312 folgte 1854 einem Rufe nach Kiel
[* 2] und wurde hier 1860 ord. Professor der orient.
Sprachen. 1864 ging er als ord. Professor
der alttestamentlichen Exegese nach Gießen,
[* 3] 1869 als Nachfolger Hengstenbergs an die
UniversitätBerlin
[* 4] und wurde 1877 ordentliches
Mitglied der königl.
Akademie der Wissenschaften. Ein vorzüglicher Kenner der äthiop.
Sprache,
[* 5] schrieb Diktator eine
«Grammatik der äthiop.
Sprache» (Lpz. 1857),
ein «Lexicon linguae aethiopicae» (ebd. 1865),
eine «Chrestomathiaaethiopicae» (ebd. 1866),
und gab von äthiop.
Schriften heraus: «Das
BuchHenoch» (im Urtext, ebd. 1851; in deutscher
Übersetzung
mit Erklärung, ebd. 1853),
das
«Buch der
Jubiläen» oder die
«Kleine Genesis» (deutsch in
Ewalds «Jahrbüchern
der biblischen Wissenschaft», Bd. 2
u. 3, Gött. 1849–51; im Urtext, Kiel 1859),
das
«BuchAdam» (deutsch in
Ewalds «Jahrbüchern»,
Bd. 5, Gött. 1853),
die
«AscensioIsaiae» (äthiopisch und lateinisch,
ebd. 1877). Außerdem veröffentlichte Diktator ein «Verzeichnis der abessin.
Handschriften des
Britischen Museums (Lond. 1847), der
Bodleianischen Bibliothek (Oxf. 1848), der königl.
Bibliothek zu
Berlin»
(Berl. 1878),
zahlreiche
Abhandlungen in den
Denkschriften und Monatsberichten der
Berliner
[* 6]
Akademie, und als Präsident des
fünften internationalen Orientalistenkongresses die «Verhandlungen» desselben
(2 Bde., ebd. 1882). Ferner erschienen von Diktator Kommentare
in neuen Bearbeitungen zum
BuchHiob (4. Aufl., Lpz. 1891), zur Genesis (6. Aufl.,
ebd. 1892), zu
Exodus und Leviticus (2. Aufl., ebd. 1880), zu
Numeri,
Deuteronomium und Josua (2. Aufl., ebd. 1886), zu Jesaia
(5. Aufl., ebd. 1890).
(OleumAnethi), ein in den Samen
[* 7] von Dill,AnethumgraveolensL., enthaltenes und durch
Dampfdestillation zu gewinnendes ätherisches Öl, das in seinen Eigenschaften dem
Kümmelöl ähnlich ist. Es besteht aus 10 Proz.
eines
Terpens (s. d.), C10H16, vom Siedepunkt 155–160°, 60 Proz.
eines
Terpens vom Siedepunkt 170–175° und 30 Proz.
Carvol. Das Dillöl besitzt ein außerordentlich hohes Rotationsvermögen,
nämlich +206°, im frischen Zustande ein spec. Gewicht von 0,892, in altem Öl steigt dies bis auf 0,95.
Es beginnt bei 155° C. zu destillieren, wobei der Siedepunkt bis auf 230° steigt. Es findet Verwendung in der Parfümerie
und in der Liqueurfabrikation. Im
Großhandel wird 1 kg Dillöl mit 16 M. berechnet.
(spr. dill'n),JohnBlake, irischer Politiker, geb. 1816 in Mayo, studierte in Dublin
[* 8] und
beteiligte sich seit 1842 eifrig an der Repealagitation (s. d.), zu deren Förderung
er mit Davis und Duffy die
Zeitung«The Nation» gründete. 1816 war er einer der Mitbegründer
der
Jung-Irland-Partei (s.
Irland und
Junges Europa), 1848 nahm er an O'Briens Aufstandsversuche in
Tipperary
hervorragenden Anteil und entkam nach dessen Mißlingen nach Neuyork,
[* 9] wo er als
Advokat praktizierte, bis er infolge der 1855 erlassenen
Amnestie nach Dublin zurückkehren konnte. 1856 für
Tipperary ins
Unterhaus gewählt, war Dillon bemüht, eine
Verbindung zwischen
den engl. Radikalen und den irischen Nationalisten zu stande zu bringen,
starb indes bald nach den Anfängen seiner parlamentarischen Thätigkeit Sein Sohn, JohnDillon, einer
der Hauptführer der irischen Nationalisten, wurde 1851 in Neuyork geboren und empfing seine Ausbildung zum ärztlichen
Beruf
an der
Universität in Dublin.
Nach dem Entstehen der
Home-Rule-Partei zu Ende der siebziger Jahre trat er mit leidenschaftlichem Eifer
in die polit.
Bewegung ein. 1880 für
Tipperary ins
Unterhaus gewählt, machte sich Dillon dort bald vor allen andern Parteigenossen
bemerkbar durch den fanatischen Ernst seiner nationalistischen Ideen, wie durch das
Feuer der
Beredsamkeit, womit er sie vertrat. 1881 wurde
er wegen seiner aufrührerischen Reden verhaftet, aber seiner leidenden Gesundheit wegen in
Freiheit gesetzt.
Er trat trotz seiner noch weiter gehenden Forderungen
Parnell zur Seite und unterzeichnete 1882 mit diesem und Davitt das
Manifest gegen die Mordthaten der
«Unbesieglichen».
Krankheit zwang ihn 1883 zur Niederlegung seines Unterhausmandats, doch wurde er nach längerer Erholungsreise 1885 wiedergewählt. 1887 sowohl
wie auch im folgenden Jahr wurde er wegen seiner dauernden leidenschaftlichen Agitation für die irischen Forderungen zu
Gefängnisstrafen verurteilt, 1890, als wieder gegen ihn und O'Brien eine
Anklage schwebte und er gegen
Kaution freigelassen
war, ließ er diese im
Stich und begab sich mit seinem Genossen nachAmerika.
[* 10] Von dort aus hatten beide
Jan. 1891 mit
Parnell eine Zusammenkunst in
Paris,
[* 11] um die im Dez. 1890 eingetretene Spaltung in der irischen Partei beizulegen,
jedoch ohne Erfolg. Er schloß sich nun den
Antiparnelliten an und wurde 1892 wieder ins
Unterhaus gewählt.
See in Äquatorialafrika,
[* 12] in 11° 30' südl.
Br. und 22° 30' östl. L., in 1445 m Höhe, auf einer
Wasserscheide
zwischen dem
Kongo- und
Sambesigebiete, von Livingstone im Febr. 1854 entdeckt, nach dessen Dafürhalten er höchstens 8–13
km lang und 4–5 km breit ist. Er ist sehr reich an Fischen und
Flußpferden, und überflutet zeitweilig
das ihn rings umgebende Sumpfland, das sich nach N., dem
Kassai, und auch zuweilen nach S., dem
Liba-Sambesi zu, entwässert.
Wilhelm,Philosoph, geb. zu
Biebrich
[* 13] am Rhein. Er studierte histor. und philos. Wissenschaften
in
Heidelberg
[* 14] und
Berlin und habilitierte sich sodann, nachdem er kurze Zeit als
Adjunkt am Joachimsthalschen Gymnasium in
Berlin
thätig gewesen war, an der dortigen
Universität. 1866 wurde er als ord. Professor der
Philosophie nach Basel,
[* 15] 1868 nach Kiel, 1871 nach
Breslau
[* 16] und 1882 nach
Berlin berufen, wo er auch Mitglied der
Akademie der Wissenschaften wurde. Nach der
Mitwirkung bei der Publikation «Aus Schleiermachers Leben in
Briefen» (4 Bde., Berl.
1860–63) erschien «Leben Schleiermachers» (Bd.
1, ebd. 1870) und «Einleitung in die Geisteswissenschaften» (Bd.
1, Lpz. 1883), worin eine Grundlegung für das
Studium der Gesellschaft und Geschichte zu geben versucht
wird.
Unter
Ablehnung jeglicher
Metaphysik soll durch das Zusammenwirken der
Psychologie und der Gesellschafts- und Geschichtswissenschaft
auf erkenntnistheoretischer Grundlage sich ein Zusammenhang der Geisteswissenschaften neben den Naturwissenschaften aufbauen.
Weitere
Schriften D.s sind: «Das Schaffen des Dichters,
Bausteine zu einer
Poetik» (in den «Philos.
Aufsätzen»; zu Ehren E.
Zelters, Lpz. 1887);
«Über die Möglichkeit einer allgemeingiltigen pädagogischen Wissenschaft» (in
den
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