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werden meist Massengüter und zwar von der Unterelbe ankommend (237745 t), namentlich Düngemittel, Baumwolle, [* 2] Eisen, [* 3] Erde, Weizen, Roggen, Farbhölzer, Soda, Salpeter, Ölsaat, Heringe, Reis, Kaffee, Zucker, [* 4] Fette, Petroleum, Teer und Steine, von der Oberelbe ankommend (147463 t) fast nur Sandsteine, Kohlen und Holz, [* 5] nach der Oberelbe abgehend (6525 t) verschiedene Gegenstände und nach der Unterelbe abgehend (127658 t) hauptsächlich Zucker, Glas, [* 6] Maschinen, Mehl, [* 7] Steinkohlen und Steine befördert.
In Dresden [* 8] sind folgende berühmte Männer geboren: die Generale Friedrich und Ernst von Aster, Oberst Karl von Aster, Friedr. Graf von Beust, Orientalist Joh. Gottlob Carpzov, Mineralog Charpentier, Schriftsteller Engelhardt (Richard Roos), Friedr. Wilh. von Erdmannsdorf, Dichter Jul. Hammer, [* 9] Theod. Körner, Forschungsreisender Heinr. von Maltzan, Feldmarschall von Manteuffel, Mineralog Naumann, Mediziner M. E. A. Naumann, Jugendschriftsteller Gustav Nieritz, Geograph Oskar Peschel, Architekt Pöppelmann, Maler Ludw. Richter, I. H. K. ^[Ignaz Heinrich Karl] von Wessenberg, Graf von Zinzendorf.
Vergnügungsorte und Umgebung (s. Plan: Dresden und weitere Umgebung). Der Große Garten, [* 10] zu welchem von der Bürgerwiese aus anmutige, nach Lennés Entwurf ausgeführte Parkanlagen führen, enthält treffliche Marmorgruppen und das in dem 1679 erbauten königl. Palais aufbewahrte Museum des Altertumsvereins; ferner den 1860 auf Aktien gegründeten sehenswürdigen Zoologischen und den neuen Botanischen Garten. Ferner sind zu nennen der Vorort Strehlen [* 11] mit Villa des Königs Albert, das Dorf Räcknitz mit Moreaus Denkmal, der Plauensche Grund mit der Felsenkellerbierbrauerei, die mit prächtigen Villen übersäten Anhöhen elbaufwärts über die Albrechtsschlösser und Loschwitz bis Pillnitz, das Dorf Blasewitz (s. d.), die Dresdener Heide, in der ein Volkspark angelegt werden soll, und elbabwärts die Lößnitz; von den entferntern: die Goldne Höhe, Tharandt, Pillnitz mit dem eine weite Fernsicht bietenden Porsberg, Wesenstein im Müglitzthale, das Jagdschloß Moritzburg mit Landgestüt.
Geschichte. Dresden (Dręždžane, d. h. die Waldleute) entstand als slaw. Fischerdorf um die Frauenkirche zwischen der Elbe, einer Kette kleiner Seen und dem ausgedehnten Walde. Daneben erwuchs im Anschluß an den Elbübergang eine deutsche Stadtanlage, die zuerst 1206 erwähnt und 1216 als civitas bezeichnet wird. Sie war von Anfang an in den Händen der Markgrafen von Meißen, [* 12] die sich früh auch ein festes Schloß hier bauten, aber Lehn des Bistums Meißen und wurde zuerst von Heinrich dem Erlauchten häufig als Residenz benutzt, unter dem auch die erste steinerne Elbbrücke erbaut wurde und Dresden Stadtrecht erhielt.
Die Verwaltung führte anfangs ein landesherrlicher Schultheiß (villicus) mit «Geschworenen» (Schöffen) aus der Bürgerschaft; seit 1292 wird zuerst ein Bürgermeister genannt, dem ein aus dem verstärkten Schöffenkolleg bestehender und durch die Ratsordnung von 1470 gebildeter Rat zur Seite trat, bis endlich die Stadt ihre volle Selbstverwaltung (bald nachher auch die Obergerichtsbarkeit, zunächst pachtweise, 1484) erlangte. Zünfte bildeten sich in größerer Zahl erst im 15. Jahrh., und Dresden blieb im ganzen Mittelalter ein unbedeutender, armer Ort, der 1489 mit den Vorstädten, doch ohne das damals noch selbständige Städtchen Alt-Dresden rechts der Elbe, etwa 5000 E. zählte, obwohl er seit 1234 ein vielbesuchter Wallfahrtsort war (durch die Kreuzkirche) und ein Franziskanerkloster besaß. Erst seit die Stadt 1485 die gewöhnliche Residenz der Albertinischen Landesherren geworden war, begann sie aufzublühen. Am 15. und brannte die Stadt größtenteils ab.
Georg der Bärtige ließ Dresden neu befestigen und baute das Schloß im Renaissancestil um, Moritz verstärkte und erweiterte die Werke und vereinigte 1550 Alt- und Neu-Dresden zu einer Gemeinde. Die Einführung der Reformation erfolgte 1539 durch Heinrich den Frommen. Unter dem Dreißigjährigen Kriege hatte Dresden weniger zu leiden als andere Städte, und die Lücken seiner Bevölkerung [* 13] füllten sich ziemlich rasch durch Aufnahme zahlreicher böhm. Auswanderer, die seit 1650 eine Gemeinde bildeten und den Anbau «auf dem Sande» rechts der Elbe begannen (Antonstadt).
Eine Periode glänzender Bauten begann mit Johann Georg II. Unter den beiden Augusten, die zugleich die poln. Krone trugen, wurde Dresden auf mehrere Jahrzehnte nicht nur der Sitz eines der prunkvollsten, leichtfertigsten und geschmackvollsten Höfe von Europa, [* 14] sondern auch eine Stätte mannigfaltiger und glänzender Kunstübung im Barock- und Rokokostil. Ganz neu baute der Kurfürst Friedrich August I. nach dem großen Brande von 1685 Alt-Dresden als «Neustadt» [* 15] wieder auf (1732), mit neuen breiten Straßen, großen Kasernen, einer mächtigen Kirche und seinem in Kupfer [* 16] getriebenen Reiterstandbilde; den Vorort Neustadt-Ostra im Westen erweiterte er zur Friedrichstadt (1730). Unter Friedrich August II. wurde die Frauenkirche vollendet und die kath. Hofkirche erbaut.
Daneben erhoben sich zahlreiche schmuckvolle Adelspaläste. Zugleich entstanden die Kunstsammlungen und vor allem die Gemäldegalerie. Diese Blüte [* 17] störten die Schlesischen Kriege wenig; nur am Ende des zweiten wurde Dresden nach der Schlacht bei Kesselsdorf von preuß. Truppen besetzt und hier 25. Dez. der Friede geschlossen; erst der Siebenjährige Krieg machte dem Glanze ein Ende. Nachdem Dresden den preuß. Truppen übergeben worden war, wurde es von diesen nach hartnäckiger Verteidigung, bei der die Pirnaische und Wilsdruffer Vorstadt in Flammen aufgingen, auf Friedrichs d. Gr. Befehl unter dem Eindruck der Niederlage von Kunersdorf [* 18] den Reichstruppen und Österreichern überliefert. 1760 versuchte Friedrich die Festung [* 19] durch eine furchtbare Beschießung seit dem 14. Juli, die unter andern die Kreuzkirche und über 400 Häuser zerstörte, vergeblich zur Ergebung zu zwingen.
In der langen Friedenszeit unter Friedrich August III. erholte sich Dresden seit 1763 rasch. Die zerstörten Stadtteile und Gebäude wurden wieder aufgebaut, die Einwohnerzahl stieg schnell. Schwere Zeiten kamen wieder mit den Napoleonischen Kriegen über die Stadt. Im Juni 1809 wurde sie von dem Korps des Herzogs von Braunschweig [* 20] und den Österreichern besetzt, im Mai 1812 war sie der Schauplatz unaufhörlicher Truppenmärsche und glänzender Festlichkeiten zu Ehren Napoleons. Als dann zu Anfang 1813 die Franzosen zunächst vor den Verbündeten zurückwichen, ließ Marschall Davout, um sie aufzuhalten, 19. März einen Pfeiler der Elbbrücke sprengen. Nachdem 8. Mai die Franzosen wieder eingerückt waren, wurde Dresden von Napoleon in seinen Hauptwaffenplatz verwandelt, daher auch mit zahlreichen Schanzen zur Verstärkung [* 21] der alten Festungswerke ¶
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umgeben. So gelang es ihm hier am 26. und 27. Aug. seinen letzten Sieg auf deutschem Boden zu erfechten (s. unten), und selbst nach der Schlacht von Leipzig [* 23] behauptete St. Cyr die Stadt noch bis zum 11. Nov., worauf sie gänzlich ausgehungert kapitulierte. Mit der Rückkehr König Friedrich Augusts am begann eine Zeit langsamer Wiederherstellung aus tiefster Erschöpfung. Der schon 1811 begonnene Abbruch der Festungswerke wurde 1817 kräftig wieder aufgenommen und gab die Möglichkeit zu einer bedeutenden Erweiterung der Stadt. Rascher gestaltete sich die Bewegung, nachdem die Unruhen in Leipzig und Dresden den Anstoß zur Städteordnung von 1832 gegeben hatten und Sachsen [* 24] 1834 dem Zollverein beigetreten war. 1835 wurden sämtliche Vorstädte, auch die seitdem so benannte «Antonstadt» mit der innern Stadt zu einer Gemeinde vereinigt; durch Eröffnung der Elbdampfschiffahrt 1836 und die Erbauung von Eisenbahnen seit 1839 wurde Dresden rasch zu einem bedeutenden Mittelpunkte des deutschen Binnenverkehrs.
Seitdem das Hoftheater sich dem deutschen Schauspiel und der deutschen Oper geöffnet hatte, brach für beide eine Zeit höchsten Glanzes an, und im Anschluß an den Hof [* 25] Friedrich Augusts II. (1836-54) brachte G. Semper neben den Barock- und Rokokobauten des 18. Jahrh. eine neue geistvolle Renaissance namentlich in dem Hoftheater und der Gemäldegalerie zu wirkungsvoller Geltung, während die Malerei durch Schnorr, L. Richter und E. Bendemann, die Plastik durch E. Rietschel, E. Hähnel u. a. in hervorragender Weise vertreten wurde.
Die furchtbare Hochflut der Elbe im März 1845, die einen Teil der Augustusbrücke wegriß, und das Notjahr 1847/48 konnten den Aufschwung nicht dauernd hindern, störender wirkten die polit. Stürme der J. 1848/49, während deren Dresden vom 3. bis zum der Schauplatz eines blutigen Straßenkampfes war, bei dem auch das alte Opernhaus und ein Teil des Zwingers eingeäschert wurden. Am besetzten die Preußen [* 26] ohne Gegenwehr die Stadt, und auch nach der Rückkehr König Johanns am 3. Nov. behielt Dresden bis Ende 1867 eine teilweise preuß. Besatzung. 1870/71 hatte es Tausende franz. Gefangener zu beherbergen und sah den glänzenden Triumpheinzug der sächs. Truppen unter Kronprinz Albert. Im Juni 1889 fand die begeisterte Feier des Wettinjubiläums in Dresden ihren Mittelpunkt, und im Juni 1892 war Dresden der Schauplatz großartiger Huldigungen des Fürsten Bismarck, bei seiner Durchreise nach Wien [* 27] zur Hochzeit seines Sohnes Herbert.
Inzwischen machte das innere Leben der Stadt rüstige Fortschritte. Die Selbstverwaltung der Gemeinde allerdings erfuhr insofern eine Einschränkung, als 1850 die Gerichtsbarkeit, 1853 auch die Sicherheitspolizei an den Staat überging. Aber die Stadt breitete sich nach allen Richtungen weiter aus und dem parallel ging die Umwandlung in eine Fabrikstadt und die mächtige Steigerung seiner kommerziellen Bedeutung, teils durch die immer stärkere Verdichtung des sächs. Eisenbahnnetzes, teils durch den bedeutenden Aufschwung des Elbverkehrs, besonders seit der Einführung der Kettenschleppschiffahrt 1869. Seine alte Stellung als Kunststadt wußte Dresden namentlich für Bildnerei und Baukunst [* 28] zu behaupten.
Litteratur. A. Weck, Der churfürstlichen sächs. Residentz und Haupt-Vestung Dresden Beschreib- und Vorstellung (Nürnb. 1680);
Die Bauten, technischen und industriellen Anlagen von Dresden, hg. von dem sächs. Ingenieur- und Architektenverein und dem Dresdner Architektenverein (Dresd. 1878);
Hasche, Diplomat. Geschichte von Dresden (4 Bde., ebd. 1816-19);
Klemm, Chronik der Stadt Dresden (2 Bde., ebd. 1833-37; Bd. 3 von Hilscher, ebd. 1838);
Lindau, [* 29] Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Dresden (2. Aufl., ebd. 1885);
Otto Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden (Bd. 1-3, ebd. 1885-91);
Urkundenbuch der Städte Dresden und Pirna [* 30] (im «Codex diplomaticus Saxoniae regiae», II, 5, Lpz. 1876);
Odeleben, Napoleons Feldzug in Sachsen 1813 (3. Aufl., ebd. 1840);
von Waldersee, Der Kampf in Dresden im Mai 1849 (Berl. 1849);
Monthé, Der Maiaufstand in Dresden (Dresd. 1850);
Gottschalk, Dresden und seine Umgebungen (14. Aufl., ebd. 1880);
Meinholds Führer durch Dresden (23. Aufl. ebd. 1891);
Mitteilungen des Statistischen Bureaus der Stadt Dresden (ebd. 1875 fg.);
Müller, Dresden und die Sächsisch-Böhmische Schweiz [* 31] (10. Aufl., Berl. 1886);
Stiehler und Häntzschel, Dresden,. D.s Umgebungen und die Sächsische Schweiz (16. Aufl., ebd. 1892);
Gampe, Dresden und seine Umgebung (6. Aufl., Dresd. 1891);
Gsell Fels, Dresden und Umgebung (Münch. 1892).
^[Es folgt neuer Artikel «Schlacht bei Dresden», der zwar nicht im Seitentitel ausgewiesen ist.]
Die Schlacht bei Dresden fand 26. und zwischen den Franzosen unter Napoleon und dem Hauptheer der Verbündeten unter Fürst Schwarzenberg statt. Am Schluß des für die Zeit vom 4. Juni bis geschlossenen Waffenstillstandes standen 60000 Franzosen in und bei Dresden; sie hatten die im März gesprengte Elbbrücke wiederhergestellt, die alte Befestigung durch neue Werke verstärkt und auch die Neustadt befestigt. Napoleon erwartete, daß die Verbündeten, deren Hauptheer (230000 Mann Österreicher, Preußen und Russen) unter Fürst Schwarzenberg bisher in Böhmen [* 32] gestanden hatte, in die Lausitz eindringen würden, und rückte 17. Aug. mit den Garden von Dresden dorthin ab, um Rey gegen Blücher zu unterstützen.
Das Hauptheer der Verbündeten brach 21. Aug. in Böhmen auf und marschierte auf Leipzig, schwenkte jedoch auf die Nachricht, daß Napoleon Dresden verlassen habe, rechts und rückte gegen Dresden vor, um sich dieses Platzes durch Handstreich zu bemächtigen. Aber Napoleon kehrte auf die Nachricht vom Anmarsche der Verbündeten gegen Dresden in drei Gewaltmärschen zurück; er stand 25. Aug. abends mit der Garde, dem Korps Marmonts und dem Kavalleriekorps Latour-Maubourgs bei Stolpen, 22 km vor Dresden, und hatte die Korps Victor und Vandamme aus der Lausitz an die Elbe gezogen, um bei Königstein den Strom zu überschreiten und von Pirna aus die Rückzugslinie der Verbündeten nach Teplitz zu bedrohen.
Kaiser Alexander wollte noch 25. Aug. die Überrumpelung von Dresden, das nur von 20000 Mann besetzt war, versuchen, wozu 70000 Mann, am Abend sogar 100000 Mann, verfügbar waren, doch trat Fürst Schwarzenberg nebst andern Generalen diesem Plane entgegen, da die Truppen zu ermüdet seien, und an diesem Aufschube scheiterte das ganze Unternehmen. Man drängte lediglich die Vortruppen bis nahe an die Stadt zurück und besetzte die für den eigentlichen Angriff ausgewählte Stellung. Am 26. Aug. morgens sollte der allgemeine Angriff stattfinden. Auf dem rechten Flügel drangen die Russen um 7 Uhr [* 33] vor und bemächtigten sich gegen Mittag eines der vor der Pirnaer Vorstadt liegenden Werke; da traf der Befehl ein, erst um 4 Uhr ¶