Deutsch-Österreichischer Klub - Deutsch-Südwestafrika
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224 nach Besiegung der Rebellion die ganze
Verwaltung Die Gesellschaft erhielt dadurch den ausschließlichen
Charakter einer privilegierten Erwerbsgenossenschaft. Sie nahm eine
Anleihe von 10566000 M. unter
Garantie der Regierung auf,
welche ihrerseits zu einer jährlichen Auszahlung von 600000 M. für die Überlassung der Zolleinkünfte sich verpflichtete.
Die Unternehmungen der Gesellschaft bestehen jetzt in Betrieb eigener Handelsgeschäfte, in Gründung
und Bewirtschaftung einiger Plantagen, so eine in Kikokwe (bei
Pangani) und zwei in Derema
(Usambara). –
Klub, eine Parteigruppe im österr. Abgeordnetenhause, die sich durch
die Spaltung der sog.
Vereinigten
[* 2] Linken unter
Führung von
Chlumecky, Herbst, Kopp und Plener bildete. Sie zählte 71 Mitglieder
und schloß die gemäßigtern Elemente in sich, während die
Männer der «schärfern
Tonart» zu dem
DeutschenKlub (s. d.) zusammentraten. Ihr Programm forderte: Wahrung der geschichtlich
begründeten
Stellung der
Deutschen in
Österreich,
[* 3]
Erhaltung der Staatseinheit, Festhaltung der deutschen Staatssprache, Befestigung
des Bündnisses mit dem
DeutschenReich.
Schon erfolgte die Wiedervereinigung des
Deutschen und des Deutsch-Österreichischer Klub zu
der
Vereinigten deutschen Linken (s. d.).
antisemitischePartei nennt sich seit 1889 der eine, sich enger an die Konservativen
anlehnende Zweig der antisemit. Partei (s.
Antisemitismus) in
Deutschland,
[* 10] der unter der
Führung von Liebermann von Sonnenberg
steht, während die mehr demokratische
Deutsche Reformpartei
[* 11] von Dr. Boeckel geleitet wird. Ihr Programm fordert: Aufhebung
der Gleichberechtigung und
Stellung der inDeutschland lebenden
Juden unter ein besonderes
Fremdenrecht,
Verbot der Einwanderung fremder
Juden, möglichste Verstaatlichung der öffentlichen Verkehrseinrichtungen, des Inseratenwesens
und aller Versicherungsanstalten, progressive Einkommen- und Erbschaftssteuer,
Beschränkung der
Gewerbefreiheit, Verbot des
Terminhandels in Getreide,
[* 12] Einführung eines Heimstättengesetzes, Maximalarbeitstag nach der Eigenart der einzelnen
Betriebe. Im
Reichstag hat die P. 3 Mitglieder; ihr offizielles Parteiorgan ist die Wochenschrift «Deutsch-sociale
Blätter»
(Leipzig);
[* 13] von Tageszeitungen vertreten ihre
Ansichten die «Staatsbürgerzeitung»
(Berlin),
[* 14]
deutsches Schutzgebiet, grenzt im
W. an den Atlantischen Ocean, im N. an den
Kunene und die
portug.
KolonieAngola, im
S. an denOranjefluß und die
Kapkolonie, im O. längs des 20.° östl. L. von
Greenwich an die brit. Kronkolonie
Betschuanenland und
nördlich vom 22.° südl.
Br. an das unter engl. Einfluß stehende
Reich Khamas. Es hat einen
Umfang von 830960 qkm und (1893) 172000 Eingeborene und 1150 Europäer, darunter 860 Deutsche. Den
nördl.
Teil bis zum
FlusseSwakop nimmt das
Herero- oder Damaraland ein, den südlichen Groß-Namaland. (S. Karte:
Kamerun, TogoundDeutsch-Südwestafrika sowie
Kapkolonien.)
Oberflächengestaltung.
Langsam steigt von der mit Dünen und Felsrücken umsäumten
Küste die 200 km breite
Fläche zu einer mächtigen Hochebene,
zur Naarib empor und von dieser zum wildzerklüfteten Randgebirge, das, aus Granit, krystallinischem
Kalk, Porphyr und
Basalt bestehend, von N. nach S. streicht und in den Etendekabergen 1370 m, im Runibebgebirge (im SO.
der
Walfischbai) 2285 m und im Hanamiplateau bei
Bethanien 1670 m erreicht. Nach O. geht das Randgebirge in sanften Wellenlinien,
zuweilen von tafelförmigen Bergkuppen unterbrochen, in die Kalahariwüste über.
Hochebene und
Gebirge treten bei der
Walfischbai nahe an den Meeresstrand heran.
Im N. verwandelt sich das Küstenplateau in
eine hügelige Landschaft. Die über 11 Breitengrade sich erstreckende
Küste hat nur zwei einigermaßen günstig gelegene
Hafenplätze, die (allmählich versandende)
Walfischbai (englisch) und die Swakopmündung (deutsch); letztere
hat vor ersterer noch den Vorzug, daß Trinkwasser und auch Futter für das Vieh immer reichlich vorhanden und die
Verbindung
mit dem Innern weit günstiger ist.
Der Erbauung einer
Bahn nach dem Innern steht kein Dünengürtel entgegen wie im S. Von dem südlich gelegenen Sandwich- (oder
Sandfisch-)Hafen (Porto do Ilheo) ist der Ausgang zum Festland wegen der mächtig sich auftürmenden
Sanddünen ungemein schwierig.
In dem geräumigen und vollkommen geschützten
Hafen von
Angra-Pequena könnten wegen des guten
Ankergrundes die größten Seeschiffe sichere
Unterkunft finden, allein das Hinterland ist absolut wasserlos, eine tief in
das Land sich erstreckende Sandwüste. – Keiner der vom
Gebirge herabströmenden
Flüsse
[* 17] überdauert
die Trockenzeit; sie versiegen sämtlich, ausgenommen der Fischfluß, welcher ganz Namaland von N. nach S. durchströmt und
in den
Oranjefluß sich ergießt. Der bei der
Walfischbai mündende
Swakop ist der längste (400 km); nördlich von ihm der
Eisib, der wasserreichste, und südlich vomSwakop der Kuiseb der wasserärmste. Die trocknen
Flußbetten,
teils glatt mit Sand und
Kies, teils mit
Schlingpflanzen und Rasenflecken bedeckt, dienen streckenweise als
Straßen.
Klima,
[* 18]
Pflanzen- undTierwelt. Der
Sommer beginnt im September mit heißen ausdörrenden
Winden,
[* 19] denen kurze Gewitterstürme im
Oktober folgen. Vom Dezember bis Mai fallen einige heftige Regengüsse. Der Winter (Mai bis September)
zeichnet sich durch absolute Trockenheit und enorme Temperaturschwankungen, namentlich im Juli, aus (bei
Tag bis zu 45° C.
Hitze, in der Nacht 8° C. Kälte). Die Trockenheit der Luft und die günstige Höhenlage im Innern machen
das Klima zu einem
der gesundesten der Erde für Eingeborene und Europäer (Dove). Die
Vegetation im allgemeinen leidet unter
dem
Mangel andauernder
Bewässerung sehr. Der größte
Teil des
Landes ist während der trocknen Zeit mit Dorngebüsch, verkrüppelten
Bäumen, Euphorbien,
Fettpflanzen und Savannengras bedeckt. Einige wasserhaltige
Pflanzen überdauern die Dürre: so der Tschappa,
ein
¶
Fällt Regen, so überzieht
sich in wunderbarer Schnelligkeit der Bodenn mit dem üppigsten Wiesen- und Blumenteppich, freilich nur auf ganz kurze Zeiten.
Dennoch eignen sich zerstreute Strecken im N., im Ovamboland, Kaokofeld, bei Otavi zum Ackerbau und hauptsächlich im
S. die weiten Flächen zum Betrieb ausgiebigster Rindvieh- und Schafzucht, wenn die Mühe nicht gescheut wird, durch Deiche
und Brunnenanlagen das überall vorhandene Grundwasser
[* 21] in Reservoirs zu sammeln.
Die wilden Tiere sind aus dem Lande verschwunden; nur Giraffen, Antilopen und Zebras kommen noch vor und vereinzelte Strauße.
Im Vergleich mit der Spärlichkeit der Bevölkerung
[* 22] sind die Herden von Rindern, Schafen und Ziegen, die
außer den Pferden den Reichtum der Bewohner darstellen, groß und zahlreich zu nennen; die weit ausgedehnten Weideflächen
geben, trotz ihrer Armseligkeit, genügendes Futter für eine bedeutende Menge Vieh. In neuester Zeit verlegt man sich deutscherseits
und zwar mit einigem Erfolg darauf, im nördl. Namaland Schafzucht in größerm
Stil zu betreiben: auch hat sich 1892 eine Siedelungsgesellschaft zur Errichtung von Farmen in der Nähe von Windhoek
gebildet.
Mineralreich. Den eigentlichen Reichtum D.s hoffte man unter dem Boden zu finden: Kupfer,
[* 23] Zinn, Silber und Gold.
[* 24] Die bisherigen
Untersuchungen ergaben aber noch keine Berechtigung zu derartigen Hoffnungen. Die ersten Goldfunde, 1887 gemacht,
erwiesen sich als belanglos; dagegen ist es nicht ausgeschlossen, daß die 1893 begonnenen bergmännischen Untersuchungen
bei Otavi und Windhoek zur Auffindung von Kupfererzlagerstätten führen.
4) die Bergdamara (Haukoin, Buschmannrasse), zwischen den Herero zerstreut, im Erongogebirge, in den Waterbergen und am
obern Kuiseb, 10000;
5) die Bastards (Abkömmlinge von Weißen und Hottentottenweibern) im Gebiet der Hottentotten, 2000. - Größere Ortschaften giebt
es nicht in Deutsch-Südwestafrika. Die wichtigsten Plätze sind, außer der engl. Niederlassung an der Walfischbai, Klein-Windhoek, der Sitz der
deutschen Verwaltung, Otjimbingue und Okahandja am Swakop, Rehoboth, Gibeon, Hoachanas, Bethanien, Keetmanshoop
und Warmbad. Die Rheinische Mission besitzt hier 18 Stationen. Der Handel hat noch keine große Bedeutung; ausgeführt wurden
bisher: Rinder,
[* 25] Felle, Häute, Straußenfedern und Wolle. Der Wert der Ein- und Ausfuhr betrug (1892) 2 288000 M. - Deutsch-Südwestafrika ist deutsches
Schutzgebiet mit einem Landeshauptmann, einer Bergbehörde und einer aus Deutschen bestehenden Schutztruppe
von 310 Mann. Im Kolonialetat pro 1894/95 erscheint Deutsch-Südwestafrika mit 1 027000 M., darunter 1 Mill. M. Reichszuschuß.
Zur Zeit sind fünf größere Kolonialunternehmungen in Deutsch-Südwestafrika im Gange:
1) Die Deutsche Kolonial-Gesellschaft für Südwestafrika, gegründet welche die von Lüderitz erworbenen Ländereien
und Rechte kaufte und das Bergregal von dem Häuptling Maharero erlangte, welche aber in der langen Zeit
unfruchtbarer Versuche
nahezu ihre Geldmittel erschöpft hat.
2) Die Siedelungsgesellschaft sür Deutsch-Südwestafrika, 1892 gegründet, welche Ansiedelungen von Deutschen aus der Heimat
und der Kapkolonie unterstützt und Weidegründe bei Windhoek verteilt, in denen sich (1893) 78 Personen niedergelassen
hatten.
3) Die South Westafrican Company Limited in London,
[* 26] 1392 gegründet, mit Land-, Bergbau- und Eisenbahnberechtigungen im NW.
der Kolonie.
4) Das Kharas Khoma-Syndikat, 1893 von der Regierung bestätigt, mit dem Recht, eine Eisenbahn von Lüderitzbucht nach dem
Innern zu bauen und im südl. Namaland Bergbau
[* 27] und Kultivation zu treiben.
5) Die Hanseatische Handelsgesellschaft, 1893 gegründet, mit einer Konzession zum Bergbau bei Rehoboth und Gobabis ausgestattet.
6.) Die Privatunternehmung von E. Hermann, welche mit Zuschüssen vom Reich und der deutschen Kolonial-Gesellschaft für Deutsch-Südwestafrika Viehzucht
bei Kubub und Romtsas in großem Maßstab
[* 28] betrieben hat, 1894 aber durch Henrik Witboi vernichtet wurde.
Geschichte. Das Bremer Handelshaus F. A. E. Lüderitz hatte im Hafen von Angra-Pequena 1883 eine Handelsstation angelegt (Fort Vogelsang
genannt) und das Gebiet (Lüderitzland) käuflich erworben, welches mit Einschluß der Küste von Kap Frio bis zum Oranjefluß 1884 unter
den Schutz des DeutschenReichs gestellt wurde. Ein Ende 1886 mit Portugal
[* 29] vereinbarter Vertrag schob die
Nordgrenze bis zum Kuneneflusse. Inzwischen hatte die deutsche Regierung 1885 (21. Okt.) einen Schutzvertrag mit dem Häuptling
Maharero im Binnenlande abgeschlossen, wonach dieser unter Wahrung seiner übrigen Hoheitsrechte den Deutschen das Recht einräumte,
sich niederzulassen, Handel zu treiben und alle früher erteilten Minenkonzessionen sowie das Bergdepot
überhaupt an die Deutsche Gesellschaft für Südwestafrika abtrat. Da letztere keine militär. Mittel besaß, um die Angriffe
der Nama auf das Hereroland zurückzuweisen und Maharero die Existenz seines Herrschertums bedroht sah, so war es dem Kapkolonisten
Lewis nicht schwierig, durch Behauptung vorgeblich früherer Rechte und durch Versprechungen aller Art
den Hererofürsten so weit zu bringen, daß er sich von dem deutschen Schutzvertrage lossagte. Der Reichskommissar
Dr. Göring sah sich darauf gezwungen, Otjimbingue zu verlassen und in der Walfischbai die Ankunft einer Unterstützung aus
dem Mutterlande abzuwarten. Diese kam in Gestalt einer Schutztruppe von 20 Mann unter Führung von Hauptmann
von François an; weitere Verstärkungen trafen 1890 und 1893 ein. Lewis verließ nun selbst Deutsch-Südwestafrika, und
die Autorität des DeutschenReichs war formell wiederhergestellt. In demVertrag mit England vom wurden auch nähere
Bestimmungen über die Abgrenzung der beiderseitigen Gebiete in Südafrika
[* 30] getroffen. Mit den Bondelzwarts
im südl. Namaland wurde ein Schutzvertrag geschlossen. Der einzige Unruhestifter
im ganzen Gebiet von Deutsch-Südwestafrika ist gegenwärtig der Hottentottenhäuptling Henrik Witboi im Namaland,
welcher trotz wiederholter Niederlagen stets neue Raubzüge gegen Deutsche und Bastards unternimmt. -
Vgl. Olpp, Angra-Pequena
und Groß-Namaland (Elberf. 1884);