Göttingen,
[* 2] studierte daselbst, wurde 1847 Repetent, 1850 Privatdocent, 1854 außerord. Professor in Göttingen, 1860 ord.
Professor der Kirckengeschichte in Rostock,
[* 3] 1882 Konsistorialrat. Mit Kliefoth gab er 1860-64 die «Theol.
Zeitschrift» in Schwerin
[* 4] heraus. Er schrieb: «Die
Waldenser im Mittelalter» (Gött. 1851),
«Die evang. Abendmahlslehre im
Reformationszeitalter» (Bd. 1, ebd. 1854),
«Die evang.-luth.
Lehre
[* 5] von der heiligen
Schrift» (gegen von Hofmann, Schwerin 1858),
«LuthersLehre von der kirchlichen Gewalt» (Berl. 1864),
«Schrift und
Tradition. Widerlegung der
röm.
Lehre vom unfehlbaren Lehramt» (Rost. 1870, gegen von Kettelers
Schrift «Das allgemeineKonzil und
seine Bedeutung für unsere Zeit»),
Charlotte, bekannt durch die von W. von
Humboldt an sie gerichteten klassischen
«Briefe an eine Freundin» (Lpz.
1847; seitdem in vielen
Ausgaben erschienen), geb. 1769, Tochter des Pfarrers Hildebrand in Lüdenhausen
(Lippe-Detmold), heiratete 1789 den Dr. jur. Diede in
Cassel; doch wurde die
Ehe 1794 getrennt. Da sie ihr Vermögen während
der
Freiheitskriege verloren hatte, suchte sie durch Verfertigung künstlicher
Blumen ihren Lebensunterhalt zu gewinnen. 1814 wandte
sie sich an W. von
Humboldt, den sie 1788 in
Pyrmont kennen gelernt hatte, um ihn, der als preuß. Staatsminister
auf dem
Kongreß in
Wien
[* 8] thätig war, zu bitten, ihr zur Wiedererlangung ihres in braunschw.
Papieren angelegten Vermögens behilflich zu sein. Dies war die Veranlassung zu einem Briefwechsel, der von 1822 bis zum
TodeHumboldts (1835) regelmäßig fortgeführt wurde. Später erhielt sie durch König
Friedrich Wilhelm
III. eine jährliche Unterstützung. Sie starb in
Cassel.
Ihre an
Humboldt gerichteten
Briefe sind nicht erhalten.
Doch erschienen
«Briefe von Charlotte Diede, der Freundin W. von
Humboldts, an
KarlSchulz», den
Bruder von
Humboldts Sekretär
[* 9] (mit einer Einleitung von Lothholz, Lpz. 1883). -
Vgl. Piderit und Hartwig, Charlotte Diede
(Halle
[* 10] 1884).
1)
Kreis
[* 11] im
Bezirk Lothringen, hat 946,82 qkm, (1890) 84505 (44106 männl., 40399 weibl.) E. (darunter 4594
Evangelische und 915 Israeliten, 2885 Militärpersonen)
in 102 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone Diedenhofen, Fentsch, Kattenhofen, Metzerwiese,
Sierck. -
2) Diedenhofen, franz.
Thionville, Hauptstadt des Kreises Diedenhofen und des Kantons Diedenhofen (176,91 qkm, 21 Gemeinden, 37572 E.),
Festung
[* 12] dritten Ranges, 28 km von Metz,
[* 13] 16 km von der franz. und 12 km von der luxemb. Grenze,
am linken Ufer der hier 120 m breiten Mosel, von der sich oberhalb der Stadt ein kanalisierter, sich
unterhalb derselben wieder mit dem Hauptstrom vereinigender
Arm abzweigt, liegt an den Linien
Koblenz-Trier-Diedenhofen (181,5 km),
Diedenhofen-Teterchen-Völklingen (69,8 km), Diedenhofen-Algringen-Fentsch (16,1 km), Saarburg-Metz-Luxemburg der Elsah-Lothr.
Eisenbahnen. Die Stadt ist Sitz der Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht Metz), Hauptzollamtes, eines
Artilleriedepots,
einer Fortifikation, einer Oberförsterei, eines kath. Archidiakonats und
hat (1890) 8923 (5568 männl., 3355 weibl.) E., darunter 6047 Katholiken, 2712
Evangelische und 162 Israeliten, in Garnison
das Infanterieregiment Nr. 135, das Dragonerregiment Nr. 6 und
die 8. Compagnie des Fußartillerieregiments Nr. 8;
Postamt erster
Klasse mit Zweigstelle,
Telegraph,
[* 14] Gymnasium, seit 1887,
ein Lehrerinnenseminar, eine höhere Mädchenschule,
Theater,
[* 15] zwei
Spitäler;
Reste röm. und mittelalterlicher Befestigungsanlagen,
mehrere ansehnliche Militärgebäude;
ferner Bierbrauereien, Gerbereien,
Weinbau
(103 ha), lebhaften
Handel mit
Wein, Getreide,
[* 16] Gemüse, Obst und Vieh.
Die Befestigung ist alten
Systems. Die Werke bestehen
aus der Stadtbefestigung auf dem linken Moselufer und einem doppelten
Kronenwerke auf der von der Mosel
und dem kanalisierten
Arme gebildeten
Insel; dieselben rühren in ihrer jetzigen Gestalt von Condé (1690) her. Eine steinerne,
mit Stauvorrichtung versehene
Brücke
[* 17] führt zu den
Forts auf dem rechten Moselufer. Sehr gefährlich für die Festung sind
die
Höhen, welche auf dem linken Ufer 2-4000 m von der Festung entfernt bleiben, auf dem rechten hingegen
ganz nahe an die Werke herantreten und dieselben beherrschen. Nach 1875 wurde das
Mosel-Kronenwerk auf dem rechten Ufer eingeebnet
und die Stadtbefestigung vereinfacht. - In Diedenhofen (im Mittelalter Theodonis villa, 962 Diedenhowen) war schon
im 8. Jahrh, eine königl. Pfalz, wo Pippin der
KleineHof
[* 18] hielt.
Reichstage wurden hier 805, 816, 821 und 835 gehalten. Im
Vertrag von Mersen 870 kam Diedenhofen an
Deutschland.
[* 19] Später gehörte der
Ort zur Herrschaft
Arlon und kam an Luxemburg,
[* 20] erhielt 1357 durch
KaiserKarl IV. städtische
Rechte, wurde 1443 durch Philipp
von
Burgund, 1639 durch die
Franzosen erfolglos belagert, jedoch 1558 und 1643 (unter Condé) von letztern eingenommen. Diedenhofen, das
inzwischen burgundisch und mit den
Niederlanden österreichisch und spanisch geworden war, kam durch den Pyrenäischen Frieden
(1659) an
Frankreich und 1871 an das
Deutsche Reich.
[* 21] Belagert wurde es 1705, 1792, 1814 und 1815. Im
Deutsch-FranzösischenKriege von 1870 und 1871 wurde Diedenhofen von der 14. Division unter
General von Kameke eingeschlossen und 22. und 23. beschossen,
worauf es 24. Nov. sich ergab. -
Vgl. Teissier, Histoire de
Thionville (Metz 1828);
Lorenz, Sprachforscher und Ethnolog, geb. zu
Ostheim im
¶
mehr
Großherzog-274 tum Hessen,
[* 23] studierte in Gießen
[* 24] Theologie und Philologie und beschäftigte sich dann in Frankfurt
[* 25] a. M. mit
Musik und den modernen Sprachen. Nach mannigfachen Wanderungen lebte er 12 Jahre hindurch als Pfarrer und Bibliothekar zu Solms-Laubach,
später an verschiedenen Orten Deutschlands
[* 26] und trat 1845 zu Offenbach
[* 27] zu der von ihm mitbegründeten
deutsch-kath. Gemeinde über. Letztere Stadt erteilte ihm 1848 das Ehrenbürgerrecht und sandte
ihn in das Vorparlament nach Frankfurt a.M. Er nahm nun seinen bleibenden Wohnsitz in Frankfurt a.M., wo er 1865 zum zweiten
Stadtbibliothekar ernannt wurde.
Dieses Amt legte er 1876 nieder und zog nach Darmstadt,
[* 28] wo er starb. Er veröffentlichte: «Über
die jetzigen roman. Schriftsprachen» (Lpz. 1831),