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vier Strombogen von je 31 m Spannung und mehrern Landbogen. Die Verlegung der wegen ihrer engen und zum Strom schiefwinklig stehenden Pfeiler der Schiffahrt hinderlichen Augustusbrücke um einige Meter stromabwärts ist geplant, eine neue (vierte) Brücke [* 2] zwischen derselben und der Albertbrücke ist im Bau.
Straßen, Plätze,
Denkmäler. Die Stadt hat 464
Straßen und Gassen, 57 freie Plätze und mehrere öffentliche
Gärten; unter letztern der Herzogingarten in der
Altstadt und der Palaisgarten in der Neustadt.
[* 3] Die Hauptadern des Verkehrs
sind vom
Freiberger bis zum Pirnaischen Platze die
Annen-, Wettinerstraße, Ostraallee
, Postplatz, Wilsdrufferstraße, Altmarkt
und die 1888 durchgebrochene König Johannstraße, vom Schloßplatz bis zum
Böhmischen Bahnhof die Schloß-,
See- und Pragerstraße; ferner die Frauen-, Landhaus-,
Moritz-, Marschall-
, Pillnitzer, Grunaer
Straße und die
Johann Georgenallee
in der
Altstadt und deren Vorstädten; die Hauptstraße, die große Meißner,
Leipziger, Bautzner,
Schiller- und Königsbrückerstraße
in der
Neu- und Antonstadt.
Größere öffentliche Plätze sind in den Stadtteilen links der
Elbe der Altmarkt, Neumarkt, Pirnaische,
Dippoldiswalder und Georgsplatz, der Schloßplatz, Theaterplatz,
Bismarck- und Moltkeplatz, Ferdinand-,
Freiberger, Güntz-
und Holbeinplatz; ferner in der Neustadt der Markt,
Kaiser Wilhelm-,
Albert-, Kurfürsten- und
Alaun-(Parade-)platz. Die hauptsächlichsten
Denkmäler sind das
Denkmal
Friedrich
Augusts I. im
Zwinger, sitzende
[* 1]
Figur in
Erz von Rietschel, 1843 enthüllt,
mit
Unterbau von Granit,
Architektur und
[* 1]
Figuren aus Kanonenmetall
und mit allegorischen Gestalten am
Sockel;
auf dem Theaterplatz Reiterstandbild des Königs Johann auf 3 m hohem Syenitsockel von Schilling, zum Wettinfest enthüllt;
Standbild Karl Marias von Weber in den Anlagen am Museum, nach Rietschels Entwurf in Lauchhammer gegossen und enthüllt;
Standbild des Königs Friedrich August II. von Hähnel, Bronzeguß auf Granitpostament, enthüllt;
vor der Frauenkirche das 1885 errichtete Lutherdenkmal, Bronzeguß nach dem für das Wormser Denkmal von Rietschel entworfenen Modell und dem von Rietschel selbst modellierten Kopfe Luthers, beide auf dem Neumarkt;
auf dem Georgsplatz vor der Kreuzschule das Bronzestandbild Theodor Körners, nach Hähnels Modell von Lang & Herold in Nürnberg [* 4] gegossen, enthüllt;
rechts und links davon die Büsten von Julius Otto (von Kietz) und Karl Gutzkow (von Andresen);
auf der Brühlschen Terrasse das Rietscheldenkmal und das Bronzestandbild Gottfr. Sempers beide von Schilling;
auf dem Altmarkt seit 1880 das Siegesdenkmal für 1870/71 (eine Germania [* 5] nach Henzes Modell, in Marmor ausgeführt von Cellai in Florenz, [* 6] am Sockel vier Idealgestalten);
das sog. Moritzmonument, eine vom Kurfürsten
August seinem 1553 bei Sievershausen
gefallenen
Bruder
Moritz gewidmete
[* 1]
Figurengruppe von Sandstein, 1870/71 erneuert;
auf dem Neustädter Markt das Reiterstandbild Augusts II. des Starken, von Wiedemann (Augsburg) [* 7] in Kupfer [* 8] getrieben und vergoldet, 1736 errichtet, und zwei monumentale Fahnenmasten zum Andenken an den Besuch Kaiser Wilhelms I. 1882, vom Bildhauer Epler und Architekt Schubert
in den Anlagen an der Weißeritz die eiserne Kolossalbüste des Königs Anton, nach Rietschels Modell und vergoldet, enthüllt;
an der Theresienstraße das Denkmal des Jugendschriftstellers Nieritz, von Kietz;
in der Albertstadt das Mausoleum des Grafen von Fabrice (von Lipsius) mit dem Bronzestandbild desselben (von Schilling), eingeweiht.
Eine zweite Gruppe von Denkmälern bilden die Monumentalbrunnen. Aus früherer Zeit stammt die berühmte Neptunsgruppe im Park des ehemaligen Marcolinischen Palais, nach Longuelunes Entwurf von Mattielli ausgeführt, 1874/75 erneuert;
der Cholerabrunnen auf dem Postplatz, nach Sempers Zeichnung 1844 von dem Freiherrn von Gutschmid errichtet, 1891 erneuert, der Nymphenbrunnen auf dem Moltkeplatz, nach Broßmanns Modell 1866 errichtet;
der Gänsediebbrunnen auf dem Ferdinandsplatz, seit 1880 mit einer von Rob. Diez modellierten, von Bierling in Dresden [* 9] gegossenen [* 1] Figur des Gänsediebs;
endlich die von Hähnel modellierte Bronzefigur des heil. Georg mit dem Lindwurm auf dem St. Georgsbrunnen neben der Sophienkirche (1887).
Kirchen. Unter den 24 Kirchen (15 evangelische, 5 katholische) nimmt wegen ihrer architektonischen Schönheit den ersten Platz ein die Frauenkirche am Neumarkt, 1726-38 von George Bähr erbaut und bis 1745 von Schmidt vollendet, mit hoher Kuppel und Laterne (95 m), und einem prächtigen Hochaltar in Barockstil (s. Tafel: Altäre II, [* 1] Fig. 6);
ferner die kath. Hofkirche, der Augustusbrücke gegenüber, 1737-56 nach dem Plane des Italieners Chiaveri im Barockstil aufgeführt (über 1 Mill. Thlr.), mit Turm [* 10] (85 m) und berühmter Orgel von Silbermann;
oben auf den Brüstungen und an den Eingängen 78 Heiligenbilder in Sandstein von Mattielli, im Innern ein früher berühmtes Altarbild: Christi Himmelfahrt von Raphael Mengs;
unter der Sakristei die Gruft der königl. Familie, ein bedeckter Gang [* 11] führt nach dem ersten Stockwerk des Schlosses;
die evang. Hof- und Sophienkirche, dem Zwinger gegenüber, nach der Kurfürstin Sophie benannt, aus dem 13. und 14. Jahrh., Ende des 16. Jahrh. von Christians I. Witwe wieder zum Gottesdienst eingerichtet, 1864-68 nach dem Plane von Prof. Arnold in got. Stil erneuert, im Innern 1875 wiederhergestellt.
Die Kreuzkirche, nach dem preuß. Bombardement (1760) 1764-92 anfänglich nach dem Plane des Baumeisters Schmidt, später nach dem von Exner umgeänderten Plane neu aufgebaut, hat einen viel besuchten Turm (95 m);
die Johanniskirche an der Pillnitzerstraße, 1878 von Möckel in got. Stil vollendet;
die Annenkirche aus dem 16. Jahrh., nach der Zerstörung im Siebenjährigen Kriege wieder aufgebaut, mit Turm (57 m) von 1823;
die Anglikanische Kirche (All Saints’ Church), 1868-69 nach dem Entwurf von St. Aubin (London) [* 12] von Pieger erbaut;
die kaiserlich ruß.
Gesandtschaftskirche, 1872-74 nach dem Entwurf des russ. Staatsrats Bosse erbaut. Im Bau befinden sich die Trinitatis- und Lukaskirche.
Von den Kirchen in Neustadt sind zu erwähnen: die Dreikönigskirche an der Hauptstraße erbaut 1732-39 mit 94 m hohem Turm von 1854-57, an diesem sieben Statuen, die vier Evangelisten und heiligen drei Könige, von Hähnel;
die kath. Pfarrkirche, 1863 nach Bothens Entwurf vollendet, über dem Portal ein Christus von Hähnel, im Schild [* 13] des Rundbogens eine Maria auf Goldgrund von Kriebel, Altargemälde von Schönherr;
die St. Petri- und St. ¶
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Paulikirche; die Lutherkirche, nach dem Entwurf von Giese und Weidner 1887 in got. Stil vollendet.
Ferner bestehen noch zahlreiche andere Kirchen, wie die reformierte Kirche (1894), Matthäus-, schottische (Presbyterian Service), deutschkatholische, ehemals Waisenhaus-, und die amerikanische Episkopalkirche (St. John’s Church), die Zionskirche der Evangelischen Gemeinschaft und die Kapellen der separierten evang.-luth. St. Trinitatis- und der Apostolischen Gemeinde. Die Synagoge südlich vom Belvedere ist 1838-40 nach dem Plane von Semper im orient. Stil erbaut.
Friedhöfe. Im Gebiete oder an den Grenzen [* 15] der Stadt bestehen 13 Friedhöfe, von denen drei geschlossen sind;
auf dem Eliasfriedhof, 1680 zur Zeit der Pest angelegt und bis 1876 benutzt, ruhen Kapellmeister Naumann (gest. 1801), die Oberhofprediger Reinhard (gest. 1812) und von Ammon [* 16] (gest. 1850), Direktor Lohrmann (gest. 1840), Frau Joh. Renner, Schillers «Gustel von Blasewitz» (gest. 1856);
auf dem Trinitatiskirchhofe, seit 1815, ruhen Robert Reinick (gest. 1852), Theodor Hell (gest. 1856), Kapellmeister Reissiger (gest. 1859), Wilhelmine Schröder-Devrient (gest. 1860), Rietschel (gest. 1861), Major Serre (gest. 1863), Geheimrat Dr. Carus (gest. 1869) u. a.;
auf dem 1677 angelegten Neustädter Friedhofe, wo sich auch der Totentanz (1534) befindet, ruhen: Adelung (gest. 1806), Elisa von der Recke (gest. 1833), Tiedge (gest. 1841), von Rumohr (gest. 1843), dessen Denkmal von Christian VIII. von Dänemark [* 17] gestiftet und von Semper entworfen ist, Gustav Nieritz (gest. 1876);
der neue Neustädter Friedhof ist 1862, der Annenfriedhof an der Chemnitzer Straße 1848 eröffnet;
auf letzterm ruhen Emil Devrient (gest. 1872) und Dawison (gest. 1872), Julius Schnorr von Carolsfeld (gest. 1872), Hermann Langer (gest. 1889);
der neue Friedhof in Löbtau ist 1875 eingeweiht und erhielt an der Außenwand der Leichenhalle vier von der Tiedgestiftung geschenkte, von Engelke entworfene Marmorreliefs;
auf dem alten kath. Friedhof in Friedrichstadt, 1721 angelegt, ruhen: K. M. von Weber (gest. 1826 in London), Friedr. von Schlegel (gest. 1829);
der neue kath. Friedhof ist 1875 eingeweiht;
die neueste Kirchhofsanlage ist der Johannisfriedhof auf Tolkewitzer Flur.
Weltliche Bauten. Das königl. Schloß, ein umfängliches, aber unregelmäßiges Gebäude mit zwei Höfen, von Herzog Georg 1534 angelegt, von dessen Nachfolgern, namentlich Anfang des 18. Jahrh. durch August den Starken, bedeutend erweitert, hat an der der kath. Hofkirche zugewendeten Hauptfaçade über dem Grünen Thor eine Galerie (1549-50) und einen Turm (101 m), am Georgenthor (1534-37), der überwölbten Durchfahrt in die Schloßstraße, zierliche Renaissancesäulen. Im «Großen Hof» [* 18] sind bemerkenswerte Treppentürme in den Ecken; den Thron- und Bankettsaal zieren großartige, 1845 vollendete Freskomalereien von Bendemann.
Seit 1889 wird das Schloß einem umfassenden Umbau unterzogen; die Seitenfaçade am Theaterplatz ist
1891-93 im Stil des 17. Jahrh. erneuert worden. Östlich stößt an das königl.
Schloß das alte Stall
gebäude an, dessen Außenwand in der Augustusstraße 1874 von W. Walther mit der Sgraffito-Darstellung
eines Reiterzugs sächs. Fürsten aus dem Hause Wettin (seit 1089) geschmückt wurde.
Der Zwinger (s. Tafel: Deutsche Kunst
[* 19] III,
[* 14]
Fig. 2), ein 1711-22 errichteter Prachtbau, dessen
sieben durch eine einstöckige
Galerie verbundene Pavillons einen 117 m langen und 107 m breiten Raum umschließen, sollte nach dem Plane von Pöppelmann,
des Architekten Augusts II., den Vorhof eines großartigen Schlosses bilden; in Einzelarbeiten zeigt sich
der Rokokostil, sonst ist der Bau wohl die glänzendste und anmutigste Verkörperung des Barockstils (vgl. Hettner, Der
Zwinger in Dresden, Lpz. 1874). In der nordwestl.
Ecke des Gebäudes das sog. Dianabad, ein rings umschlossener Brunnenhof. Die vierte Seite des Zwingers ist durch das nach Sempers Plänen in edlem Renaissancestil ausgeführte Museum, eine der besten Schöpfungen neuerer Architektur, geschlossen worden. Der Bau wurde 1846 begonnen, bis zur Mairevolution 1849 von Semper geleitet und 1855 vom Hofbaumeister Krüger vollendet (Kosten 440000 Thlr.). In der Mitte eine hohe Durchfahrt mit kleiner Kuppel, zahlreiche Darstellungen aus Sage, Religion und Geschichte, auf der Nordseite der antiken Welt, auf der Südseite der christl.-romantischen Zeit entnommen, am Portal der Hofseite die Sandsteinfiguren Raffael (s. Tafel: Deutsche Kunst V, [* 14] Fig. 5) und Michelangelo von Hähnel, auf der Attika Giotto, Holbein, [* 20] Dürer, Goethe von Rietschel, Dante und Cornelius von Hähnel.
Dem Zwinger östlich gegenüber das Prinzenpalais oder Palais am Taschenberge, jetzt Wohnung des Prinzen
Friedrich August, 1715 erbaut, 1755 verschönert und seit 1843 mehrfach umgebaut, mit einer Kapelle und der Sekundogenitur-Bibliothek
(20000 Bände). Das Brühlsche Palais, 1737 vom Reichsgrafen Heinrich von Brühl erbaut, war 1813-14 Sitz des fremden Gouvernements,
diente vom bis Mai 1851 zur Abhaltung der Dresdener Konferenzen. Es wird auf seiner nach der
Elbe zu gelegenen Rückseite von einem Festungswalle
begrenzt, auf welchem 1738 vom Grafen Brühl ein Garten
[* 21] angelegt wurde,
der seit 1815 vom Schloßplatze aus durch eine von dem ruß.
Gouverneur Fürsten Repnin angelegte großartige Freitreppe, mit vier vergoldeten Sandsteinfiguren (Abend, Nacht, Morgen, Mittag) von Schilling, zugänglich, die berühmte Brühlsche Terrasse bildet. Auf der Stadtseite der Terrasse befinden sich die Neubauten der Akademie der Künste und das ehemalige Zeughaus, jetzt unter dem Namen Albertinum zur Aufnahme des Museums der Bildwerke und des Hauptstaatsarchivs umgebaut, am östl. Ende das Restaurationsgebäude Belvedere.
Ferner sind in der Altstadt zu erwähnen das neue, nach Plänen Gottfr. Sempers, unter der Leitung seines Sohnes Manfred errichtete Hoftheater (über 4 Mill. M.), nördlich vom Zwinger und etwas weiter westlich als das 1838-41 von Semper erbaute, abgebrannte Gebäude, ein Prachtbau im Renaissancestil. Es ist 82 m breit und 78 m tief und wurde eröffnet, nachdem der Grundstein gelegt war. Die Hauptfaçade nach der kath. Hofkirche zu ist ein Halbrund, in dem der Vorraum und über demselben der Zuschauerraum (für 2000 Personen) aus dem Baukörper vortreten, während hinten der Bühnenraum hoch emporragt. Den Haupteingang markiert ein der Mitte der Rundung vorgelegter turmartiger Bauteil, gekrönt von Schillings Bronze-Quadriga (Dionysos [* 22] und Ariadne auf dem Pantherwagen). Die sich darunter öffnende Nische ist durch Malereien von Kießling geschmückt. Die Balustraden über der Exedra tragen Statuenpaare, welche die ¶