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(ebd. 1846; auch ins Französische übertragen). Als Direktor des Statistischen Bureaus veröffentlichte er «Tabellen und Nachrichten über den preuß. Staat» (1851 fg.),
die in der preuß. Verwaltung als die sog. «Vlaubücher» bekannt sind, und seit 1848 «Mit- teilungen des Statistischen Bureaus». Mit dem 4. Bande der Tabellen, «Die Resultate der Verwal- tung» enthaltend, hat Dietrich den Grund zur Verwal- tungsstatistik Preußens [* 2] gelegt. Seit 1847 Mitglied der Berliner [* 3] Akademie der Wissenschaften, hat Dietrich ! eine Reihe wertvoller Abhandlungen für deren Denkschriften verfaßt. Den Schlußstein seiner Wirksamkeit sollte das «Handbuch der Statistik des preuß. Staates» bilden (fortgeführt von seinen: Sohne Karl Dietrich, Berl. 1861), an dessen Voll- endung ihn der Tod hinderte. war auch Mit- ! degründer der statist.
Kongresse. ! Dietfurt, Stadt im Bezirksamt Beilngries des ' bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, 12 km im NW. von Nicdenburg, an der Laber, unweit von deren Mün- dung in die Altmühl und dem Ludwigskanal, hat ! (1890) 1141 kath. E., Posterpedition, Telegrapb, 4 Kirchen, Franziskanertloster und iiBierbrauereien. Hier siegten im Spanischen Erbfolge- krieg die Österreicher über die Bayern. [* 4] Dietharz, Dorf im Landrat^amt Ohrdruf des Herzogtums Sachfen-Gotha, durch die Apfelstädt von ! Tambach (s. d.) getrennt, hat (1890) 733 cvang. (5., ! Porzellan- und Wurstfabrik, Dampf- und Wasser- sägewerke, Ölmühlen, bedeutenden Holzbandcl. ^ Nahebei der prächtige Dictharzer- oder Schmal- ! Wassergrund mit einem säst überhängenden Por- phyrfelsen, dem sog. Falkcnstein Diether, eine Gestalt der deutschen Heldensage, jüngerer Bruder Dietrichs von Bern [* 5] und wie dieser selbst König von Bern genannt. Er nimmt an den Zügen seines Bruders gegen Ermanrich teil, wird aber in der Rabenschlacht von Wittig er- schlagen. - Ein zweiter Dietrich erscheint in den spätern Gedichten der Heldensage als Bruder des Erman- rich und Vater der Harlunge. Diether vonIsenbur g, Erzbischof von Mainz [* 6] (1459-63 und 1475-82), geb. 1412 als Sohn des Grafen von Isenburg-Vüdingen, trat auf Grund der Wahlkapitulation gleich seinem Vorgänger, Dietrich Schenk von Erbach, dem Bündnis gegen den ! Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz bei, wurde aoer ^ 4.Iuli1460beiPfeddersheim geschlagen und schloß ^ sich nun eng an den Kurfürsten und dessen Politik an. In seiner Opposition gegen die Übergriffe des Papstes wurde Dietrich exkommuniziert, weil er dieAn- naten nicht zahlte. In Verbindung mit dem eben- falls gegen röm. Forderungen kämpfenden Her- zog Sigismund von Tirol [* 7] und angespornt durck Gregor von Heimburg (s. d.), regte er auf mehrern Reichstagen ein gemeinsames Vorgehen gegen die Kurie und die Berufung eines neucn allgemeinen Konzils in einer deutschen Stadt zur Bestätigung der Baseler Neformdetrete an und verfeindete sich so mit dem Kaiser Friedrich III. und besonders mit ^ Pius II., der ihn 1461 absetzte und an seine Stelle ! den Domherrn Adolf von Nassau ernannte.
Da D. ! nicht weichen wollte, kam es zur Fehde, die das ^ ganze südwestl. Deutschland [* 8] in Mitleidenschaft zog. Obwohl D.s Verbündeter, der Kurfürst Friedrich von der Pfalz, seine Gegner, den Bischof von Metz, [* 9] den Markgrafen Karl von Baden [* 10] und den Grafen Nlrich von Württemberg, [* 11] bei Secten- heim besiegte und gefangen nahm, mußte Dietrich in dem Zeitlsheimer Vertrage zu Gunsten feines Nebenbuhlers entsagen, der ihm eine Rente und Höchst als ein besonderes Fürstentum gewährte.
Nack dem Tode Adolfs von Nassau 1475 nochmals zum Erzbischof von Mainz erwählt, hat Dietrich sich nicht mehr auf Opposition gegen das bestehende kaiserl. und päpstl. System eingelassen, vielmehr letzteres gestützt und im übrigen sein Fürstentum fruchtbrin- gend regiert. Er starb Die Stadt Mainz, die schon sein Vorgänger ihrer reichsstädti- schen Selbständigkeit beraubt hatte, entschädigte er durch große Bauten, Fürsorge für ihren Handel und durch die Stiftung einer Universität (1477), welche bis in die Revolutionszeit bestanden hat. Beson- dern Dank verdiente er sich beim Papst durch Be- strafung unkirchlicher Geistlichen und Verfolgung von Irrlehren. Er hat auch den Ketzerprozeß gegen Iobann von Wefel (s. d.) veranlaßt (1479). -
Vgl. C. Wenzel, Dietrich von Isenöurg, Erzbischof von Mainz (Erlangen [* 12] 1868).
Dietikon, Stadt im schweiz. Kanton [* 13] und Bezirk Zürich, [* 14] an der Limmat und an der Linie Zürich- Aarau [* 15] der Nordostbahn, hat (1888) 1923 E. Hier siegte Masftna über die Russen. Dietleib von Steier,Held der Dichtung «Bite- rolf und Dietleib» (s. d.). - Eine andere Rolle spielt Dietrich als Däne in der Thidreksaga, wo er im Kampfe mit Sigurd dem Griechen dessen Tochter erwirbt, sie aber verläßt, um zu Dietrich von Bern zu gehen. Dietmar, Bischof von Merseburg, [* 16] s. Thietmar.
Dietmar von Aist(e), Minnesänger, aus einem Rittergeschlccht in Österreich ob der Enns, [* 17] in der Riedmark, benannt nach dem Bache Aist, vertrat zuerst in Österreich um 1180 in meist cinstrophigen Liedern (in Lachmanns und Haupts «Minnesangs Frühling», Nr. 7,4. Aufl., Lpz. 'i890) die kunstvollern Formen und den höfischen Frauendienst der romcm. Lyrik; doch sind unter D.s Namen auch Strophen mitgeteilt, die, Perlen schönster Volksdichtung, schon der altertümlichen Technik wegen nicht sein Werk sein können.
Dietrich, ein Nachschlüssel oder eigentlich ein Sperrhaken, mit dem ohne Anwendung des zuge- hörigen Schlüssels ein Schloß durch Zurückschieben des Riegeln geöffnet werden kann. Dietrich von Bern, der Name, unter dem der Ostgotenkönig Theodorick der Große (s.d.) in die deutsche Heldensage verslochten ist; unter Bern ist dessen Hauptstadt Verona [* 18] zu verstehen; als sein Stammland gilt Meran [* 19] oder meist Italien. [* 20] Denn die Sage, die einen unberechtigten Eroberer zum Helden nicht brauchen kann, nahm die histor.
Verhält- nisse umkehrend an, daß Dietrich durch Otacher (Odoaker) oder durch seinen Oheim Ermanrich aus seinem Erd- land Italien vertrieben wurde, mit seinen Mannen, namentlich dem alten Hildebrand, bei Etzel gast- liche Aufnahme fand und sich mit seiner Hilfe nach vielen Iabrcn wieder in Besitz seines Reichs setzte. Die geschichtliche Belagerung Navennas durch Tbeodorich lebt in der «Rabenschlacht» sort. Im «Nibelungenliede» erscheint Dietrich als Verbannter an Etzels Hofe; nur ihm gelingt es, des grimmen Hagen [* 21] Herr zu werden. Dietrich ist zugleich der weich- herzigste, friedfertigste und der stärkste, gewaltigste aller deutschen Sagenhcldcn; in den «Rosengärten» besiegt er, der süddeutsche Held, sogar den Franken Siegfried. Hm 1000 schon sangen die niederdeutschen Bauern von ihm. An ihn knüpften sich allmählich, indem cr Mittelpunkt eines großen Sagenkreises 19* ¶
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wurde, allerlei lokale Niesen- und Zwcrgensagcn; auch ein märchenhaftes Verschwinden auf schwarzem Rosse wird ihm nachgesagt. Uhlands Vermutung (in Pfeiffers «Germania», [* 23] I),
daß Mythen des Got- tes Donar auf Dietrich übertragen wurden, ist nnerweis- lich. Nnter den mittelhochdeutfcheu Gedichten, die ihn feiern, ragen hervor: «D.s Flucht», «Die Naben- schlacht», «Virginal», «Ecken Ausfahrt», «Sigeuot», «Laurin», die «Rosengärten»;
ihm gilt auch ein alt- nord. Prosaroman, die «Thidrekssaga». -
Vgl. W. Müller, Mythologie der deutschen Heldensage (Heilbr. 1886);
Karl Meyer, Die Dietrichsage in ihrer geschichtlichen Entwicklung (Bas. 1868);
Hein- zel, Über die ostgot.
Heldensage (Wien [* 24] 1889).
Dietrich, Prinz zu Anhalt-Dessau, prenß. Feldmarschall, geb. als dritter Sohn des Fürsten Leopold I., des alten Dessauers, trat, in der militär. Schule seines Vaters aufgewachsen, 1716 in Holland., 1718 in preuß. Dienste. [* 25] Nachdem Dietrich während des poln. Thronfolgekrieges 1734-35 am Rhein mitgefochten hatte, nahm er rühmlichen An- teil an den beiden ersten schles. Kriegen und zeichnete sich in den Schlachten [* 26] von Mollwitz und Hohcnfried- bcrg aus. 1750 schied er infolge seiner bei Moll- witz erhaltenen Verwundung aus preuß. Dienste, Nöchdcin er bereits 1747 zum Feldmarschall beför- dert worden war.
Nach dem 1751 erfolgten Tode seines Vrnders Leopold II. übernahm er für den minorennen Thronerben bis 1758 die Negentfchaft und starb unvcrmählt. Dietrich der Bedrängte, Markgraf von Meißen, [* 27] der zweite Sohn des Markgrafen Otto des Reichen (s. d.) und Hedwigs, einer Tochter des Markgrafen Albrecht des Bären von Brandenburg, [* 28] lebte in fast unausgesetztem Streit mit seinem ältern Bruder, dem nachmaligen Markgrafen Albrecht dem Stolzen (s. d.). Auch nach dessen Tode 1195 lonnte er den Besitz der Mark erst antreten, als Kaiser Heinrich VI. gestorben war. (S. Sachsen, [* 29] Kurfürsten- tum.) In dem Kampfe der Gegenkönige Philipp von Schwaben und Otto IV. stand Dietrich auf Philipps Seite.
Nach dessen Tode 1208 söhnte er sich zwar mit Otto aus, wendete sich aber später wieder den Hohenstaufcn zn. Im Innern hatte er harte Kämpfe namentlich mit Leipzig [* 30] und dem ostcrländischcn Adel, der die Stadt unterstützte, durchzufcchten. Er starb Von seinen Söhnen folgte ihm der jüngste, Heinrich der Erlauchte. Dietrich der Jüngere, Landgraf von Thü- ringen, f. Diczmann. Dietrich vonNiem, Geschichtschreiber, s. Niem. Dietrich, Albert Herm., Komponist, geb. in dem Forsthans Gott bei Meißen, erhielt Musikunterricht bei Julius Otto in Dresden, [* 31] 1847 -51 bei Rictz und Moschcles in Leipzig.
Hierauf ging er nach Düsseldorf [* 32] zu Robert Schumann, bei dem er bis zum Ausbruch von dessen Gemütstrant- heit blieb. 1855 wurde er Dirigent der Abonnements- tonzerte inVonn und 1861 Hoflapellmeister inOlden- burg. Dietrich i't einer der begabtesten musikalischen Lyriker Deut cklands. Seine O-moU-Sinfonie ge- hört unter die bedeuteudsten Werke der ncnern Orchestermnsik. Daneben sind zu nennen in erster Linie seine Lieder, serner: die Ouvertüre «Norman- nensahrt», die Oper «Robin Hood» fowie mehrere Chorwerke, Konzerte für Violine und Cello u. s. w. Dietrich, Anton, Historienmaler, geb. zu Meißen, Schüler von Bendemann und Schnorr von Carolsfeld in Dresden.
Nach längerm Studienaufenthalte in Italien und Düsseldorf, wo er ein größeres Bild: Faust bei Gretchm im Kerker, voll- endete, schuf er, seit 1862 in Dresden thätig, eine Reihe monumentaler Gemälde für die Aula der Kreuzschule und des Polytechnikums in Dresden, für das Johanneum in Zittau [* 33] (Paulus predigt auf dem Arcopag in Athen), [* 34] für die Kirche zu Leisnig, für die Maria-Magdalenenkirchc in Vreslau, ferner größere Altarbilder für die Kirche in Vuchholz und die Kreuzkirche in Dresden, für den Kirchensaal der Albrechtsburg in Meißen, außerdem zahlreiche Kompositionen zu Glasgemälden (z. B. für die Dom- kirche zu Riga) [* 35] und 7 Kartons mit Darstellungen aus dem Leben Kaiser Ottos d. Gr. Von seinen Staffeleibildern sind ferner hervorzuheben: Lady Macbeth, Verleugnung Petri.
Dietrich, Christian Wilh. Ernst, auch Dietrici oder Dietricy, Maler und Kupferstecher, geb. zu Weimar, [* 36] erlernte die Kunst bei feinem Vater und bildete sich später in Dresden unter dem Landschaftsmaler A. Tlüele. Dort fand er an dem Grafen Vrühl einen Beschützer, wurde 1741 Hofmaler und bereiste in seinem 30. Jahre auf königl. Kosten Italien. Vorzüglich studierte er in Rom und [* 37] Venedig [* 38] die niedcrländ. Meister, vor allen Rembrandt, Ostade und Poelenburg. Er wurde 1743 Galerieinspcktor, 1763 Dncttor oer Porzellanmanufaktur zu Meißen, 1765 Akademie- Professor und starb 23. oder zn Dresden. Dietrich ging von der franz.-theatralischen Ma- nier seiner Zeitgenossen ab und bestrebte sich, den Geschmack auf die realistische Richtung der Nieder- länder zurückzulenken, blieb indes ebenfalls nichl frei von Manier. Er suchte seinen Stolz in der möglichst tänschenden Nachahmung anderer Maler, besonders Rembrandts. Am selbständigsten ist er in seinen zahlreichen Landschaften. Er lieferte auch viele Radierungen.
Die Dresdener Galerie besitzt von ihm 53 Gemälde, unter denen hervorzuheben sind: Anbetung der Könige (1731), Auferweckung des Lazarus (1746), Kreuzigung Christi (1754), Verkündigung der Hirten, Thetis und Achilles (1766), Verwundete in der Nähe des Schlachtfeldes: serner mehrere hundert Handzeichnnngen. Seine nachgelassenen Knpferplatten, 82 an der Zahl, wur- den von seinen Erben herausgegeben. Eine An- zahl seiner Handzeichnungen u. s. w. gab Otto (Lpz. 1810) in Krcidcmanier auf Stein herans.
Wille, Darnstcdt, A. Zingg, Weirotter, Levasseur u. a Habennach ihm gestochen.-Vgl.Linck, Monographie der von Dietrich radierten, geschabten und in Holz [* 39] ge- schnittenen malerischen Vorstellungen (Lpz. 1846). Dietrich, Domiuikus, Ammeister von Straß- bnrg, geb. in Straßbnrg, stammte aus cincr im 16. Jahrh, dort eingewanderten lothr. Familie Namens Didier, war seit 1647 nacheinan- der Mitglied der verschiedenen Natskammern seiner Vaterstadt und wurde 1660 Ammeister. Er diente vielfach als Vermittler zwischen der Reichsstadt und den seit dein Westfälischen Frieden im Elsaß ange- stellten franz. Behörden und suchte ^unter schwieri- gen Verhältnissen die Neutralität ^traßburgs zu wahren, erfuhr aber deshalb Verdächtigung und Anfeindung, die sich noch mehrten, als der Rat 1673 den Verfasser einer gegen Dietrich gerichteten Schmähschrift zum Tode verurteilte. Als 1681 in- folge der Rlwuionskammcrn (s. d.) der franz. Gene- ral Monelar mit 30000 Mann vor Straßburg [* 40] rückte, ging Dietrich mit einer Abordnung des Rates zu ¶