232 vielen Staatshandlungen. Wegen
Verdachts verräterischer
Umtriebe wurde er verhaftet und hingerichtet. Sein einziger
Sohn Edward hatte als zwölfjähriger
Knabe die Kerkerhaft seines
Vaters teilen müssen und wurde erst nach fünfzehnjähriger
Gefangenschaft bei der Thronbesteigung Marias I. (1553) befreit. Sofort erhielt er auch den
Titel einesGrafen
von Devon
[* 2] wieder. Ihm wurden sogar Aussichten auf die
Hand
[* 3] der Königin gemacht, die aber mit deren Vermählung mit Philipp Il.
von
Spanien
[* 4] zerfielen. In Wyatts Empörung verwickelt, wurde Devon 1554 eingekerkert, 1555 freigelassen, aber des
Landes verwiesen. Er starb plötzlich zu
Padua
[* 5] Sept. 1556. Mit ihm erlosch die gräfl.
Würde in der Familie Courtenay für nahezu 300 Jahre. Das Geschlecht selbst wurde fortgesetzt durch einen weitläufigen
Verwandten des letzten
Grafen, und ein Nachkomme von ihm, William, wurde 1762 zum Viscount Courtenay ernannt. Nachdem sich
aus dem von Maria unterm an Edward Courtenay verliehenen
Patent ergeben hatte, daß die Würde
eines
Grafen von Devon auch auf die Kollateralerben in männlicher Linie ausgedehnt worden war, setzte das Oberhaus die
Familie Courtenay in ihre alte Würde wieder ein.
GrafWilliamReginald, geb. saß seit 1841 für
South-Devon im
Unterhause, war Kanzler des Herzogtums
Lancaster und Präsident der Armenverwaltung und folgte seinem
Vater 1859 in der Peerage. Er starb 1883. Ihm folgte EdwardBaldwinCourtenay, zwölfter
Graf Devon, geb. 1836, gest. Jetziger
Träger
[* 6] des
Titels ist HenryHughCourtenay, dreizehnter
Graf Devon, geb. 1811.
Beim Erlöschen der Würde in der Familie Courtenay war der
Titel eines
Grafen von Devon auf
CharlesBlount,achtenLordMountjoy, übertragen worden. Dieser, geb. 1563, ein Günstling der
Elisabeth, kämpfte in den
Niederlanden, der
Bretagne, gegen die
Armada, besonders in
Irland. Er stand dem
Grafen Essex nahe und
wurde trotzdem 1600 zu dessen Nachfolger inIrland bestimmt, hatte Erfolg und wurde von
Jakob I. zum
Lord-Lieutenant
und 1604 zum
Grafen von Devon. Erhoben. Er starb schon 1606 ohne legitime
Söhne.
Formation oder
Devon, diejenige stellenweise über 3000 m mächtige Schichtenreihe, die auf der silurischen
Formation ruht und von der
Steinkohlenformation überlagert wird. Sie besteht zuunterst meist aus Grauwacken
und Quarziten, in den mittlern und obern
Stufen hingegen aus Kalksteinen und
Thonschiefern sowie aus dem charakteristischen
Kramenzelkalk (einem
Thonschiefer voll von Kalksteinnieren und -Linsen). Reste von
Pflanzen kommen in den Schichten der Devonische Formation nur
spärlich vor; von
Tieren sind namentlich zahlreiche
Korallen
[* 7] (darunter die charakteristische Deckelkoralle,
(Calceola), Crinoiden (wie Cupressocrinus), Brachiopoden
[* 8] (vorzüglich
Spiriferen), Cephalopoden (die charakteristischen Clymenien
und
Goniatiten), endlich
Trilobiten vorhanden. (S. hierzu
Tafel: Petrefakten
[* 9] derPaläozoischen FormationsgruppeII, beim
ArtikelPaläozoische Formationsgruppe.) In
Deutschland
[* 10] gehören der an: Devonische Formationan:
1) das Rheinische Schiefergebirge, also ein großer
Teil der Rheinprovinz,
[* 11] Westfalens und Nassaus;
3)
Teile des Vogtlandes, Ost-Thüringens und des
Frankenwaldes; auch in
Schlesien
[* 12] sind
Ablagerungen devonischen
Alters nachgewiesen.
Eine
sehr große
Verbreitung haben sie in
Rußland, England (der
Name stammt von der
GrafschaftDevon) und in Nordamerika.
[* 13] Hier
ist jedoch lokal die ganze oder wenigstens die obere
Abteilung durch eine Sandsteinbildung vertreten,
die statt der oben angeführten Fauna nur Fische
[* 14] und zwar die höchst seltsam gestalteten Panzerganoiden führt (z.B. Pterichthys,Holoptychius, s. obengenannte
Tafel). Diese Ausbildungsweise oder Facies der Devonische Formation wird als Old-redsandstone bezeichnet. (S.
auch
Paläozoische Formationsgruppe.)
(spr. deww'npohrt),Municipalstadt und Parlamentsborough (2Abgeordnete) in der engl.
GrafschaftDevon, durch
Stonehouse von Plymouth
[* 15] (s. d.) getrennt, thatsächlich aber mit ihm eine
Stadt bildend, an der Mündung des
Tamer in den Plymouth-Sound, wird durch die Festung
[* 16] Mount-Wise und durch zwei
Forts verteidigt
und hat (1891) 54736 E. Als Sitz der Militär- und Marinebehörden enthält Devonport große
Kasernen, Hospitäler,
ein großartiges
Arsenal (30 ha) am linken Ufer des Hamoaze (Ästuar des
Tamer) mit Seilfabrik, ferner Geschützwerfte, Docks
und alle Einrichtungen zum
Bau und zur
Ausrüstung von
Kriegsschiffen. Die Stadt ist regelmäßig gebaut, hat sieben
Kirchen,
darunter die schöne kath.
Kirche St. Mary and St. Boniface, einStadthaus, eine Lateinschule, Handwerkerinstitut,
Bibliothek, vornehme Privatbauten, besonders in Higher Stoke, und Promenaden.
(spr. deww'nschĭr) oder
Devon,
Grafschaft im südwestl. England, zwischen dem
Meere im N. und S.,
Somerset
und Dorset im O. und
Cornwall im W., hat 6698,15 qkm und (1891) 631767 E., i. 94 auf 1 qkm, gegen 604397
im J. 1881, nach
York und Lincoln die größte
Grafschaft in England, wird von den höchsten
Massen des
Devonischen oder Cornischen
Gebirgszugs, von niedrigen und flachenBerg- und Hügelreihen und Gruppen erfüllt, die von tiefen, spaltenähnlichen
Thälern
oder Coombs durchfurcht sind. Am höchsten und rauhesten ist, zwischen Exeter und Plymouth, das Hochland
Dartmoor (s. d.) oder
Dartmoor-Forest. Es fällt steil zur 257 km langen
Küste des
Kanals ab, welche, von hohen Felsenriffen
eingeschlossen, treffliche Häfen und
Reeden bildet.
Vor den rauhen Nordwinden geschützt, treten hier fruchtbare
Strecken (South-Hams) mit üppigem Pflanzenwuchs auf, die der
Umgegend von Exeter, in dem tiefen Exethal, und von
Sidmouth, wo die Myrte im
Freien gedeiht, den
Namen
der «westl. Gärten Englands» erworben haben.
Besonders
Torquay, an der schönen
Tor-Bai gelegen, und seine liebliche Umgebung werden ihres milden
Klimas wegen in den Wintermonaten
von Lungenkranken besucht. Der N. und
NO. mit seinen trocknen Sand- und Heidestrecken ist feucht und unfreundlich.
Der anziehendste Punkt an der Nordküste ist das von
Touristen vielbesuchte Seebad Ilfracombe. Im Exmoor-Forest (s. d.) an der
Nordküste kommen noch Edelhirsche vor, die halb wilden Schafherden von
Dartmoor und Exmoor liefern vorzügliches Hammelfleisch.
Unter den
Flüssen sind wichtig: der
Tamer, Tavy, Dart,
Teign und
Exe, welche in den
Kanal,
[* 17] und der Taw und
Torridge, die in die
Bai von
Bristol münden. Die
Berge liefern namentlich Zinn, Kupfer
[* 18] (über 35000 t jährlich),
Mangan-und
Eisenerz,
Blei,
[* 19]
Silber sowie
Steinkohlen,
Bausteine,
Schiefer und besonders Porzellanerde und andere Thonarten.
¶
mehr
Mineral-233 quellen giebt es in großer Zahl. Der Boden erzeugt Getreide,
[* 21] Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Hanf und Obst, aus
dem viel Cider bereitet wird. Die Tuchmanufaktur ist zurückgegangen; wichtig sind Eisenindustrie und Schiffbau. Die Hauptorte
für die Fischerei
[* 22] sind Brixham an der Tor-Bai und Plymouth. Im Parlament wird Exeter durch 1, Plymouth
und Devonport durch je 2, der Rest der Grafschaft durch 8 Abgeordnete vertreten. Hauptstadt ist Exeter; andere Orte sind: Plymouth,
Devonport, Tiverton, Barnstaple und Bidefort. –
(spr. deww'nschĭr), engl. Grafen-und Herzogswürde
im Besitz der Familie Cavendish (s. d.) Der erste, der sie erhielt, war William
BaronCavendish von Hardwick, der 1618 von Jakob I. zum Grafen von Devonshire erhoben wurde. – Sein Urenkel William, vierter Graf von
Devonshire, geb. 1640, gehörte seit 1675 zur Opposition im Unterhaus gegen die Hofparei. Nach seinem Eintritt ins Oberhaus 1684 hielt
er sich zunächst zurück, trat aber mit Wilhelm von Oranien (Wilhelm III.) in Verbindung, der ihn 1694 zum
Marquis von Hartington und Herzog von Devonshire erhob. Er starb als Oberhofmeister der Königin Anna.
Der Sohn eines jüngern Enkels von ihm war der Chemiker Henry Cavendish (s. d.), der Sohn des ältern
William Cavendish, vierter Herzog von Devonshire, geb. 1720. Er trat zuerst als Whig ins Unterhaus, wurde 1755 Lordlieutenant von Irland,
wo er sich sehr populär machte. 1756 übernahm er das Schatzkanzleramt, trat aber im folgenden Jahr schon wieder zurück.
Er starb 1764. – Auch sein Sohn William, fünfter Herzog von Devonshire, blieb den Whigs treu und stand unter
Georg III. meist zur Opposition; jedoch waren bekannter wie er seine beiden Gemahlinnen.
Die erste Georgiana Cavendish, Tochter des GrafenSpencer, geb. 1757, vermählt 1774, war die Königin der engl.
Gesellschaft, und obgleich keine eigentliche Schönheit, doch von hoher Anmut und glänzendem Geist. Sie
besaß polit. Einfluß und war eine Freundin von Fox; auch verfaßte sie durch Eleganz und Phantasie ausgezeichnete Gedichte.
Sie starb – Die zweite Gemahlin des Herzogs war Elisabeth Hervey, Tochter des vierten GrafenBristol, geb. 1759,
heiratete als Witwe von J. Th. Foster 1809 den Herzog von Devonshire, nach dessen Tod 1811 sie sich in Rom
[* 23] niederließ.
Ihr Haus war der Mittelpunkt der Gesellschaft, vor allem strebte sie nach dem Ruhm des Mäcenatentums. In freigebigster Weise
förderte sie Künste und Künstler und ließ Prachtausgaben der fünften Satire des Horaz und einer ital. Virgilübersetzung
veranstalten. Sie starb William Cavendish, geb. 1790, der einzige Sohn des Herzogs aus erster
Ehe, folgte als sechster Herzog von Devonshire. Er stand zu den Whigs, ohne selbstredend oder handelnd einzugreifen; zweimal war er unter
Georg IV. und Wilhelm IV. Lord-Kämmerer.
Als Liebhaber und Förderer der Kunst legte er reiche Sammlungen an und ließ sich großartige Treibhäuser
auf seinem Landsitz Chatsworth in Derbyshire von Paxton einrichten. Er starb unvermählt. Ihm folgte sein Vetter
William Cavendish, siebenter Herzog von Devonshire, Graf von Burlington, geb. Er studierte in Cambridge, trat 1829 ins Unterhaus, 1834 kam
er nach dem Tode seines Großvaters als GrafBurlington
ins Oberhaus, 1836–56 war er Kanzler der UniversitätLondon,
[* 24] seit 1862 der UniversitätCambridge. Wie seine Vorgänger war er ein Gönner von Kunst und Litteratur. Er starb auf
seinem Landsitz HolkerHall
[* 25] in Lancashire.
Durch seine hervorragenden Gaben als Parlamentsredner und Geschäftsmann sowie durch seine Geburt und
seine Verbindungen erwarb er sich ein solches Ansehen, daß er nach Gladstones Rücktritt vom Amt Febr. 1874 und schließlich
von der Parteileitung, Jan. 1875, einstimmig zum Führer der liberalen Partei erhoben wurde. Nach BeaconsfieldsSturz 1880 lehnten
jedoch er und Granville die angebotene Kabinettsbildung ab, die nun Gladstone wieder übernahm, in dessen
Ministerium Devonshire als Staatssekretär für Indien eintrat. 1882 wurde er Kriegsminister. 1885 trat er mit dem Kabinett zurück,
verweigerte aber den Eintritt in Gladstones Ministerium von 1886, trennte sich vielmehr in der irischen Home-Rule-Frage völlig
von dem alten Führer und wurde selbst das Haupt der liberalen Unionisten (s. d.), die Irland gegenüber
zu den Konservativen hielten und das konservative Ministerium Salisbury durch ihre Unterstützung im Parlament regierungsfähig
machten. Auch nach seinem Eintritt in das Oberhaus (Dez. 1891) behielt er thatsächlich die Leitung
der unionistischen Partei, während Chamberlain sein Nachfolger als Führer der Partei im Unterhaus wurde.
Ein jüngerer Bruder von ihm war der 1882 im Phönixpark zu Dublin
[* 26] ermordete Lord Frederick Cavendish (s. d.).