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dann Andacht, Ehrfurcht, Gelübde; ferner Unter- würfigkeit gegenüber Höhergcstcllten. Devotionalien, Gegenstände, die zur Förde- rung der religiösen Andacht dienen, also insbeson- dere in der kathol. Kirche Rosenkränze, Heiligen- bilder, Crucifixe u. a. Sie sind an Wallfahrtsorten Gegenstand eines umfangreichen Handels. Devrient (spr. -wriäng; eigentlich als ursprüng- lich niederländ. Name -frihnt zu sprechen), Alfons, Buchdrucker, s. Giesecke & Devrient.
Devrient (spr. -wriäng), Gustav Emil, Schau- spieler, Bruder von Karl Aug. Devrient, geb. zu Berlin, [* 2] begann seine theatralische Lanfbahn in Vrannschweig als Schanspieler und Baritonist und ging im nächsten Jahre nach Bremen, [* 3] 1823 nach Leipzig, [* 4] wo er sich 1825 mit Dorothea Vöhlcr vermählte. Devrient gab um diese Zeit die Thä- tigkeit in der Oper auf und widmete sich ganz dem jugendlichen Fache, das er bis in fein höheres Alter beibehielt. Nachdem er 1828 Leipzig verlassen hatte, spielte er erst in Magdeburg, [* 5] dann 1829 in Hamburg. [* 6]
Seit 1831 gehörte er dem Hofthcatcr zu Dresden [* 7] an, zuletzt als Ehrenmitglied. Devrient starb in Dresden. Er war ein Künstler, der mit schönen Naturmitteln eine harmonische Dnrchbildung ver- einigte und dessen ganze Erscheinung den Charakter des Wohlgefälligen, Edeln, ja Poetischen trug; er war der Darsteller, der die jungdeutschen Dramen von Gutzkow und Laube zuerst zur Geltung brachte, und wurde dadurch der Träger [* 8] eines großen Fort- schritts der schauspielerischen Kunst.
Die Harmonie des Goetheschcn Schönheitsideals, das edle Feuer Schillerscher Begeisterung fanden in ihm einen aus- gezeichneten Vertreter. Unerreicht ist sein Tasso, sein Posa geblieben. Wenn er für das Gewaltige und Gewaltfame, das Dämonische Shakcspearc- scher Charaktere im ganzen nicht geschaffen war, so hat doch fein schwermütiger, edler, geistvoller Hamlet selbst den Engländern imponiert, und daß er anf dem Gebiete des höhern Lustfpiels Aus- gezeichnetes zu leisten vermochte, bewicfcn sein Vo- lingbroke und sein Bolz;
er adelte durch seine Per- sönlichkeit und seine Spielweise diese Gestalten des Lustspielhumors. - Vgl.Kneschke, Emil Devrient (Dresd. 1868);
Gottschall, Emil Devrient (in «Unsere Zeit», Jahrg. 1872, II);
Prölß, Beiträge zur Geschichte des Hof- thcaters in Dresden (Erfurt [* 9] 1879). ^eine Gattin Dorothea, geboreneBöhlcr, geb. 1805 zu Cassel, zeigte in sentimentalen und naiven Rollen [* 10] Wahrheit, Innigkeit und humoristische Frische. Sie spielte schon 1816 in Prag [* 11] Kinderrollen und gehörte seit 1817 der Leipziger Bühne an, wo sich ihr Talent entfaltete. In der Folge an den Engage- ments ihres Gatten teilnehmend, entsagte sie 1842 bei ihrer Trennung von diesem der Bühne und starb zu'Vlasewitz. Devrient (spr. -wriäng), Karl August, Schau- spieler, geb. zu Berlin, war, wie sein 52heim Ludwig Devrient und seine Brüder Gustav Emil und Philipp Eduard Devrient, für den Kaufmanns stand dcstimmt.
Nachdem er den Feldzug von 1815 mit- gemacht hatte, debütierte er in Braunschweig [* 12] als Rudenz und erhielt 1821 ein Engagement als erster Liebhaber am Hoftheatcr zu Dresden, wo er 1823 mit der berühmten Sän- gcrm Wilhelmine Schröder (s. Schröder-Devrient) eine Ehe einging, die jedoch 1828 gelöst wurde. Seit 1835 Mitglied der Hofbühne zu Karlsruhe, [* 13] folgte er 1839 einer Berufung nach Hannover [* 14] und wandte sich nun mit großem Erfolge dem ältern Helden- und Charakterfach zu. Devrient starb zu Lauter- berg am Harz.
Seinem Spiele rühmte Tieck den vollen warmen Ton des bewegten Gemüts nach. Sein ältester Sohn, Friedrich Devrient, geb. zu Dresden, betrat 1845 in Detmold [* 15] die Bühne und wurde 1848 am Wiener Vurgtheater angestellt. Er verließ dasselbe 1852 und wandte sich einem un- ruhigenWanderlebcn zu, während dessen er in Frank- furt a. M. und Hannover, dann bis 1864 in Wies- baden einen längern Aufenthalt nahm. Er war dann längere Zeit am Deutschen Theater [* 16] in Peters- burg thätig, wo er starb.
Devrient (spr. -wnäng), Ludwig, Schauspieler, geb. zu Berlin, wurde von seinem Vater, einem Seidenhändler, für den Kaufmanns- stand bestimmt und trat in Vrody, wo derselbe eine Kommandite hatte, mit ins Geschäft. Während eines Aufenthalts in Leipzig durch Ochsenheimers ^piel mächtig ergriffen, begab er sich zu der wan- dernden Schauspielertruppe des Direktors Lange (eigentlich Bode) und betrat in Gera [* 17] zum erstenmal die Bühne unter dem Namen Herz- berg als Bote in der «Braut von Messina». [* 18]
Später zog er mit dieser Truppe in mehrern sächs. Städten umher, bis er 1805 in Dessau [* 19] ein Engagement er- biclt. Schon hier fand er in Charakterrollen vielen Beifall. Die 1807 mit Margarete Neese eingegan- gene Ehe löste bereits im folgenden Jahre der Tod. Später war er noch zweimal vermählt. Als ihn drückende Schulden nötigten, sich 1809 heimlich zu entfernen, begab er sich nach Vreslau. Zier lernte ihn Isfland kennen, der ihn für die Berliner [* 20] Bühne gewann. 1815 betrat Devrient in der Nolle des Franz Moor zum erstenmal die Berliner Bühne und wurde der gefeierte Liebling des Publikums.
Eine un- geregelte Lebensweise und der übermäßige Genuß geistiger Getränke, dem er sich im Verkehr mit gleich- gesinnten Freunden, wie E.T.A^ Hoffmann und an- dern, hingab, zerrütteten vorzeitig seinen Körper. Er starb in Berlin. Als Schauspieler steht Devrient einzig da, insofern bei ihm die Inspiration bei weitem mächtiger war als die bloße Reflexion [* 21] und das Studium, wodurch er insbesondere den Gegensatz zu Issland und jüngern Schauspielern von Bedeutung, wie Seydelmann, bildet, und insofern ein ursprünglich poet.
Humor seine Leistungen verklärte. Er war eine dämonische Künstlernatur, und dieses Dämonische prägte sich auch in seiner gesamten äußern Erscheinung, in sei- ner Gesichtsbildung, seinem Organ aufs frappan- teste aus, die, wie seine ganze Auffassungsgabe, feine Mimik [* 22] und Deklamation, mehr charakteristisch ergreifend wirkten, als in idealem Sinne schön zu nennen waren. Das höchste Komische wie das höchste Tragische, aber anch das zwischen beiden Extremen liegende Gemütlich-Humoristische gelang ihm gleich ausgezeichnet.
Mit genialer Charakteristik und poct. Humor beherrschte er das Gebiet des Außerordent- lichen, Entsetzlichen, Grausenerregenden, des Bizar- ren und Lächerlichen von den leisesten Hügen bis zum mächtigsten Ausdruck: da gewann sem sprödes Organ eine bewundernswerte Biegsamkeit;
sein Mienenspicl hatte etwas Hinreißendes und Dämo- nifches. Am meisten unterstützte ihn dabei ein gro- ßes, feuriges Auge [* 23] und ein Mund von feltener Aus- drucksfähigkeit.
Daher wurde er Norm für vieleShake- spearische [* 1] Figuren, für Shylock, Lear, Richard III., Mercutio, Fallstaff; Vorbild für Franz Moor, den ^. ¶