Schäfer, im «Centralblatt der Bauverwaltung», Jahrg.
1884; Wendt, Die Germanisierung der
Länder östlich der
Elbe
(Teil 1: 780-1137,
Liegnitz
[* 3] 1884;
Teil 2: 1137-81,
ebd. 1889);
[* 4]Union oder die Gesellschaft der 22 verbündeten
Männer, der von
Karl Friedr.
Bahrdt (s. d.)
errichtete
Bund, gestiftet und geleitet durch anonyme
Briefe nach dem
TodeFriedrichs d. Gr. von
Preußen
[* 11] in der angeblichen
Absicht,
dem wachsenden Obskurantismus entgegenzuwirken;
er löste sich auf, als bekannt wurde, wer der
Gründer sei, und brachte diesen
in Untersuchung und längere Haft. -
Vgl. MehrNoten als
Text oder die der Deutsche Unionder Zweiundzwanziger (Lpz. 1789).
Redacteur des
Blattes, das, 1862 in
Hamburg
[* 13] gegründet, ursprünglich nur
«Wespen»
hieß und früher vorwiegend die politische, später mehr die gesellschaftliche Satire pflegte, ist seit der
Begründung desselben
Jul.
Stettenheim (s. d.).
Stadt im
Kreis
[* 14] Rosenberg des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder,
[* 15] 24 km südöstlich
von Rosenberg, in 105 m Höhe, am
Ausfluß
[* 16] der Eilenz aus dem Geserichsee, in der Nähe des Oberländischen
Kanals oder der sog.
Schiefen Ebenen, die die
Gewässer der preuß. Seenplatte mit dem über 100 m tiefer liegenden Drausensee
und vermittelst desselben mit
Elbing
[* 17] verbinden und zu den merkwürdigsten Wasserbauten der neuern Zeit gehören, sowie an den
Linien
Schneidemühl-Thorn-Insterburg der
Preuß.
Staatsbahnen
[* 18] und der Marienburg-Mlawaer Eisenbahn (2
Bahnhöfe),
[* 19] in waldiger Gegend, ist Sitz des Kommandos der 72. Infanteriebrigade,
hat (1890) 5701 (3460 männl., 2241 weibl.) E., darunter 902 Katholiken und 134 Israeliten, in
Garnison (1579 Mann) das 1. und 2.
Bataillon des 44. Infanterieregiments
GrafDönhoff, die 3. Eskadron
des 5. Kürassierregiments
HerzogFriedrich Eugen von
Württemberg
[* 20] und die reitende
Abteilung des 35. Feldartillerieregiments,
Post erster
Klasse mit Zweigstelle,
Telegraph,
[* 21]
Amtsgericht (Landgericht
Elbing), Warendepot der Reichsbank,
Vorschuß- und Kreditverein;
Dampfschneidemühlen,
Sprit- und Essigfabriken, Bierbrauereien, Schiffahrt und
Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, Holz,
[* 23]
Spiritus
[* 24] und Fischen.
Kriegvon1870 und 1871. Der Ausgang des
DeutschenKrieges von 1866 erregte in
Frankreich bittern
Neid und das Verlangen der
Franzosen, auf irgend welche
Weise schadlos gehalten zu werden. Die Fehlgriffe der Politik Napoleons
III. in der Unternehmung nach Mexiko
[* 25] und in der luxemburgischen Frage 1867 schürten die
Preußen feindliche
Stimmung im franz.
Volke, das schließlich ungestüm die Demütigung seines sich kraftvoll entwickelnden östl.
Nachbarn verlangte.
Der Übermut der franz.
Armee, das heimliche Schüren der kath. Geistlichkeit und das
Treiben einer Hofpartei, an deren
Spitze
die Kaiserin Eugenie stand, verbreiteten mehr und mehr das Verlangen nach
Krieg. Napoleon wünschte den
Krieg bei weitem nicht in demselben
Grade, als die ihn drängenden Elemente, konnte aber auf die
Dauer den kriegerischen Gelüsten
der Nation nicht widerstehen. Militärisch glaubte man in
Frankreich auf einen
Krieg gegen
Preußen sehr gut vorbereitet zu
sein, man vertraute auf die Chassepotgewehre und die
Mitrailleusen, sowie auf Bundesgenossen, die freilich
erst durch
Siege zum Beitritt gewonnen werden sollten.
Ein Vorwand zum
Kriege war gefunden, als anfangs Juli 1870 die Kandidatur des
ErbprinzenLeopold von Hohenzollern auf den span.
Königsthron bekannt wurde.
Frankreich beanstandete diese Kandidatur, obgleich dieser Fürst der Napoleonischen
Dynastie viel näher verwandt war als derjenigen der preuß. Könige. Der
Erbprinz verzichtete infolge dessen 12. Juli auf die
span. Königswürde. Nun verlangte aber die franz. Regierung
durch ihren Gesandten
Benedetti in Ems
[* 26] vom König Wilhelm von
Preußen eine Erklärung, daß er eine Erneuerung der Hohenzollernschen
Kandidatur niemals gestatten werde.
Der König wies diese in aufdringlicher
Weise vorgebrachte Zumutung mit Würde und Festigkeit
[* 27] zurück und verließ Ems, um
in
Berlin die Maßregeln für den
Krieg, der in
Paris
[* 28] unzweideutig in Aussicht gestellt war, zu treffen. Auf dem Bahnhofe zu
Brandenburg
[* 29] erhielt der König die Nachricht von der in der franz.
Kammer an demselben
Tage(15. Juli) abgegebenen Erklärung des Ministers,
Herzogs von Gramont, der Bewilligung der Kreditforderung
für
Armee und Flotte, sowie der Einberufung der nächsten
Altersklasse und der gesamten Mobilgarde. König Wilhelm befahl
nun die Mobilmachung der gesamten norddeutschen
Armee.
Am16. Juli trat derBundesrat zusammen und erklärte sich mit den Eröffnungen des Kanzlers völlig einverstanden.
Zum 19. wurde der
Reichstag berufen und vom König mit einer durch edle Würde und Mäßigung ausgezeichneten
Thronrede eröffnet.
Unmittelbar nach der Feierlichkeit empfing
GrafBismarck die franz. Kriegserklärung, deren Mitteilung in der sogleich folgenden
ersten Sitzung desReichstags mit Jubel aufgenommen wurde. Auch in Süddeutschland stammte das deutsche
¶
mehr
Nationalgefühl mächtig auf; alle bisherige Parteiung war bei dem Gewaltschritte Frankreichs plötzlich verstummt. Die süddeutschen
Fürsten befahlen die Mobilmachung ihrer Truppen, der König von Bayern
[* 31] schon 16. Juli, ebenso der Großherzog von Baden,
[* 32] der König
von Württemberg17. Juli. So war die gesamte deutsche Heereskraft vertragsmäßig unter dem einheitlichen Oberbefehl
des Königs von Preußen gegen den Feind aufgeboten. Napoleon hatte erwartet, daß die süddeutschen Staaten neutral bleiben
würden. Durch das einmütige Zusammenstehen von ganz Deutschland hatte er eine Macht zu bekämpfen, der die seinige, die
nicht einmal die des Norddeutschen Bundes erreichte, durchaus nicht gewachsen war.
Die Mobilmachung der deutschen Heere geschah planmäßig, d. h. man ließ sich Zeit, durch Einberufung
der Reserven und durch weitere Aushebung von Pferden die Truppenteile auf die volle Kriegsstärke zu bringen. Erst nachdem das
vollendet, wurde der Aufmarsch an der Grenze vollzogen.
Die Kriegsmacht Deutschlands
[* 33] betrug: in erster Aufstellung zu den Operationen 447000 Mann, in Deutschland
als erste Reserve zum Nachrücken bereit 188000 Mann, als zweite Reserve 160000 Mann Landwehr und 226000 Mann Ersatztruppen,
im ganzen 1021000 Mann. Die größte Effektivstärke des deutschen Heers betrug und zwar gegen Ende des Krieges
mit Einschluß der Ärzte und Beamten 1350787 Mann, von denen auf franz. Boden 464221 Mann Infanterie, 55562 Reiter
und 1674 Geschütze
[* 34] an Feldtruppen, sowie 105072 Mann Infanterie, 5681 Reiter und 68 Geschütze an Besatzungstruppen standen.
Das deutsche Heer war dem französischen fast in jeder Hinsicht überlegen; jedoch stand das Zündnadelgewehr und das umgeänderte
bayr. Gewehr hinter dem Chassepotgewehr weit zurück. Durch die vortreffliche
Heeresorganisation war die ganze Volkskraft zur unerschöpflichen Quelle
[* 35] des Ersatzes für das Heer geworden, dem immer nur
vollständig ausgebildete Mannschaften zugeführt wurden;
gute Militärschulen, das Institut der Einjährig-Freiwilligen und
die Einführung von Reserveoffizieren sorgten für den Ersatz des Offizierkorps und bewirkten eine umsichtige Führung auch
der kleinsten Abteilungen im Gefecht;
die Feldverwaltung war nach den Erfahrungen von 1866 auf das zweckmäßigste
eingerichtet;
der Generalstab stand auf der Höhe seiner Bestimmung;
vor allem aber war es die meisterhafte obere Heeresleitung,
die den Sieg in einer beispiellosen Weise an die deutschen Fahnen fesselte, und die feste, umsichtig vorbereitete Politik des
Bundeskanzlers, welche fremde Einmischung fern hielt und die Waffenerfolge ausnutzte.
Außerdem stand in Norddeutschland unter GeneralVogel von Falckenstein eine starke Reservearmee.
Anders gestalteten sich die Verhältnisse in Frankreich. Napoleon hatte sich mit dem Plane einverstanden erklärt, möglichst
schnell eine starke Armee in Süddeutschland einfallen zu lassen, auf dessen Abfall er rechnen zu dürfen glaubte. Wenn dies
geschehen, hoffte man französischerseits auch Österreich
[* 40] und sogar Italien
[* 41] zu einem Bündnis gegen den
Norddeutschen Bund veranlassen zu können. Die treue Haltung der süddeutschen Staaten und die raschen Waffenerfolge auf deutscher
Seite vereitelten die Napoleonischen Pläne.
Die natürlichen Versammlungspunkte der Franzosen waren Metz
[* 42] und Straßburg.
[* 43] Bei Metz glaubte der Kaiser 150000, bei Straßburg 100000
Mann zusammenziehen zu können, um mit ihnen den Rhein zu überschreiten und sie auf dem rechten Ufer
zu vereinigen. Im Lager
[* 44] von Châlons sollte eine Reservearmee von 50000 Mann sich versammeln, außerdem beabsichtigte man
den Dänen ein Landungskorps von 30000 Mann zu Hilfe zu senden, da man auf ihre Hilfe mit Sicherheit zählte.
Kein einziger Teil dieses Operationsplans kam zur Ausführung. In aller Hast wurden die auf dem Friedensstande befindlichen
franz. Truppen nach Metz und Straßburg geworfen. Hier aber mußten sie vorläufig unthätig bleiben, da sie hier ihre Mobilmachung
zu vollenden hatten, die sich sehr unregelmäßig vollzog. Die franz. Reservisten mußten
erst den Ort aufsuchen, wo sich das Depot ihres Truppenteils befand, hier wurden sie eingekleidet und
ausgerüstet, dann erst suchten sie ihre Regimenter auf, deren augenblicklicher Aufenthaltsort meist nur sehr unbestimmt
angegeben werden konnte.
Alles das geschah in übereilter Weise. Von den 8 franz. Armeekorps, welche die Ordre de bataille aufstellte, war
nur das 2. im Lager von Châlons unter General Frossard bereits versammelt, es wurde alsbald nach der Grenze transportiert
und 22. Juli bis westlich von Saarbrücken vorgeschoben. Hier stand ihm nur eine schwache preuß.
Truppenabteilung gegenüber, die aber in sehr geschickter Weise den Gegner über die eigenen Absichten völlig täuschte.
Frossard unternahm nichts Ernstes. Das 3. Armeekorps (Bazaine) folgte nach St. Avold, das 5. (Failly) nach Saargemünd, das 4. (Ladmirault)
nach Thionville, die Garden nach Metz, das 1. Armeekorps (Marschall Mac-Mahon) nach Straßburg, das 7. (Felix Douay) nach Belfort,
[* 45] das 6. (Marschall Canrobert) nach dem Lager von Châlons.
Bei der Aufstellung der Ordre de Bataille der beiden sich gegenüberstehenden Heere treten folgende grundsätzliche
Verschiedenheiten hervor. Die Deutschen gaben jeder Infanteriedivision ein leichtes Kavallerieregiment bei und bildeten aus
den überschießenden Regimentern selbständige Kavalleriedivisionen, die bis auf diejenigen der Garde und des 12. Armeekorps
von Beginn des Krieges an der obersten Heeresleitung unterstellt waren, während die Franzosen jedem Armeekorps
eine Kavalleriedivision beigaben und nur einzelne Schwadronen auf bestimmte Zeit zu den
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