geschnittenen oder gravierten Bildern versehene Schmucksteine oder Gemmen (s. d.)
waren vorzüglich bei den Alten beliebt, die im Schneiden der Steine (s. Steinschneidekunst) bereits eine große Meisterschaft
erreicht hatten, obgleich sie das Schleifen der Steine (s. Edelsteinschleiferei) noch nicht übten. Die Art, wie die geschliffenen
Steine in Ringe u.s.w. eingesetzt werden, heißt die Fassung. Diese ist bei ganz fehlerlosen, durchsichtigen
Steinen am besten à jour (s. d.). In allen andern Fällen setzt man den Stein in ein der Form des Unterteils angemessenes Kästchen
ein und weiß dabei durch Färbung dieses Kästchens, Unterlage von Zinnfolie, Gold- und Silberblättchen u. s. w. teils den
Effekt des Steins künstlich zu erhöhen, teils vorhandene Fehler (kleine Risse im Innern, wolkige Trübungen,
Federn genannt u. s. w.) geschickt zu verdecken (s. Edelsteinimitationen). Größere Steine werden oft in der Fassung mit kleinern
derselben oder anderer Art umgeben, damit Glanz, Farbe und Feuer des Hauptsteins besser hervortritt. Über die betrügerische
Vertauschung der teuern Edelsteine mit ähnlichen, aber minder wertvollen Mineralien, über die Ersetzung der
Edelsteine durch Glaspasten sowie die Herstellung der Doubletten s. Edelsteinimitationen.
Über die künstliche Bildung von Edelsteine aus demselben Stoffe, aus dem sie bestehen, s. Edelsteine, künstliche.
Die meisten und teuersten natürlichen Edelsteine finden sich in den Edelsteinwäschereien (s. d.) vom Kapland,
von Ostindien, Ceylon, Brasilien, doch hat auch Europa einzelne Edelsteine von vorzüglicher Qualität, z. B.
die böhm. Granaten, ungar. Edelopale u. s. w.
Die Nomenklatur der Juwelenhändler ist zuweilen von der mineralogischen sehr verschieden, sodaß z. B.
mit dem Namen Rubin ganz verschiedene Steine, nämlich roter Korund, Spinell, Turmalin (sibir. Rubin) und Topas,
bezeichnet werden. Es giebt eine Menge von Sondernamen für gewisse Varietäten: so Mondstein für mattschillernde Adulare,
schott. Topase für weingelbe Quarzkrystalle aus Schottland, marmaroser Diamanten für wasserhelle Bergkrystalle aus der Marmaros
in Ungarn.
Das Beiwort «orientalisch» bezeichnet nicht die Herkunft, sondern drückt
die echte, teuerste Sorte eines Edelsteins aus. Der Handel mit Juwelen hat besondere Eigentümlichkeiten
und ist großen Schwankungen unterworfen. (S. Edelsteinhandel.) -
Vgl. Barbot, Traité des pierres précieuses (Par. 1858);
Kluge, Handbuch der Edelsteinkunde (Lpz. 1860);
Emanuel, Diamonds and precious stones (Lond. 1865);
Schrauf, Handbuch der
Edelsteinkunde (Wien 1869);
King, Natural history of precious stones and metals (neue Ausg., Lond.
1870);
Jannettaz, Vanderheym, Fontenay und Coutance, Diamant et pierres précieuses (Par. 1881);
Groth, Grundriß der Edelsteinkunde
(Lpz. 1887);
Dölter, Edelsteinkunde (ebd. 1893).
künstliche, solche krystallisierte und zu Schmucksteinen verwendbare Mineralien, die durch die Hilfsmittel
des Chemikers erzeugt sind. Sie besitzen im Gegensatz zu den Edelsteinimitationen (s. d.) dieselbe Substanz
wie der entsprechende natürliche Stein. Die in den Juwelen enthaltenen chem. Verbindungen sind an und für sich fast wertlos.
Der Kohlenstoff im Diamant ist identisch mit jenem, den man im Graphit benutzt oder in der Steinkohle verbrennt. Im Rubin und
Saphir findet sich dieselbe Thonerde, die den Hauptbestandteil der Töpferwaren, Ziegel ausmacht und deren
Verbreitung eine so große ist,
daß nahe ein Sechstel der ^[] gesamten festen Erdrinde aus ihr besteht. Nie verleiht die Substanz
den Juwelen ihren Wert: nur ihre Molekulargruppierung, ihr Vorkommen in Krystallen giebt der Substanz jene Eigenschaften, die
man von Schmucksteinen verlangt.
Die künstliche Erzeugung von Edelsteine, ist daher möglich, wenn es gelingt, die Substanz des gewünschten Juwels
absolut rein darzustellen und in diesem Zustande das Festwerden derselben in Krystallen zu veranlassen. Ohne große Schwierigkeit
kann man beliebige Mengen der in den Schmucksteinen enthaltenen Elemente durch bekannte chem.
Vorgänge aus andern wertlosen Mineralien gewinnen. Man erhält aber durch die üblichen Prozesse diese
Substanzen meist nur als derbe, gestaltlose, amorphe Massen, nicht in Krystallen, die zu Schmucksteinen verschleifbar wären.
Krystallbildung ist selten und nur unter gewissen Bedingungen möglich. Nur Gase, Flüssigkeiten oder geschmolzene Massen können
beim Erstarren gesetzmäßige Formen annehmen.
Je langsamer das Erkalten der Flüssigkeiten oder das Abscheiden der gelösten Stoffe erfolgt, desto reiner
und größer sind die Krystalle. Die Schönheit und Größe der Schmucksteine ist nur eine Folge der unbeschränkten Zeit,
die der Natur für das Werden und Entstehen der Mineralien zu Gebote steht. Aber gerade die Langsamkeit der natürlichen Bildungsprozesse
macht diese unverwendbar, wenn Substanzen künstlich erzeugt werden sollen. Es müssen schnell und kräftig
wirkende Reaktionen angewendet werden, die das angestrebte Resultat in möglichst kurzer Zeit liefern.
Eine Anleitung hierzu giebt die synthetische Mineralogie. Ihrem Ziele nach ist diese Wissenschaft verwandt der synthetischen
organischen Chemie. Namentlich franz. Chemiker haben seit vier Dezennien die
Mineralsynthese gefördert, und ihre Methoden zur Erzeugung der künstlichen Edelsteine, sind bereits so vervollkommnet,
daß es nur des Zusammentreffens von Kapital und Unternehmungslust bedarf, um in der That die Versuche der Gelehrten fabrikmäßig
auszubeuten.
Dann wird die Frage gestellt werden: welche Steine sind echt? Die Wissenschaft wird in den seltensten
Fällen an dem bereits geschliffenen Juwel zu erkennen vermögen, ob der Stein in den Schichten der Erde oder im Laboratorium
entstanden ist. Da die künstlichen Steine dieselbe Substanz, Härte, Doppelbrechung u. s. w. wie die entsprechenden natürlichen
Mineralien besitzen, wird das Wort «echt» für sich allein nicht mehr
genügen, wenn auch das ursprüngliche Vorkommen des Schmucksteins in der Erde angedeutet werden soll;
man wird das Wort: «natürlich» hinzusetzen müssen.
Die Schmucksteine lassen sich nach ihren chem. Eigenschaften in vier Gruppen sondern:
1) die Sauerstoffverbindungen der leichten Metalle Aluminium, Magnesium, Beryllium: Korund (Rubin und Saphir), Spinell und Chrysoberyll;
2) die Verbindungen des Siliciums mit erstern, d. h. die Kalk-, Magnesia-, Eisen-, Thonerdesilikate; es
sind dies meist Schmucksteine niedern Ranges, mit Ausnahme des Smaragds, dessen künstliche Darstellung neuerdings Hautefeuille
vortrefflich gelang;
3) Wasser enthaltende Substanzen, z. B. Türkis, Opal;
4) reiner Kohlenstoff: Diamant. Das Hauptinteresse aller Forscher ist der ersten und vierten Gruppe zugewendet, da ein
glückliches Resultat in diesen Fällen nicht bloß theoretische Wichtigkeit, sondern auch technische Bedeutung und Wert
hat. Die
mehr
Schmucksteine der zweiten Gruppe wurden von Daubrée und Ebelmen durch das Schmelzen ihrer Bestandteile erzeugt. Doch die
entstandenen Produkte sind nur mikroskopisch klein und für den Handel mit diesen ohnehin billigen Steinen von keiner Bedeutung.
Die Darstellung der zur Gruppe 3 gehörigen Steine Türkis und Opal hat keine besondern Schwierigkeiten,
da hier die Krystallisation wegfällt. Diamant, wenn auch bisher nur in sehr kleinen und meist schwarzen Krystallen, erhielt
Moissan aus mit Kohlenstoff gesättigtem flüssigen Eisen oder Silber, wenn diese Metalle beim Erstarren einem sehr hohen Druck
ausgesetzt wurden. Näheres über die künstlichen Darstellungsmethoden s. Diamant, Korund, Spinell, Türkis, Opal. -
Vgl. Fuchs, Die künstlich dargestellten Mineralien (Haarlem 1872);
Fouqué und Michel Lévy, Synthèse des minéraux et des
roches (Par. 1882);
Bourgeois, Reproduction artificielle des minéraux (in der «Encyclopédie
chimique», II, 1er appendice, ebd. 1884).