Chronist der Stadt
München
[* 2] und Vorsteher des histor. Stadtmuseums. Er setzt die von seinem
Vater im
Auftrag der Stadt
München
begonnene Stadtchronik fort und hat eine größere Reihe histor.
Denkschriften über die Lokalgeschichte
Münchens sowie Gedichte
«Aus der Jugendzeit»
(Münch. 1867) veröffentlicht.
(spr. dätúsch),PaulEmile, franz. Historienmaler, geb. zu
Dampierre, war ein
Schüler von
David, Gros und
Guérin. Zu Anfang beschäftigten ihn geschichtliche Vorwürfe, wie die erzählende
Scheherezade, Maria
Stuart, sowie kirchliche
Stoffe:
Christus am
Ölberg
(Dom von
Vannes); später wandte er sich den
Schilderungen
des Alltagslebens zu, denen er tragische oder rührende Motive zu
Grunde legte. Viele seiner Schöpfungen,
wie Heimkehr der Entehrten ins Elternhaus (1827), Unterbrochene
Verlobung, Die Liebe als
Arzt (1831), wurden sehr bekannt.
Seit den vierziger Jahren versiegte die Thätigkeit des Künstlers; er starb in
Paris.
[* 3]
(spr. dätúsch),PhilippeNéricault, franz.
Lustspieldichter, geb. 22. Ang. 1680 zuTours,
[* 4] wurde in
Paris erzogen und dem Gesandten für die
Schweiz,
[* 5] Marquis de Puysieur, als
Attaché beigegeben. Hier wandte er sich der dramat.
Poesie zu und errang mit mehrern Schauspielen
großen Beifall. Zugleich erwarb er sich durch seine diplomat. Gewandtheit die Gunst des
Regenten, des
Herzogs von
Orléans,
[* 6] der ihn 1717 mit dem
Abbé Dubois nach England sandte. Als Dubois nach
Frankreich zurückkehrte, blieb
Destouches an dessen
Stelle in
London,
[* 7] wo er eine geheime
Ehe einging, die ihm nachher zu dem
Lustspiele«Le
[* 8] philosophe marié» (1727)
den
Stoff gab. Er wurde 1723 Mitglied der
Akademie, zog sich aber nach dem
Tode des
Regenten auf sein Landgut
bei
Melun zurück, wo er sich mit
Landbau und
Philosophie beschäftigte und zugleich fortfuhr, für die
Bühne zu schreiben.
Hier entstanden die beiden
Lustspiele«Leglorieux» (1732) und «Ledissipateur» (1736),
mit dem obengenannten
Stücke seine vornehmsten Leistungen, von Lessing als
«Muster eines feinern
höhern Komischen» bezeichnet. Destouches schrieb fast ausschließlich Charakterkomödien, aber unter Einwirkung
des gleichzeitigen engl.
Lustspiels wird er in
Frankreich der
Vorläufer jener
Richtung, die auf der komischen
Bühne mit lehrhaften
Absichten und sittlichen Rührungseffekten zu wirken sucht. Im übrigen sind D.’
Lustspiele in dem einfachen, eleganten
Stile
der klassischenTradition geschrieben. Er starb auf dem Schlosse von Fortoiseau bei
Villiers-en-Bière
(Seine-et-Marne). Seine «Œuvres» erschienen in 4 Bdn.
(Par. 1757),
in 6 Bdn. (ebd. 1811) und als
«Théâtrechoisi» von
Thierry (ebd. 1884).
deTracy (spr. deßtütt dě traßih),Antoine Louis Claude,
Graf, französischer philos. Schriftsteller, geb. zu
Paris, war bei
Ausbruch der
Französischen Revolution Oberst der Infanterie und Deputierter bei den Generalstaaten für den
Adel von
Bourbonnais. Als sein Freund und Gesinnungsgenosse Lafayette Frankreich verließ, folgte er
ihm, kehrte aber nach einiger Zeit heimlich wieder zurück und wurde in Haft genommen. Erst der
Sturz Robespierres
verschaffte ihm die
Freiheit wieder.
Während der
Dauer der Herrschaft Napoleons war
Destutt de Tracy Senator. Nach der Rückkehr der
Bourbons wurde er 1814 zum Pair ernannt.
Seit der Gründung des Nationalinstituts war er Mitglied desselben. Er starb Destutt de Tracy, welcher
von den
Franzosen für einen der besten
Metaphysiker gehalten wird, gehört der Schule des Sensualismus, insbesondere der
Richtung
Condillacs (s. d.) an, dessen
Lehre
[* 9] er zu dem sog. Ideologismus entwickelte. Sein Hauptwerk in dieser
Beziehung sind die «Élémentsd’idéologie» (5 Bde., Par.
1817–18; neue Aufl., ebd. 1824–25),
die unter anderm auch in das
Italienische und
Spanische
[* 10] übertragen wurden. Die beiden
letzten
Teile dieses Werks, den
«Traitéde la volonté et de ses effets» enthaltend, bilden eine
Darstellung der polit. Ökonomie.
Von D.s übrigen
Schriften ist noch der ebenfalls vielfach übersetzte «Commentairesur l’esprit des lois de Montesquieu» (zuerst englisch, Philad. 1811; französisch,
Par. 1819; deutsch von Morstadt u. d. T. «Charakterzeichnung
der Politik aller
Staaten der Erde», 2 Bde., Heidelb.
1820–21) zu erwähnen, der besonders in Nordamerika
[* 11] lange in großem Ansehen stand.
(lat.), die Aufhebung eines Rechtssatzes durch Gewohnheit, der
Rechtssatz mag ein Gesetz sein oder auf Gewohnheit beruhen. So wurden viele harte
Strafen der
Carolina (s. d.) dadurch beseitigt,
daß thatsächlich nicht mehr darauf erkannt wurde.
Neuere Gesetze haben mehrfach die Beseitigung ihrer Bestimmungen durch
Gewohnheitsrecht untersagt. (S.
Abrogieren.)
(frz., spr. -taschmáng),
eine kleinere Truppenabteilung, die aus dem
Verbande eines größern Heerkörpers zur Lösung einer selbständigen Kriegsaufgabe
abgezweigt ist. Insbesondere pflegt mit dem
Begriffe des Detachement der Umstand verknüpft zu sein, daß das betreffende Truppenkorps
aus
Abteilungen verschiedener Waffengattungen zusammengesetzt ist. Die
Stärke
[* 14] und Zusammensetzung eines Detachement kann je nach der
besondern ihm gestellten
Aufgabe sehr verschieden sein; die Bezeichnung Detachement wird indessen nur auf solche
Abteilungen angewendet, die kleiner sind als eine Division, weil eine Division schon an und für sich ein zu selbständigem
Auftreten befähigter Heeresteil ist (s. Einheit).
(spr. -taschmángs-), eine Gesamtheit von kriegerischen Unternehmungen,
in denen nur
Detachements (s. d.) auftreten.
Der Detachementskrieg kann entweder mit den großen
Operationen auf dem Hauptschauplatz
im Zusammenhang stehen und fällt dann meist mit dem sog.
KleinenKrieg (s. d.) zusammen, oder er kann aus einem Nebenschauplatz,
auf dem nur geringe Truppenstärken sich gegenüberstehen, selbständig geführt werden (preuß.
Operationen gegen die
Schweden
[* 15] in
Pommern
[* 16] während des Siebenjährigen
Krieges).
(spr. -tasch-), eine Vorrichtung, welche im Falle, daß jemand über
Bord fällt, möglichst schnell
und noch bevor das Schiff
[* 17] in seinem Laufe gehemmt werden kann, ein
Boot zu
¶
mehr
Wasser zu lassen ermöglicht. Beim Detachierapparat kommt es darauf an, das mit seiner Besatzung niedergehende Boot im Augenblick, wo es das
Wasser berührt, gleichzeitig von seinen vordern und hintern Bootstaljen (d. h. Flaschenzügen),
in denen es hängt, zu lösen, weil sonst bei Fahrt des Schiffs sehr leicht ein Kentern (d. h. Umschlagen)
des Bootes eintreten kann.