Souvenirs du général Jarras, chef d'État-major général de l'armée
du Rhin, 1870 (Par. 1892). - Verzeichnisse der über den
Krieg veröffentlichten
Schriften finden sich in der «Militärlitteraturzeitung»
(Berlin)
[* 6] und im 12. Jahrgange der «Zeitschrift des Königlich
[* 7]
PreußischenStatistischenBureaus». Die
Verluste sind deutscherseits
den für alle Kontingente veröffentlichten amtlichen Verlustlisten zu entnehmen sowie dem Werke: Engel,
Verluste der deutschen
Armeen im
Kriege gegen
Frankreich 1870/71 (Berl. 1872).
Genossenschaft, eine der
Sprachgesellschaften des 17. Jahrh., die von Philipp von Zesen (s. d.)
zu
Hamburg
[* 9] gestiftet wurde, zerfiel in die
Rosen-,
Lilien-, Näglein- und Rautenzunft, nahm auch Frauen
auf und erlosch bald nach 1705 ohne nachhaltige Wirkung.
Ihr
Gründer setzte sich und ihr die
Reinigung der Muttersprache von
allen fremden
Ausdrücken zum Ziel, aber ohne
Maß und
Geschmack, sodaß er durch Lächerlichkeit sich selbst den Erfolg untergrub.
Rechtspartei, gewöhnlich
welfische Partei genannt, die in Hannover
[* 10] gegründete Partei, welche als ihr Ziel, das sie nur durch gesetzliche
Mittel zu erreichen sucht, die Wiederherstellung des
Königreichs Hannover unter der welf.
Dynastie betrachtet.
Die Partei ist gegenwärtig (1894) durch 7 Mitglieder im
Reichstag
vertreten, von denen vier Hospitanten der Centrumsfraktion sind.
die
Anhänger einer Reformbewegung in der kath.
KircheDeutschlands,
[* 11] die sich
in der Zeit des immer stärker auftretenden
Romanismus an verschiedenen Orten erhob, um schließlich mit der prot.
Reformpartei
in den
Freien Gemeinden zusammenzugehen und zu erlöschen. Eine Anzahl Katholiken in Schneidemühl,
[* 12] überzeugt, daß die
Lehre
[* 13] Jesu und seiner
Apostel die
Lehren
[* 14] der röm. Priester ausschließe, gründete 1844 eine Christkatholische
Gemeinde.
Sie erklärten die
Bibel
[* 15] für die einzige
Quelle
[* 16] des christl.
Glaubens, verwarfen
Cölibat, Fegfeuer und päpstl. Herrschaft,
hielten aber fest an dem Dogma der
Trinität, den sieben
Sakramenten und der
Messe und wählten den Priester
Czerski (s. d.),
der sich von der röm.
Hierarchie losgesagt hatte und in den Ehestand getreten war, zu ihrem Pfarrer (1844).
Um diese Zeit setzte Joh. Ronge (s. d.)
Schlesien
[* 17] und das kath.
Deutschland
[* 18] in Aufregung durch seinen energischen
Protest gegen
die
Ausstellung des
Heiligen Rockes (s. d.) in
Trier
[* 19] und das «Götzenfest» daselbst.
Allerorten erhob sich der nationalgesinnte Klerus und der aufgeklärte Laienstand. In
Breslau
[* 20] bildete
sich (1845) eine große Deutschkatholische Gemeinde, die den inzwischen exkommunizierten Ronge zu ihrem Pfarrer berief
und
mit allen altkirchlichen Überlieferungen zu brechen entschlossen war. Sie stellte der
Heiligen Schrift die
Vernunft zur Seite
und forderte eine von jeder
Autorität freie
Auslegung der
Bibel. AnStelle des apostolischen
Symbols setzte
sie ein neues
Bekenntnis, das den zweiten
Artikel gänzlich umgestaltete und alle dem modernen
Denken anstößigen Punkte beseitigte.
Infolge von Ronges Agitationsreisen entstanden zahlreiche andere deutschkath. Gemeinden, die noch 1845 zu
Leipzig
[* 21] ein
Konzil
abhielten, auf dem
Czerski die strengere Kirchengläubigkeit und das apostolische
Bekenntnis samt der
Lehre
von der Gottheit Christi vertrat. Die Mehrheit huldigte rationalistischen
Anschauungen, wie sie in
Breslau zur
Anerkennung gekommen
waren, doch unter Festhalten an der
Heiligen Schrift und an dem
Glauben an
JesusChristus. Dieser dogmatische Gegensatz führte
zu Kämpfen zwischen
Czerski und Ronge, die erst später beigelegt wurden.
Inzwischen wuchs die Zahl der Deutschkatholiken von
Tag zu
Tag; auch
AntonTheiner (s. d.) schloß sich vorübergehend an.
In
Österreich
[* 22] und
Bayern
[* 23] verboten und ausgewiesen, fanden sie in
Preußen
[* 24] Duldung. Man betrachtete die
Bewegung vielfach als
den Anfang zur Wiedergeburt der kath.
Kirche. Diese selbst aber hatte für die Rongesche Sekte nur
Bann
und Fluch und bot alles auf, ihr Fortschreiten zum Stillstand zu bringen. Ende 1846 zählte man 100000 Deutschkatholiken, davon
die Hälfte in
Schlesien. Das zweite 1847 zu
Berlin abgehaltene, 157 Gemeinden umfassende
Konzil gab den Einzelgemeinden große
Unabhängigkeit, den Frauen
Stimmrecht und dem
Kultus eine überaus einfache Gestalt.
Das Jahr 1848 schien der neuen, auch von
Protestanten willkommen geheißenen
Kirche günstig zu sein; aber unter den
Stürmen
der Revolution erkaltete das religiöse Interesse. Ronge, als Abgeordneter der
Demokratie, protestierte gegen die
Wahl eines
Reichsverwesers als Volksverrat, Prediger Dowiat erklärte die socialpolit. Zwecke für die Hauptsache der Deutschkatholiken. Die 1850 vollzogene
Verschmelzung mit den
Freien Gemeinden (s. d.) auf dem
Grund voller Selbständigkeit der Einzelgemeinde überantwortete den
Deutschkatholicismus der Reaktion. In
Österreich wurde den Freichristlichen Gemeinden die
Anerkennung entzogen, in
Bayern wurden
sie als polit.
Gesellschaften geschlossen, in
Preußen jede Unterstützung aus Kommunalmitteln verboten, da es sich nur um einen
auf den Umsturz der bürgerlichen und socialen Ordnung gerichteten polit.
Verein handle. Manche ihrer Prediger wurden ausgewiesen,
Ronge lebte als Flüchtling in
London,
[* 25] und die Gemeinden verfielen nicht ohne eigene Schuld. 1863 sammelten Ronge und
Czerski
die Trümmer derselben in dem Religiösen
Reformverein. Nur einige deutschkath. Gemeinden haben sich lebensfähig
erwiesen und bis jetzt erhalten. 1890 zählte man im
DeutschenReiche 5714 Deutschkatholiken. -
Vgl. Ed.
Bauer, Geschichte der Gründung und
Fortbildung der deutsch-kath.
Kirche
(Meiß. 1845);
Kampe, Wesen des Deutschkatholicismus (Tüb. 1850);
ders., Geschichte der
religiösen
Bewegung der neueren Zeit (Bd. 4: Geschichte des Deutschkatholicismus
und freien
Protestantismus in
Deutschland und Nordamerika,
[* 26] Lpz. 1860).
Partei in
Deutschland, die auf einer in
Frankfurt
[* 27] a. M. abgehaltenen Versammlung
mit dem Zwecke gegründet wurde, die Sammlung der konservativen Elemente aller verschiedenen Schattierungen
¶
0113a
¶
mehr
zunächst in Preußen, dann weiter im ganzen Reiche zu versuchen. Das von 27 Parteimitgliedern unterschriebene Programm formuliert
die Grundsätze der Partei in sechs Punkten dahin:
1) Ausbau der deutschen Einheit auf dem Boden der Reichsverfassung unter Wahrung der berechtigten Selbständigkeit der einzelnen
Staaten;
2) Stetigkeit der Entwicklung des öffentlichen und privaten Rechts durch Festhalten an den geschichtlichen
Grundlagen;
3) Stärkung der Regierungsgewalt auf monarchischer Grundlage, Beteiligung der Nation an der Gesetzgebung und Selbstverwaltung
der kommunalen Verbände nicht auf Grund des allgemeinen Wahlrechts, sondern auf Grund der organischen Gliederungen des Volks;
4) Forderung der christlich-konfessionellen Volksschule, Verurteilung des «Kulturkampfs» und Regelung der
kirchlich-polit. Verhältnisse durch Gesetz, aber ohne Gewissenszwang und ohne Übergriffe auf das Gebiet des innern kirchlichen
Lebens;
5) Bekämpfung der Begünstigungen des Großkapitals, gerechte Würdigung der landwirtschaftlichen und kleingewerblichen Verhältnisse,
insbesondere Revision des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz und der Gewerbeordnung;
6) Bekämpfung der Socialdemokratie durch gesetzlichen Schutz der redlichen Arbeit gegen Ausbeutung auf dem
Wege einer wirksamen Fabrikgesetzgebung. Im Reichstage zählte die Deutschkonservative Partei unmittelbar nach ihrer Konstituierung 40 Mitglieder; 1884 stieg
sie auf 76, 1887 auf 80 Mitglieder, sank 1890 auf 71 und 1893 einschließlich der Hospitanten auf 68 Mitglieder, welche Zahl
sich bis März 1894 durch Austritte auf 63 verminderte. Die Mitgliederzahlen im preuß. Abgeordnetenhause
waren 1882: 130, 1885: 136, 1888: 130, 1893: 142. Die Gegensätze zwischen einem rechten und linken Flügel der Partei, die
zum Teil auf die ursprüngliche Zusammensetzung derselben zurückgehen, führten, nachdem der namentlich von der Kreuzzeitung
vertretene rechte Flügel die Oberhand gewonnen hatte, auf dem sog. Tivoliparteitag
zu Berlin zu einer Revision des Parteiprogramms und Aufnahme einer antisemit. Erklärung in dasselbe.