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Die Einfuhr von Brotfrüchten ist in den J. 1880-92 erheblich gestiegen, die Ausfuhr dagegen zurückgegangen. Es betrug in Tonnen:
Brotfrüchte | Einfuhr 1880 | 1892 | Ausfuhr 1880 1892 | ||
---|---|---|---|---|---|
Roggen | 689563 | 548599 | 26587 | 891 | |
Weizen | 227553 | 1296213 | 178170 | 244 | |
Gerste | 222271 | 583297 | 154409 | 9567 | |
Hafer | 161686 | 87837 | 43564 | 472 | |
Mais | 340640 | 717310 | - | 83 | |
Mehl, Graupen u. s. w. | 67875 | 29449 | 80576 | 111867 |
Eine Vergleichung der Einfuhr mit der Ausfuhr von Brotfrüchten läßt erkennen, daß das Deutsche Reich [* 2] seinen Bedarf nicht deckt, vielmehr auf fremde Zufuhr angewiesen ist, die zur Zeit aus Rußland, Ungarn, [* 3] Rumänien [* 4] und Nordamerika [* 5] erfolgt (s. unten S. 138). Mais wird nur im Süden Deutschlands [* 6] im großen kultiviert;
Weizen, Roggen, Gerste [* 7] und Hafer [* 8] überall;
im Süden besonders auch Spelz;
im Norden [* 9] häufig der Buchweizen;
die Kartoffel (1892: 28,0 Mill. t Produktion, 175251 t Einfuhr, 57110 t Ausfuhr) in ganz Deutschland, [* 10] am vielfältigsten im norddeutschen Tieflande, ebenso die verschiedenen Hülsenfrüchte;
Ölgewächse, wie Raps, Mohn, Anis, Kümmel (1883: 135959 ha), vorzüglich in den fetten mittlern und nordwestl.
Gegenden; Flachs (1883: 108297 ha) und Hanf (15255 ha) am meisten im Gebiet der Mittelgebirgszone; 1892 wurden 56882 t Flachs und 19908 t Hanf ein-, dagegen 25951 t bez. 24591 t ausgeführt. Farbpflanzen (Krapp, Safran, Waid) werden mehr in Süd- als Norddeutschland gebaut. Hopfen [* 11] (1892: 43434 ha) wird gebaut am besten in Bayern [* 12] (26816 ha), Württemberg [* 13] (5658 ha), Baden [* 14] (2786 ha) und der Provinz Posen [* 15] (1675 ha), Cichorie am häufigsten in der Provinz Sachsen, [* 16] in Baden und in Württemberg; Zuckerrüben (352015 ha) in den Provinzen Sachsen (108976), Schlesien [* 17] (48594) und Hannover [* 18] (34581), ferner in Braunschweig [* 19] (22973) und Anhalt [* 20] (21569). Von 1871/72 bis 1892/93 ist die Verarbeitung von Rüben zur Zuckerfabrikation nahezu auf das Fünffache gestiegen, nämlich von 2250918 t auf 9811940 t. Im Erntejahr 1892/93 (bis Ende Juni 1893) wurden 9811940 t Zuckerrüben verarbeitet.
Der Anbau von Gartengewächsen (415954 ha) ist am ausgezeichnetsten in Schwaben, Franken und Thüringen, die Obstkultur ist ausgebreitet in Mittel- und Süddeutschland und am einträglichsten in Sachsen, Franken und am Mittelrhein. Der Walnußbaum ist über ganz Deutschland verbreitet, am meisten im Westen; echte Kastanie und Mandel sucht die wärmsten Gegenden auf und, nächst der Pfirsiche und Aprikose, vorzugsweise das geschützte Oberrheinthal u. s. w.
Der Weinbau (1892: 118300 ha) wird betrieben bis zu einer nördl. Grenzlinie von Trier [* 21] das Moselthal entlang, nordwärts bis Köln, [* 22] dann südlich gebeugt zum Mainthale, nördlich springend zur untern Saale (Naumburg [* 23] und Weißenfels), [* 24] selbst vorgeschoben bis nach Potsdam [* 25] und dann südlich geneigt nach Niederschlesien, und mit seinem Produkt im größten Rufe stehend am Rhein, an der Mosel, in Schwaben und Franken; Naumburg a. d. S. und Grünberg [* 26] verkaufen viel Tafeltrauben. 1892 betrug die Weinernte in Preußen [* 27] 225409 hl, 1891 nur 103263 hl. Die Gesamternte in Deutschland (s. Tabelle, S. 125 b) beträgt in mittelguten Jahren etwa 1 Mill., in guten Jahren 1½-2 Mill. hl. Die Einfuhr betrug (1892) 48,0 Mill. M., die Ausfuhr 19,8 Mill. M. Durch die in neuerer Zeit gesteigerte Fabrikation von Schaumweinen ist die Einfuhr franz. Schaumweine sehr zurückgegangen.
Der Tabakbau findet sich auf einem schmalen Streifen in Baden zwischen Rhein und Schwarzwald, greift im Norden dieses Bezirks nach dem Elsaß hinüber und gewinnt in der Pfalz größere Ausdehnung. [* 28] Ein anderer größerer Bezirk befindet sich in der Mark Brandenburg, in den Ausläufern des Oderbruchs. Im Erntejahr 1892/93 ernteten im deutschen Zollgebiet 145145 Tabakpflanzer auf 14730 ha (auf 1 Pflanzer kamen 10,15 a) 30350 t (2,06 t auf 1 ha) im Bruttowerte (nach Abzug der Steuer) von 13,442 Mill. M. (800 M. auf 1 ha); der mittlere Preis einer Tonne trockner Tabaksblätter betrug einschließlich Steuer 800 M. Die Gesamtproduktion von Rohtabak in fabrikationsreifem Zustande betrug (1892/93) im Zollgebiet 24280 t, eingeführt in den freien Verkehr wurden 49745 t, zusammen 74025 t; nach Ausfuhr von 1394 t blieben zur Verarbeitung 72631 t.
In enger Beziehung mit dem erfolgreichen Betriebe des Ackerbaues, in mehrern Gegenden (an der fries. Küste, in höhern Gebirgs-, zumal Alpenlandschaften u. s. w.) aber auch selbständig gepflegt, steht die Viehzucht [* 29] als ein wahrer Nationalreichtum Deutschlands da und wird in einzelnen Zweigen von keinem andern Lande übertroffen. Am ausgezeichnetsten ist die Zucht der Pferde [* 30] in Ost- und Westpreußen, [* 31] in Mecklenburg, [* 32] Holstein und Hannover; die des Rindviehs in den fetten Marschländern der Nordsee, im Vogtlande und Franken und in den Alpenlandschaften.
Die Schafzucht ist im Rückgange begriffen, liefert jedoch noch vortreffliche Wolle in Sachsen, demnächst Schlesien und Brandenburg, [* 33] während die Landschafe und Heidschnucken Lüneburgs viel, aber harte Wolle geben. Die Gewinnung von Wolle hat mit der verminderten Aufzucht von Schafen abgenommen. Von Rohwolle wurden (1892) 159052 t (251,5 Mill. M.) ein- und 7624 t (19,1 Mill. M.) ausgeführt. Die Schweinezucht steht im höchsten Rufe in Westfalen, [* 34] demnächst in einzelnen Gegenden Mecklenburgs, Pommerns, auch Bayerns und in der preuß. Provinz Sachsen.
Ziegen in größerer Anzahl werden gepflegt in den Alpengegenden und einigen Bergländern, Maultiere und Esel im allgemeinen wenig, und dann mehr im Süden als im Norden. Am wurden im Deutschen Reiche gezählt: 3836256 Pferde, 17555694 Stück Rindvieh, 13589612 Schafe, [* 35] 12174288 Schweine [* 36] und 3091287 Ziegen, mithin kamen damals auf je 100 ha 7,1 Pferde, 32,5 Stück Rindvieh, 25,1 Schafe, 22,5 Schweine und 5,7 Stück Ziegenvieh, aus je 100 E.: 7,8;
35,5;
27,5;
24,6;
6,2 Stück. Der auswärtige Handel mit lebendem Vieh (in Stück) betrug:
Lebendes Vieh | Einfuhr 1880 | 1892 | Ausfuhr 1880 | 1892 |
---|---|---|---|---|
Pferde | 59722 | 82055 | 17960 | 8895 |
Stiere und Ochsen | 16707 | 50775 | 65866 | 5557 |
Kühe | 53415 | 135487 | 49826 | 3221 |
Kälber | 25664 | 14291 | 59391 | 2623 |
Jungvieh | 34294 | 76429 | 45221 | 5728 |
Schafe | 173677 | 13852 | 1256584 | 321950 |
Schweine | 1104321 | 861253 | 438724 | 4853 |
Spanferkel | 168495 | 126460 | 29225 | 2332 |
Butter wurde 1880 für 7,5 Mill. M., 1892 für 10,3 Mill. M. eingeführt, für 21,2 Mill. M. bez. ¶
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15,0 Mill. M. ausgeführt. Bei Käse stieg die Einfuhr von 4,9 auf 11,5 Mill. M., die Ausfuhr fiel von 5,2 auf 1,4 Mill. M.
Der Federviehzucht widmet der deutsche Landmann große Aufmerksamkeit, und berühmt ist die pommersche Spickgans im Norden wie der welsche Hahn [* 38] und Kapaun im Süden. Die Einfuhr von Eiern hat sich von 1880 bis 1892 fast verfünffacht; sie stieg von 14,7 Mill. M. auf 70,9 Mill. M. Die Eier [* 39] kommen meist aus Böhmen, [* 40] Galizien, Ungarn und Polen; ein großer Teil wird durch die Fabrikation von Albuminpapier (Dresden) [* 41] und Leder verbraucht. Die Pflege der Seidenraupe geschieht spärlich; die Bienenzucht [* 42] (1883: 1911748, 1892: 2034479 Stöcke) ist nur noch in den nordwestl. Heidestrecken von Bedeutung; 1892 wurden für 1,9 Mill. M. Honig eingeführt.
Forstwirtschaft. Mit der Ausdehnung des Ackerbaues sind die Wälder Deutschlands immer mehr gelichtet worden und bedecken durchschnittlich noch den vierten Teil der Bodenfläche. Am waldreichsten sind die Provinz Hessen-Nassau [* 43] (40 Proz.), Baden (34), Bayern (33), Sachsen (29), Württemberg (28), Königreich Preußen (23), Provinz Hannover (15), Pommern [* 44] (18). 1883 waren 13900612 ha bestanden mit Forsten und Holzungen, darunter 4800055 ha Laubholz (2043132 ha Buchen, 486913 ha Eichenhoch-, 433000 ha Eichenschälwald), 9100557 ha Nadelholz (5921518 ha Kiefern und Lärchen, 3132985 ha Fichten und Tannen).
Von der gesamten Waldfläche sind etwa 33 Proz. Staats- und Kronforsten, 15 Proz. Gemeinde-, 4 Proz. Stiftungs- und Genossen-, 48 Proz. Privatforsten. Ausgedehnte waldlose Ebenen sind im nordwestl. Deutschland. Von den deutschen Hauptholzarten nimmt die Eiche heute nur beschränkten Raum ein; über das ganze Gebiet, mit Ausnahme der höhern Gebirgslagen, zerstreut, findet sie sich als Hochwald vorzüglich im nördlichen und westlichen, als Schälwald besonders im westl. und mittlern Deutschland.
Die Buche erstreckt sich von den Küsten der Ostsee über das ganze, vorzugsweise über das westl. Gebiet, steigt im Gebirge höher als Eiche, hat aber vielfach dem Nadelholz weichen müssen. Die Kiefer ist besonders verbreitet im norddeutschen Tiefland, während die Fichte [* 45] ihre eigentliche Heimat im Gebirge hat. Im Schwarzwald, namentlich in den Vogesen, nimmt die Stelle der letztern die Weißtanne ein. Die nördl. Bruchgegenden sind in geringer Ausdehnung Heimat der Schwarzerle.
Die überall zerstreut vorkommende Birke ist hauptsächlich Baum des nordischen Tieflandes. In den südl. Gebirgen, namentlich in den Alpen, [* 46] tritt vielfach die Lärche auf, an den milden Hängen des Schwarzwaldes und im Elsaß findet sich die gute Kastanie. Die Wälder sind meistens reich an Beeren aller Art, namentlich Heidel- und Preißelbeeren, deren Einsammeln vielerorts eine lohnende Erwerbsquelle der ärmern Bevölkerung [* 47] bildet; an nahrhaften Pilzen, u. a. Steinpilzen, fehlt es, namentlich in Buchenwäldern, nirgends. Während früher mehr die rohen Stämme als Nutzholz ausgeführt wurden, werden dieselben jetzt meist an Ort und Stelle zugerichtet und gehen als Halb- oder Ganzfabrikate fort. Es wurden 1880 ausgeführt 462048 t rohes, 365088 t gesägtes Bau- und Nutzholz und 187943 t Brennholz, 1892 dagegen nur 194082 t, 85257 t und 112832 t. Die Forstkultur ist ausgezeichnet; dieselbe verdankt Deutschland ihre erste wissenschaftliche Bearbeitung.
Jagd und Fischerei. [* 48] Unter den wilden Säugetieren findet sich der Bär nur in den Alpen, der Wolf ebendaselbst und als Überläufer von den Ardennen auf dem westniederrhein. Schiefergebirge; beide sind Gegenstand hartnäckiger Verfolgung. Die in Deutschland auch oft als beiläufige Liebhaberei betriebene Jagd hat zum Ziele überall Rehe, Hirsche, [* 49] Hasen, wilde Kaninchen, [* 50] wilde Schweine und Füchse, Gemsen in den Alpen, sehr selten den dortigen Steinbock, den Luchs noch in einzelnen Sudetenteilen, während man dem Marder, [* 51] Wiesel, [* 52] Dachs und dem Fischotter [* 53] fast überall, dem Hamster aber besonders nur in Thüringen und den Harzgegenden nachstellen kann. Die Ufer der vielen Seen und Flüsse, [* 54] die Wälder und bebauten Felder sind Wohnsitze verschiedener Vogelarten. Lämmergeier und Steinadler kommen nur in den höhern Alpen vor; Rebhühner, Schnepfen, Drosseln, Wachteln, Lerchen finden sich überall; Trappen, Störche, wilde Gänse und Enten [* 55] lieben die nördl. Ebenen. Eine große Vogelschar verläßt Deutschland im Winter.
Der frühere Reichtum der deutschen Gewässer an Fischen hat infolge der Verunreinigung der laufenden Gewässer und der Raubfischerei erheblich abgenommen; doch soll diesen Übelständen durch ein in den letzten Jahren erlassenes Fischereigesetz sowie durch künstliche Fischzuchtanstalten (z. B. in Hüningen) abgeholfen werden. Der Fang von Seefischen, deren Konsum ständig zunimmt, sowie der Heringsfang beschäftigt viele Hände an der Nord- und Ostsee; weit versendet wird der Helgoländer Hummer, der Hainburger Schellfisch, die Bremer und Lüneburger [* 56] Bricke.
Bekannt ist der Stör und Wels der Elbe, der Lachs des Rheins, der Weser und Elbe, der Aal Pommerns und der Spree;
Hechte, Schleien und Karpfen fast überall;
die Forelle der Gebirgsflüsse und Bäche, selbst die Muräne einiger Pommerscher Seen u. s. w. Austern liefert Schleswig; [* 57]
Perlenmuscheln finden sich in mehrern deutschen Flüssen.
Eingeführt wurden (1892) für 13,7 Mill. frische, für 3,8 Mill. M. geräucherte, gesalzene und getrocknete Fische, [* 58] und für 28 Mill. M. Heringe, ausgeführt für 5,8 Mill. M. Fische überhaupt.
Bergbau, [* 59] Salinen-und Hüttenwesen. (Hierzu: Karte der Industrie, der Bergwerks- und Hüttenproduktion im Deutschen Reich.) Der Bergbau beschäftigt viele Menschen und bietet der Industrie großes Material. Gold [* 60] wird nur in geringer Menge (1892: 3859 kg = 10736000 M.), Silber vielleicht mehr als irgendwo in Europa [* 61] gewonnen (489350 kg = 57229000 M.), namentlich im Harz (56396 kg = 6678871 M.), im sächs. Erzgebirge (94830 kg = 11103000 M.), Oberschlesien (Tarnowitz [* 62] 8477 kg = 1006000 M.), Hannover (49342 kg = 5837022 M.); Zinn (1892: 684,051 t = 1239892 M.), namentlich in Sachsen im Erzgebirge. An Blei [* 63] ist Überfluß (1892 Blockblei: 97742 t = 20,547 Mill. M.), vorzüglich in der Provinz Rheinland (41,5 Mill. kg = 8642700 M.), in Oberschlesien (18,3 Mill. kg = 3525700 M.), Hessen-Nassau (14,1 Mill. kg = 3292200 M.) und Königreich Sachsen (6,8 Mill. kg = 1517500 M.). Kupfer [* 64] ist vielfach verbreitet (1892 Blockkupfer: 24781 t = 24,758 Mill. M.) und wird am meisten gewonnen im Oberbergamtsbezirk Halle [* 65] (15686 t = 15,773 Mill. M.), in den übrigen preuß. Hütten [* 66] 5873 t = 5762000 M. u. s. w. Am ausgedehntesten ist die Ausbeute an Roheisen (1892: 4937461 t = 229,296 Mill. M.), besonders ausgezeichnet in ¶