Inhalt, und ebenfalls ist
Brahms im Gebiet der instrumentalen
Kammermusik derjenige, dessen
Kompositionen am meisten geschätzt
und auch von andern am eifrigsten nachgeahmt werden.
Langhans, Die Geschichte der
Musik des 17., 18. und 19. Jahrh. Im chronol.
Anschlusse an die Musikgeschichte von
Ambros (2 Bde., Lpz. 1883‒87).
Von
Encyklopädien sind hervorzuheben die von Gerber (4 Bde.,
ebd. 1812‒14),
Schilling (7 Bde., Stuttg. 1834‒42),
Bernsdorf (3 Bde., mit Nachtrag,
Dresd. und Offenb. 1856‒61), H. Ch.
Koch, in 2. Aufl. von Dommer (Heidelb. 1865), Gathy (3. Aufl.,
Berl. 1871), Schuberth (10. Aufl., Lpz. 1877),
Paul (2 Bde., ebd. 1873),
Riemann (4. Aufl., ebd. 1893), vor allen das Musikalische
Konversations-Lexikon,
begründet von Mendel, vollendet von Reißmann (11 Bde., 2. Aufl.,
nebst Ergänzungsband, Berl. 1880‒83). –
Vgl. auch H. Kretzschmar,
Über den
Stand der öffentlichen Musikpflege in
Deutschland
(Lpz. 1881).
[* 3]Mythologie, die Wissenschaft von den religiösen
Vorstellungen und Gebräuchen der heidn.
Deutschen, ferner von den in
Sitte und Sage, im
Märchen und
Volksliede fortlebenden Versinnlichungen der Erscheinungen in der
Natur und der Eindrücke, die die Vorgänge des Lebens in der Seele der
Menschen zurücklassen.
Die letztern sind unsern
Vorfahren und uns mit vielen Völkern der Erde gemeinsam (vgl.
Tylor, Die Anfänge
der Kultur, Lpz. 1873). Aus ihnen heraus hat sich schon in uralter Zeit ein Seelenglaube und Seelenkult,
später ein Dämonenglaube und Dämonenkult und endlich der Götterglaube und Götterkult entwickelt. Man spricht infolgedessen
von drei verschiedenen Mythenperioden, von denen die ältern jedoch in den jüngern noch fortleben. Zur
Zeit der ältesten
Berichte über unsere
Vorfahren finden wir den Götterglauben in voller Entfaltung; dieser wurde besonders
durch das
Christentum gebrochen, während Seelen- und Dämonenglaube in
Aberglauben,
Sitte, Sage
und
Märchen nach wie vor fortlebte
und teilweise christl. Gewand annahm. In welche Zeit die Anfänge des Götterglaubens zu
setzen sind, ist schwer zu entscheiden.
Die ersten scheinen einer Zeit anzugehören, in der alle indogerman.
Stämme noch vereint waren. Sicher ist, daß die
Germanen
vor ihrer
Trennung in einzelne
Stämme gemeinsam dieselben Hauptgötter verehrten, allein die
Entwicklung der Gottheiten ist
bei den einzelnen
Stämmen eine verschiedene gewesen; sie war abhängig von der geistigen Beanlagung des
Stammes, von der Natur, die ihn umgab, von seinem Verkehr mit andern Völkern, von dem Zeitpunkte, der dem
Heidentum ein Ende
machte.
Nicht viel mehr als einige
Namen können wir an einen urgerman. Götterhimmel setzen: diese ergeben sich auf der einen Seite
aus den spärlichen Überresten der südgerman.
Völker, aus den
Berichten der
Römer,
[* 5] dem Wortschatze der
Inschriften, den mittelalterlichen
Kirchen- und Profanhistorikern, auf der andern Seite aus den außerordentlich reichen nordischen
Quellen, den Skaldliedern, den prosaischen Erzählungen aus der spätern heidn. Zeit (den Sögur) und den Eddaliedern
(s. Edda).
Die
Begründung der Wissenschaft einer ist eins der großen Verdienste
Jakob Grimms. Während er aber
die junge nordische Mythologie als urgermanisch hinstellte und den deutschen Volksglauben aus dieser entstanden sein ließ,
leistete er der kombinierenden Methode, die unsere Mythologie so in Mißkredit gebracht hat, Vorschub. Dies wurde auch nicht
anders, alsSchwartz 1849 im Gegensatz zu
JakobGrimm den Nachweis führte, daß der noch lebende Volksglaube
nicht aus altgerman.
Götterglauben hervorgegangen sei, sondern eine ältere Schicht als dieser darstelle. Erst durch die von A.Kuhn und M.
Müller
geschaffene vergleichende Mythologie der indogerman.
Volker und durch W.
Mannhardts spätere
Arbeiten erhielt die
festern
Grund und
Boden, auf dem in neuester Zeit namentlich Elard H.
MeyerundL. Laistner weiter bauten. Ausschließlich
das Gebiet des altgerman. Götterglaubens behandelte vorzüglich K. Müllenhoff, der Kritik der
Quellen als Grundregel aller
mytholog. Forschung aufstellte und dadurch der Schöpfer der analytischen Methode der Mythologie wurde.
In seinem
Kerne allen german. Völkern gemeinsam ist der
Glaube an ein Fortleben der menschlichen Seele nach dem
Tode in der
Natur und an ein Trennen derselben vom Körper während des Schlafs. In diesem Zustande kann die Seele alle möglichen Gestalten
annehmen. Dieser alte
Glaube lebt noch in mancherlei Formen unseres
Volks- undAberglaubens fort. Hierher
gehören der
Glaube an
Geister und Gespenster, an das Seelenheer, das im
Winde
[* 6] daherfährt oder hoch in Lüften kämpft, die
nordischen
Mythen von den Walkyren (s. d.), Einherjern (s. d.),
von den Gienganger oder Apturgöngur (Wiedergänger), von den
Irrwischen oder Feuermännern, den schwed. Eldgastar oder Lyktegubben,
den Wiesenhüpfern u. a. Ferner gehören hierher die Sagen von der Mart (s. d.),
die den
Menschen ängstigt, von der Trud oder Drud, vom
Alp (s. d.), vom alamann. Schrettele oder Schrat, dem elsäss.
Doggeli, den nordischen Fylgjur (d. h. Folgegeistern), den Werwölfen (s. d.),
den
Hexen (s. d.), dem
Bilwis (s. d.). Während sich bei diesen Gestalten ein
innerer Zusammenhang zwischen der Seele des
Menschen und der mythischen
¶
mehr
Erscheinung verfolgen läßt, giebt es in unserer Mythologie andere Wesen, die wohl in Anlehnung an jene, aber ohne Zusammenhang
mit der Seele entstanden sind; es sind das die Dämonen, die als Tiere oder Menschen gedachten Erscheinungen in der Natur und
den Elementen. Sie hausen in Luft und Wasser, in Wind und Wolken, in Berg und Thal,
[* 8] in Haus und Hof.
[* 9] In tierischer
Gestalt erscheinen sie namentlich oft als Hund oder Wolf (Roggenhund, Roggenwolf) oder als Vogel. Nehmen sie menschliche Gestalt
an, so finden wir sie bald dem Menschen an Größe gleich, bald kleiner, bald größer; dem Menschen gegenüber zeigen sie
sich bald freundlich, bald feindlich gesinnt. In Hinblick hierauf unterscheiden wir zwei Hauptklassen Dämonen: Elfen (s. d.)
und Riesen (s. d.). Zu jener gehören die Elfen, Wichte, Zwerge (s. d.),
Kobolde (s. d.), der niederdeutsche, engl. und nordische
Pook oder Puck (s. d.), die Nixe (s. d.) u. a. Riesen wohnen namentlich in Gegenden, wo gewaltige Berge,
Meere, heftige Stürme und Gewitter auf die Phantasie der Menschen Eindruck machen.
Beide Klassen der Dämonen leben noch heute in allen german. Ländern fort. Zu den Dämonen, die besonders in der Luft hausen,
gehören unter andern Rübezahl (s. d.), Hackelberg (s. d.),
der Wilde Jäger (s. d.) mit seinen mannigfachen Namen, die Holz- und Moosfräulein (s. d.), Fangen u. a.
Es sind übernatürliche Wesen, die in ihren Grundzügen gleich, in ihrer Ausschmückung aber in den Phantasien der einzelnen
Stämme verschieden gestaltet sind. Im Wasser hausen die Nixen, in den Bergen
[* 10] die Zwerge, in dem Hause der Kobold, der Wicht,
das Wichtelmännchen u. a.
Eine gemein-german. Götterlehre läßt sich nicht erweisen, vielmehr bestanden
in der ältesten histor. Zeit eine Anzahl Völkerbünde, von denen der eine den Kult dieses, der andere jenes Gottes als Mittelpunkt
gemeinsamer Verehrung hatte. In der Regel verehrte der Amphiktyonenbund den Stammgott nicht unter dem eigentlichen Namen,
sondern unter einem Beinamen, der dem urgerman. Himmelsgotte beigelegt war. Als solche Kultusverbände
bezeichnen Plinius und Tacitus gemeinsam die Ingväonen, Istävonen und Herminonen.
Der Hauptgott war noch bei den meisten Stämmen der altgerman. Tiwaz, der unter dem jüngern NamenZio, Tiu, Tyr (s. d.) als Kriegsgott
noch in jüngerer Zeit fortlebte. Als Erman-Tiu verehrten ihn die Erminonen, die als großer Swebenbund
zwischen der mittlern Elbe und Oder ihre Sitze hatten. Das gemeinsame Heiligtum befand sich in einem heiligen Haine der Semnonen,
wo die Bundesgenossen alljährlich zusammenkamen und ihrem allwaltenden Gotte, dem «regnator omnium deus», Menschenopfer brachten
und seine Hilfe erflehten (Tacitus, «Germania»,
[* 11] Kap. 39). Als diese Stämme später ihre alten Sitze verließen
und nach Südwesten zogen, nahmen sie die Heiligtümer des Gottes mit sich.
Noch lange galten die Schwaben als Ziuverehrer (Cyuwari) und der alte Name für die Burg des schwäb. Augsburg,
[* 12] Ciwesburc, zeugt
für das neue Bundesheiligtum. Ein anderer Swebenstamm, die Bayern,
[* 13] verehrten ihn unter dem Namen Er im
heutigen Ostbayern und Böhmen
[* 14] und nannten nach ihm den dritten Tag der Woche Erestac. Überhaupt war die Tiuverehrung in den
ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung noch ziemlich allgemein. Die röm. Schriftsteller übersetzen
den Gott mit ihrem Mars,
[* 15] griechische mit Ares.
[* 16]
Tacitus erwähnt ihn bei
den rhein. Völkern, Jordanes bei den Goten, Procop bei den Skandinaviern als
höchsten Gott; noch im 3. Jahrh. setzten ihm, dem Mars Thingsus, fries. Soldaten im röm. Heere in Britannien Altäre. Als der
Krieg die eigentliche Lebensbedingung der alten Germanen wurde, erscheint der Himmelsgott vornehmlich als Kriegsgott. Schon
frühzeitig hat sich von ihm der Donnergott, Donar (s. d.)
oder Thunar, altnordisch Thor, abgezweigt. Wir finden ihn im 6. Jahrh. verehrt bei den Alamannen, zur Zeit Karls d. Gr. bei den
Sachsen,
[* 17] vor allem aber hatte er bei den nordischen Stämmen, namentlich den Norwegern, den alten Tiu verdrängt und steht hier
im Mittelpunkte des Kultus.
Für seine allgemeine Verehrung zeugt der 5. Wochentag, den alle german.
Stämme als Donnerstag kennen, eine Übertragung des röm. «dies
Jovis». Tacitus giebt ihn als Hercules wieder. Neben diesem finden wir schon frühzeitig den Windgott, den Wodan, altnordisch
Odin (s. d.), als Abzweigung des alten Himmelsgottes. In seiner Eigenschaft als
Windgott ist er zugleich Totengott und deshalb finden wir bei den röm. Schriftstellern
für ihn den Namen Mercurius. Sein Kult war namentlich bei den Istväonen, die am untern Rhein saßen, zu Hause.
Hier erwähnt ihn schon Tacitus als den höchsten Gott, dem man allein Menschenopfer darzubringen pflege. Mit der Herrschaft
des mächtigsten Istväonenvolks, der Franken, verbreitete sich seine Verehrung rheinaufwärts zu den
Alamannen, das Gestade der Nordsee entlang bei Langobarden und Sachsen und drang dann nach Skandinavien ein, wo er den schwed.
Freyrkultus verdrängte, bis er selbst der Mittelpunkt mytholog. Dichtung und göttlicher Verehrung wurde und alle andern
Götter in Abhängigkeitsverhältnis zu sich brachte. Er wurde zugleich der Träger
[* 18] röm.-klassischer Kultur
und brachte die von den Römern gelernten Runen
[* 19] und den Runenzauber mit sich.
Dieser Aufschwung des Wodankultus ist das wichtigste Ereignis in der Religionsgeschichte der Germanen. – An der untern Elbe,
an den Küsten der Nord- und Ostsee verehrten die Ingväonen den Himmelsgott als Ing und neben ihm seine
Gemahlin, die mütterliche Nerthus (s. d.). Als Ingunar Freyr (s.
d.)verehrten ihn dann die Schweden,
[* 20] deren gemeinsames Heiligtum die alte Königsstadt Altupsala war. Unter noch andern Namen
lebte der alte Himmelsgott in der nordischen Dichtung fort. In Deutschland finden wir ihn noch als Forseti (s. d.),
als Gründer und Schirmer rechtlicher Satzung bei den Friesen. Ob sich sein BeinameBaldr (s. d.) auch auf deutsches Gebiet erstreckt
hat, ist zweifelhaft; sicher haben ihn die Dänen unter diesem Namen gekannt.
Unter den weiblichen Gottheiten tritt vor allen die große mütterliche Göttin Fria, Frigg (s. d.)
hervor. Ihrem Namen nach ist sie die Geliebte schlechthin, die Gattin des Himmelsgottes Tiu, die aber später,
als Wodan die Herrschaft über alles an sich riß, dessen Gemahlin wurde. Sie ist die Göttin der mütterlichen Erde, der
Häuslichkeit und Ehe; dazu teilt sie die Herrschaft ihres Gatten und wird dadurch zur Himmels-, Wind-, Totengöttin.
Der Freitag ist ihr zu Ehren genannt. Als Fru Fricke oder Freeke lebt sie in Norddeutschland fort, als chthonische Göttin
unter dem Namen Perchta in Oberdeutschland, Holda oder Frau Holle, «die Verborgene», in Mitteldeutschland. Als Nerthus verehrten
sie sieben Völkerschaften an der untern
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