220 des Stuhlbezirks Deutsch-Orawitza (44036 E.) im ungar.
Komitat Krassó-Szörény, an der Zweiglinie
Jassenova-Anina der
Ungar. Staatsbahnen,
[* 2] ist Sitz einer Berghauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, Steueramtes sowie einer Oberverwaltung der Österr.-Ungar.
Staatseisenbahn-Gesellschaft,
die hier großen Domänenbesitz hat, und hat (1890) 4115 E. (2318 Deutsche,
[* 3] 1409 Rumänen, 252 Magyaren), darunter 2500 Katholiken, 1472
Griechisch-Orientalische
und 56 Israeliten; Post,
Telegraph,
[* 4] Forstwirtschaft und
Bergbau
[* 5] auf
Gold,
[* 6]
Silber,
Eisen
[* 7] und Kupfer.
[* 8] – Deutsch-Orawitza unmittelbar benachbart
ist Walachisch- oder Rumänisch-Orawitza (Román-Orawitza),
Klein-Gemeinde mit 2237 meist rumän.E. (495 Deutsche).
die größte deutsche
Kolonie, liegt zwischen dem 1. und 11.° südl.
Br. und zwischen dem 30. und
40.° östl. L. von Greenwich, umfaßt einen Flächenraum von 940580 qm und
grenzt im O. an den
Indischen Ocean, im
NO. und N. an
Englisch-Ostafrika, im
W. an den
Kongostaat,
[* 9] im
SW. an das brit. Centralafrika-Protektorat
und im
S. an die portug.
KolonieMozambique.
Zu D. gehört auch die
InselMafia. Deutsch-Ostafrika zerfällt in zahlreiche
Landschaften, deren Grenzen
[* 10] mehr ethnographisch als geographisch erkennbar sind.
An der
Küste und in deren Nähe liegen (von N. nach S. gezählt) folgende Landschaften: Das Dschaggaland am
Kilima-Ndscharo
mit
Kahe und
Aruscha;
zwischen
Rufiji und
Rovuma das Hinterland von
Kilwa,
Lindi und
Mikindani, welches von den Wangindo,
Jao und Magwangwara und Masiti in zerstreuten und ineinander gemischten
Bezirken bewohnt wird. Im tiefern
Binnenland befinden sich an der großen Karawanenstraße, welche von
Usagara nach dem Seengebiet führt, folgende
Länder:
Ugogo
mit Urori im S.,
Ujansi,
Unjamwesi mit Usukuma im N., Ulonongo im
S. und Ugalla im W. Um die Ufer des
Victoria-Njansa lagern
im Halbkreis
Karagwe mit Usiba (Uhaja und Jhangiro), Usambiro, Usmawo und Ututwa;
Der plastische
Aufbau D.s wird durch eine geschlossene
Kette von Gebirgszügen charakterisiert, welche einen
Teil des großen
ostafrik. Randgebirges bilden und das Land meridional in zwei ungleiche
Teile spalten: in das niedrige schmale, im S. sich
verbreiternde Küstengebiet und in das hochgelegene, weit ausgedehnte
Binnenland, das im N. und
W. an drei
mächtige Seeflächen grenzt. Die höchste
Erhebung des Randgebirgszugs stellt das Gebirgsmassiv des
Kilima-Ndscharo (s. d.)
mit 6130 m dar; von ihm aus verlaufen nach
S. und SO. die
Berge von
Pare (2070 m),
Usambara (2000 m),
Nguru (1170 m)
und die Rubehoberge (2100
m) in
Usagara, die Uruguruberge (2000
m) in
Ukami und das Rufutugebirge (800
m) in
Khutu; von hier aus
steigen die Uheheberge bis zu dem 3000 m sich erhebenden Livingstone- und
dem noch höhern (3600 m hohen)
Beja-Gebirge am
Nordende des Njassasees an. Das
Binnenland ist eine 1200–1400 m ü.d.M. gelegene, teils sanft gewellte,
teils von niedrigen Hügelgruppen durchsetzte Hochfläche, welche sich im W. und NW. allmählich
bis zu den 1600–1750 m hohen
Gebirgen am
Tanganika und in
Karagwe erhebt. – Der allgemeine geologische Charakter von Deutsch-Ostafrika spricht
sich in dem Vorherrschen des Laterits (s. d.) aus.
Die
Küste umsäumt ein schmaler
Streifen von Korallenkalk, an den sich in breiterer
Ausdehnung
[* 12] vornehmlich Jurakalk, aber auch
stellenweise
Thonschiefer anschließt. Im
Binnenlande bildet vielfach eine Schicht von
Lehm oder Sandstein die Unterlage des
Laterits. Das
Gebirge besteht (nach den bisherigen Forschungen) fast ausnahmslos aus Granit, Gneis und krystallinischemSchiefer;
die Südseite
des Kilima-Ndscharogebirges zeichnet sich durch massenhaftes Auftreten von vulkanischen Gesteinsarten aus. – Das Küstengebiet
ist wasserreich;
nur in den heißesten
Monaten trocknen die kleinern
Bäche aus.
Fünf Hauptströme mit vielen
Nebenflüssen entspringen dem Randgebirge und fließen dem
Meere zu: der
Pangani oder Ruvu, der
Wami oder Mulondolwa, der
Kingani
oder
Rufu, der
Rufiji und der
Rovuma (s. die betreffenden
Artikel). Für die Schiffahrt ist keiner von diesen
Flüssen auf größern
Strecken wegen der
Stromschnellen geeignet; nur der
Rufiji ist zeitweise mit Dampfpinassen bis Korogero
befahrbar. Das
Binnenland wird nur von wenigen
Flüssen durchzogen;
in der heißen Zeit versiegen sie teilweise oder ganz;
zu ihnen gehören der Gombe, der Ugalla und der Wembäre in
Unjamwesi;
der Malagarasi, der mächtigste unter ihnen, welcher
in den
Tanganika mündet, und der
Kagera, der geographisch wichtigste, da in ihm die südlichste
Quelle
[* 15] des
Nils erkannt worden ist. –
Außer den schon mehrfach genannten großen Seen, dem Victoria-Njansa,
Tanganika und
Njassa
(s. die betreffenden
Artikel) sind noch zu erwähnen: der Dschipe- und Natronsee (südöstlich und nordwestlich vom
Kilima-Ndscharo),
der Manjarasee und der Salzsee Eiassi in Massailand, der Urigisee in
Karagwe (s. d.) und der Ritwa oder
Leopoldsee (s. d.) zwischen dem
Tanganika und
Njassa.
Klima.
[* 16]
Das Klima von Deutsch-Ostafrika ist tropisch. Im Küstengebiet giebt es zwei Regenzeiten: die erste von Mitte März bis Ende Mai, die
zweite von Mitte Oktober bis Mitte Dezember;
im
Binnenland nur eine, vom November bis Ende April.
Während
in der Nähe des
Meers und noch mehr im
Gebirge die Trockenzeit durch gelegentliche Regenschauer gemildert wird, hat sie auf
den Hochflächen des Innern eine
Dauer von 6
Monaten. Die
Temperaturen sind ungefähr ähnlich jenen von
Sansibar,
[* 17] welche im
Jahresmittel 25,5° C. betragen; im
Binnenland steigern sich die Unterschiede zwischen Hitze und
Abkühlung
(45 und 8° C.). Die Regenzeit ist die heiße Jahreszeit, der Februar der heißeste
Monat, während der Juli der kühlste
ist. Im Küstengebiet wirkt nicht sowohl die Hitze, sondern der hohe Feuchtigkeitsgehalt der Luft (bis über 80 Proz.)
erschlaffend auf die
Nerven.
[* 18] Die Landstriche um den
Victoria-Njansa haben ein vom übrigen Deutsch-Ostafrika etwas verschiedenes
Klima;
hier regnet es in allen
Monaten, am stärksten im März, April und
Mai und¶
221 dann wieder im September, Oktober und November; das Maximum der Temperatur beträgt 31° C., das Minimum 10° C., das
Monatsmittel 18,5 bis 22,5° C. Die Gesundheitsverhältnisse sind im allgemeinen für den Europäer sehr ungünstige; die
Malaria herrscht an der Küste wie im Binnenland, am wenigsten auf den Höhen von Usambara und im Dschaggaland.
Doch ist in einzelnen Orten der Küste, wie in Kilwa und Lindi, infolge der zweckmäßigern Anlage der Wohnräume eine Besserung
bemerkenswert.
Pflanzen- und Tierwelt. Deutsch-Ostafrika ist vornehmlich Savannenland, entweder kultivierbares, oder mit lichtem Gehölz bestandenes
(Pori), oder mit dornigen Dschungeln bedecktes. Größere Moräste und vollkommen sterile, steinige Flächen
treten nur vereinzelt auf. In denGebirgen wechseln geschlossene Waldungen mit Bananenhainen und üppigen Wiesengründen. Kulturstrecken
in weiter Ausdehnung begegnet man nirgends; wo aber der Neger sich angebaut, sei es inmitten der Wälder oder an Gebirgsabhängen,
im gutbewässerten Savannenland oder in der Nähe des Meers, da gedeihen Kokos-und Delebpalmen, Orangen-,
Melonen- und Mangobäume, Bananen, Kaffernkorn, Maniok, Sesam, Erdnüsse, Reis, Zuckerrohr, zuweilen auch Baumwolle
[* 21] und Tabak.
[* 22]
Bevölkerung.
[* 27] Deutsch-Ostafrika hat etwa 2900000 E., darunter 568 Deutsche und 182 andere Europäer. An der Küste leben Araber und Inder als
Kaufleute, Karawanenführer und Plantagenbesitzer, ferner Suaheli, häufig als Ortsvorsteher oder Jumbe
verwendet, und Wamrima (s. Mrima), die eigentliche Arbeitermasse. Das übrige Festland bis tief in das Innere hinein bewohnen
Neger der Banturasse, meist Ackerbauer; in den Ländern westlich und südwestlich vom Victoriasee herrschen oder leben als Hirtenvolk
die wahrscheinlich aus Abessinien eingewanderten Wahuma (s. d.). Der ethnologisch am meisten erforschte
Stamm ist der der Wanjamwesi (s. Unjamwesi).
Als raub- und kriegslustige Nomaden treten auf die den Niloten verwandten Massai (s. d.) zwischen dem Kilima-Ndscharo und dem
Victoria-Njansa; die Wahehe oder Mafiti am Ruaha, die Wangoni in Unjamwesi, die Yao am Rovuma und die Magwangwara am Njassasee,
welche vier letztern als die Abkömmlinge eingewanderter Zulu gelten. Negerkönigreiche von größerm Umfange
giebt es in Deutsch-Ostafrika nicht; von politisch nennenswerter Bedeutung sind gegenwärtig nur anzuführen: Sembodja
in Usambara, Kingo Mkubwa in Ukami, Merere in Usafa und der Häuptling von Karagwe.
Alles übrige Gebiet zerfällt in größere oder kleinere voneinander unabhängige Gemeindeverbände. An der
Küste gebietet die deutsche
Verwaltung;
auch hat sie im Innern, mit Ausnahme des Gebietes der Wahehe, die Aufrechterhaltung
friedlicher Zustände und die Anerkennung der deutschen Flagge im allgemeinen erreicht. – Die Hauptorte D.s liegen an der
Küste: Dar es-Salaam
[* 28] (10000 E.), der Sitz des Gouverneurs;
Missionsstationen existieren im ganzen 39, und zwar 5 deutsche und 17 englische evangelischer
und 2 deutsche und 15 französische kath. Konfession.
Verwaltung. Die Civil- und Militärverwaltung liegt in den Händen des vom DeutschenKaiser ernannten Gouverneurs. Das Küstengebiet
ist in 6 Bezirksämter eingeteilt, an deren Spitze Bezirksamtmänner, als Vertreter der Civilverwaltung, sich befinden; ihnen
ist eine Polizeitruppe von 240 Mann unterstellt. Zur Ausübung der Gerichtsbarkeit über Nichteingeborene
bestehen 2 Amtsbezirke, ein nördlicher mit dem Amtssitz Bagamojo und ein südlicher mit dem AmtsbezirkDar es-Salaam.
Für die zweite Instanz ist ein Oberrichter bestellt. Zur Sicherung des Kolonialbesitzes und zu kriegerischen Expeditionen
dient die kaiserl. Schutztruppe, 37 Offiziere, 13 Ärzte, 50 Unteroffiziere und 1800 Farbige (Sudanesen
und Manjema) in 12 Compagnien; an ihrer Spitze steht ein Oberführer. (Hierzu Tafel: Uniformierung der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika.)
– Ein kaiserl. Postamt besteht in Dar es-Salaam, dem die Postagenturen (s. Deutschland
[* 29] und Deutsches Reich, S. 145b, 146a)
unterstellt sind.
Eine regelmäßige Post geht am 6. jeden Monats von Dar es-Salaam über Mpwapwa und Tabora nach Bukoba am
Victoria-Njansa und am 1. jeden Monats zurück; sie braucht zur Zurücklegung der Strecke 50 Tage. – Die Sklaverei wird als
beschränkte Haussklaverei geduldet, der Freikauf auf jede Weise begünstigt, Sklavenhandel und Sklavenraub im Küstengebiet
energisch unterdrückt, im Innern möglichst behindert. – Das Budget, welches vom dem Reichstage
jährlich zur Beschlußnahme vorgelegt werden muß, beträgt pro 1891/95 5,65 Mill. M. Die Einnahmen werden gedeckt durch
einen Reichszuschuß von 3½ Mill. M. und den voraussichtlichen Ertrag von Zöllen und Steuern von 2,156 Mill. M. Von den Ausgaben
entfallen auf die Civilverwaltung 1040790 M., auf die Schutztruppe 2286000 M. und als regelmäßige Entschädigungssumme
an die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft für Abtretung der Zolleinkünfte an das Reich 600000 M. Von den Eingeborenen werden
keine direkten Steuern erhoben; dagegen ist der Handelsverkehr, und namentlich das Schankgewerbe, mit hohen Abgaben belastet.
Die in Berlin
[* 30] gegründete und 22. Nov. desselben Jahres von der Regierung
¶