mehr
Eisenbahnlinienkommission, eines Garnisonkommandos, Proviant- und Bekleidungsamtes sowie der Kommandos der 14. Division, 27. und 28. Infanterie- und 14. Kavalleriebrigade.
Unterrichts- und Bildungsanstalten. Königlich [* 2] kath. Gymnasium, 1545 gestiftet (Direktor Dr. Uppenkamp, 31 Lehrer, 16 Klassen, 524 Schüler, 3 Vorklassen, 80 Schüler);
städtisches paritätisches Realgymnasium und Gymnasium, 1838 eröffnet (Direktor Dr. Matthias, 35 Lehrer, 17 Klassen, 3 Vorklassen, 605 Schüler; mit der Anstalt ist seit 1890 ein pädagogisches Seminar verbunden);
eine Realschule, 1872 gegründet (Direktor Viehoff, 16 Klassen, 570 Schüler, 3 Vorklassen, 123 Schüler);
3 städtische
(Luisenschule mit Lehrer
innenseminar, Friedrichschule, Bürgermädchenschule) und 3 private (paritätische Schubacksche,
kath. Marien- und Ursulinerinnenschule) höhere Mädchenschulen;
ferner 20 kath., 6 evang., 2 paritätische Volks- und 7 kath., 2 evang. und 11 private Warteschulen.
Der Kunst und dem Gewerbe dienen die königl. Kunstakademie mit 2 Klassen und einer Vorklasse, die Kunstgewerbeschule mit Fachklassen für alle Zweige des Kunstgewerbes sowie Vor- und Abendschulen, und eine gewerbliche Fortbildungsschule.
Sammlungen, Kunstinstitute. In der königl. Kunstakademie sind vereinigt: die Akademische Kunstsammlung (Reste der alten Gemäldegalerie, die sich jetzt in der Pinakothek zu München [* 3] befindet, u. a. Rubens’ Mariä Himmelfahrt, im ganzen 141 Gemälde), das Kupferstichkabinett nebst Handzeichnungen-Sammlung (14000 und 24000 Nummern), das Antikenkabinett (Gipsabgüsse) und das Museum Ramboux (Nachbildungen hervorragender ital. Gemälde [248 Aquarelle]); die Kunsthalle enthält die neue städtische Galerie mit berühmten Gemälden von Achenbach, Cornelius, Knaus, Lessing, Mintrop, K. Müller, A. Rethel, Schirmer, Sohn, Vautier u. a., eine ständige Ausstellung von (verkäuflichen) Werken der Düsseldorfer Künstler und von Zeit zu Zeit Sonderausstellungen. Das städtische Historische Museum enthält in zwei Hauptabteilungen Altertümer (prähistorische, germanische und römische, mittelalterliche und neuzeitliche), Gemälde und andere bildliche Darstellungen (Porträte, [* 4] Stadtansichten, Pläne); das Gewerbemuseum birgt einen Teil der Sammlungen des Central-Gewerbevereins (die Grundlage bildeten die Überschüsse aus der Kunstgewerblichen Ausstellung in Düsseldorf [* 5] 1880) und die Böninger-Sammlung orient.
Kunstgegenstände; die reiche Textilsammlung des Vereins und die Sammlung von Bucheinbänden befinden sich vorläufig in der Turnanstalt (Bleichstraße); sämtliche Sammlungen des Vereins sollen später in einem Neubau am Friedrichsplatz vereinigt werden. Ständige Kunstausstellungen von hoher Bedeutung sind die von Ed. Schulte und von Bismeyer und Kraus; die Schaubsche Buchhandlung stellt ältere Gemälde aus; außerdem befinden sich zahlreiche andere Kunsthandlungen in Düsseldorf. Die städtische Sternwarte [* 6] ist eine Schenkung des Professors Benzenberg.
An Bibliotheken bestehen die Landesbibliothek (50000 Bände), die Bibliothek des Central-Gewerbevereins, des Geschichtsvereins und 2 Volksbibliotheken.
Theater. [* 7] Eine ital. Oper bestand schon im 17. Jahrh., regelmäßige Vorstellungen fanden seit 1751 im alten Theater am Markte statt, wo jetzt das neue Rathaus steht; zu hervorragender Blüte [* 8] gelangte das Theater (1834-37) unter Immermanns Leitung. Das neue, 1875 vollendete Theater (Spielzeit 8 Monate) enthält 1449 Zuschauerplätze und ist für jährlich 14500 M. verpachtet.
1893 erschienen 9 Zeitungen und Anzeigeblätter.
Vereine und Gesellschaften. Düsseldorfer Geschichtsverein, Wissenschaftlicher, Naturwissenschaftlicher, Bildungsverein, Künstlerverein «Malkasten», Kunstverein für Rheinland und Westfalen, [* 9] Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen, Nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller und andere zahlreiche Vereine für Vokal- und Instrumentalmusik, Rudersport, [* 10] Geselligkeit, Unterstützung und Wohlthätigkeit. An Kranken- und Sterbekassen bestehen 4 Ortskrankenkassen (15551 Mitglieder), 50 Fabrikkrankenkassen (12047), 4 Innungskrankenkassen (969), 3 eingeschriebene Hilfs-, 20 sonstige Kassen und mehrere «Sterbeladen». Düsseldorf hat 7 Innungen, nämlich die Bau-Innung des Niederrheinischen Baugewerkvereins und die Innungen der Barbiere und Friseure, Bäcker, Dekorationsmaler, Glaser und Anstreicher, Fleischer, Friseure und Perückenmacher, Schlosser und Schornsteinfeger.
Wohlthätigkeitsanstalten. Düsseldorf besitzt eine große Anzahl Anstalten, welche der Kranken-, Wöchnerinnen-, Waisenpflege sowie der Aufnahme stellenloser Dienstmädchen (Annastift, Marthastift) und wandernder Handwerker u. s. w. dienen; an verschiedenen Stellen der Stadt sind Volksküchen im Betrieb, und ähnliche Veranstaltungen sorgen im Winter für Speisung von Armen (Suppenanstalten) und namentlich von Kindern; während der Herbstferien ziehen Ferienkolonien nach verschiedenen Richtungen aus. Unfern der Stadt, zwischen dem Zoologischen Garten [* 11] und der Natur- und diätetischen Heilanstalt Waldesheim, liegen die Gebäude des ehemaligen Trappistenklosters Düsselthal, 1819 vom Grafen Adalbert von der Recke zu einer Rettungsanstalt für verwahrloste Knaben eingerichtet; auf der Höhe des Grafenberg die rhein. Provinzial-Irrenanstalt Grafenberg.
Industrie und Gewerbe. An der Spitze der Industrie (80 große Betriebe mit 10464 und 488 kleinere Betriebe mit 24834 Arbeitern) steht die Eisenindustrie: Bandagen-, Röhren- und Drahtwalzwerke, 3 Blechwalzwerke, Eisenbahnwagen-, Dampfkessel-, Dampfkranen-, Dampfstrahlapparat- sowie Drahtstiftenfabrik, Eisschrankfabrik, Eisengießereien, Puddel- und Eisenwalzwerke, Gußstahl-, Fitschen-, Geldschrankfabriken, Façongießerei, Hammerwerke, Kesselschmiedereien, Lokomotiv- und Maschinenfabriken, Nagel-, Nieten-, Pulsometerfabrik, Röhrengießerei, Schloß-, Träger- und Bauschienenfabrik; auch für andere Industriezweige bestehen bedeutende Betriebe, so für Weberei, [* 12] Spinnerei, Gerberei, Färberei, Brauerei, Brennerei, Metallgießerei, Holzschneiderei und für die Fabrikation von Mostrich, Liqueur, Öl, Goldleisten, Möbeln, Blumen, Schirmen, Spiegeln, Pfeifen, Farben. Düsseldorf ist Sitz der Rheinischen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, der Rheinisch-Westfälischen Maschinenbau- und Kleineisenindustrie-Berufsgenossenschaft und ihrer 4. Sektion, der Rheinisch-Westfälischen Hütten- und Walzwerks-Berufsgenossenschaft und ihrer 3. Sektion, der 1. Sektion der Rheinisch-Westfälischen Textil-, der 4. Sektion der Rheinisch-Westfälischen Baugewerks-, der 21. Sektion der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft ¶
mehr
und der 11. Sektion der Berufsgenossenschaft der Schornsteinfegermeister des Deutschen Reichs.
Handel. Der Handel, mit dem sich etwa 500 große und 4800 kleinere Firmen beschäftigen, erstreckt sich besonders auf Textil- und Eisenwaren. Außerdem bestehen eine Anzahl Buch-, Kunst- und Musikalienhandlungen, zum Teil mit Buchdruckereien, Holzschnitzereien und polygraphischen Anstalten verbunden. Von den 17 Bank- und Fondsgeschäften sind die bedeutendsten der Düsseldorfer Bankverein, die Bergisch-Märkische Bank und die Düsseldorfer Volksbank. Handel und Geldwesen werden unterstützt durch eine Handelskammer für Düsseldorf und die Bürgermeistereien Gerresheim nebst Erkrath, Eckamp, Ratingen, Hilden und Benrath sowie eine Reichsbankstelle. Jährlich werden 4 Jahrmärkte (Halbfasten-, Himmelfahrts-, Lambertus-, Severinusmarkt) abgehalten. Durch Konsuln sind vertreten Belgien, [* 14] Frankreich, Großbritannien [* 15] und sämtliche brit. Kolonien, Salvador, [* 16] Schweden [* 17] und Norwegen, die Vereinigten Staaten [* 18] von Amerika. [* 19]
Verkehrswesen. Düsseldorf hat 3 Personenbahnhöfe (Central-, Nord-[D.-Derendorf], Südbahnhof [D.-Bilk]) und 1 Güterbahnhof und liegt an den Linien Hannover-Köln, Schwerte-München-Gladbach, Essen-Kettwig-Düsseldorf (34,6 km), Kalk-Deutz-Speldorf-Dortmund und an der Nebenlinie Düsseldorf-Barmen 34,7 km) der Preuß. Staatsbahnen. [* 20] Im Eisenbahnverkehr kamen (1892/93) 1071762 t Güter an, 2252988 t gingen ab. Die Pferdebahn (seit 1876) hatte (1892/93) 19658 m mit Geleise versehene Strecken, 46 Wagen, 120 Pferde [* 21] und beförderte über 300000 Personen; sie ist 1892 in den Besitz und den Betrieb der Stadt übergegangen. Zwischen Düsseldorf und Grafenberg besteht Omnibusverbindung; außerdem giebt es 80 Droschken.
Schiffsverkehr. Düsseldorf hat einen Sicherheitshafen (2,37 ha) und seit 1892 einen Binnenhafen (79,5 ha). Der neue Handelshafen wird 1894 vollendet. Die Seedampferflotte besteht aus je 2 Dampfern zwischen London, [* 22] Hamburg, [* 23] Bremen, [* 24] Stettin, [* 25] Danzig, [* 26] Königsberg [* 27] und Hull [* 28] einerseits und Düsseldorf-Köln andererseits, außer einer Anzahl Rhein-See-Segelschiffen zwischen russ. Seeplätzen und den Rheinhäfen. Die Rhein-See-Dampfer brachten (1893) an 11136 t, fuhren ab 11975 t.
Binnenschiffahrt 1893 | Ankunft zu Berg | zu Thal | Abfahrt zu Berg | zu Thal |
---|---|---|---|---|
Gesamtzahl der Schiffe | 1221 | 1616 | 1200 | 1637 |
1) Personenschiffe | 524 | 732 | 732 | 524 |
2) Güter- u. Segelschiffe: a. unbeladen | - | 5 | 157 | 662 |
b. beladen | 697 | 879 | 311 | 451 |
c. darunter Dampfschiffe | 230 | 436 | 319 | 347 |
Ladung überhaupt i. Tonnen | 111597 | 125264 | 18248 | 33397 |
Darunter die düsseldorf Dampfer | 14834 | 20469 | 17109 | 20919 |
Flöße (in Tonnen) | - | 14608 | - | - |
Den Personenverkehr versehen die Boote der Köln-Düsseldorfer und der Niederländischen Dampfschiffahrtsgesellschaft; außerdem verkehren Dampfer zwischen Düsseldorf und Uerdingen und zwischen Düsseldorf und Neuß. [* 29] Der gesamte Schiffsverkehr betrug (1893) 251469 t Güter im Ein-, 51645 t im Ausgang.
Post und Telegraph. [* 30] Düsseldorf hat (Ende 1893) 2 Postämter erster Klasse mit 4 Zweiganstalten, 1 Postamt zweiter Klasse (Oberbilk), 3 Stadtpostanstalten (Düsseldorf-Derendorf, Düsseldorf-Grafenberg, Düsseldorf-Mörsenbroich), 1 Postagentur (Düsseldorf-Hamm), 1 Telegraphenamt erster Klasse und 137 Briefkasten. 1893 gingen ein 12849564 Briefe, Postkarten, Drucksachen und Warenproben, 842439 Pakete ohne, 77367 Briefe und 35491 Pakete mit Wertangabe, 113001 Postnachnahmesendungen und Postauftragsbriefe. Es wurden aufgegeben 14607190 Briefe u. s. w., 696868 Pakete ohne, 74878 Briefe und 24564 Pakete mit Wertangabe. Auf Postanweisungen wurden 37,387 Mill. M. aus- und 32,017 Mill. M. eingezahlt. 188294 Telegramme wurden aufgegeben, 202455 gingen ein. Die Stadt hat Fernsprecheinrichtung (1051 Sprechstellen) und -Verbindung mit 48 Orten.
Vergnügungsorte und Umgebung. Außer dem Hofgarten und den Anlagen am Ständehaus im Innern der Stadt bieten der Floragarten im S. und vor allem der Zoologische Garten im NO. am Düsselbach angenehmen Aufenthalt; besonders ist der Grafenberg beliebt. Zahlreich sind die Punkte zu Ausflügen in der nähern und weitern Entfernung der Stadt auf beiden Ufern des Rheins.
Geschichte. Düsseldorf, ältere Formen Düsseldorpe, Düsseldorp, Duseldorp, benannt nach dem Düsselbach, im Keldachgau, dem Gebiete der alten Sigambrer, später Tenkterer und Franken, gelegen, wird zuerst 1159 in einer päpstl. Urkunde erwähnt; Bedeutung erhält es erst, als nach der Schlacht bei Worringen 1288 Graf Adolf von Berg Düsseldorf zur Stadt erhob. Düsseldorf sollte namentlich ein Gegengewicht gegen die Macht der Kölner [* 31] Erzbischöfe bilden und dem bergischen Lande den Zugang zum Rheinhandel öffnen und sichern.
Die Stadt blühte unter der Fürsorge der Grafen von Berg sehr schnell auf und war seit 1511 Residenz der Landesfürsten. Als mit dem Herzog Johann Wilhelm 1609 das Geschlecht der Herzöge von Berg ausstarb, kam Düsseldorf an die Pfalzgrafen von Neuburg, [* 32] die ebenfalls in Düsseldorf residierten. Den größten Glanz erlebte die Stadt unter dem Kurfürsten Johann Wilhelm (1690-1716); er legte die Neustadt [* 33] an, wodurch Düsseldorf fast um das Doppelte wuchs, gründete die Gemäldegalerie, die 1805 zum größten Teile nach München entführt und 1871 an Bayern [* 34] überlassen wurde; er sammelte zahlreiche Künstler um sich und erwarb sich trotz der teuren Hofhaltung die Volksgunst.
Nach seinem Tode verlegten die Kurfürsten ihre Residenz. Kurfürst Karl Theodor legte die Karlsstadt an, gründete eine Rechtsschule, anatom. Lehranstalt, Landesbibliothek, namentlich auch eine Malerakademie. In der Revolutionszeit hatte Düsseldorf viel zu leiden (Beschießung 1795-1801 war es französisch, 1801 wurde es an Bayern zurückgegeben, 1806 wurde es Hauptstadt des Großherzogtums Berg und kam 1814 mit dem Großherzogtum an Preußen. [* 35] Die Stadt sowie die Malerakademie blühten seitdem von neuem auf.
Litteratur. Geschichte der Stadt Düsseldorf, Festschrift des Düsseldorfer Geschichtsvereins zum 600jährigen Stadtjubiläum 1888; Bone, Düsseldorf (in den «Städtebildern und Landschaften aus aller Welt», Nr. 89 und 90, Zur. 1890);
Monographien von Camphausen, H. Ferber, von Schaumburg, Riegel, Strauven; Vereinzeltes in der «Zeitschrift des Düsseldorfer Geschichtsvereins»: H. Ferber, Histor.
Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf (mit zwei Plänen, Düsseld. 1889 u. 1890).