich aneignen, gegen Kälte und Nässe sehr empfindlich sind und sich von Sämereien
aller Art,
Nüssen und
Früchten, aber auch von kleinen
Vögeln und Eiern nähren.
Unser gemeines Eichhörnchen ist fuchsrot, am
Bauche weißlich;
es giebt eine schwarze, mehr im
Gebirge und im
Osten lebende
Varietät. Es ist über ganz Europa
[* 12] und
Sibirien
innerhalb der Baumregion verbreitet, wird im Norden im Winter grau und liefert das Grauwerk und
Feh der Kürschner. Es ergötzt
durch schöne Gestalt und
Bewegungen, wird aber nie eigentlich zahm und anhänglich, bleibt bissig und eigensinnig und zeigt
nur sehr untergeordnete
Geistesgaben. In
Sibirien vereinigt es sich im Winter in großen Scharen, sodaß
von dort mehrere Millionen Felle jährlich in den
Handel gebracht werden. Es ist in jeder
Beziehung, durch Benagen der
Triebe
im
Frühjahr, das Zerstören der
Nester und der Samen
[* 13] ein sehr schädliches Waldtier. In Nordamerika
[* 14] vereinigen sich
mehrere
Arten(Sciurus nigerL.,cinereusL.) zuweilen in so ungeheuern
Schwärmen, daß sie zur Landplage werden. Während
unser Eichhörnchen höchstens 24 cm Körperlänge erreicht, werden einige ind.
Arten, z. B. das Königseichhörnchen (Sciurus indicusErxl.), bis zu 45 cm lang, und andererseits erreicht eine auf
Borneo und
Sumatra lebende Art (Sciurus exilis
Müller) nicht ganz 8 cm Länge.
Die Flughörnchen (Pteromys) unterscheiden sich dadurch, daß wie bei den Pelzflatterern und Flugbeutlern eine behaarte Flughaut
zwischen den
Beinen und dem Leibe ausgespannt ist, die als Fallschirm dient, sodaß sie sehr große schiefe
Sprünge ausführen
können. Es sind nächtliche
Tiere. Im Nordosten Europas, in
Sibirien und Nordamerika leben kleinere
Arten
(Pteromys volans Keyserling etBlas., volucella Desmarest), die einen kurzen Winterschlaf halten, in
Ostindien
[* 15] und den
Sunda-Inseln
größere, die sog. Taguans (Pteromys petauristaCuv., nitidus Desmarest, s.
Tafel: Nagetiere II,
[* 1]
Fig. 5). - Die Erd- oder
Backenhörnchen
(Tamias) bilden den Übergang zu den Zieseln durch den
Besitz von
Backentaschen, sie leben
in
Sibirien und Nordamerika gesellig in selbstgegrabenen
Bauen, sammeln Vorräte ein und halten Winterschlaf. Der
Schwanz ist
kurz, wenig behaart, die
Ohren rund, ohne Pinsel, der Pelz mit Längsstreifen geziert. In der Gefangenschaft halten fast alle
Eichhörnchen gut aus und machen auch keine besondern
Ansprüche an das Futter. Hafer,
[* 16]
Mais,
Wurzeln und
Brot
[* 17] genügt
ihnen. Der Preis schwankt von 2 M. für das gemeine Eichhörnchen bis 100 M. für das Königseichhörnchen.
HermannLudwig,
Arzt und Kliniker, geb. in Königsberg,
[* 18] studierte daselbst
Medizin, wurde dann Assistent
an der dortigen mediz. Klinik, später an der Frerichsschen Klinik zu
Berlin, 1876 außerord. Professor
an der
UniversitätJena,
[* 19] 1877 Direktor der mediz. Poliklinik in Göttingen
[* 20] und ist seit 1884 ord. Professor der speciellen
Pathologie und
Therapie und Direktor der mediz. Klinik in Zürich.
[* 21] Er schrieb: «Die progressive perniciöse
Anämie» (Lpz. 1878),
«Die
trophischen
Beziehungen des Bervus vagus zum Herzmuskel» (Berl. 1879),