der
«Altdeutschen Textbibliothek», hg. von
Paul (10 Bde., ebd. 1882 fg.) u. a.
«Elsäss. Litteraturdenkmäler» gaben E. Martin und E. Schmidt heraus (5
Bde., Straßb. 1878 fg.),
eine
«Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschenSchweiz»
[* 3]
Bächtold und Vetter (6 Bde. und Ergänzungsband,
Frauenf. 1877‒92); von den
«Älteren tirolischen Dichtern» (Innsbr. 1874 fg.) sind 3, von den
«Niederdeutschen
Denkmälern», hg. vom
Verein für niederdeutsche Sprachforschung, sind 5
(Brem. 1876 fg.),
von den «Drucken des
Vereins für
niederdeutsche Sprachforschung» 3 Bde. (Norden
[* 4] 1886 fg.)
erschienen. «Deutsche
[* 5] Dichter des 16. Jahrh.»
(18 Bde., Lpz. 1868‒85) und
«Deutsche Dichter des 17. Jahrh.» (15 Bde.,
ebd. 1869‒85) gaben
Goedeke und Tittmann heraus. Die «Neudrucke deutscher Litteraturwerke des 16. und 17. Jahrh.»,
hg. von
Braune
(Halle 1876 fg.),
haben bis 1894 124, die
«Deutschen Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahrh.», begründet von
Seuffert, jetzt hg. von
Sauer (Heilbr. 1881 fg., dann Stuttg. 1890 fg.),
bis 1894 48 Nummern erreicht; die
«Berliner
[* 6] Neudrucke», hg. von
Geiger und Ellinger (Berl. 1888 fg.),
sind 1894 bei der 3.
Serie,
die
«Wiener Neudrucke»
(Wien
[* 7] 1883 fg.) beim 11. Hefte angelangt. Zu diesen wissenschaftlichen Sammlungen treten zahlreiche
Klassiker- und
Volksbibliotheken, die die Werke unserer Litteratur billig verbreiten; die größte Sammlung
dieser
Art ist die Reclamsche Universalbibllothek (bis 1894 über 3200 Nummern).
[* 5]Litteraturzeitung, 1880 von
Max Roediger in
Berlin
[* 8] gegründete Wochenschrift, die in kritischen Besprechungen
hervorragender Gelehrter eine Überschau über neue Erscheinungen auf allen Gebieten der Wissenschaft giebt.
Die Gesellschaft wurde 1881 mit einem Aktienkapital
von 5 Mill. M. gegründet. 1885 fand eine Kapitalreduktion auf 2½ Mill., 1892 eine
Erhöhung auf 3 Mill.
neben einer Obligationenaufnahme von 3 Mill. M. statt.
Bestand 16
Lokomotiven, 184
Pferde,
[* 10] 102 Personenwagen, 37 elektrische
Motorwagen, 20 Bahnmeister- und Straßenlastwagen, 9 Salzwagen. Dividende 1886‒93: 5, 4¾, 4¾, 5, 5, 5, 5¼,
5½ Proz.
[* 5]MorgenländischeGesellschaft, s.
Asiatische Gesellschaften. ^[= eine besondere Gruppe von gelehrten Gesellschaften zur Erforschung der Geschichte, der geogr. ...]
Mundarten, die eigenartigen, verschiedenen Sprechweisen innerhalb des deutschen Sprachgebietes. Im
weitern
Sinne
gehören hierher die sprachlichen Eigenheiten der verschiedenen
Stände, wie sie überall,
mehr oder minder ausgeprägt, zu
Tage liegen (z. B. Studentensprache, Offiziersjargon, Juristendeutsch, Schiffersprache,
Judendeutsch u. s. w.). Im besondern aber begreift man unter den die landschaftlich
verschiedenen Sprechweisen im Gegensatze zur deutschen Gemeinsprache.
Dieser Gegensatz besteht erst seit der Zeit, in der diese Gemeinsprache entstanden ist. (S.
Deutsche Sprache.)
Vordem waren alle einander gleichberechtigt, galt jede Mundart als vollberechtigtes gutes
Deutsch. Seitdem unsere Gemeinsprache
sich in immer weitern
Kreisen Geltung verschafft, nehmen in der allgemeinen Wertschätzung die Mundarten einen niedern Rang
ein, wie sie auch vorzugsweise im Munde des sog. kleinen
Mannes fortleben. Das gilt besonders von Norddeutschland.
In Süddeutschland ist die ursprüngliche Kraft
[* 13] der Mundart weit weniger gebrochen, und auch die Gebildeten bedienen sich
ihrer noch mit Vorliebe. In Norddeutschland schämt man sich vielfach seiner als ungebildet angesehenen Mundart; in Süddeutschland
schämt man sich eher, ein sog. gutes
Deutsch zu sprechen, das man als etwas Unnatürliches, Geziertes
empfindet.
Man vergegenwärtige sich, daß unsere oft sehr verkannten Mundarten das ehrwürdige Ergebnis einer vielhundertjährigen
Entwicklung unserer deutschen Muttersprache darstellen, keineswegs, wie man so gern behauptet, nur ein verdorbenes, im
Munde der gemeinen Leute entwürdigtes Schriftdeutsch. Das Schriftdeutsch unserer
Tage ist seinerseits ein
künstliches Kulturerzeugnis, zu dem die verschiedenartigsten Mundarten beigesteuert haben und noch immer beisteuern. Das
sog. Schriftdeutsch wird nirgends, selbst auf der
Bühne kaum, völlig rein gesprochen, hat überhaupt nur eine ideelle Existenz.
Besonders die
Aussprache beruht überall auf der Mundart. Auch einem gebildeten
Mecklenburger, ebenso einem
Berliner,
Sachsen,
[* 14] Schwaben oder
Österreicher, wenn er auch ein noch so gutes
Deutsch sich zu sprechen bemüht, hört man
es an, wo seine
Wiege gestanden hat.
Die beruhen auf einer Differenzierung, wie sie im Laufe der Zeit innerhalb jeder größern sprachlichen Gemeinschaft mit
Naturnotwendigkeit eintreten muß, und die parallel geht mit den andern, überall verschiedenen Gewohnheiten
und Äußerungen des menschlichen
Geistes. Wie die
Sitte, der
Geschmack, das
Temperament, der Volkscharakter u. s. w. im Norden
anders ist als im
Süden, im
Osten anders als im Westen, so auch die
Sprache.
[* 15]
Alle diese Unterschiede gehen in sehr alte Zeit
zurück, in eine Zeit, in welcher es noch keine deutsche Nation gab, sondern in welcher der
Schwabe sich
nur als
Schwabe, der
Thüringer sich nur als
Thüringer fühlte, keiner aber als
Deutscher.
Die ältesten und zugleich auch die wesentlichsten Besonderheiten der beruhen auf der einstmals abgeschlossenen
Stellung
der deutschen
Stämme. Man hat früher geglaubt, die mundartlichen Eigenheiten seien auf die Natur,
Klima
[* 16] und
Boden zurückzuführen: der
Schweizer habe sein rauhes, kratzendes ch von der rauhen Gebirgsluft. Derartige Einflüsse
sind nicht nachzuweisen. Auch der
Holländer an der See spricht so ein rauhes ch. Vielmehr liegt die Sache so: kein
Mensch
spricht von Hause aus genau so wie der andere. Überall da, wo sich eine Gruppe von
Menschen zu einer
engern Verkehrseinheit
¶
mehr
zusammenschließt, bilden sich auch in der Sprache gemeinsame Eigentümlichkeiten aus. Das sehen wir heute noch z. B. an der
Studentensprache, an dem preuß. Offiziersjargon oder an der Gaunersprache. In der ersten Hälfte
des ersten Jahrtausends n. Chr. entstanden die großen Volksstämme, aus denen die
deutsche Nation erwachsen ist. (S. Deutsches Volk.) Jeder Stamm war ein Volk für sich. Der Einzelne fühlte
sich nur als Stammesgenosse, fühlte sich im schroffsten Gegensatz zu dem Angehörigen eines andern Stammes.
Verkehrseinheit und folglich sprachlicher Austausch bestand nur zwischen den Gauen ein und desselben Stammes. Es bestanden
im ersten Jahrtausend n. Chr. überall scharfe Stammesgrenzen, die zu Sprachgrenzen
wurden, und dieselben sind zum Teil heutigentags noch nicht verwischt. Die fränk.-schwäb. Grenze im nördl.
Württemberg
[* 18] wird, so schreibt 1884 ein Landeskind, «nicht bloß durch die
Mundart markiert, sondern auch durch eine merkliche gegenseitige Abneigung zwischen den Franken und Schwaben, sofern heute noch
Heiraten herüber und hinüber zu den Seltenheiten gehören. Der eine wie der andere fühlt sich nur
in dem Hause behaglich, wo er seine Mundart, seine gewohnte Lebensweise und Sitte wiederfindet. Wo nun solche Unterschiede
und Gegensätze in den socialen Anschauungen, in der Lebensweise und im ganzen Typus des Volksstammes mit dem Sprachunterschiede
zusammentreffen, da wird man wohl das Recht, von einer Sprachgrenze zu reden, nicht bestreiten wollen.»
Auf solchen alten Stammeseinheiten beruhen die Hauptgruppen der bis auf den heutigen Tag.
Noch heute scheiden wir wie vor 1½ Jahrtausenden Bayrisch, Schwäbisch-Alamannisch, Fränkisch, Thüringisch und Sächsisch
(d. h. Niedersächsisch, s. d.). Die Grenzen
[* 19] haben
sich seit den Zeiten Chlodwigs nicht erheblich verschoben. Die Unterschiede dieser Mundarten waren in
ältester Zeit nicht so bedeutend. Je längere Zeit ein Stamm in seiner Besonderheit und Abgeschlossenheit sich gehalten hat,
um so mehr sind die sprachlichen Abweichungen dem Nachbarstamme gegenüber verschärft worden.
Innerhalb jeder dieser großen Gruppen hat es nun stets kleinere gegeben. Jeder Stamm zerfiel wieder in
kleinere Stämme, deren jeder wiederum für sich ziemlich abgeschlossen lebte und eine besondere, kleinere sprachliche Gemeinschaft
bildete. Aus der schwäb.-alamann. Gruppe sondert sich noch heute das Schwäbische als eine eigene Mundart aus, entsprechend
der alten Stammeseinheit der Schwaben. Dem Bayrischen gehört das Oberpfälzische als eine selbständige
Mundart an. Die ripuarischen und die salischen Franken i. Niederfranken) sind mundartlich scharf voneinander geschieden.
Der Stamm der Niedersachsen setzte sich aus den Nordalbingiern, Westfalen,
[* 20] Engern und Ostfalen zusammen, und die niedersächs.
Mundart zerfällt dem entsprechend noch heute in eine nördliche (deren Umfang sich freilich erheblich vergrößert hat),
eine westfälische, engrische und ostfälische; die Grenzen der letztern drei sind jene alten Stammesgrenzen. Innerhalb derartiger
kleinerer Mundarten hat es stets wiederum mundartliche Besonderheiten gegeben, die im Laufe der Zeit erheblich größer geworden
sind.
Zum Teil richten sich solche nach polit. Verwaltungseinheiten, wenn diese von Dauer gewesen sind. Z. B.
zerfällt die Mundart des Elsaß in die des Nordgau und die des Sundgau. Oder die alte GrafschaftHenneberg
bildet innerhalb
des Ostfränkischen eine Mundart für sich. Zum Teil war ein natürliches Verkehrshindernis, z. B. ein Moor oder ein Gebirge,
der Grund, weshalb der Verkehr und somit der sprachliche Austausch von hüben nach drüben ein verhältnismäßig
geringer war.
Dies ist z. B. bei dem Oberschwäbischen gegenüber dem Unterschwäbischen der Fall: beide
Mundarten trennt die Rauhe Alb. Auch der Gegensatz der Konfession hat in neuerer Zeit manches zur Scheidung der kleinern Mundarten
beigetragen. So spricht der evang. Bayreuther anders als der kath. Bamberger. In nur wenigen Fällen vermögen
wir das Alter derartiger kleinerer mundartlichen Sonderungen zu bestimmen. Das können wir vor allem da, wo sprachliche Neuerungen
nur bis zu einer bestimmten Linie vorgedrungen sind, welche fortan eine Sprachgrenze bildet.
Derartige Grenzlinien pflegen zwar im großen und ganzen mit den gegebenen Mundartengrenzen zusammenzufallen. Es giebt
aber auch viele Beispiele, wo eine durchgreifende sprachliche Neuerung bei ihrem Vordringen mitten innerhalb einer Mundart
Halt macht. Z. B. ist die Diphthongierung der alten î, û und ü̂ zu ei, au und eu (z. B. Zît zu Zeit, Hûs zu Haus, Lü̂te
zu Leute) in Thüringen von Osten her nur ungefähr bis zu einer Linie Sangerhausen-Artern-Weimar-Ilmenau
vorgedrungen, sodaß die Mundart des westl. Thüringens sich von der des östlichen abhebt. Der gleiche Unterschied trennt
das Lothringische von dem Rheinpfälzischen, das Niederhessische von der Obereder-Mundart, das Waldecksche von dem Westengrischen
und Paderbornschen, das Mindische und Calenbergische von dem südlichern Engrischen, das nördl.
und östl. Ostfälische von dem westlichen, das Geldersche von dem Brabantischen und Holländischen.
Ungefähr seit der Mitte des ersten Jahrtausends n. Chr. ist die deutsche Sprache in die folgenden Mundarten gespalten: Ⅰ.
Alamannisch: a. Schweizerisch (Südalamannisch), b. Elsässisch, c. Schwäbisch. Ⅱ. Langobardisch (im 9. Jahrh.
ausgestorben). Ⅲ. Bayrisch: a. Bayrisch im engern Sinne, b. Oberpfälzisch. Ⅳ. Fränkisch: a. Ostfränkisch,
b. Rheinfränkisch, c. Hessisch, deutsche Moselfränkisch (ripuar.-rheinfränk. Übergangsmundart), e. Ripuarisch,
f. Niederfränkisch. Ⅴ. Thüringisch. Ⅵ. Sächsisch i. Niedersächsisch): a.
Nordniedersächsisch, b. Westfälisch, c. Engrisch, deutsche Ostfälisch. Mit Ausnahme von Ⅰ b und Ⅳ a, b und d entspricht jede
Mundart einem besondern alten Stamme. In Rheinfranken haben sich mit den eingewanderten, herrschenden
Franken leiblich wie sprachlich Alamannen im Süden, Hessen
[* 21] im Norden gemischt; in OstfrankenThüringer. Auch das alamann. Elsaß
hat eine Beimischung fränk. Elements. (Hierzu: Karte der deutschen Mundarten.)
Diese Mundarten bestanden bereits, als seit der Mitte des ersten Jahrtausends n. Chr.
eine für die deutsche Sprachgeschichte hervorragend wichtige süddeutsche Lautveränderung eine außerordentlich räumliche
Ausdehnung
[* 22] nach Norden zu gewann: die althochdeutsche Lautverschiebung. (S. Lautverschiebung und Deutsche Sprache, S. 74 a.)
Dieser Lautwandel erstreckte sich auf jedes p, t, k, b, d und g und war daher von so durchgreifender Wirkung, daß
man seitdem die in zwei Hauptgruppen einteilt: in solche, welche die Verschiebung durchgemacht haben, und solche, welche
dieselbe nicht kennen. Letztere nennt man niederdeutsche oder
¶