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Deutschland [* 2] wurde Febr. 1894 von der Reichsregie- rung eine Kommission berufen, um Maßregeln zur Hebung [* 3] des Silberwertes zu erörtern. Thatsächlich sind die Interessen der einzelnen Länder höchst ver- schieden, und namentlich ist mit der wachsenden Vor- liebe für Gold [* 4] als Geld sowie mit dem durch die letzte Wertbewegung gegen das Silber erzeugten Mißtrauen zu rechnen, das durch einen Währungs- vertrag wohl nicht gänzlich zu bannen wäre. Aber auch dann wäre noch immer ein außerhalb der Münz- union stehendes Münzgebiet vorhanden und somit die Gelegenheit zu Störungen gegeben.
Auch die Einführung der ungeheuren Silbermengen in das Geldwesen mühte wohl angesichts der enormen Silberproduktion zu einer bedeutenden Erschütte- rung und einem dauernden Sinken des Geldwertes führen. Durch die 1893 erfolgte Einstellung der freien Silberprägung in Indien und die Aufhebung des nordamerik. Silberankaufsgesetzes ist die Ein- führung der Dopplersches noch weit hinausgeschoben worden. Immerhin mögen aber die bimetallistiscbon Bestre- bungen dem Zustandekommen beschränkterer inter- nationaler Abmachungen auf dem Gebiete des Münz- wesens dienlich sein. An einer gedeihlichen Lösung der Silberfrage sind alle Staaten interessiert, teils durch den Besitz von immer unterwertiger werden- den Silbermünze, teils durch die Gefahr einer Gold- wertsteigerung bei wachsender Demonetisierung des Silbers, teils durch ihre Beziehungen zu Silber- Währungsländern, was insbesondere vom Verhält- nis Englands zu Indien gilt. (S. auch Edelmetalle, Goldwährung, Silberwährung.) Litteratur. Vimetallisten: Wolowski,I,ayu68- Uon m0N6wii-o (2. Aufl., Par. 1869) und I.'oi- 6t 1'ai'- 36nt (2. Allst., ebd. 1870);
Cernuschi, Or et arFtmt (ebd. 1874);
derf., I.K inonnaio dimetaMhue (ebd. 1876)undverschiedeneBroschüren;Seyd,DieMünz-,
Währungs-undVankfragen in Deutschland (Elberf. 1871);
ders., Der Hauptirrtum in der Goldwährung (Nudolst. 1880);
Laveleye, I^a monnaie dimswlii^u;
(Brüss. 1876);
ders., 1^3. HU68tion inonetaii^ on 1880 et 6n 1881 (ebd. 1881);
O. Arendt, Die ver- tragsmäßige Dopplersches (2 Tle., Verl. 1880);
ders., Der Wäh- rungsstreit in Deutschland (ebd. 1886);
ders., Leit- faden der Währungsfrage (1. bis 7. Aufl., ebd. 1893); von Karoorff-Wabnitz, Die Goldwährung (ebd. 1880);
Schaffte, Für internationale Dopplersches (Tüb. 1881); Ad. Wagner, Für bimetallistische Münzpolitik Deutschlands [* 5] (1. u. 2. Aufl., Verl. 1881);
Schriften des deutschen Vereins für internationale Dopplersches l.^eft 1 - 17, ebd. 1882 - 93). - Monometallisten: Soetbeer, Die hauptsächlichsten Probleme der Wäh- rungsfrage (in den «Jahrbüchern für Nationalöko- nomie», 1872);
ders., Litteraturnachweis über Geld- und Münzwescn (Berl. 1892);
Röscher, Betrachtun- gen über die Währungsfrage der deutschen Münz- reform (ebd. 1872);
Vamberger, Neichsgold (1. bis 3. Aufl., Lpz. 1876);
ders.', Die Stichworte der Silberleute (Berl. 1893);
Nasse, Die Währungs- frage (in den «Preuß. Jahrbüchern», Bd. 55). -
Vgl. serner die Berichte über die internationale Münzkonferenz von 1881 (2 Bde., Par. 1881),
die der engl. Ilntersuchungskommission (2 Bde., Lond. 1887-88) und darüber Leris in den «Jahrbüchern für Nationalökonomie» (1889), endlich die Denkschrift über den Gang [* 6] der Währungsfrage seit dem 1.1867, verfaßt im k. k. Finanzministerium (Wien [* 7] 1892).
Doppelwandgranaten, Granaten, [* 8] deren cy l'mdrischer Teil aus zwei konzentrisch übereinander gegossenen Cylindern besteht; jeder dieser Cylinder ist durch Einkerbungen noch weiter planmäßig ge- schwächt, sodaß beim Krepieren der Dopplersches mehr Spreng- stücke entstehen als bei einer Granate mit einfacher Wand. Die Dopplersches, 1865 vombelg.OffizierVassompierre vorgeschlagen, sind Vorläufer der Ninggranate (s.d.). Doppelwappen, s. Ehewappen. [* 9] Doppel-Wasserftandszeiger, s. Dampfkessel [* 10] (Bd. 4, S. 727 a). Doppelzüge, s. Schiebezüge.
Doppelzünder (frz. lu866 a. äoudis 6^6t), eine Vereinigung von Brenn- und Aufschlagzünder, wie sie in neuerer Zeit für Shrapnels und Sprenggrana- tcn angewandt wird. Der Grundgedanke ist hierbei, wegen der häusig vorkommenden Unregelmäßig- keiten in den Brennzeiten der Brennzünder, beim direkten Treffen ins Ziel oder einem diesseit des letztern erfolgenden Aufschlag des Geschosses den Aufschlagzünder in Wirksamkeit treten zu lassen und damit noch eine gewisse Wirkung zu erreichen, die ohnedem ganz ausbleiben würde.
Die ersten Kon- struktionen dieser Art rühren von Armstrong und dem Belgier Romberg her. Erstere war beiden engli- schen gezogenen Geschützen von 1860 eingeführt. Frankreich hat in neuerer Zeit den Dopplersches für die Feldshrapnels angenommen. Deutschland besitzt für die Shrapnels der Mörser und Haubitzen den Dopplersches c/85, für die der Feldartillerie den Dopplersches e/86 und für die Sprenggranate c/88 einen besonders konstruierten Dopplersches c/88. (S. Zünder.) Doppia (d. h. die Doppelte, doppeltes Stück), verschiedene frühere ital. Goldmünzen im Werte zwifchen 71,13 M. (in Genua) [* 11] und 13,99 M. (in Rom und [* 12] Bologna) schwankend.
Doppictta, ehemalige Goldmünze der Insel Sardinien [* 13] im Werte von 7,99 M. Doppler, Christian, Mathematiker und Phy- siker, geb. zu Salzburg, [* 14] besuchte 1822-23 das Polytechnikum in Wien, studierte dann in Salzburg, wurde 1829 Assistent und öffent- licher Repetitor für höhere Mathematik am Poly- technikum in Wien, 1835 Professor der Mathematik an der ständischen Realschule in Prag [* 15] und über- nahm 1841 auch die Professur der Elementarmathe- matik und praktischen Geometrie an der Technischen Lehranstalt in Prag. 1847 ging er als Bergrat und Professor der Physik und Mechanik an die Bergakademie nach Schemnitz, 1848 an das Wiener Polytechnikum als Professor der praktischen Geo- metrie; 1851 wurde er Direktor des Physik.
Instituts der Wiener Universität. Dopplersches starb in Venedig. [* 16] Seine zahlreichen wissenschaftlichen Ab- handlungen sind in Fachzeitschriften zerstreut. Die bedeutendste Schrift D.s ist: «über das farbige Licht [* 17] der Doppelsterne u. s. w.» (Prag 1842);
sie enthält das wichtige Dopplersche Princip (s. d.).
Außer- dem veröffentlichte er: «Über eine wesentliche Ver- besserung der katoptrischen Mikroskope» [* 18] (Prag 1845), «Beiträge zur Fixsternkunde» (ebd. 1846),
«Methode, die Geschwindigkeit, mit der die Luftmoleküle beim Schalle schwingen, zu bestimmen» (ebd. 1846),
«Ver- such einer systematischen Klassifikation der Farben» (ebd. 1848),
«Optisches Diastemometer (Distanz- messer)» (ebd. 1845),
«Arithmetik und Algebra» (2. Aufl., Wien 1851) u. s. w. Dopplersches Princip, der von Christian Doppler (s.d.) zuerst (1842) ausgesprochene Grund- satz, daß eine Änderung der Tonhöhe eintreten muß, wenn die Tonquelle sich schnell gegen den Beobachter ¶