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, cine blasse von chem. Verbindungen, welche bei der Einwirkung von sal- petriger Säure auf die Salze primärer aromati- scher Amme entstehen.
Leitet man z. B. in einen Brei von salpetersaurem Anilin und verdünnter Salpetersäure gasförmige salpetrige Säure, so löst sich das Anilmsalz auf und aus der Flüssigkeit werden durch Alkohol und Äther weiße nadelförmigc Krystalle von salpetersaurem Diazobenzol gefällt, das nach folgender Gleichung entsteht: 0" H5 - NII2 - tl^0., -l- IIN02 salpetersaures Anilin salpetrige Säure DiaZobenzoluitrat Wasser. Die Diazoverbindungen sind von Peter Grieß 1860 entdeckt und ihre chem. Struktur ist von Kekuls aufgeklärt wor- den. Alle enthalten die aus 2 Atomen Stickstoff bestehende Diazogruppe ^-^-.^-^, die einer- seits mit einem aromatischen Radikal, andererseits mit irgend einer andern einwertigen Gruppe ver- bunden ist.
Das vom Anilin sich ableitende freie Diazobenzol ist wie alle freien Diazokörper nicht bekannt, es würde die Strukturformel ^«Hb- NiN-OH besitzen. Dagegen kennt man vom Diazo- benzol folgende Abkömmlinge: Salpetersaures Diazo- benzol oder Diazo- benzolnitrat (^Ilz.N-.N-Noz Schwefelsaures Diazo- benzol oder Diazo- benzolsulfat 0» Hz-N-.N-304" Salzsaures Diazoben- zol oder Diazoben- zolchlorid (^Hz-NiN-OI Diazobenzolkalium . . OgNz-N-.N-OX Diazoamidobenzol. . . OgHz-N-.N-NN-Oells Diazobenzolsulfofäure. 0" II5 - N: N - 80 g N. Von andern aromatifchen Aminbasen leiten sich analoge Verbindungen ab, z. B. vom Toluidin, 0ll3.dgH4.XII2. das Diazotoluolchlorid, Oll"- 0 g ll4 - ^. ^l - 01, u. s. w.; von Diaminen sog. Disazo- verbindungen (s. d.), z. B. von: Phenylendiamin, (.^114(^-112)2, ein Vidiazobenzolchlorid, 0gÜ4 lX-.^.01)2, u.s.w. Die Diazoverbindungen sind sehr unbeständig, bräunen und zer- setzen sich von selbst;
viele, z. B. die einfachen Salze der Diazoverbindungen, explodieren im trocknen Zustande beim Er- hitzen und beim Stoß äußerst heftig.
Wegen dieser Zersetzlichkeit stellt man die Diazoverbindungen meist nur in wässeriger Lösung dar, indem man zu der Lösung von Anilin oder andern Ammen in überschüssiger Säure (2- 2^/2 Moleküle Salzsäure) eine Lösung der genau berechneten Menge von Natriummtrit (1 Molekül auf 1 Molekül Anilin) hinzufügt. Um Zerfetzungen durch Erwärmung zu vermeiden, kühlt man die Flüssigkeit sorgfältig mit Eis. [* 2]
Der Vorgang ist folgender: 0" Hz NII2 - UN ^ U014- 5i2.no" salzsaures Anilin Natrium- mtrit --(^"5-N:N-01-^201-^21120. Diazobenzolchlorid. Man erhält dann neben dem Diazochlorid noch Chlornatrium in Lösung. Diese Überführung von Amidoverbindungen in Diazoverbindungen nennt man Diazo- tieren. Die große Reaktionsfähigkeit der Diazoverbindungen ver- leiht dieser Körperklasse eine große Wichtigkeit. Die hauptsächlichsten Umsetzungen sind die folgenden: 1) Zersetzung durch Wasser.
SaureLösungen der Diazosalze geben beim Erwärmen freien Stick- stoff ab, und an die Stelle der Diazogruppe tritt die Hydroxylgruppe: 0,1l5^.5l-304ll 4-I1.20^0eIl5 0II^^2^ll2804.
DiaZobenzolsulfat Phenol. Nach dieser Reaktion ist es also möglich, die ur- sprüngliche Amidogruppe ^H-. in aromatischen Verbindungen durch Diazotieren und Erwärmen der Lösung durch die Hydroxylgruppe zu ersetzen.
2) Zersetzung durch Alkohol.
Werden Diazoverbindungen in fester Form mit absolutem Alkohol zum Sieden er- hitzt, so wird die Diazogruppe meist durch Wasser- stoff erfetzt, indem Stickstoff entweicht und der Al- kohol in Aldehyd übergeht, nach folgendem Beispiel: 0"ll5.^:^.01^(?2tIg0-^IIg-!-ll01 l-^^o. Diazobenzol- Alkohol Benzol Aldehyd, chlorio Auf diese Weise ist man imstande, die ursprüng- liche Amidogruppe aus aromatischen Verbindungen zu entfernen. 3) Sandmeyersche Reaktion.
Beim Erwär- men einer Diazoverbindung mit konzentrierten Lö- sungen von Kupferchlorür, -Bromür, Iodkalium oder Kupfercyanür wird die Diazogruppe unter Ent- weichen von Stickstoff durch Chlor, Brom, Jod oder die Cyangruppe 051 erfetzt, eine in den chem. Labora- torien häuftg benutzte Reaktion, z.V.: 20 g 115-^201 ^0^2^1-2 ^20gll5.Lr-t-2I 4-0U2 012. 4) Reduktion. Diazoverbindungen können durch Reduktions- mittel in Hydrazine (s. d.) übergeführt werden.
5) Diazoamidoverbindungen. Wenn pri- märe oder sekundäre aromatische Amme auf Diazoverbindungen einwirken, so entstehen gelb gefärbte krystallinische in Wasser unlösliche Körper, die Diazoamido- verbindungen. Die folgende Gleichung giebt die Bildungsweife der einfachsten Diazoamidoverbin- dung, des Diazoamidobenzols, aus Diazoben- zolchlorid und Anilin an: 0" H5 - N: N - 014- 0" Hz - ^«2 --0»ll5-^.^'^I1.0»Il5 - Diefelben Körper entstehen, wenn salpetrige Säure auf aro- matische Amme bei Abwesenheit von andern Säuren einwirkt.
Siö sind bei gewöhnlicher Temperatur be- ständiger als die Diazosalze und zersetzen sich erst bei viel höherer Temperatur explosionsartig.
Mit Säuren bilden sie keine Salze.
Bei längerm Stchen der alkoholischen Lösungen, besonders bei Anwesen- heit von salzsaurem Anilin (bez. andern aromati- schen Aminbasen), lagern sich die Diazoamido- verbindungen in die isomeren Amidoazover- bindungen um, die zu den Azofarbstoffen (s. d.) gehören.
Aus Diazoamidobenzol entsteht auf diefe Weise Anndoazobenzol nach folgender Gleichung:
6) Umwandlung der Diazoverbindungen in Azofarbstoffe.
Auch direkt lassen sich Diazokörper in Azokörper überführen, wenn sie mit tertiären Ammen (Dime- thylanilin) bez. Phenolen oder Naphtolen behandelt werden. So entsteht Dimethylamidoazobenzol, ein orangeroter Azofarbstoff, nach folgender Gleichung: 0" II5 - N: N 014- 0, Hz - N (0II")2 -0"ll5.N:N.0all4.N(0ll5)2-II01. Von dieser Reaktion (Paarung, Kombina- tion) wird bei der technischen Darstellung der Azofarbstoffe (s. d.) ausschließlich Gebrauch gemacht. Der Unterschied in der Konstitution der Diazo- und der Azoverbindungen besteht darin, daß in 17* ¶