Haushaltungsschule.
Die Industrie erstreckt sich auf die Fabrikation von
Tuch und Papier, Eisenschienen und Maschinenteilen,
Nadeln,
[* 2] Kunstwolle,
Decken und
Veloursteppichen sowie Filz und Metallgeweben zum Gebrauch der
Papiermaschinen; ferner bestehen
eine große Flachsspinnerei, Gerbereien, Bierbrauereien, zwei
Bleiweiß- und eine bedeutende Zuckerfabrik, Galmeigruben (2000
t
Zink) und eine Zinkwalze. In Düren
[* 3] lebte und starb der Dialektdichter
Josephvan der Giese (1803–50). –
Etwa 4 km oberhalb Düren im romantischen Ruhrthale wird ein guter Rotwein gebaut.
In der Nähe von Düren das Städtchen
Nideggen mit den großartigen und malerischen Trümmern eines ehemaligen Residenzschlosses
der
Herzöge von Jülich und einer interessanten roman.Kirche, vermutlich der alten Schloßkapelle; ferner
das Dorf Frauwüllesheim mit got.
Kirche aus dem 14. Jahrh. – Düren hieß zur Zeit der
Römer
[* 4] Marcodurum und soll, wie Köln,
[* 5] seinen Ursprung dem M.
Agrippa verdanken. 69 n. Chr. schlug hier
Civilis, der
Heerführer der
Bataver, die
Ubier und 70 wurde
der Ort von ihm erobert.
Die fränk. Könige hielten
zu D. in der zweiten Hälfte des 8. Jahrh. mehrere Kirchenversammlungen und
Reichstage. Von
Karl
d. Gr., welcher nach seinen
Siegen
[* 6] über die
Sachsen
[* 7] hier 775 und 789 in seiner Pfalz Duria oder
Dura Versammlungen hielt, wurde
der Ort zur Reichsstadt erhoben und als solche von
Otto Ⅲ. (1000) und Ruprecht (1407) bestätigt. Der
Graf Wilhelm von Jülich erhielt 1238 die Stadt vom
KaiserFriedrich Ⅱ. als Pfand für ein
Darlehn, woraus schließlich die
Einverleibung in den
Verband
[* 8] des Herzogtums Jülich erwuchs, in welchem sie bis zur franz. Occupation verblieb.
Karl Ⅴ. verbrannte die Stadt nach hartnäckiger Verteidigung 1543. Im Dreißigjährigen
Kriege wurde
Düren 1642 durch den hess.
GeneralGraf Eberstein und 1794 durch die
Franzosen unter
Marceau belagert. Durch den Frieden von Lunéville
(1801) kam Düren an
Frankreich, 1814 durch Beschluß des
WienerKongresses an
Preußen.
[* 9]
Hier lernte er (damals oder bei seinem spätern Aufenthalt) die Werke Mantegnas kennen, die einen großen Eindruck auf ihn
hervorbrachten, und wurde, wie es scheint, durch Jacopo de'
Barbari, der auch 1500 in
Nürnberg in seine
Entwicklung eingriff, auf die
Antike und die Mythologie hingewiesen. Er kehrte 1494 in die
Heimat zurück, wo er des
Hans Frey
Tochter heiratete. Neben dem damals in seiner Vaterstadt fabrikmäßig, namentlich von M.
Wohlgemuth schwunghaft betriebenen
Gewerbe der Malerei gelang es dem ^[] auf eigenen Wegen sich
Bahn brechenden, einem höhern
Ziele zustrebenden
jungen Künstler nicht so leicht, sich
Anerkennung zu verschaffen.
Mit Unterstützung seines Freundes, des
Nürnberger Ratsherrn Wilibald Pirkheimer, ging er 1506 nach
Venedig, wo er über ein
Jahr verweilte und für die Bartholomäuskirche eins seiner schönsten Gemälde vollendete, die figurenreiche
Darstellung
des Rosenkranzfestes der
Jungfrau Maria, welches
Bild später nach
Prag
[* 20] kam, wo es, freilich sehr beschädigt
und übermalt, sich noch im
Stifte Strahow befindet. In
Venedig malte er auch eine Thronende
Madonna von zwei schwebenden Engeln
gekrönt (seit 1892 in der
BerlinerGalerie). 1507 zurückgekehrt, betrat er die glänzende
Bahn seiner Meisterschaft.
Für
Kaiser Maximilian fertigte er die Zeichnungen zu den großen Holzschnittfolgen des Triumphwagens und der Ehrenpforte.
Dürer besuchte 1518 den
Reichstag zu
Augsburg,
[* 21] wo er viele Fürsten und andere bedeutende Persönlichkeiten in trefflich skizzierten
Zeichnungen, die sich zum
Teil erhalten haben, porträtierte, und unternahm 1520 und 1521 eine
Reise nach
den
Niederlanden. Obwohl, nach
MelanchthonsBericht, der Künstler selbst klagte, wie ihm erst in der Einfachheit der Natur
die Idee der wahren Schönheit gekommen sei, und er sich außer stande fühle, deren hohes Vorbild zu erreichen, zeigte er
doch in den 1526 vollendeten Doppelbildern, der lebensgroßen
[* 1]
Figuren der
ApostelPaulus und
Petrus, der
Evangelisten
Markus und
Johannes (die sog. vier
Temperamente, in der
Pinakothek zu
München,
[* 22] gestochen von A. Reindel), daß er
seinem Ideal näher zu kommen vermochte als irgend einer von denen, welchen er die Anregung zu danken hatte.
In denNiederlanden
hatte Dürer durch Erkältung den
Grund zu seiner spätern
Krankheit gelegt, der er in
Nürnberg erlag.
Auf dem Dürerplatz daselbst wurde ihm 1840 ein von
Rauch modelliertes, von
Burgschmiet in
Erz gegossenes
Standbild errichtet.
Der Schwerpunkt
[* 23] der D.schen Kunst liegt in seiner ungewöhnlichen Persönlichkeit, der überwältigenden Kraft
[* 24] seines leidenschaftlichen,
seelischen Empfindens, der rein menschlichen und streng sittlichen
Bildung seines
Geistes, der Kindlichkeit
seines Gemüts und dem
Adel der Gesinnung, die sich nicht nur überall in seinen Leistungen aussprechen, sondern auch von
seinen bedeutendsten Zeitgenossen, wie Pirkheimer,
Camerarius und
Melanchthon, wiederholt bezeugt werden. In seinen
Darstellungen
hält er sich hier und da von einer gewissen
Manier nicht frei und der Zug
des
Phantastischen, der durch die
ganze ältere
deutsche Kunst geht, blieb auch ihm in merklicher
Weise eigen, doch erhebt er seine Schöpfungen durch die Wucht
seiner tief innerlich anschauenden Persönlichkeit zu einer realistisch ergreifenden Wahrheitlichkeit.
Seine
Größe liegt aber darin, daß die ganze Welt sich in seiner Seele abspiegelt und durch ihn in einer
seinem
Geiste entsprechenden Färbung wieder hervortritt. Zu den anziehendsten
Arbeiten D.s gehören seine schon in frühester
Zeit angefertigten Selbstbildnisse (das von 1498 in Madrid,
[* 25] von 1500 in der
Pinakothek zu
München), welche zeigen, daß Dürer nicht
allein einer der bedeutendsten Künstler, sondern auch einer der schönsten
Männer seiner Zeit war.
Andere
vorzügliche Bildnisse von seiner
Hand
[* 26] sind: das seines
Vaters (1490; in den
Uffizien zu
Florenz),
[* 27] seines Lehrers
Wohlgemuth (1516;
in der
MünchenerPinakothek), des
Kaisers Maximilian (1519; im
¶
ebenda ein Altarwerk: Maria das Christkind anbetend: zu beiden Seiten: der heil. Antonius und der heil. Sebastian;
die lebensgroßen
[* 28]
Figuren Adam und Eva (1507; Pradomuseum zu Madrid);
die für JakobHeller in Frankfurt
[* 32] a. M. ausgeführte Himmelfahrt
der Maria (1509), die beim Schloßbrande zu München 1674 zerstört wurde (alte Kopie im histor. Museum zu Frankfurt a. M.);
die Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit mit vielen Heiligen und Seligen (1511; Hofmuseum zu Wien), die
Kreuzabnahme (in der Moritzkapelle zu Nürnberg).
Ferner die Madonna mit der Birne (1512; Hofmuseum zu Wien), mit der Nelke (1516;
Galerie zu Augsburg), eine andere (1526; Uffizien zu Florenz). Kürzlich wurden in der Ratsschulbibliothek zu Zwickau
[* 33] fünf bisher
vermißte Gemälde D.s aufgefunden: die Madonna auf der Mondsichel, am Brunnen,
[* 34] das Christkind stillend,
mit dem schlafenden Christkind, mit der Meerkatze.
Den ganzen Reichtum seiner Begabung lernt man aber erst aus der großen Zahl seiner Handzeichnungen, Kupferstiche und Holzschnitte
kennen, die sich in fast allen bedeutenden Sammlungen finden, besonders (150 Nummern) in der Albertina zu Wien. Dürer erhob den
Kupferstich und Holzschnitt, die bei seinen Vorgängern kaum die ersten Anfänge der technischen Ausführung überschritten
hatten, zu einer Vollendung, die sie nach ihm nur bedingungsweise wieder erhalten haben. Zu seinen vorzüglichsten Kupferstichen
gehören: Ritter, Tod und Teufel (1513), Melancholie (1514), Heiliger Hieronymus in der Zelle
[* 35] (1515), Adam und Eva im
Paradiese, Heiliger Eustachius, die sich durch eine überaus zarte, der Form sich anschmiegende, einfache Strichlegung auszeichnen.
Zu seinen hervorragendsten Holzschnitten gehören: Die Offenbarung des Johannes, 15 Blätter (1498 und 1511), Die kleine Passion, 37 Blätter
(1509), Die große Passion, 12 Blätter (1510), Das Leben der Maria, ein Werk voll tiefer Empfindung und
zarter Anmut, 20 Blätter (1510; s. Tafel: Deutsche Kunst
[* 36] Ⅵ,
[* 28]
Fig. 3), Die Ehrenpforte des Kaisers Maximilian, der größte existierende
Holzschnitt (1515), von Adam von Bartsch 1799 auf Kupfer
[* 37] übertragen.
Vom J. 1522 stammen die Holzschnitte des großen Triumphwagens des Kaisers Maximilian, deren Stöcke in der kaiserl. Bibliothek
in Wien aufbewahrt werden;
die älteste Originalausgabe mit untenstehendem deutschen Text erschien 1522, die letzte 1589. Ferner
die Randzeichnungen zum Gebetbuch Kaiser Maximilians (4 Exemplare bekannt, das beste in der Münchener Hofbibliothek);
43 Blätter
sind von Dürer, die 8 übrigen vonL. Cranach;
sie wurden veröffentlicht von Stöger (Münch. 1883).
Wenn
man Dürer die Erfindung der Ätzkunst und des Tondrucks zuschreibt, so ist dies wenigstens in Bezug auf letztern nicht ^[] zutreffend.
Das
von Dürer auf den meisten seiner Werke angebrachte Monogramm ist ein lat. A mit
einem kleinern D unter dem Querstrich desselben.
Auch als Schriftsteller hat Dürer sich bethätigt und für seine Zeit maßgebend gewirkt. Sein
Werk: «Vnderweysung der messung, mit zirckel vnd richtscheyd, in Linien ebnen
vnnd gantzen corporen» (Nürnb. 1525 u. ö.), giebt treffliche
Vorschriften über Perspektive, besonders zur Entwerfung des Schattens der Körper, wozu er eine eigene sinnreiche Maschine
[* 38] in Vorschlag brachte. Im allgemeinen drang er darauf, die ganze Malerkunst, soweit sie die eigentliche
Zeichnung betrifft, auf mathem.
Gründe zurückzuführen. Sein Hauptwerk «Von menschlicher Proportion u. s. w.» (Nürnb. 1528 u. ö.)
wirkte epochemachend, insofern es, gegenüber der während des ganzen Mittelalters systematisch vernachlässigten Formengebung,
zum erstenmal mit Nachdruck und Erfolg die äußere Erscheinung in der Kunst geltend machte. Dürer schrieb
auch in Deutschland das erste Buch vom Festungsbau: «Etliche vnderricht, zu befestigung der Stett, Schloß,
vnd flecken» (Nürnb. 1527; neue Ausg., Dresd. 1823). Den Schriftgießern zeigte er, wie man mit Hilfe der Geometrie die Buchstaben,
besonders die Versalien, nach bestimmtem Verhältnis anordnen müsse.
Mehrere andere Schriften, welche Dürer verfaßte, sind nicht zum Druck gelangt. In allen aber erwarb er
sich neben seinen bedeutendsten gelehrten Zeitgenossen das Verdienst, auf Reinigung und Veredelung der deutschen Sprache
[* 39] hinzuwirken.
Seine Werke wurden in das Lateinische und die meisten neuern Sprachen übersetzt. D.s «Briefe und Tagebücher» sind abgedruckt
in Campes«Reliquien von Dürer» (Nürnb. 1828; ins Neuhochdeutsche
übertragen von Thausing in den «Quellenschriften für Kunstgeschichte», Bd.
3, Wien 1872).
Litteratur. Heller, Das Leben und die Werke Albrecht D.s (Bd. 2, Lpz. 1831;
Bd. 1 u. 3 sind nicht erschienen);
von Eye, Leben und Wirken Albrecht D.s (Nördl. 1860);
A. von Zahn, D.s Kunstlehre
und sein Verhältnis zur Renaissance (Lpz. 1866);
Thausing, Dürer Geschichte seines Lebens und seiner Kunst (2 Bde., 2. Aufl.,
ebd. 1884);
Ephrussi, Albert Dürer et ses dessins (Par. 1882);
Aufenthalt
1494–95 (Straßb. 1892); von Eye, Albrecht D.s Leben und künstlerische Thätigkeit (Wandsbeck 1892).
D.s Handzeichnungen gab Lippmann (3 Bde., Berl.
1883–94), D.s «Schriftlichen Nachlaß» K. Lange und Fuhse (Halle
[* 44] 1893) heraus; die Gemälde wurden 1888 in Lichtdruck von
Soldan in Nürnberg (Text von Riehl),
die «Randzeichnungen zum Gebetbuch des Kaisers Maximilian» von Hirth (2. Aufl. u. d. T.
«Hauschronik», Münch. 1885),
die Ehrenpforte im «Jahrbuch der kunsthistor. Sammlungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses», Bd. 3 (Wien 1884),
die «Offenbarung des Johannes» von Sepp (Münch. 1894) veröffentlicht.