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seine Gefangennahme. Er empfing für seine Dienst- leistung 30000 Frs., ward in den Konvent gewählt, schloß sich den Jakobinern an und stimmte für den Tod des Königs sowie für die radikalsten Maß- regeln.
Sept. 1793 erhielt er eine Sendung zur Nordarmee.
Hier geriet er in Gefangenschaft und wurde nach dem Spielberg in Mähren [* 2] abgeführt. Um zu entfliehen, sprang er vom Fenster seines Gefängnisses herab, brach aber ein Bein und wurde zurückgebracht.
Mit Camus, Beur- nonville u. a. wechselte man ihn Nov. 1795 zu Basel [* 3] gegen die Herzogin von Angouleme aus, worauf er als ehemaliges Konventsmitglied in den Rat der Fünfhundert trat. In die Verschwörung des Babeuf verwickelt, ward er 1796 gefangen gesetzt;
doch fand er Gelegenheit zu entfliehen und ging in die Schweiz. [* 4] Nach seiner Freisprechung vor Gericht kehrte er nach Frankreich zurück, wo er 1799 als Unterpräfekt zu St. Menehould angestellt wurde.
Während der Hundert Tage war er Mitglied der Deputierten- kammer;
nach der zweiten Restauration wurde er 1816 als sog. Königsmörder aus Frankreich ver- bannt, lebte zunächst in Deutschland, [* 5] später jedoch bis zu seinem erfolgten Tode un- erkannt in Macon unter dem Namen Merger. Drouet (fpr. drüeh), Louis, franz. Flötist, geb. 1792 in Amsterdam, [* 6] wurde auf dem Parifer Kon- servatorium gebildet, wirkte als Flötist an den Napoleonischen Höfen in Amsterdam und Paris, [* 7] ging später nach London, [* 8] wo er mit seinem Spiel mehr Glück hatte als mit einer daselbst errichteten Flötenfabrik.
Nach vielen Kunstreisen kam Drouyn de l'Huys 1836 als Hofkapellmeister nach Coburg [* 9] und starb in Bern [* 10] Seine Flötenkompositionen sind zahlreich und gehaltvoll. Er gilt als Komponist des franz.-napoleonischen Volksliedes «?Hrta,iit pour 1a 3^ri6», das ihm die Königin Hortense angeblich in die Feder diktiert hat. Drouet d'Grlon (spr. drüeh derlöng), Jean Baptiste, Graf, franz. Marschall, geb. zu Reims, [* 11] diente zuerst in der königl. Armee, wurde 1787 verabschiedet und trat 1792 in ein Freiwilligen- bataillon ein.
Nachdem er die Feldzüge 1793-96 mitgemacht hatte, 1799 zum Vrigadegeneral und 1803 zum Divisionsgencral ernannt war, zeichnete er sich als Chef des Generalstabs des Generals Lannes 1807 bei Friedland aus, kommandierte 1810 das 9. Korps in Portugal [* 12] und focht dann unter Masse'na in Spanien und 1814 unter Soult bei Toulouse. [* 13]
Ludwig XVIII. machte ihn zum Befehls- haber der 16. Militärdivision: März 1815 ging er mit allen Offizieren seiner Division zu Napoleon über und wurde von diesem zum Pair von Frank- reich und Befehlshaber des 1. Korps ernannt.
Als solcher kämpfte er bei Quatrc-Vras und Velle-Al- liance, floh dann geächtet und zum Tode verurteilt nach Deutschland, kehrte infolge der Amnestie vom nach Frankreich'zurück, erhielt 1830 den Befehl der 12. Militärdivision und wurde, nach- dem er von Sept. 1834 bis Aug. 1835 Gencral- gouverneur in Algerien [* 14] gewesen, im Mai 1843 Marschall und starb zu Paris. Drouotsches Pflaster (spr. drüohsches), s. Spanische Fliege. [* 15] ^s. Wollspinnerei.
Droufsetwolf (von frz. ärouLLktw, spr. drußstt), Drouyn de l'Huys (spr. drüäng de lüih), Edouard, franz. Staatsmann, geb. zu Paris, besuchte daselbst die Rechtsschule, war 1833 - 36 Gesandtschaftssekretär im Haag, [* 16] so- dann Geschäftsträger in Madrid, [* 17] erhielt 1840 die Direktion der Handelssachen im Ministerium des Auswärtigen und wurde 1842 im Depart. Seine-et- Marne in die Kammer gewählt, wo er als Gegner der Guizotschen Politik auftrat, sodaß er sein Amt aufgeben mußte.
Nach der Februarrevolution 1848, die er durch seine Teilnahme an der Reformbewegung hatte vorbereiten helfen, in die Constituante, sodann in die Legislative abgeordnet, stimmte er in beiden Versammlungen mit der Rechten. Am zum Minister des Auswärtigen im ersten Kabinett Ludwig Napoleons ernannt, unterstützte Drouyn de l'Huys die Politik des Präsidenten gegen die Römische [* 18] Re- publik und für die Wiederherstellung der päpstl. Herrschaft. Nachdem er sein Porte- feuille an Tocqueville abgetreten hatte, ging er als Gefandter nach London, kehrte aber bald wieder zurück und übernahm in dem Übergangskabinett vom 10. bis abermals das Aus- wärtige. In dieser Stellung half er den Staats- streich vorbereiten, beteiligte sich nachher an der Konsultativ-Kommission und erhielt dann die Se- natorwürde.
Hierauf trat er zum drittenmal an die Spitze der auswärtigen Ange- legenheiten.
Der Ausbruch der orient.
Wirren gab ihm Gelegenheit zur Begründung des Bünd- nisses zwischen Frankreich und England.
Als be- sonderer Gesandter erschien er auch neben dem Baron Vourqueney April 1855 auf den Wiener Konferenzen.
Die Geneigtheit, die er hier, in Ver- bindung mit Lord Russell, den Friedensvorschlägen Österreichs bewies, fand jedoch nicht den Beifall Napoleons III., und nach feiner Rückkehr sah er sich genötigt, sein Portefeuille dem Gra- fen Walewfki zu überlassen. Drouyn de l'Huys zog sich auf sein Landgut zurück und gab sogar 1856 als Senator seine Entlassung.
Zur Rechtfertigung seines Ver- haltens in der Orientalischen Frage veröffentlichte er die Schrift «Hi8toii-6 äipi0M3.ti(iu6 äs Ia ori86 orisn- tg.16 etc.» (Brüss. und Lpz. 1858).
Mitte Okt. 1862 entschloß sich Drouyn de l'Huys noch einmal, anstatt Thouvenels das Ministerium des Auswärtigen zu überneh- men. Im Mittelpunkt der Politik stand damals die ital. Frage. war als Freund Österreichs und Verehrer des Papstes bekannt, und man hielt daher diesen Portefeuillewechsel den Einheitsbestrebungen Italiens [* 19] für sehr ungünstig;
jedoch rechtfertigte der neue Minister weder die Hoffnungen der einen noch die Befürchtungen der andern. Er schloß 1863 den Handelsvertrag zwischen Frankreich und Italien [* 20] und unterschrieb sogar die Übereinkunft vom welche die Zurückberufung der franz. Truppen aus Rom [* 21] entschied.
Die von England gewünschte Unterstützung Dänemarks, 1864, in dem Konflikt mit Deutschland lehnte er ab.
Während des Deutschen Krieges von 1866 erstrebte Drouyn de l'Huys ein franz. Protek- torat über das westl. und südl. Deutschland und Abtretuug linksrheinischer Gebiete.
Durch den franz. Gesandten in Berlin, [* 22] Venedetti, forderte er von Bismarck die Grenzen [* 23] von 1814, Nhein- bayern und Rheinhessen, Auflösung des zwischen dem Deutschen Bunde und Luxemburg [* 24] bestehenden Verhältnisses, Aufhebung des preuß. Garnisons- rechts in der Festung [* 25] Luxemburg und Abzug der preuß. Garnison aus Mainz [* 26] und stellte für den Fall einer abschlägigen Antwort die Kriegserklärung Frankreichs in sichere Aussicht.
Als Bismarck alle Forderungen zurückwies und Napoleon wegen un- genügender Rüstungen [* 27] keinen Krieg anzufangen ¶