Deutsch (Christian) - Deutsch-Dänischer Krieg von 1848 bis 1850
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Neben der Form «deutsch» (mhd. diutsch) gebrauchte man
bis in den Anfang dieses Jahrhunderts auch die oberdeutsche Form «teutsch»
(mhd. tiutsch),
so besonders Seb.
Brant, Murner,
Ulrich von Hutten,
HansSachs, Burkard Waldis und Fischart.
Luther schreibt «deudsch»,
die große Mehrzahl unserer Klassiker «deutsch». Das der regelrechten Lautentwickelung
widerstreitende anlautende t erklärt man aus dem Einflusse des lat. teutonicus.
–
Immanuel Oskar, Schriftsteller auf dem Gebiete der jüd. Litteratur, geb. zu
Neisse,
[* 3] studierte zu
Berlin
[* 4]
Philologie und
Philosophie. 1855 fand er eine Anstellung an der
Bibliothek des
Britischen Museums.
Er starb in
Alexandria, wohin er sich zur Herstellung seiner angegriffenen Gesundheit begeben
hatte. Die Resultate seiner Forschungen legte er besonders in der «Quaterly ^[korrekt:
Quarterly] Review» nieder; auch in
Smiths «Dictionary of the Bible» (3 Bde.,
Lond. 1863). Nach seinem
Tode erschien «The literary remains of the late Emanuel
Deutsch» (Lond. 1874). In deutscher
Übersetzung erschienen seine
Artikel «Der
Talmud» (Berl. 1869) und «Der
Islam» (ebd. 1874).
Rudolf von,
Maler und Bildhauer, geb. zu
Moskau,
[* 5] bildete sich seit 1855 aus der
Dresdener Kunstakademie
und ließ sich nach längerm Aufenthalt in
Rom
[* 6] 1866 bleibend in
Berlin nieder.
Seine
Bilder sind meist der
antiken Mythologie entlehnt: Fesselung des Prometheus, Penelope, Entführung der Helena
(Berlin; Nationalgalerie).
Sie zeigen
blühendes
Kolorit und reizende Lichtwirkung bei sorgfältiger Zeichnung.
Sein plastisches Hauptwerk ist Herakles
[* 7] und
Omphale.
Dorf im Gerichtsbezirk Hainburg der österr. BezirkshauptmannschaftBrucka. d.
Leitha in Niederösterreich, 45 km unterhalb
Wien
[* 8] und 15 km von der ungar. Grenze, rechts der Donau, an der Linie
Brucka. d.
L.-Deutsch-Altenburg-Hainburg der Österr.-Ungar. Staatsbahn, ist Dampferstation und hat (1890) 1252 E., Post, ein schönes Schloß mit
Garten
[* 9] und ein Museum zahlreicher, in der Umgegend ausgegrabener
Altertümer, sowie warme, bei
Hautkrankheiten
[* 10] sehr wirksame Schwefelquellen, die schon den
Römern bekannt waren.
Vor dem Dorfe auf einem Hügel die zierliche got. St. Marienkirche, eins der interessantesten
Denkmäler des spätroman. und Übergangsstils in Niederösterreich, 1213 gegründet und im 14. Jahrh.
umgebaut; neben derselben auf dem Kirchhofe eine merkwürdige und schöne Rotunde im byzant.
Stile, 1822 wiederhergestellt.
Dabei der Hütelberg (19 m), der Sage nach vom
Volke in
Hüten zusammengetragen, zum Andenken an die Vertreibung der
Türken,
von den
Ungarn
[* 11] für die Begräbnisstätte Aryads gehalten.
In der Nähe ein aus der vorgeschichtlichen Zeit stammender glockenförmiger
Tumulus (10 m), von den meistenHöhen
des linken Donau-Ufers sichtbar; man fand hier eine vorgeschichtliche Ansiedlung mit
gebrannten Wällen, Gefäßscherben,
eisernen Pfeilspitzen und Tierknochen. (Vgl.
Much in den «Mittheilungen der
Wiener Anthropolog. Gesellschaft», 5. Bd., S. 101.)
Von Deutsch-Altenburg westlich bis Petronell, östlich bis Hainburg reichen die ausgedehnten Trümmer und Grundmauern
von einem
Amphitheater, von Befestigungswerken,
Straßen, Wasserleitungen, Kloaken,
Bädern u. s. w. der
kelt. Stadt und röm. Festung
[* 12]
Carnuntum (s. d.).
Dampfschiffs-Gesellschaft zu
Hamburg.
[* 13]
Schon seit 1881 bestand in der
«Australia Sloman-Linie» eine
regelmäßige
Verbindung zwischen
Hamburg und
Australien;
[* 14] sie stellte aber nach Errichtung der subventionierten Linie des «Norddeutschen
Lloyd» (1885),
welche mittels Schleppkähnen auch den Verkehr von und nach
Hamburg vermittelte, diese
Fahrt ein und ging als «Union-Linie» in enger
Verbindung mit der «Paketfahrt» zum nordamerik. Verkehr über. 1889 jedoch
wurde, in der
Annahme, daß im Verkehr mit
Australien noch Raum für eine andere, direkt von
Hamburg ausgehende
Verbindung sei,
die genannte Linie gegründet, welche über acht stattliche Dampfschiffe mit ungefähr 23000
Brutto-Registertonnen
verfügt.
1) Bezirkshauptmannschaft in
Böhmen,
[* 15] hat 902,06 qkm und (1890) 75372 E. (36732 männl., 38640 weibl.), darunter 1582
Evangelische, 72307 Katholiken
und 1470 Israeliten; 9258 bewohnteGebäude und 15478 Haushaltungen in 78 Gemeinden mit 149 Ortschaften
und umfaßt die Gerichtsbezirke Deutsch-Brod,
Humpoletz,
Polna und Steken. – 2) Deutsch-Brod, czech. Německý
Brod, i. Deutsche Furt, Stadt und
Sitz der Bezirkshauptmannschaft Deutsch-Brod, in 422 m Höhe, an der Sazawa, die hier von N. nach S. Zuflüsse erhält,
und an den Linien Liebau-Deutsch-Brod (200 km) und
Tetschen-Wien der Österr.
Nordwestbahn, hat (1890) 5735 czech. E. (150 Deutsche), Post,
Telegraph,
[* 16]
Bezirksgericht (284 qkm, 42 Gemeinden, 74 Ortschaften, 25522 czech.
E., darunter 2003 Deutsche), Rathaus mit altertümlicher
Uhr,
[* 17] czech. Staats-Obergymnasium;
Stärke- und
Tuchfabrikation,
Glasraffinerie
und -Schleiferei,
Brauerei, Kunstmühle, Dampfbrettsäge undLandwirtschaft. Die schöne, im 13. Jahrh.
dem
Deutschen Ritterorden zuständige
Pfarrkirche hat trotz der Zerstörung durch die
Hussiten 1422 noch die got. Bauform bewahrt.
– Deutsch-Brod wurde, vielleicht schon im 11. Jahrh. von deutschen
Bergleuten gegründet; der
Bergbau
[* 18] lieferte eine bedeutende
Ausbeute
an
Silber. Zur Bergstadt erhoben wurde sie vom König
Johann 1321, zerstört durch den Hussitenführer
Žiška 1422, nachdem hier
Kaiser Sigismund von den
Hussiten geschlagen worden war. Die Neubesiedlung geschah durch
Czechen;
jedoch alle Bemühungen, den alten
Bergbau wieder in
Gang
[* 19] zu bringen, blieben fruchtlos. Deutsch-Brod gehörte 1443‒1634 den Herren
Trčka von Lipa
(Schillers Terzky). 1637 wurde Deutsch-Brod freie Stadt.
Kriegvon1848bis1850.KönigChristian Ⅷ. von
Dänemark
[* 20] hatte durch seinen Offenen
Brief vom die
Erbfolgeordnung, durch die nach dem zu
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erwartenden Aussterben des Mannsstammes im Königreiche der Weiberstamm, in Schleswig
[* 22] und Holstein dagegen der Mannsstamm
der sog. jüngern königl. Linie (s.
Augustenburger Linie) zur Herrschaft kommen mußte, aufzuheben versucht, um das Auseinanderfallen des dän.
Staates zu verhüten, und hatte dadurch in den Herzogtümern große Erregung hervorgerufen. Am starb
der König, und vergeblich versuchte sein Sohn Friedrich VII. den Sturm durch Zugeständnisse zu beschwören.
Die Februarrevolution und die Märztage brachten die Bewegung zum Ausbruch. In Kopenhagen
[* 23] fand eine Erhebung der eiderdän.
Partei statt, deren Führer die Einverleibung Schleswigs verlangten, während die zu Rendsburg
[* 24] versammelten Mitglieder der
beiden Ständeversammlungen der Herzogtümer sich jeder TrennungSchleswigs von Holstein widersetzten. Nachdem
mehrere Vermittelungsversuche gescheitert waren, konstituierte sich in der Nacht zum 24. März in Kiel
[* 25] eine Provisorische Regierung,
deren Präsident Wilh.
Wrangel traf 21. April in Rendsburg ein und trat zwei Tage darauf mit der preuß. Division Fürst Radziwill (13000 Mann und 22 Geschütze)
[* 31] nebst den schleswig-holstein. Truppen unter Prinz Friedrich (10000 Mann und 22 Geschütze) den Vormarsch
an, überraschte die Dänen unter General Hedemann (11500 Mann, 42 Geschütze) am Danewerk und lieferte ihnen das blutige Treffen
bei Schleswig. Die Dänen räumten die Stadt und gingen am folgenden Tage, nachdem sie auch bei Översee geschlagen worden
waren, bis Flensburg zurück, mußten aber auch dieses aufgeben und zogen sich nun nach Alsen, ihre Kavallerie
nach Apenrade zurück. General Wrangel ließ die Bundesdivision Halkett am Sundewitt gegen Alsen stehen und rückte mit den übrigen
Truppen nach Norden
[* 32] vor, überschritt 2. Mai die Königsau, besetzte tags darauf Friedericia und nahm den südöstl. Teil von
Jütland in Besitz als Pfand für den durch die dän. Flotte dem deutschen
Handel und den Küstenplätzen zugefügten Schaden.
Der Mangel einer deutschen Flotte
sowie die den Dänen günstige Haltung Rußlands, Schwedens und Englands veranlaßte nun eine
Pause in den Operationen, während welcher die Diplomatie allein wirkte. Wrangel räumte vom 25. Mai ab Jütland, und
die Bundesdivision Halkett wurde 28. Mai von den Dänen im Sundewitt zurückgedrängt, während von Alsen her dän. Truppen nach
Jütland geschafft wurden und von dort 2. JuniLügumkloster und Apenrade wieder in Besitz nahmen. Wrangel griff die im östl.
Sundewitt verbliebenen Dänen 5. Juni bei Nübel, Düppel
[* 33] (s. d.) und Satrup
an und warf sie nach Alsen zurück; doch stand schon 21. Juni das dän. Heer 17000 Mann stark wieder nördlich von Flensburg im
Felde. Am 28. Juni rückte Wrangel von Flensburg her nach Norden vor und gelangte bis zur Königsau, von wo aus ein Teil der
Bundesdivision nach dem Sundewitt zurückkehrte; die Dänen gingen, der Übermacht weichend, zurück,
und nur bei Hadersleben
[* 34] kam es 29. Juni zu einem Gefecht gegen die schleswig-holstein. Truppen unter Prinz Friedrich. Am 26. Aug. kam
unter GarantieGroßbritanniens ein auf 7 Monate geschlossener Waffenstillstand in Malmö
[* 35] zu stande, wonach die Herzogtümer
von deutschen und dän. Truppen geräumt werden und nur 2000 Mann Deutsche in Altona
[* 36] und 2000 Dänen auf
Alsen zurückbleiben sollten; die schleswig-holstein. Truppen durften im Lande verbleiben, die vorhandenen Befestigungen blieben
bestehen, und die Blockade der deutschen Küste durch die dän. Flotte wurde aufgehoben.
Am22. Okt. trat die infolge des Waffenstillstandsvertrags eingesetzte gemeinschaftliche Regierung
der Herzogtümer, mit dem dänisch gesinnten GrafenKarlMoltke an der Spitze, an die Stelle der Provisorischen Regierung. Der
preuß. General von Bonin übernahm den Befehl über die schleswig-holstein. Truppen. Von dän. Seite wurden die vereinbarten
Bedingungen nicht erfüllt, der größte Teil des Heers blieb auf Alsen. Der Schutz der Großmächte, namentlich
Englands, steigerte den Übermut der in Kopenhagen herrschenden Partei und veranlaßte 22. Febr. die Kündigung des Waffenstillstands
zum Dänemark sammelte die Hauptmacht (20000 Mann) auf Alsen und 10000 Mann hinter der Koldingau, die Flotte größtenteils
bei Alsen, wogegen der Deutsche Bund ein 35000 Mann starkes, aus Nord- und Süddeutschen zusammengesetztes
Bundesheer unter dem preuß. General von Prittwitz nach Schleswig sandte, zu dem noch 15000 Mann schleswig-holstein. Truppen
unter General von Bonin hinzukamen, sodaß im Ganzen, einschließlich einer später nachgesandten Reservedivision, rund 60000 Mann
Feldtruppen gegen die Dänen zur Verfügung standen.
General von Prittwitz übernahm den Oberbefehl und rückte 5. April nach Norden vor. Der dän.
General von Bülow hatte zwar 3. April von der jütländ. Grenze und dem Alsensunde her den Vormarsch gegen Flensburg angetreten,
wagte jedoch den Angriff nicht, obschon er 6. April bei Ulderup einen Sieg über die hannov. Brigade erfocht,
sondern ging, verfolgt von den deutschen Truppen, nach Jütland zurück. Bereits 5. April war auch ein von den Dänen zur See
unternommener Angriff gegen Eckernförde (s. d.) fehlgeschlagen und hatte den Verlust zweier Schiffe
[* 37] zur Folge gehabt. Am 13. April erstürmten
bayr. und sächs. Truppen die festen Düppeler Schanzen, deren Brückenkopf jedoch im
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