mehr
vermag unter günstigen Verhältnissen ein
Alter von mehr als 1000 Jahren und daher riesige
Stärke
[* 2] zu erreichen
, während
die
Traubeneiche wohl selten über 6-800 Jahre alt wird. Die
Stieleiche ist vorzugsweise ein
Baum der Ebenen, Niederungen, Flußauen
und Hügelgelände und blüht im allgemeinen 2 Wochen eher als die
Traubeneiche, die mehr die Gebirgsgegenden
liebt, doch in den
Gebirgen
Deutschlands
[* 3] im
Mittel höchstens bis 650 m über das
Meer emporsteigt. Beide treten in verschiedenen
Gegenden Mitteleuropas, teils für sich allein, teils mit andern
Laubhölzern (z. B.
Rot- und
Weißbuchen,
Ulmen,
Ahornen,
Eschen
u. a. m.) oder auch mit
Nadelhölzern (namentlich
Kiefern) gemengt als waldbildende
Bäume auf, zumal in
den untern Donauländern (in der
Bukowina, der Walachei, in
Serbien,
[* 4] Kroatien und
Slawonien), wo es noch unermeßliche, zum
Teil noch im Urzustande befindliche Eiche
nwälder giebt. Mit der
Traubeneiche am nächsten verwandt ist die weichhaarige oder
Filzeiche
(Quercus pubescens Willd.),
die besonders im südl. Europa,
[* 5] doch vereinzelt auch in Mitteldeutschland
und
Österreich
[* 6] vorkommt. Sie unterscheidet sich von den andern deutschen Eiche
narten durch den sammetartigen Filz der zuletzt
fast lederartigen
Blätter.
Unter den übrigen europ. Eiche
narten nehmen die Korkeichen jedenfalls den ersten Platz ein.
Es giebt zwei verschiedene
Arten, die eigentliche oder südl. Korkeiche
(Quercus suber
L., s.
Tafel:
Amentaceen,
[* 1]
Fig. 2), eine im südwestl. Europa (namentlich Südspanien und
Portugal)
[* 7] und Nordafrika heimische Immergrüneiche
mit einjähriger
Samenreife und 3 Jahre lebendig bleibenden Lederblättern, und die westeurop. Korkeiche (Quercus occidentalis
Gay), eine im
westl.
Frankreich (den
«Landes» von
Bayonne), in Nordspanien und
Portugal wachsende Eiche mit zweijähriger Samenreife und
nur ein Jahr ausdauernden
Blättern.
Beide Arten liefern den in den Handel kommenden Kork, [* 8] der sich periodisch in ihrer Rinde erzeugt. (S. Kork.) Sehr verbreitet im südl. Europa ist die gemeine Immergrün- oder eigentliche Steineiche (Quercus ilex L.), ein Baum von 10 bis 20 m Höhe mit eiförmiger Krone und kleinen elliptischen oder eiförmigen, bald ganzrandigen, bald dornig gezähnten Blättern. Ihr Holz [* 9] gilt für das schwerste und härteste der europ. Eichenarten. Mehrere Eiche Europas und des Orients haben eßbare Eicheln, so namentlich die orient.
Quercus aegilops L., eine sommergrüne Eiche, und die westeurop. und nordafrik. Quercus ballota Desf., eine immergrüne Eiche, die vermutlich bloß eine Varietät von Quercus ilex ist. Beider Früchte werden in den betreffenden Ländern, wo man sie teils roh, teils geröstet ißt, in großen Massen zu Markte gebracht. Noch sind die Galläpfeleiche (Quercus infectoria Oliv.), eine in Kleinasien und Persien [* 10] heimische Art mit ungefähr ein Jahr lebenden Blättern, welche die offizinellen Galläpfel liefert und mit der in Nordafrika und auf der Pyrenäischen Halbinsel wachsenden Quercus lusitanica Lamk., die ebenfalls Gallen produziert, identisch sein soll, und die Kermeseiche (Quercus coccifera L.), eine niedrige, strauchige Art mit immergrünen, dornig gezähnten Blättern, die in den Mediterranländern häufig vorkommt und die Kermesschildlaus (s. Kermes) ernährt, zu erwähnen.
Unter den nordamerikanischen Eiche, von denen gegenwärtig mehrere als Zierbäume überall bei uns gehalten werden, sind besonders bemerkenswert: die Roteiche (Quercus rubra L.), die Scharlacheiche (Quercus coccinea L.) und die Sumpfeiche (Quercus palustris Mich.), deren Blätter im Herbst blutrot werden;
die durch weiße Rinde und unterseits weißflaumige, sich im Herbst violett färbende Blätter ausgezeichnete Weißeiche (Quercus alba L.) und die Färbereiche (Quercus tinctoria Willd.), deren zum Gelbfärben gebrauchte Rinde unter dem Namen Quercitron in den Handel kommt.
Fast alle Eiche sind lichtbedürftige Bäume, weshalb sie, in reinem Bestände erzogen, sich immer selbst licht stellen, wenn sie anfangs zu dicht standen. Deshalb ist es besser, bei Anlage von Eichenwäldern die Eiche in räumlicher Stellung (durch Auspflanzen von zuvor in Gärten gezogenen Pflänzlingen) zu erziehen. Da unter dem lichten Schirm der der Boden leicht verangert, so muß zwischen den Eichenreihen ein Bodenschutzholz, zu dem sich Hainbuchen, Weißtannen, auch wohl Fichten eignen, angebaut werden, oder man zieht die Eiche überhaupt in Vermischung mit andern Laubhölzern, Buchen u. s. w. Ganz besonders eignen sich die Eiche für Mittel- und Niederwaldbetrieb.
Bei der großen Lichtbedürftigkeit dieser Holzarten liefern die alten, freistehenden Oberbäume des Mittelwaldes das beste Holz. Die Eiche gehören zu den nutzbarsten Laubhölzern der gemäßigten Zone. Außer ihrem wertvollen, namentlich beim Schiff-, Hafen- und Faßbau unentbehrlichen, sehr dauerhaften Holze ist die Rinde wegen ihres Reichtums an Gerbstoff (s. Eichenschälwald und Eichenrinde) sehr geschätzt, während die Früchte eine vortreffliche Mast für Schweine [* 11] abgeben.
Die gerösteten Eicheln dienen als Kaffeesurrogat, die Eichenrinde zu mediz. Zwecken. Gefahren und Feinden sind die sturmfesten Eiche weniger ausgesetzt als Buche und Nadelhölzer. [* 12] Spätfröste schaden der Eiche seltener als der Buche, weil sie später ausschlägt, dagegen leidet sie oft durch Frostrisse, wegen ihrer starken Borke wird sie nicht rindenbrandig. Von Pilzen haben namentlich alte Eiche zu leiden, verschiedene Arten der Gattung Polyporus, Hydnum diversidens F., Telephora perdix R. Htg. u. a. rufen Rot- und Weißfäule hervor; der Eichenwurzeltöter (Rosellinia quercina) schadet den jungen Pflanzen.
Ein ganzes Heer verschiedener Insekten [* 13] bewohnt zwar die Eiche, meist jedoch ohne sehr empfindlichen Schaden zu thun. Von Käfern schaden am meisten der Maikäfer, der das Holz der lebenden Eiche mit großen Gängen durchwühlende und dadurch verderbende Eichenbock (Cerambyc cerdo L.), mitunter auch einige Borken-, Pracht- und Rüsselkäfer. [* 14] Unter den Schmetterlingen ist beachtenswert namentlich der Prozessionsspinner [* 15] (Cnethocampa processionea L.), der mit verwandten Arten die jüngsten Triebe mit Blüten oft zerstörende Eichenwickler (Tortrix viridana L.) u. s. w. Von Aderflüglern sind besonders zu nennen die zahlreichen Gallwespen (Cynips), welche die wirtschaftlich teilweise recht wertvollen Gallen erzeugen; gewisse Formen der letztern nennt man Knoppern. - Die Eiche haben von jeher bei allen Völkern, so schon im Altertum bei den Persern und Israeliten, in hohem Ansehen gestanden; bei den Griechen und Römern waren sie dem Jupiter geheiligt. Bei den Kelten spielte namentlich die auf Eiche schmarotzende Mistel (s. d.) in der Heilkunde der Druiden eine hervorragende Rolle. In Eichenhainen verehrten bekanntlich auch unsere heidn. Vorfahren ihre Götter; desgleichen dienten ¶
mehr
Eichenhaine den alten Deutschen als Versammlungsorte bei Beratungen, eine Sitte, die erst durch das Christentum verdrängt wurde. –
Vgl. Kotschy, Die Eiche Europas und des Orients (Olmütz [* 17] 1862);
Wagler, Die Eiche in alter und neuer Zeit.
Mytholog.-kulturgeschichtliche Studie (Berl. 1891).