giebt. Der Gehalt solcher Pasten an
Gold
[* 2] ist aber ein äußerst geringer; 1
TeilGold färbt 10000
TeileStraß schön rubinrot
und färbt selbst 20000
Teile noch immerhin merklich rosa. Doch die rote Färbung der Goldpaste tritt nie beim ersten Schmelzen
derselben auf. Das erste Schmelzprodukt hat erkaltet eine lichtgelbliche, leberige
Farbe. Meist kühlt
man es rasch durch
Schrengen,
d. i. Ausgießen der geschmolzenen Glasmasse in kaltes Wasser, ab und bearbeitet diese so erhaltenen
Bruchstücke weiter.
Erwärmt man dieselben neuerdings bis zum Erweichen des
Glases, so verändert sich allmählich die
Farbe derselben in das schönste
Rot, die
Stücke werden klar und rein; man sagt, diese Rubinfarbe entstehe durch das
Anlaufen. Die ersten
Rubingläser mittels
Goldpurpur hat 1678 Kunckel in
Brandenburg
[* 3] erzeugt, als er in Diensten des Kurfürsten
Friedrich Wilhelm
stand. Damals bildete er auch für den Kurfürsten von Köln
[* 4] einen
Kelch von Rubinglas im Gewicht von 24 Pfd. Vor Kunckel
war wohl schon mehrmals
Gold als Zusatz für künstliche
Edelsteine
[* 5] anempfohlen worden, doch praktisch ward diese
Industrie
vor ihm nicht ausgeübt.
Gläser mit nachweisbarem Goldgehalt sind daher keinesfalls älter als aus dem 17. Jahrh.;
ein Anhaltspunkt für die Schätzung des Zeitalters mittelalterlich faconnierter Glasgeräte.
Alle Imitationen aus
Straß sind leicht erkennbar durch ihre geringe Härte, 5 - 6.
Schon ein Quarzsplitter
ritzt dieselben sehr stark. Auch fehlt ihnen die Doppelbrechung
[* 6] und ebenso der
Dichroismus. Ein gutes
Kennzeichen ist auch
der muschelige
Bruch, der immer an verletzten
Stellen des Schliffs, wenn auch erst unter dem Mikroskop,
[* 7] deutlich erkennbar
ist.
Auch minder wertvolle Schmucksteine, selbst die billigen Halbedelsteine, werden gelegentlich durch
Glaspasten
imitiert. Als
Basis dient für solche Pasten
Glas,
[* 8] das durch
Zinnoxyd weiß gefärbt und deshalb emailartig geworden ist. Erst
diesem werden Metalloxyde beigesetzt. So erhält man malachitähnliche
Massen durch Zusatz von Kupferoxyd, türkisähnliche
Farbe durch Mischung von Kupfer,
[* 9]
Smalte und
Braunstein, Purpurfarbe durch Kupfer und
Mangan.
Opal imitiert
man durch
Straß, indem man
Weinstein und
Knochenasche sowie etwas
Chlorsilber und
Eisenoxyd einschmilzt.
Achat
[* 10] erhält man durch
Untereinanderkneten erhitzter halbflüssiger Glasstücke. Die venet.
Aventuringläser enthalten mikroskopisch kleine
Krystalle
von gediegenem Kupfer.
Der Halbedelstein
Türkis wird nicht bloß durch
Glaspasten imitiert, sondern auch durch den sog. Beintürkis.
Im Depart.
Gers
(Frankreich) sammelte man zu diesem Zwecke die durch Vivianit im Laufe der Zeit grünlichblau gewordenen
Zähne
[* 11] urweltlicher
Mastodonten und Dinotherien und verschliff deren Schmelzrinde, da sie dem
Türkis ähnliche Ware gab. Auch künstlich
wurden
Zähne, ja selbst Elfenbein, durch Kupferoxydammoniak blau gefärbt. Man erkennt die Beintürkise,
wenn man sie aus der Tageshelle in dunkeln, nur durch Gaslicht beleuchteten Raum bringt. Sie ändern ihre
Farbe und sind bei
künstlicher
Beleuchtung
[* 12] nur schmutzig graugrün, während das
Blau des echten
Türkis bei jeder
Beleuchtung in demselben
Farbenton
erscheint.
4) Eine letzte Sorte von Imitationen bilden die Doubletten,
Steine, deren Ober- und Unterteil aus verschiedenen
Mineralien
[* 13] besteht und durch einen Kitt von
Canadabalsam oder
Mastix zusammengehalten ist.
Der Oberteil besteht meist aus einem
^[] echten
Stein, während der Unterteil aus einem billigern Mineral oder
Glasfluß gebildet wird. Solche Fälschungen lassen
sich erkennen, wenn man den zu prüfenden
Stein in heißes Wasser legt; die Lackschicht erweicht und die
doublierten
Steine fallen auseinander. Es giebt selbst Doubletten in der Gruppe der farbigen
Straß-Imitationen.
Solche werden erzeugt, indem man die aus gewöhnlichem weißem
Glase (jeden für sich allein) geschliffenen
Teile, Pavillon
und Culasse, durch gefärbten Lack miteinander verkittet. Es ist also zwischen Ober- und Unterteil eine
dünne, durchscheinende Farbenschicht. Sie genügt aber wegen ihrer Lichtreflexion, um den ganzen
Stein gleichmäßig gefärbt
erscheinen zu lassen. Diese Art der Fälschung merkt man, wenn man durch den
Stein von der Seite hindurchsieht.
die Gesamtheit der
Arbeiten, wie
Spalten, Zersägen,
Grauen, Rundieren, Facettieren und Polieren,
die den Zweck haben, dem
Edelstein eine neue Form, umschlossen von glänzenden
Flächen (Facetten), zu geben. Die natürlichen
Formen der
Mineralien genügen nur in den seltensten Fällen, um jene Charaktere, die man von einem Schmucksteine
verlangt, namentlich
Farbe und Durchsichtigkeit, in vorteilhaftester
Weise dem
Beschauer kenntlich zu machen.
Meist treten diese Eigenschaften nur dann deutlich und rein hervor, wenn dem rohen
Steine durch
Schleifen neue Begrenzungsformen
gegeben und deren
Glätte und
Glanz durch Polieren erhöht wurde. Die verschiedenen Schmucksteine besitzen aber wechselnde
optische Eigenschaften; die Schliffformen müssen daher immer dem Charakter des zu bearbeitenden Materials
angepaßt werden. Man unterscheidet zwei Gruppen von Schliffformen, solche, deren Gestalt allseits durch vollkommen ebene
Flächen begrenzt ist, und andererseits mugelig, mit erhaben gekrümmter Oberfläche geschliffene
Steine.
Die ebenflächigen Schliffformen imitieren im allgemeinen die an natürlichen
Krystallen so häufig zu
beobachtende Gestalt einer vierseitigen Doppelpyramide (s. beistehende
[* 1]
Fig.
1). ^[Abb. Fig. 1: Doppelpyramide] Man unterscheidet hierbei
den Oberteil (Pavillon,
Krone), der auch in der Fassung den obern, dem
Beschauer zugewendeten
Teil des Edelsteins bildet, und
den Unterteil (Culasse), der beim Fassen nach unten, abgewendet zu liegen kommt. Rundiste (Rand,
Einfassung)
nennt man diejenige horizontale Kante r, in der die Facetten von Pavillon und Culasse sich schneiden. Die Ebene der Rundiste
ist der breiteste
Teil des Juwels. Einzelnen Formen fehlt eine symmetrisch facettierte Culasse und statt dessen sind sie nach
unten zu durch eine breite
Tafel begrenzt.
Die einfachste Schliffform ist der
Spitzstein
[* 1]
(Fig. 1). Unvollkommen geschliffene alte ind. Diamanten,
namentlich aber die ältesten europ. Juwelen des Mittelalters zeigen diese Gestalt. Sie ist
identisch mit dem Oktaeder, der natürlichen Spaltungsform des Diamanten und unterscheidet sich von dieser nur durch die
nachträgliche künstliche Politur der
Flächen sowie durch die teilweise Abrundung der Kanten. Ist am
Spitzstein die obere
Ecke durch die Ebene t t und die untere
Ecke durch die Ebene k k abgestumpft, so heißt er Dickstein, dessen
Seitenflächen auch gerundet sein können
¶
mehr
[* 15]
(Fig. 2). Der obere Teil hat meist nur die halbe Höhe der Culasse; auch findet man an alten ind. Schnitten die
vier Kanten des Pavillons eben abgestumpft, wodurch sich die Zahl der obern Facetten verdoppelt. Die optische Wirkung ist
gering.
Aus der Form des Dicksteins hat sich durch den geistigen Einfluß von Kardinal Mazarin, der solche Steine
umschleifen ließ, die allgemein gültige Form des Brillant entwickelt. Sowohl Pavillon als Culasse sind reich facettiert.
Die obere Begrenzungsfläche des Pavillons heißt Tafel, die untere weit kleinere Begrenzungsfläche der Culasse wird Kalette
genannt. Die Facetten, die an der Rundiste liegen, heißen Querfacetten, die an die Tafel grenzenden nennt
man Sternfacetten.
Sie sind dreieckig und stoßen mit ihren Spitzen aneinander. Je nach Größe und Schönheit des rohen Materials (Brut genannt)
giebt man mehr oder weniger Facetten. Einfaches Gut oder «einmal gemacht» heißen jene Steine, an denen nur der Oberteil facettiert
ist. ^[Abb: Fig. 2] ^[Abb: Fig. 3a] ^[Abb: Fig.
3b] Zweimal gemachte Brillanten
[* 15]
(Fig. 3a, von oben, 3b von der Seite) haben am Pavillon nur 16 dreieckige Facetten
in zwei Reihen angeordnet. Diesen unvollständigen Brillantschliff erhalten nur kleine Steine von 1/16 bis ⅛ Karat und 1½
bis 2 mm Durchmesser (die sog. «kleine Ware»)
oder fehlerhafte unschöne Steine.
Alle bessern Steine werden als dreimal gemachter Brillant (dreifaches Gut) in den Handel gebracht, und eigentlich nur diese als
Brillant bezeichnet. Sie haben am Oberteil drei Reihen von Facetten. Am dreifach gemachten Brillanten zählt man 56 Flächen
[* 15]
(Fig. 4a von oben, 4b von unten, 4c von der Seite), und bei sehr großen Steinen, wie beim Regent (s. Tafel:
Diamanten,
[* 15]
Fig. 3), erhöht sich diese Zahl noch um 16, indem die Querfacetten halbiert werden.
Die regelmäßige alte Form des Brillanten besitzt eine quadratische, nur an den Ecken abgestumpfte ^[Abb: Fig. 4a] ^[Abb:
Fig. 4b] ^[Abb: Fig. 4c] Tafel und eben solchen Querschnitt der Rundiste. Doch es kommen auch Abweichungen
von dieser Symmetrie vor, meist verursacht durch eine ungewöhnliche Gestalt des rohen Steins. Die Rundiste ist manchmal oval
wie am Kohinoor (s. Tafel: Diamanten,
[* 15]
Fig. 9) oder auch birnförmig. Das Farbenspiel wird dann wesentlich begünstigt
durch einen zugeschärften Schnitt der Querfacetten nach engl. Mode, während
der gewöhnliche holländ. Schnitt die Querfacetten des Oberteils breiter läßt.
Eine wichtige Neuerung des Brillantschliffs führte Caire ein; von ihr ist auch der heutige Modeschliff des Brillanten beeinflußt.
Der von ihm ersonnene Sternschnitt (taille à étoile,
[* 15]
Fig. 5) erfordert große Höhe von Culasse und Pavillon.
Die Tafel ist sehr klein und regelmäßig sechseckig. Am Unterteil sind drei Facettenreihen, die im Zickzack verlaufen. ^[]
Dieser Schliff zeichnet
sich aus sowohl durch ein sehr günstiges Farbenspiel, als auch durch eine Maximalverwertung des
Rohmaterials.
Der Gewichtsverlust des Brut beim Schleifen dieser Form beträgt nur 33 Proz. (gegen 45 Proz.
beim niedern Brillanten), sie bedarf aber einer sehr sorgsamen Ausführung, um Effekt zu machen. Die AmsterdamerFaktoreien
vermeiden jetzt ebenfalls wegen des großen Materialverlustes die ältere niedere Brillantform und machen ähnlich wie Claire
^[Anmerkung: oben stand Caire - was ist richtig?] den Oberteil höher. Während die Höhe des Oberteils
der Brillanten der ersten Hälfte unsers Jahrhunderts
[* 15]
(Fig. 1, zwischen t und r) 4/18 der Gesamthöhe
des Oktaeders ausmachte, wird der Oberteil jetzt bis zu 6/18 hoch geschnitten.
Ferner ist die Tafel weit kleiner, früher 4/9, jetzt nur genau 3/9 des Durchmessers der Rundiste. Sie ist ferner ein
regelmäßiges Achteck, alle Mittelfacetten gleich, die Rundiste selbst ein regelmäßiges Achteck
[* 15]
(Fig. 6). Durch diese Anordnung
ist es möglich, Brillanten herzustellen von vollständig symmetrischer Gestalt, mit überaus lebhaftem Feuer, ohne daß mehr
als 40 Proz. des Brut beim Schleifen unverwendbar wird. Ist ein Brillant möglichst regelmäßig geschliffen, so kann man
sein Gewicht ermitteln, ohne den Stein zu ^[Abb: Fig. 5] ^[Abb: Fig. 6] ^[Abb: Fig.
7] wiegen, und zwar durch Messung entweder einer Rundistenseite, oder des größten Durchmessers des Steines selbst.
[* 15]
Fig. 7 zeigt
die Größenverhältnisse verschieden schwerer Diamanten von der ältern Form, wobei die Zahlen die Karate bedeuten; die
neuern Steine sind bei gleichem Gewicht etwas größer in der Rundiste. In Brillantform wird nicht nur der Diamant
[* 16] geschliffen,
sondern auch alle übrigen durchsichtigen Schmucksteine, Zirkon,
[* 17] Phenakit, Topas,
[* 18] selbst Quarz und die Imitationen aus Straß.
Die farbigen Juwelen, denen ohnehin meist eine oktaedrische Spaltbarkeit fehlt, erhalten häufig eine vom Brillanten
verschiedene Form. Dünne Rubine und Saphire, die in der Natur ohnehin meist tafelförmig vorkommen, zeigen oft den Tafelschnitt.
Meist findet man ihn am Brut, der halbfertigen Ware, die mit dem unvollkommenen ind. Schliff auf den europ.
Markt kommt. Ober-und Unterteil sind durch eine breite Tafel begrenzt; am Oberteil sind 8, 12, 16 willkürlich,
aber symmetrisch liegende Quer- und Sternfacetten, am Unterteil 4 - 6 breite Facetten oder eine gerundete Fläche
[* 15]
(Fig. 8a
von der Seite, 8b von oben). ^[Abb: Fig. 8a] ^[Abb: Fig. 8b]
Bei dickern farbigen Steinen erzielt man durch den Treppenschnitt die günstigste Wirkung, bei welchem die eigentümliche
Anordnung der Facetten des Unterteils das Zurückstrahlen des Lichts unterstützt. Alle Facetten laufen treppenartig, immer
stumpfer werdend, von Rundiste gegen Tafel und Kalette zu; der Querschnitt des Steins kann teils
¶