«Bakteriologische Wandtafeln» (Lfg. 1
u. 2, ebd. 1891–92). Von seinen bakteriologischen
Arbeiten sind die über den Typhusbacillus
die bedeutendsten. Im
Verein mit H. Curschmann giebt Eberhard seit 1890 die «Fortschritte
der
Medizin»
(Berlin)
[* 2] heraus.
Eduard Gustav, Politiker, geb. zu
Görlitz,
[* 3] studierte 1858–62 in
Berlin undHeidelberg
[* 4] Rechtswissenschaft,
Philosophie und Geschichte, trat dann in den Justizdienst und war während des
Krieges 1870/71
Auditeur.
Seit 1872 Kreisrichter in Genthin, ward er noch im Okt. 1872 in
Berlin zum besoldeten
Stadtrat, 1876 zum
Syndikus gewählt und 1888 in
diesem
Amt auf weitere 12 Jahre bestätigt. Dem preuß. Abgeordnetenhause gehörte
Eberty 1885–93 an, dem
Reichstage für
Mühlhausen-Langensalza 1881–84 und für
Waldenburg
[* 5] i. Schles. 1890–93; er schloß
sich der
Secession, später der deutschfreisinnigen Partei an und trat hauptsächlich bei socialpolit. und kommunalen Fragen
hervor. Er förderte das Zustandekommen der Landgemeindeordnung und veranlaßte die Einrichtung des mit Schlachthäusern
verbundenen großen Centralviehmarktes und der
Berliner
[* 6] Markthallen.
[* 7]
Auch hat er sich mit Eifer an der Durchführung der socialreformatorischen Gesetze in
Berlin beteiligt und hat thätig für
Gründung von Heimstätten für genesende
Arbeiter, von Fach- und Fortbildungsschulen u. s. w. gewirkt. Eberty veröffentlichte:
«Die
Aufgaben der
Berliner Kommunalverwaltung» (Berl. 1878),
«Über Lebensmittelversorgung von Großstädten in Markthallen»
(ebd. 1884),
Georg Friedr. Felix, Schriftsteller, geb. zu
Berlin, studierte 1831–34 in
Berlin und
Bonn
[* 8] Rechtswissenschaft,
wurde 1840 Kammergerichtsassessor, dann
Richter in Hirschberg,
[* 9]
Lübben
[* 10] und
Breslau,
[* 11] wo er sich 1851 habilitierte
und 1854 außerord. Professor wurde. Er starb zu
Arnsdorf im Riesengebirge. Eberty schrieb: «Die Gestirne und die Weltgeschichte»
(anonym, Bresl. 1846; 3. Aufl. 1874),
«Versuche auf dem Gebiete des Naturrechts» (Lpz.
1852),
Traugott Maximilian, Violinist und
Komponist, geb. zu
Weimar,
[* 12] gest. als fürstl. rudolstädtischer
Hofkapellmeister seine vielen
Kompositionen
(Goethes «Claudine von Villa bella» und «Der
Jahrmarkt zu Plundersweilern», Kirchenmusik u. a.), zu ihrer Zeit sehr geschätzt, sind
jetzt vergessen.
Sein
Bruder,
Karl Eberwein, geb. zu
Weimar, gest. als Kammervirtuos daselbst, hat sich sowohl als Violinvirtuos
und Orchesterdirigent wie als Tonsetzer bekannt gemacht. Mehrere seiner größern Werke, z. B.
die
Oper«Graf von
Gleichen», eine Ouverture zu
Goethes «Proserpina», besonders die
Musik zu Holteis «Leonore», fanden Beifall.
Staatsbahnen,
[* 13] hat (1890) 6864 Ebingen, Post,
Telegraph,
[* 14] Gasbeleuchtung, Wasserleitung,
[* 15] ein reiches Hospital, eine Latein-, eine Real- und eine gewerbliche Fortbildungsschule;
Fabrikation von Baumwollsammet, Korsetts, Rundstuhlnadeln, Wagen und Gewichten, Tricotwaren und
Hüten, ferner Gerbereien,
bedeutende Schaf- und Rinderzucht und Viehmärkte.
hießen seit dem Ende des 2. Jahrh. die Judenchristen, die an den Bestimmungen
des mosaischen Ceremonialgesetzes (namentlich an
Beschneidung, Sabbatfeier und Speisegeboten) festhielten, dagegen den
ApostelPaulus und seine gesetzfreie Heidenpredigt sowie die
Autorität der neutestamentlichenSchriften bis auf
das Matthäus-Evangelium und die Offenbarung des
Johannes verwarfen. Der
Name stammt aus dem
Hebräischen und bedeutet in seiner
ursprünglichen Form (Ebjonim) die
«Armen», wie sich die ältesten jüd.
Christen selbst bezeichneten; die gräcisierte Bezeichnung
Ebionäer oder Ebioniten rührte von den Gegnern her und kam erst in
Umlauf, als die allgemeine
Kirche das
Judenchristentum
als
Häresie bereits abgewiesen hatte, wogegen die Ebioniten sich selbst Nazaräer nannten.
Die Ursprünge des Ebionismus sind bereits in der urapostolischen
Lehre
[* 16] zu suchen, wie dieselbe im Unterschiede von
Paulus von
den
Zwölfen festgehalten wurde. Die meisten, allen ebionitischen
Richtungen gemeinsamen
Anschauungen lassen sich nur
als die älteste Gestalt des palästinensischen
Christentums überhaupt betrachten. Der Ebionismus ist daher wichtig für
die kritische Erforschung des Urchristentums. Seine Geschichte ist ziemlich dunkel. Ein
Teil der Ebioniten ging allmählich ganz
in der kath.
Kirche auf, wogegen die übrigen nur um so zäher an ihren eigentümlichen
Anschauungen festhielten, deren
Entwicklung daher bei ihnen eine sehr dürftige geblieben ist.
Neben dem mosaischen Gesetz wurde besonders streng die
Lehre von der Einheit
Gottes (von der göttlichen «Monarchie») als das
den
Christen mit den
Juden gemeinsame Centraldogma festgehalten. In Jesu sahen die Ebioniten anfangs einfach den Sohn
Josephs und der
Maria, auf den bei der
Taufe der
GeistGottes herabkam. Doch fand die
Lehre von der
Geburt aus der
Jungfrau
und der Empfängnis vom heiligen
Geiste frühzeitig auch in ebionitischen
KreisenVerbreitung und, wie es scheint, unter essenischem
Einflusse auch die
Ansicht, daß in Jesu ein Engel oder Erzengel, oder auch der schon in
Adam verkörperte,
danach den Erzvätern und dem
Moses offenbarte «wahre
Prophet» wieder erschienen sei.
Auch anderweite
Anschauungen der Essener (s. d.), wie die Verwerfung der blutigen Opfer und
die Unterscheidung echter und unechter
Bestandteile im Alten
Testament, fanden bei den Ebioniten frühzeitig Eingang. Am längsten
erhielten sich dieEbioniten in
Palästina
[* 17] und
Syrien, wo die Judenchristen fast ohne Zusammenhang mit der übrigen
Christenheit unverändert ihre Eigentümlichkeiten bewahrten, bis sie gegen Ende des 4. Jahrh.
mit den «Katholikern» wieder in häufigere Berührung kamen. Damals unterschieden
sich zwei Parteien, die gemeinen (oder pharisäischen) und die essenischen Ebioniten; letztere hatten noch die
alten Wohnsitze der Essener am
TotenMeere inne. Im 4. und 5. Jahrh. verschwanden die Ebioniten aus der Geschichte.
–
Vgl. Lipsius, Zur Quellenkritik des Epiphanios
(Wien
[* 18] 1865).
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