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tär und vulkanischem Material ausgefüllt. Der Westen,dasKüstengebiet,wirdausTertiärundQuar- tär gebildet, der Osten ist Alluvium der Flüsse, [* 2] ganz junges Land. Auf den hohen Ketten stehen zahlreiche Vulkane, [* 3] welche augenscheinlich auf Spalten frühe- rer Ausbrüche emporwachsen, insofern ganz Ecuador [* 4] mit alten Eruptivgesteinen, Diabas, Diorit, Porphyr förmlich übersät ist. Die hohen noch thätigen oder noch nicht lange erloschenen Vulkane bestehen aus Andesit und Dacit (26 an der Zahl); über die wichtig- sten s. Cordilleren(Bd.4,S.507^).
Als thätig sind der Sangay, Cotopari, Tunguragua zu bezeichnen. Die Sockel der Vulkane reichen nicht in die Schneeregion hinein, sondern nur die Vulkane selbst tragen Schnee. [* 5] Die höchste Erhebung ist der Chimborazo (6310 m). Einige früher für Vulkane gehaltenen Berge sind keine solchen. Außer den Vulkanen richten auch die Erdbeben, [* 6] so 1797, 1859, 1868, heftige Verhee- rungen an. Die Anden zerfallen in einzelne Sierras mit verschiedenen Namen. Das Hochthal ist im N. bei Quito 28-45 km, im S. bei Loja kaum noch 5 km breit.
Man unterscheidet 7 interandine Haupt- becken, die durch hohe Querjoche getrennt sind, näm- lich die Becken von Ibarra (2225 m), Quito (2850), Latacunga (2800), Riobamba (2798), Cuenca (2580), Iubones (2000) und Loja (2220 m). Niedrige Pa- rallelketten durchziehen den Westen des Landes. Edelmetalle sind nur in den südl. Provinzen häufig, werden aber kaum ausgebeutet. Gewässer. In hydrogr. Beziehung gehört Ecuador zum größten Teile dem atlantischen Gebiete an durch die Zuflüsse des Amazonas.
Die Wasserscheide ist un- regelmäßig und liegt zum Teil auf der östl., zum Teil auf der weftl. Kette. In den Amazonas fließen eine Menge, bis zu 1500 km lange und weithin schiffbare Flüsse; so der Chinchipe, Santiago, Morona,Pastaza (mit dem 40 m hohen prachtvollen Wasserfall von Agoyan), der Tigre und der Napo, der größte Fluß des Landes, der 1200 km lang, 800 km für Dampfer schiffbar ist. Unbedeutender, wenn auch zum Teil schiffbar, sind die Küstenflüsse im Westen, der Mira, Esmeraldas (Perucho), ferner der Daule, Guayas und Chimbo.
Auch Seen hat Ecuador in Menge, besonders im Osten, aber keinen von größerer Ausdehnung. [* 7] Klima, [* 8] Tier- und Pflanzenwelt. Das Klima ist gemäß der Konfiguration des Landes überaus mannigfaltig. Die Ebenen im Osten der Anden, größtenteils mit Urwäldern, Flüssen, Seen und Sümpfen bedeckt, sind sehr feucht und heiß; am heißesten aber sind die Flußthäler am Westabhang mit einer Mitteltemperatur von 27 bis 29° d Fast ebenso heiß, feucht und darum von bösartigen Fie- bern heimgesucht ist die zum Teil mit dichten Wäl- dern bedeckte Küstenebene, die zugleich furchtbaren Regengüssen und den heftigsten elektrischen Ent- ladungen ausgesetzt ist.
Von diesen Ebenen und den tiefsten Bergschluchten des Hochlandes mit ihrer oft erstickenden Äquatorialhitze erniedrigt sich gegen das Gebirge hin und in diesem selbst die Tem- peratur allmählich bis zu der des ewigen Schnees, dessen untere Grenze zwischen 0° und 1^// südl. Br. durchschnittlich in der Höhe von 4600 bis 4800 m liegt. Die öden Paramos oderMesas (Tafelstächen) auf den Cordilleren selbst haben ein rauhes Klima; m ihrer Region setzen Schneestürme und Gewitter selten auch nur einen Tag aus, und an der quälen- den Punakrankheit (Soroche), einer Folge des ge- ringen Luftdrucks, leiden selbst die Eingeborenen bereits in Höhen von über 4000 m. Dagegen haben die Hochebenen zwischen den beiden.
Hanytcordil- leras sehr gemäßigtes und im ganzen angenehmes Klima, die von Quito eine mittlere Temperatur von 13,5° 0. mit mittlern Extremen von 3,3 und 23,?" 0. Bei der außerordentlichen Klarheit des Himmels auf den Hochebenen ist die nächtliche Ausstrahlung oft fo stark, daß sich auf stehendem Wasser Eis [* 9] bil- det und die Saaten erfrieren, überhaupt ist die Hochebene nicht fo gefund, wie bei der Gleichmäßig- keit der Temperatur zu erwarten wäre. Erkältungen sind häufig und arten leicht in Krankheiten der At- mungsorgane aus.
Vom Dezember bis Mai dauert dieRegenzeitanderKüsteundaufderHochfläche;auf dem West- und Ostabhange der Anden regnet es fast täglich. Wegen ihres milden Frühlingsklimas hat sich auf den mittlern Vergebenen die Hauptmasse der Bevölkerung [* 10] E.s zusammengedrängt.- Die Fauna ist eine sehr reiche, besonders an Vog^n und In- sekten. Verschiedene Affenarten kommen in den tiefern Landesteilen vor, daneben Arten von Katzen, [* 11] Füchsen, Wasch- und Nasenbären, sowie Tapire, während Lamas nur noch gezähmt gehalten werden. Besonders reich ist Ecuador an Kolibris [* 12] und fast jede der einzelnen Bergspitzen hat ihre besondere Art. Be- merkenswert ist, daß in den hohen Regionen des ewigen Frühlings die Vögel [* 13] sich in betreff des Brütens an keine bestimmte Jahreszeit binden, wie es im Tiefland der Fall ist. - Auch in der Ve- getation unterscheiden sich diese gemäßigten Hoch- ebenen sehr bestimmt von den Tiefebenen zu beiden Seiten des Gebirges.
Während diese mit riesigen Urwäldern erfüllt sind, in denen echte Tropenftora herrscht und treffliches Nutz- und Bauholz wächst, sind die Hochebenen baumlos. In der Region der rauhen, stürmischen Paramos zwischen 3500- 4500 m kommen nur noch Gräser [* 14] und niedrige Ge- büsche vor und kann der Boden nur noch zu Viehwei- den benutzt werden. Hier herrscht das Pajonal-Gras (8tiM Icku X^?M.) und der Frailejon (Ouicitium- Arten), weißwollige, harzreiche Sträucher der Kom- positen.
Dagegen an den Abfällen zum Tieflande steigt die tropisch-alpine Vegetation weit hinaus, be- sonders an der Ostseite. Unter den kostbaren Produk- ten des Waldes zeichnen sich neben andern Droguen die edeln Arten des Fieberrinden- oder Chinabaums (s. Chinarinde) aus. Die edelsten wachsen auf den Abhänaen der Westcordillere in 1000 - 1600 m Höhe. 5 m übrigen ist Flora wie Fauna nicht wesent- lich von der von Peru und Columbia [* 15] verschieden. Bevölkerung. Ecuador hat (1885) 1004651 Ecuador, ohne die wilden Indianer (s. Tafel: Amerikanische Völkertypen, [* 1] Fig. 5) des Ostens (etwa 80000), d. i. 3 auf 1 yicni. 1893 wird die Bevölkerung auf 1400000 geschätzt.
Die Weihen (etwa 100000) sind die Hauptlandeigentümer, Beamten, Großhändler. Die civilisierten Indianer, fast alle vom Stamm der Quitus, bilden die arbeitenden Klassen und liefern auch fast allein die zur Ausfuhr erzeugten Produkte. Sie sprechen eine Mundart der weit verbreiteten Quechuasprache und bildeten vor der Unterwerfung durch die Inkas von Peru ein mächtiges, wohloraa- nisiertes Reich, dessen Hauptstadt in der centralen Hochebene lag. Verschieden von ihnen sind die wenig zahlreichen, zum Teil unabhängigen Cayapo und Colorado im W. der Cordillera von Quito. Außer- dem unterscheidet man noch viele in Gesichtszügen, Sprache, [* 16] Sitten und Gebräuchen verschiedene In- dianerstämme im O. der Anden, die als wilde be- zeichnet werden, wie die Iivaro (Xibaro), Zaparo unh ¶
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Abiquira. Dieselben gehören wahrscheinlich größ- tenteils den Tupi und Karibenvölkern an. Ihre wald- und wasserreichen Ebenen, einst die civilifatorifche Wirkungsstätte der Iesuitenmissionen und damals reich und mächtig, voller Niederlassungen und be- völkerter Städte, sind seit Vertreibung der Jesuiten (1767), die allein am Napo 33 Ansiedelungen mit 100000 Ecuador besaßen, und vollends seit der mit dem Abfall E.s von Spanien [* 18] erfolgten Verjagung der Franziskaner,denen einTeilder Missionen übergeben war, durch die gänzliche Vernachlässigung dieser Ost- provinz fast völlig in den alten Zustand der Wildnis, des Heidentums und der Barbarei verfallen.
Landwirtschaft. Diese erstreckt sich hauptsächlich auf Produktion für den eigenen Bedarf. Von Nahrungs- pslanzen werden in der Tiefe die normal-tropischen, auf der Hochebene noch Kartoffeln, Weizen, Quinoa, Mais und Gerste [* 19] gebaut. Ausfuhrartikel sindKakao, Kaffee und Tabak, [* 20] weniger Zucker. [* 21] Die Urwälder liefern außer Chinarinde und Kautfchuk auch Sassa- parille, verschiedene Harze und Wachs. Neben dem Landbau ist die Viehzucht [* 22] von Bedeutung, nament- lich auf der Hochebene und den Paramos.
Hier wird Rindvieh, zum Teil in großen Herden, gezüchtet und auch viel Käse (ein Hauptnahrungsmittel der Bevöl- kerung) bereitet. Für das Vieh wird viel Luzerne gebaut. In neuerer Zeit wird auch der Zucht von Merinos Aufmerksamkeit zugewendet. Industrie und Handel. Die Industrie steht auf einer sehr niedrigen Stufe und ist gegen früher sehr gefunken. Doch werden an verschiedenen Orten (Chillo) noch gröbere Woll- und Baumwollstosfe an- gefertigt, welche von den untern Klassen ziemlich allgemein getragen und, wie auch Satteldecken aus Schaffellen, sogar nach den Nachbarrepubliken aus- geführt werden.
Wichtiger als diefe Fabrikate sind jedoch die Flechtarbeiten aus Palmenstroh, nament- lich die feinen, unter dem Namen Panamahüte in den Handel kommenden Strohhüte, ausgezeichnete Cigarrentaschen, Hängematten sowie Seilerwaren, Netze und Matten aus Agavefasern. Der Bergban beginnt neuerdings Fortfchritte zu machen. Der Handelsbetrieb ist im Verhältnis zu dem großen Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsmitteln unbedeutend. DerHaupthafenist Guayaqnil; außer- dem sind Esmeraldas und der Hafen von Manta be- merkenswert. Im allgemeinen ist der auswärtige Handel E.s im Aufblühen begriffen.
Der Gesamt- wert der Ausfuhr, fast ausschließlich von Guaya- quil, belief sich 1891 auf 7 351800 Sucres, darun- ter Kakao 4544398, Kaffee 059 061, Strohhüte 315 874, Häute 107 312, Kautschuk 415 776, Gold [* 23] und Silber 532536, Zucker 154531 Sucres, ferner Chinarinde, Baumwolle, [* 24] Neis, Bambus und Or- seilte. Der Wert der Einfuhr betrug (1892) 7 241095 Sucres; darunter feine Baumwollwaren (2 Mill. Sucres), Kaschmirs, Eisen- und Kurzwaren, Kon- serven, span. Weine, deutsche und engl. Biere.
Verkehrswesen. An guten Verkehrsstraßen ist in Ecuador Mangel. Die alte Hauptstraße des Landes l^a- mino I-63.I) läuft auf der Hochebene von der Nord- bis zur Südgrenze 1160 km lang, im Passe über den Cerro del Azuay (4347 m): zwei andere Stra- ßen verbinden Guayaquil mit Cuenca und Mocha, letztere führt über den 4280 m hohen Chimborazo- paß. Der gesamte Waren- und Personentransport geschieht auf Maultieren: in der Regenzeit werden auch die Flußläufe benutzt. Erst in neuerer Zeit ist mit dem Bau von Fahrstraßen begonnen worden. An Eisenbahnen besitzt Ecuador die 102 km lange Strecke zwischen Guayaquil und Chimbo, deren Fortsetzung nach Sibambe im Bau und teilweise bereits fertiggestellt ist.
Weitere Linien sind in der Bauvorbereitung, sodaß das Netz binnen kurzem gegen 300 km umfassen soll. Außerdem sind noch verschiedene Linien genehmigt, so die 330 km lange Centralbahn von Quito nach Bahia de [* 25] Caraques am Stillen Ocean. Ecuador soll auch von der neuerdings geplanten Interkontinentalen Eisenbahn (s. d.) von Norden [* 26] nach Süden durchschnitten werden, und bereits im Sommer 1891 sind von Quito aus nach beiden Richtungen Messungen ausgeführt worden. Post und Telegraph. [* 27]
Seit 1880 gehört Ecuador dem Weltpostverein an; alle Hauptstädte der Pro- vinzen sind durch telegr. Leitungen miteinander ver- bunden; die Zahl der Stationen beträgt 54, die Länge der Drähte 2000 km. Eine Linie führt von Guayaquil über Land nach Ballenita und von hier per Kabel bis zum Isthmus von Tehuantepec und nach Neuyork. [* 28] In Guayaquil besteht eine Fern- sprechleitung mit etwa 400 Teilnehmern. Die Zahl der 1892 beförderten Poftstücke (Briefe, Postkarten und Warenproben) betrug über 3 Mill. 1891 liefen 606 Schiffe [* 29] mit 373 573 t ein (meist in den Hafen von Guayaquil) und 614 Schiffe mit 376 748 t aus. Verfassung und Verwaltung.
Nach der Konsti- tution vom ist die Verfassung eine repräsentative. Dieselbe ist mehrfach, zuletzt 1887, abgeändert worden. Die Gefetzgebende Gewalt bildet ein aus direkten Wahlen hervorgegangener Kongreß. Wähler ist jeder 21 I. alte oder verheiratete, des Lesens und Schreibens kundige Bürger. Der Kongreß besteht aus zwei Kammern; die Erste Kammer bilden die Senatoren, von denen jede Provinz zwei auf die Dauer von 4 Jahren wählt (aller 2 Jahre schei- det die Hälfte aus), die Zweite Kammer bilden die Deputierten leiner für je 30000 Ecuador), die auf die Dauer von 2 Jahren gewählt werden.
Die Exeku- tivgewalt übt ein mittels direkter Wahl auf 4 Jahre gewählter Präsident aus, dem ein in gleicher Weise und auf gleiche Dauer gewählter Vicepräsident so- wie ein Kabinett von vier Ministern zur Seite stehen. Letztere sowohl, als auch die Präsidenten sind dem Kongreß verantwortlich. Außerdem besteht noch ein aus den Ministern und sieben wcitern Mitgliedern gebildeter Staatsrat. Der Kongreß versammelt sich alle zwei Jahre am 10. Juni. Die Verfassung be- stimmt, daß keinerlei Vorrechte, weder durch Rang noch durch Rasse bedingt, in der Republik bestehen sollen, thatsächlich befinden sich aber die Indianer noch immer in cincm der Stlaverei ähnlichen Znstand.
Zum Zwecke der Verwaltung ist Ecuador in die fol- genden 16 Provinzen eingeteilt: Provinzen Einwohner Provinzen Einwohner Carchi Imbabnra Pichinchas Leon Tunguragua ... Chimborazo , . . Canar Azuay 36000 68000 205000 109 600 103000 122 300 64000 132400 Loja Bolivar Oro Guayas Rios Manabi Esmeraldas ... Oriente 66500 43000 32600 98100 32 800 64100 14600 80000 Die Hauptstadt der Republik ist Quito mit etwa 40000 Ecuador. Es besteht ein Oberster Gerichtshof sin Quito), 6 Obergerichte, 33 Kantonal- und 359 Parochialgerickte. ¶