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Marburg, [* 2] wo er auch als Ratgeber bei wichtigen kirchlichen Verhandlungen wirkte. Hierauf ging er 1547 nach Lübeck, [* 3] 1551 als Prediger und Professor der Theologie nach Rostock; [* 4] als seine Beförderung zum Superintendenten (1557) die Unzufriedenheit der Geistlichen erregte, die ihm Hetcroooxie vor- warfen, und eine fürstl. Kommission ihm (1560) be- fahl, die Superintendentur niederzulegen, begab sich Dragomanow wieder nach Wittenberg. [* 5] Für kurze Zeit als Präsident des pomesanischen Bistums uach Maricn- werder übergesiedelt, kehrte Dragomanow schon 1561 nach Wittenberg zurück und starb hier Sein Hauptwerk ist «Gottes Verheißungen in Christo» (2 Bde., Lübeck 1549-50); seine Bibel- Polyglotte ist nur zum Teil gedruckt. Sie giebt den Tert, zeilenweise einen unter dem andern, hebräisch, chaldäisch, griechisch, lateinisch, deutsch, darunter erläuterude Anmerkuugen, vor allem zu den messia- nisch gedeuteten Stellen. Dracontius, Vlossius Ämilius, christl. Dichter des 5. Jahrh., Advokat in Karthago, [* 6] verfaßte neben verschiedenen kleinern Epen meist über Stoffe der alten Mythologie (hg. vonDuhn, (.^rmina minora, Lpz. 1873) u. dragomanow T^ «v6 veo» eine Schöpfungs- geschichte in lat. Hexametern, die vom Erzbischof Eugenius von Toledo [* 7] 100 Jahre später vollendet wurde. (Ausgabe von Carpzow, Helmstedt 1794, in Mignes «I'iUi'oloAie», Bd. 60.) vra.00 volans, Reptil, s. Drache, [* 8] fliegender.
Vra.ounoü1u3 lnoatnensis, f. Haarwürmcr. Draden, älteres Garnmaß in Danzig, [* 9] der Haspel- faden von 3^/2 alten Danziger Ellen, zu 92 engl. Zoll (statt eigentlich 91,9) gerechnet, war ^ 2,334 m. Dragalj oder D r a g a l i, auch Dragayl, österr. Fort in Dalmatien, nördlich der Bocche di Cattaro, dicht an der Grenze von Montenegro [* 10] gelegen. Deagaßani (spr.-schäm), Dorf auf der Straße von Crajova nach Rimnicu in der Kleinen Walachei, in wichtiger strategischer Lage.
Dort wurden nach dem Ausbruch der griech. Revolution gegen 6500 Panduren und walach. Reiter nebst 500 Hiecolochitm (s. Heilige Schar) unter Alex. Hypsi- lantis von 8000 Türken geschlagen. Die Niederlage war so gewaltig, daß Alex. Hypsilantis nach wenigen Tagen ins österr. GebietseineZufluchtnchmenmuhtc. Drage, rechter Nebenfluß der Netze, entspringt 8 lim im SSO. von Polzin im preuß. Reg.-Bez. Köslin [* 11] aus denl obern in 158 m Höhe gelegenen See bei Liepeu, strömt durch den Dratzig- und Groß- Lübbesee, durchfließt in südl. Richtung einen Teil der Provinz Brandenburg, [* 12] bildet im untern Laufe dic Grenze zwifchen Brandenburg und Poscn und geht unweit des Bahnhofs Kreuz [* 13] in die Netze. Zu ihr stießen das 23 km lange stößbare Körtnitzflicß von Märtisch-Friedland her, das 38 Km weit flöß- bare Plötzenfließ aus dem Wustcrwitzer See und rechts das 14 km flößbare Mcrcnthiner Fließ.
Bei Pohlenbrück, 65 wn oberhalb dcr Mündung, be- ginnt die Flößerei; schiffbar ist sie auf 37,6"! km; ihre gesamte Länge beträgt 165 km, ihr Gefalle 125 m. Dragees (frz., spr. dräschet)), mit einem Gemisch von Tragaittgummi und Zucker [* 14] oder Zucker, Gummi- lösung und (Stärkemehl überzogene Früchte, Gewürze (Mandeln, Anis, Korianderu. s. w.) und Zuckerkörner. Das Überziehen der Früchte u. s. w. geschieht in dem sog. Dragierkessel (s.nachstcbcnde [* 1] Figur), der mit dem abgehenden Dampf [* 15] der Betriebsmaschine geheizt wi.rd > iodcch die Dragiermasse fortwährend den richtigen Grad der Dünnflüssigkeit behält.
Da- durch, daß die mit der Dragiermasse in den Kessel gebrachten Früchte bei der Umdrehung des Kessels beständig an den Wänden des letztern umherkollern und durcheinander geworfen werden, umhüllen sich die- selben mit der Dragicrmasse. Das Überziehen dcrBondons kann nicht im Kessel stattfinden, da sie durch die Wärme [* 16] flüfsig werden und durch das Nmhcr- werfen zerbrechen würden; dieselben werden daher mit der Hand [* 17] dragiert. Der sog. Streuzucker gehört auch hierher; bci ihm besteht der Kern nicht aus Früchten, sondern aus kleinen Zuckerkörnchen, die man von gestoßenem Hutzucker abgesiebt hat.
Dragaen, eine Art Anker [* 18] (s.d., Bd. 1,S.646b). Draghi (spr. -gi), Antonio, ital. Komponist, geb. 1642 zu Ferrara, [* 19] gest. daselbst nimmt eine hervorragende Stelle unter den Musilern ein, die im 17. Jahrh, die ital. Oper in Deutschland [* 20] ein- führten. Dragomanow wirkte über 25 Jahre am Wiener Hof [* 21] und fchrieb für diesen die bei Festlichkeiten erforder- lichen Opern im Stile dcr Cavallischen Schule. Die Hofbibliothek zu Wien [* 22] besitzt von ihm handschriftlich 81 volle Opern und ziemlich ebensoviel Einakter.
Dragierkessel (spr. draschihr-), s. Drage'es. Dragoman (vom arab. Worte tLräLdiuman) heißt bei den Europäern im Orient ein Dolmetscher. Der Pforten-Dragoman, durch den früher die diplomat. Verhandlungen der europ. Mächte mit dem Diwan vermittelt wurden, war bis zu dem griech. Aufstande (1821) ein griech. Christ. Seit jener Zeit wird der Posten durch Türken besetzt, hat aber bei dcr Zuuahme der Kenntnis europ. Sprachen unter den Psortenbeamten seine ehemalige Wichtigkeit ver- loren.
Auch die fremden Botschafter, Gesandten und Konsuln in der Levante halten einen oder mehrere Dragomanow. Diese waren früher der Regel nach Levantiner, in neuern Zeiten aber haben die meisten Staaten einheimische Beamte für diesen wichtigen Posten herangebildet. Dragomanow, Michael, russ. Schriftsteller, gcb. 18. (6.) Sept. 1841 zu Hadjatsch im Gouverne- ment Poltawa, uahm schon als Student an der so- genannten ukrain. Bewegung teil, wurde 1870 Pro- fcssor der Geschichte in Kiew, [* 23] abcr 1876 wegen eincr Kritik des russ. Untcrrichtsfystems abgesetzt. Er lebte fortan in Genf [* 24] und ist seit 1888 Professor dcr Ge- schichte an der Universität Sofia in Bulgarien. [* 25] In Genf entwickelte Dragomanow eine umfängliche littcrar.
Thätigkeit durch Herausgabe populärer Schriften in kleinruss. Sprache [* 26] und seit 1877 einer ukrain. Revue «llromHäa» («Die Gemeinde»). Zugleich wirkte er in liberalem Sinne für eine Reorgani- sierung und föderative Gestaltuug Rußlands mit voller Gleichberechtigung aller Völkerschaften und fchrieb «1^6 t^i-Huniciätt eu Nu88i6» (1881),
«Dcr tteinruss. Internationalismus» (im «Jahrbuch für ^ocialwisscnschaft und Socialpolitik»),
«Die ost- curop. Völkcr und die Propaganda des Socialismus in der Volkssprache» (russisch, 1880),
«I.H ^oioFus ¶