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Druckkugel, überladene Trichtermine [* 2] (s. d.). Druckluft, s. Druckluftanlage. Druckluftanlage, Preßluftanlage, eine Einrichtung zur Erzeugung von komprimierter Luft (Druckluft, Preßluft) und zur Verteilung derselben auf ein größeres Gchiet behufs industrieller Ver- wertung. Druckluftanlage fanden zuerst für Bergbauzwecke An- wendung, insbesondere beim Tunnelbau. Die Ge- steinsbohrmaschinen wurden mit verdichteter Luft in Gang [* 3] gefetzt und die verbrauchte Luft zur Venti- lation der Arbeitsräume benutzt.
Von großer Be- deutung für die Entwicklung der Einrichtungen für Erzeugung von komprimierter Luft sind dabei die von Sommeiller gefchaffenen Luftkompressionsan- lagen beim Bau des Mont-Cenistunnels. In neue- ster Zeit finden Druckluftanlage Verwendung zur Verteilung von Arbeit in Städten, speciell für das Kleingewerbe. Die Luft wird in besondern Central en durch Kompressoren (s.Kompressionsmaschinen)mittels Dampfkraft komprimiert, in Sammelbehälter ge- drückt und aus diesen durch ein Netz von Rohr- leitungen (entsprechend den Gas- und Wasser- leitungsröhren) in die Verbrauchsstellen verteilt, wo sie meist als Betriebsmittel für Motoren, dann auch zur Lüftung und Kälteerzeugung Verwendung fin- det.
Die Thatsache, daß kleine Dampfmafchinen auch bei bester Ausführung pro Pferdestärke das Zwei- bis Dreifache an Betriebskosten gegenüber den großen modernen Dampfmafchinen verursachen, daß die Betriebskosten eines Gasmotors (s. d.) einem entsprechenden Dampfkleinmotor gegenüber nicht wefentlich verschieden sind und daß bei Verwendung von Druckluft die Anlage- und die Unterhaltungs- kosten eines Dampfkessels wegfallen, ermöglicht es, daß durch rationelle Einrichtung von Druckluftanlage dem Klein- gewerbtreibenden die geringe, zum Betriebe seiner Hilfsmaschinen erforderliche Kraft [* 4] zu einem Kosten- betrage zugänglich gemacht wird, der dem billigen Preise nahe kommt, für den der Großindustrielle sich durch große eigene Dampfmaschinenanlagen die Vetriebskraft verschafft.
Große Ausbreitung hat der Druckluftbetrieb in Paris [* 5] gefunden, wo nach dem System H. Popp von diesem mehrere Centralen in größtem Maßstabe angelegt sind. In der ältern Centralstation für Drucklufterzeugung waren insgesamt Dampfma- schinen von 4000 Pferdestärken in Betrieb; eine neue Centralanlage wird für 10000 Pferdestärken ausgeführt, es ist geplant, sie bis 24000 Pferde- stärken zu vergrößern. In Deutschland [* 6] ist 1891 die erste Druckluftanlage zur Kraftverteilung durch L. A. Niedinger, Augsburg, [* 7] in Offenbach [* 8] in Ausführung und Betrieb gekommen.
Eine Druckluftanlage umfaßt Einrichtungen zur Erzeugung, Fernleitung und Verwertung der Druckluft. Die Einrichtungen zur Erzeugung der Druckluft umfassen die Dampfmaschinenanlagen nebst den Kompressoren. Es finden vorteilhaft nur Maschinen bester Art, moderne Compoundmaschinen, die mit hohem Anfangsdruck arbeiten, Verwendung. Auch die Kompressoren sind, den neuesten Vervollkomm- nungen entsprechend, als Compoundkompressoren auszuführen, wenn ein möglichst ökonomischer Be- trieb gesichert sein soll.
Hierbei wird die Luftver- dichtung in zwei Stufen nacheinander erzielt. Im ersten Kompressionscylinder wird die Lust auf etwa zwei Atmofphären komprimiert und geht von da in einen weitern Kompressor, in welchem die Verdich- tung bis zum Enddruck weiter geführt wird, der bei ^ der Pariser Anlage sechs Atmosphären Überdruck ! beträgt. Mit einem derartigen Compoundkom- pressor (Konstruktion Riedler) sind in Paris durch je eine von der Dampfmaschine [* 9] geleistete Pferdestärke 10,4 cdm Luft pro Stunde von atmosphärischem Druck auf 6 kF üverdruck verdichtet worden.
Die Fern- leitung der Luft erfolgt in Röhren, [* 10] welche nach Art der Wasserleitungs- und Gasröhren in die Erde verlegt werden. In dieser Leitung können zweierlei Verluste eintreten: einmal Verluste durch Entweichen von Luft aus llndichtheiten in den Röhren und Verbindungsstellen, dann Druckverluste durch Rei- bung der Üuft an den Rohrwandungen und beim Durchströmen von Krümmungen, Absperrschiebern u. s. w. Der Verlust durch Entweichen von Luft durch Nndichtheiten der Röhren und Verbindungs- stellen hat sich bei sachgemäßer Ausführung der Anlage als unwesentlich herausgestellt. In betreff des Spannungsverlustes durch Reibung [* 11] der Luft in den Rohrleitungen und fernere Widerstände haben Versuche von Niedler und Gutermuth an der Pariser Druckluftanlage ergeben, daß bei einer mittlern Luftgeschwindig- keit von 6,5 resp. 6 in pro Sekunde in einer Leitung mit Entwässerungsapparaten und Absperrschiebern ein Druckverlust von nur 0,05 resp. 0,07 Atmosphären für jeden Kilometer Leitungslänge zu rechnen ist.
Der Durchmesser der Hauptleitung für die neue 10000pferdige Centralanlage in Paris beträat 500 min im Ächten; sie wird aus genieteten Blech- röhren hergestellt. Die Verwertung der Druckluft geschieht in den Luftmaschinen. Als Druckluftmaschine kann jede Dampfmaschine Verwendung finden; es sind auch meist alte Dampfmaschinen [* 12] als Drucklustmotoren benutzt worden, und erst in der neuesten Zeit hat man angefangen, speciell für Druckluftbetrieb ein- gerichtete Maschinen, insbesondere Kleinmotoren zu bauen, die sich aber principiell von den Dampf- maschinen nicht unterscheiden.
Die Lust kann den Motoren direkt aus der Leitung zugeführt werden; es ist jedoch von bedeutendem Vorteile, die Druck- luft vor der Zuführung zum Motor erst zu erwär- men. Diese Erwärmung, eine nachträgliche Energie- zuführung, hat bei gleichbleibender Spannung eine Ausdehnung [* 13] der Luft zur Folge und zieht den Luft- verbrauch pro Pferdestärke und Stunde ganz be- deutend herab; außerdem wird bei Vorwärmung auch die Austrittstemperatur der Luft erhöht. Läßt man die Druckluft bei gewöhnlicher Bodentempe- ratur in die Mafchine eintreten, so kann infolge der Erpansion und Arbeitsleistung die Temperatur der Austrittsluft bis auf 40" 0. Kälte herabgehen, was bei reinem Motorbetriebe der Luftmafchine wegen der möglichen Eisbildung Nachteile mit sich bringt.
Bei Betrieb mit nicht vorgewärmter Luft kann aber diefe kalte Austrittsluft zu Kühlungszwecken ver- wendet werden. Die Vorwärmuna der Luft ge- schieht in Vorwärmeöfen. Von L. A. Riedinger in Augsburg werden diese derart ausgeführt, daß die Druckluft in einem schmiedeeisernen Spiralrohre um einen gußeisernen Füllschacht yerumgeleitet wird, welcher auf dem unten eingebauten Rost das Brenn- material (Koks) enthält. Kleine Lustmaschinen mit Erpansion gebrauchen ohne Vorwärmung der Luft etwa 30 edm, mit geringer Vorwärmung um etwa 50° 0. gegen 24 edm Druckluft für die effektive Pferdestärke und Stunde, während in Paris an einer ältern Dampfmaschine von etwa 70 Pferde- stärken bei Vorwärmung der Druckluft bis aus ¶