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Fakultäten: eine theologische, juristische, medizinische und philosophische;
Bonn, [* 2] Breslau [* 3] und Tübingen [* 4] haben eine evang.- und eine kath.-theol.
Fakultät; München, [* 5] Tübingen und Würzburg [* 6] eine staatswissenschaftliche; Straßburg [* 7] und Tübingen eine naturwissenschaftliche Fakultät. In München und Würzburg zerfällt die philos. Fakultät in zwei Sektionen, eine philologisch-philosophische und eine mathematisch-naturwissenschaftliche.
Nach einer Statistik der «Hochschul-Nachrichten» (1893/94) zeigt die Frequenz der deutschen Universitäten folgendes Bild (in den Ziffern der Studierenden sind die Hörer nicht mit einbegriffen):
Universitäten | Jahr der Gründung | Lehrer 1893/94 | Immatrikulierte Studierende im Sommer 1893 | 1882 |
---|---|---|---|---|
Berlin | 1810 | 349 | 4110 | 3900 |
Bonn | 1818 | 136 | 1507 | 1061 |
Braunsberg | 1818 | 9 | 41 | - |
Breslau | 1811 | 144 | 1263 | 1532 |
Erlangen | 1743 | 58 | 1137 | 575 |
Freiburg i. Br | 1457 | 106 | 1425 | 721 |
Gießen | 1607 | 59 | 551 | 435 |
Göttingen | 1737 | 119 | 762 | 1083 |
Greifswald | 1456 | 82 | 874 | 659 |
Halle a. d. S. | 1697 | 132 | 1434 | 1377 |
Heidelberg | 1386 | 119 | 1135 | 922 |
Jena | 1558 | 92 | 687 | 570 |
Kiel | 1665 | 87 | 611 | 381 |
Königsberg i. Pr. | 1544 | 103 | 683 | 863 |
Leipzig | 1409 | 194 | 2952 | 3111 |
Marburg | 1527 | 94 | 941 | 776 |
München | 1826 | 171 | 3630 | 2017 |
Münster | 1786 | 42 | 418 | 326 |
Rostock | 1419 | 43 | 405 | 236 |
Straßburg i. Els. | 1872 | 128 | 903 | 823 |
Tübingen | 1477 | 82 | 1349 | 1400 |
Würzburg | 1402 | 74 | 1276 | 1076 |
Die Gesamtzahl der Studierenden betrug (Wintersemester 1893/94) 27754. (S. auch Universitäten und die Artikel der einzelnen Städte.) Einige Universitäten zeigen im Winter, andere im Sommer höhern Besuch; bei Leipzig [* 8] und München ist der Unterschied gering. Berlin [* 9] hatte dagegen im Winter 1891/92 etwa 1000 Studierende mehr, Bonn, Heidelberg [* 10] und Freiburg [* 11] dagegen mehrere Hundert weniger als im Sommer 1892.
Von den (1893/94) 2414 Docenten (außer Braunsberg) [* 12] entfallen 65 auf die kathol. und 166 auf die evang.-theol. Fakultät, 250 auf die jurist., 675 auf die medizin. und 1258 auf die philos. Fakultät. Von den 27754 Studierenden studierten 1315 kath., 3265 evang. Theologie, 7210 Jurisprudenz, 7876 Medizin und 8088 gehörten der philos. Fakultät an (2982 Philosophie und Geschichte, 2396 Mathematik und Naturwissenschaften, 1191 Cameralia und Landwirtschaft, 1519 Pharmacie und Zahnheilkunde). 2092 Studierende waren Reichsausländer.
Neben den Universitäten haben sich in den letzten Jahrzehnten die Technischen Hochschulen (s. d.) eine hervorragende Stellung als Ausgangspunkte geistiger Kultur erworben. Preußen [* 13] zählt drei (Berlin, Hannover, [* 14] Aachen), [* 15] Bayern, [* 16] Württemberg, [* 17] Sachsen, [* 18] Baden, [* 19] Hessen [* 20] und Braunschweig [* 21] besitzen je eine (in der Hauptstadt). Die Gesamtzahl der Professoren und Docenten beläuft sich (1893/94) auf 769, die der Studierenden, Hörer und Hospitanten auf 7342.
Für das Studium und die wissenschaftliche Förderung des Berg- und Hüttenwesens, des Forstwesens sowie der Tierarzneikunde sorgen teils einzelne Universitäten und technische Hochschulen, teils besondere Akademien (s. Bergakademie, Forstakademie, Tierheilkunde). Dagegen ist die höhere Ausbildung in Landwirtschaft und Pharmacie jetzt durchgehends den Universitäten und einzelnen technischen Hochschulen zugewiesen.
Über die Lehranstalten für den Dienst im Heer und der Marine s. Kadettenanstalten, Kriegsschulen, Kriegsakademie, Marineakademie.
An öffentlichen Volksschulen, einzelne Mittel- und erweiterte Volksschulen mit eingeschlossen, waren im Schuljahre 1891/92 bez. 1892 etwa 56560 vorhanden. In denselben wurden von 120032 ständigen bez. vollbeschäftigten Lehrkräften, unter denen sich mindestens 13750 Lehrerinnen befanden, 7925688 Schulkinder unterrichtet; es kamen im Durchschnitt 1 Volksschule auf 874 E., 16,03 Volksschüler auf 100 E. und 66 Volksschüler auf 1 Lehrkraft, doch sind die Verhältnisse in den einzelnen Bundesstaaten sehr verschieden.
Die Ausbildung in den Künsten und im Kunstgewerbe liegt in den Händen von Kunstakademien (s. d.), unter denen Berlin und München die beherrschenden Stellungen einnehmen, von Kunstgewerbeschulen (s. d.) und von Konservatorien (s. d.) für Musik und Theater. [* 22]
Neben diesen Lehranstalten bestehen die «Akademien der Wissenschaften» zu Berlin, Göttingen, [* 23] München und Leipzig, Korporationen zur Pflege der Wissenschaft ohne die Pflicht zu lehren. Ihnen stehen die bedeutendsten Kräfte und große Mittel zur Verfügung, und es werden von ihnen nicht bloß wertvolle Zeitschriften herausgegeben, sondern große wissenschaftliche Unternehmungen jeder Art angeregt und gefördert oder selbst ausgeführt. Rein zur Förderung der Wissenschaft und Technik ist ferner die Physikalisch-Technische Reichsanstalt (s. d.) zu Berlin berufen. - Über die außer den Lehranstalten bestehenden großen Bibliotheken und Museen s. die besondern Artikel.
Vereinswesen. Nach Mitteilung von C. Herm. Serbes Adressen-Verlagsanstalt in Leipzig bestanden 1892 im Deutschen Reiche folgende Vereine:
1) Arbeiter-Vereine (etwa 8000), und zwar: Arbeiter-, Bergarbeiter-, Fabriksarbeiter-, Fach-, Gesellen- - aller Gewerbe und Gewerke -, Knappschafts-Vereine.
2) Gemeinnützige Vereine (15000), und zwar: Alpen-, Bau-, Beamten-, Bezirks-, Bildungs-, Bürger-, Darlehns-, Erzgebirgs-, Erziehungs-, Feuerwehr-, Fischerei-, Forstwirtschaftliche, Fortbildungs-, Fremdenverkehrs-, Fröbel-, Gebirgs-, Gemeinnützige, Grundbesitzer-, Handlungsgehilfen-, Jagdschutz-, Konsum-, Kreditreform-, Landwirtschaftliche, Mäßigkeits-, Naturheil-, Obstbau-, Orts-, Schreber-, Spar- und Vorschuß-, Städtische, Tierschutz-, Turn-, Verschönerungs-, Versicherungs-, Vogelschutz-, Volksbildungs-, Volkswirtschaftliche, Volkswohl-Vereine.
3) Geselligkeits-Vereine (17000), und zwar: Akademische, Annaburger-, Damen-, Dilettanten-, Dramatische, Familien-, Geselligkeits-, Humoristische, Jugend-, Karneval-, Kasino-, Kegel-, Lese-, Los-, Rauch-, Schach-, Skat-, Spiel-, Theater-, Vergnügungs-Vereine.
4) Gewerbliche und Kaufmännische Vereine (5000), und zwar: Buchdruckereibesitzer-, Buchhändler-, Export-, Fabrikanten-, Gärtner-, Gastwirts-, Gewerbe-, Handels-, Handwerker-, Industrie-, Kaufmännische, Kunstgewerbe-, Meister-, Werkmeister-Vereine.
5) Konfessionelle und religiöse Vereine (2800), ¶
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und zwar: Altar-, Bibel-, Christliche, Evangelische, Gustav-Adolf-, Jüdische, Jünglings-, Katholische, Missions-, Paramenten-Vereine.
6) Kunst- und Musik-Vereine (8000), und zwar: Artistische, Bach-, Chorgesang-, Gesang-, Kantorei-, Kirchengesang-, Konzert-, Künstler-, Kunst-, Männergesang-, Musik-, Oratorien-, Orchester-, Richard Wagner-, Tonkünstler-, Zither-Vereine.
7) Militär-Vereine (11000), und zwar: Kameradschaftliche, Kampfgenossen-, Krieger-, Landwehr-, Militär-, Reservisten-, Veteranen-Vereine.
8) Politische Vereine (2500), und zwar: Antisemiten-, Demokratische, Deutsch-sociale, Freisinnige, Konservative, Liberale, Nationalliberale, Politische, Socialdemokratische, Volks-, Wahl-Vereine, Vereine der Vaterlandsfreunde.
9) Sammler-Vereine (200), und zwar: Briefmarkensammler-, Münzsammler-, Philatelisten-, Siegelsammler-, Wappensammler-Vereine.
10) Sport-Vereine (5000), und zwar: Amateur-Photographen-, Athleten-, Bicycle-, Croquet-, Eislauf-, Fecht-, Jacht-, Radfahr-, Reiter-, Renn-, Rollschuh-, Ruder-, Schützen-, Schwimm-, Segel-, Sport-, Touristen-, Velociped-Vereine.
11) Wissenschaftliche Vereine (4000), und zwar: Ärztliche, Altertums-, Anthropologische, Anwalts-, Apotheker-, Architekten-, Astronomische, Entomologische, für Erdkunde, [* 25] Geschichte, Heilkunde, Heimatskunde, Heraldische, Homöopathische, Ingenieur-, Juristen-, Lehrer-, Litterarische, Medizinische, Naturwissenschaftliche, Pädagogische, Pharmaceutische, Philosophische, Sprach-, Stenographen-, Technische, Tierärztliche, Volapüka-, Wissenschaftliche Vereine.
12) Wohlthätigkeits-Vereine (5000), und zwar: Albert-, Armenpflege-, Asyl-, Christbescheerungs-, Ferienkolonie-, Frauen-, Frauenschutz-, Freimaurer-, Herbergs-, Hilfs-, Konfirmandenausstattungs-, Krankenunterstützungs-, Kreuzbrüder-, Pestalozzi-, Rat und That-, Unterstützungs-, Versorgungs-, Wohlthätigkeits-Vereine.
13) Andere hier nicht genannte Vereine (etwa 12000).
Theaterwesen. (Statistisches.) Im Deutschen Reich bestehen etwa 400 selbständige Theaterunternehmen, welche ein höheres Kunstinteresse beanspruchen; hiervon sind 20 Theater in eigener fürstl. Verwaltung mit bedeutenden jährlichen Subventionen und zwar die Hoftheater in: Altenburg, [* 26] Berlin (jährlich über 600000 M.), Braunschweig, Cassel (über 200000 M.), Coburg-Gotha, Darmstadt, [* 27] Dessau, [* 28] Dresden, [* 29] Hannover (über 400000 M.), Karlsruhe, [* 30] Meiningen, [* 31] München, Neustrelitz, [* 32] Oldenburg, [* 33] Schwerin, [* 34] Stuttgart [* 35] (über 400000 M.), Weimar, [* 36] Wiesbaden [* 37] (200000 M.);
durch kleinere Zuschüsse aus fürstl.
Privatschatulle werden außerdem unterstützt: die fürstl. Theater in Gera [* 38] und Sondershausen, [* 39] sowie das Gärtnerplatz-Theater in München. - In eigener städtischer Verwaltung sind die Stadttheater in Straßburg i. Els., Freiburg i. Br. und das Hof- und Nationaltheater in Mannheim; [* 40] letztere Bühne erhält neben städtischer Zuwendung zugleich eine staatliche Unterstützung. An Privatunternehmer verpachtet werden 65 städtische Bühnen; Colberg (gegen einen Prozentsatz der Brutto-Einnahme), Döbeln [* 41] (15 M. für jede Vorstellung), Düsseldorf [* 42] (8000 M. für das Jahr; s. weiter unten), Freiberg [* 43] i. S. (8 M. für den Abend), Guben [* 44] (300 M. für den Monat), Leipzig (Neues und Altes Theater zusammen 30000 M. für das Jahr, ferner giebt die Stadt kleine Erleichterung für Gas und für Mitwirkung des Gewandhausorchesters); die meisten werden pachtfrei vergeben, wie Chemnitz, [* 45] Mainz, [* 46] Breslau u. s. w.; einige erhalten sogar noch kleine Barunterstützung oder Zuwendungen anderer Art aus städtischen Mitteln, wie: Aachen (an vier Wochentagen freies städtisches Orchester), Augsburg [* 47] (Zuschuß zur Bestreitung des Orchesters u. s. w.), Breslau (frei Gas und Wasser, dagegen trägt der Pächter alle Reparaturen, und es gehen alle von ihm gemachten dekorativen Neuanschaffungen in den Besitz der Stadt über), Chemnitz (frei Gas und wechselnden Barzuschuß), Koblenz [* 48] (kleiner Zuschuß zur Erhaltung der Oper), Düsseldorf (bei 8000 M. Pachtsumme stellt die Stadt die Bibliothek, Garderobe, Dekorationen, 75000 cbm Gas, 6000 cbm Wasser, sowie verschiedene technische Beamte), Görlitz [* 49] (Barzuschuß von 2 bis 3000 M.), Lübeck [* 50] (städtische Subvention), Mainz (frei Orchester und Beleuchtung). [* 51]
Colmar, [* 52] Danzig, [* 53] Ingolstadt, [* 54] Konstanz, [* 55] Lahr [* 56] i. B., Landau [* 57] i. Pf., Landshut [* 58] i. B., Metz, [* 59] Posen, [* 60] Rostock, [* 61] Stralsund, [* 62] Ulm, [* 63] Wismar, [* 64] Güstrow, [* 65] Zittau [* 66] und Zwickau [* 67] erhalten ebenfalls kleine Barzuschüsse oder andere Erleichterungen seitens der betreffenden Städte. Die Stadttheaterpächter müssen während der Pachtzeit Kautionen stellen und zwar in: Aachen 5000 M., Augsburg 4500, Breslau 5000, Chemnitz 6000, Colberg 900, Düsseldorf 8000, Elbing [* 68] 600-800, Eßlingen [* 69] 500, Freiberg i. S. 500, Görlitz 1500, Guben 600, Hanau [* 70] 600, Heidelberg 1500, Heilbronn [* 71] 800, Ingolstadt 600, Kempten [* 72] 600, Koblenz 1500, Königsberg [* 73] i. Pr. 20000, Landau 300, Landshut 1000, Liegnitz [* 74] 1500, Mainz 6000, Posen 1500, Stralsund 800, Ulm 3000, Würzburg 5000, Zittau 600, Zwickau 600 M. - In eigener Verwaltung von Aktiengesellschaften mit angestelltem artistischen Leiter sind die Bühnen in Altona, [* 75] Barmen, [* 76] Krefeld, [* 77] Erfurt [* 78] und Frankfurt [* 79] a. M. -
Von Theater-Aktiengesellschaften an selbständige Unternehmer verpachtet werden die Stadttheater in Köln [* 80] (Pacht 30000 M.), Elberfeld, Hamburg, [* 81] Königsberg i. Pr. (Pacht 22000 M.), Lübeck, Goslar, [* 82] Heilbronn (Pacht 1200 M. für die Saison), Kaiserslautern, [* 83] Barmen (7000 M.), Magdeburg [* 84] (24000 M.), Elbing (50 M. für den Abend, 2000 M. für die Saison) u. a. -
Außerdem giebt es etwa 100 in Privatbesitz befindliche Theater, welche den ständigen Winterbühnen zugerechnet werden, und ebensoviele stehende Sommertheater; ferner etwa 150 sogenannte «Reisende Direktionen», die meist das ganze Jahr hindurch 5-10 kleinere Städte und Orte mit kleinen Gesellschaften bereisen. - Allen diesen konzessionierten Unternehmen wird eine starke Konkurrenz durch unzählige Privat-Theatervereine bereitet (in Hamburg über 50, Berlin 3-400, kleinere Städte 20-30), die gegen Entree für Mitglieder und Freunde theatralische Vorstellungen veranstalten. - An darstellendem Personal (Schauspieler, Schauspielerinnen, Opernsänger und Sängerinnen) sind beschäftigt: über 70 Solisten an den königl. Hoftheatern in Berlin und München;
über 60 Solisten am Hoftheater in Dresden und den vereinigten Stadttheatern in Hamburg-Altona, [* 85] Leipzig, Frankfurt a. M., über 50 Solisten am Deutschen Theater in Berlin und den Vereinigten [* 86] Theatern von Nürnberg-Bamberg-Erlangen-Fürth;
über 40 Solisten an den Hoftheatern in Hannover, Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart, den Stadttheatern in Augsburg, Breslau, Köln, Danzig, Elberfeld-Barmen, Königsberg i. Pr., Magdeburg, Mainz, Regensburg, [* 87] Straßburg, sowie am Lessing- und Berliner [* 88] Theater in Berlin;
über 30 Solisten an den Hoftheatern in ¶