temperatur unverändert; sind sie ungleich, so ist stets derjenige
Bestandteil im
Dampfe stärker als in der Flüssigkeit vertreten,
dessen
Abnahme in der flüssigen Mischung die Siedetemperatur derselben erhöht. Dem Umstande, daß die Zusammensetzung der
aus einer alkoholhaltigen Flüssigkeit entweichenden
Dämpfe beständig alkoholärmer wird, ist es zuzuschreiben, daß bei
einer einfachen Destillation
[* 2] alkoholhaltiger Flüssigkeiten, bei welcher man aus einem
Gefäß
[* 3] überdestilliert,
der Alkoholgehalt des
Destillats nicht der obigen
Tabelle entspricht, sondern wesentlich niedriger ist. Um das gewonnene
Destillat
zu verstärken, leitet man die aus einer
Blase entwickelten Alkoholdämpfe sofort in eine zweite mit
Maische (oder
Wein, oder
verdünntem
Branntwein) gefüllteBlase; hierdurch wird zunächst, solange der
Inhalt der zweiten
Blase noch
kalt ist, der aus der ersten
Blase übertretende Alkoholwasserdampf kondensiert unter gleichzeitiger Erwärmung des Blaseninhalts;
dieser wird alkoholreicher und entwickelt, wenn seine
Temperatur bis zum Siedepunkt des nunmehr stärkern Alkoholgemisches
gestiegen ist, einen
Dampf,
[* 4] der wesentlich alkoholreicher ist, als der aus der ersten
Blase entwickelte
Dampf. Dieses zuerst von
Pistorius angewandte Princip, welches den Vorzug großer Kostenersparnis hat, ist dann bei den neuern
Apparaten wesentlich verbessert worden.
Eine erhebliche Unterstützung findet die Destillation durch die Dephlegmation. Darunter versteht man die Verflüssigung
eines
Teils der Alkoholdämpfe durch Berührung der letztern mit kältern Körpern. Während man früher
annahm, daß, wenn gemischter
Dampf von
Alkohol und Wasser mit einer kältern Oberfläche in Berührung kommt, sich zunächst
die Wasserdämpfe und etwaige hochsiedende Beimengungen
(Fuselöl) verdichten, sodaß ein alkoholreicherer
Dampf übrig bleibt,
wird neuerdings die
Ansicht vertreten, daß nur dann eine Verstärkung
[* 5] der alkoholischenDämpfe durch
Abkühlung erfolge, wenn nach dem Verdichten wiederholtes Wiederverdampfen stattfindet.
Der thatsächliche Erfolg ist unbeschadet der theoretischen
Anschauung derselbe, da durch die fortwährend den Dephlegmatoren
zuströmenden neuen Alkoholdämpfe ein Aufkochen der in den Dephlegmatoren niedergeschlagenen Flüssigkeit stattfindet. –
Manche
Stoffe haben die Eigenschaft, bei Gegenwart anderer
Dämpfe (z. B. Wasserdämpfe) weit unter ihrem
Siedepunkt überzugehen. Dies benutzt man in der Fabrikation der ätherischen Öle
[* 6] derart, daß man die zu verarbeitende
Pflanzensubstanz in zerkleinertem Zustande in den Destillierapparat bringt und nun Wasserdampf durch das Material strömen
läßt; das in der Pflanzensubstanz enthaltene Öl dunstet dabei in dem Wasserdampf ab und wird mit diesem
zugleich verdichtet.
Von der gewöhnlichen unterscheidet man die
Trockne Destillation (s. d.). Irrtümlich wird das Wort Destillieren
im gewöhnlichen Leben bisweilen für die Bereitung gewisser Extrakte angewandt: Man «destilliert»
gewisse Kräuter mit
Branntwein in einer verschlossenen Flasche
[* 7] eine Woche lang an der
Sonne.
[* 8] Der richtige Kunstausdruck dafür
ist Macerieren oder Maceration (s. d.). Die Destillation der
Körper, die aus dem dampfförmigen Zustand unmittelbar in den festen krystallinischen übergehen, bezeichnet man als
Sublimation
(s. d.).
Destillation ist auch eine ziemlich gebräuchliche Bezeichnung für Spirituosenhandlung, sowie Destillateur für Liqueurfabrikant.
dupèredefamille (frz.; lat.
destinatio patris familiae), im franz.
Recht (der Sache nach auch im gemeinen
Recht, im Gebiet des
Preuß.
Landrechts und im
Bürgerl. Gesetzbuch des Königreichs
Sachsen
[* 9] anerkannt) eine Art der
Bestellung von Grunddienstbarkeiten
(Servituten).
Wenn der
Eigentümer bei der Abveräußerung eines Grundstücks im Verhältnis zwischen diesem und dem zurückbehaltenen
Grundstück eine Einrichtung bestehen läßt, wie sie bei einer ständigen und offenen
Servitut zwischen dem herrschenden
und dienenden Grundstück thatsächlich besteht, so vertritt der aus dieser Einrichtung sich ergebende Wille des Hausvaters
die
Stelle eines
Titels zur
Servitut
(Code civil Art. 692, 693).
(spr. dätúsch),André-Cardinal, franz. Opernkomponist, geb. 1672 zu
Paris,
[* 10] war zuerst Militär, wandte
sich später der
Musik zu und brachte, ohne gründliche musikalische
Bildung, seine erste und glücklichste
Oper, «Issé», 1697 aufs
Theater.
[* 11]
Von
Ludwig ⅩⅣ. war Destouches sehr geschätzt. 1713 wurde er Intendant der Hofmusik und
Oper und starb 1749 in
Paris.
FranzSeraph von,
Bruder von
JosephAnton von Destouches, deutscher dramat.
Komponist, geb. in
München,
[* 12] kam 1787 nach
Wien,
[* 13] wo erHaydnsSchüler wurde und seine erste
Oper, «Die Thomasschlacht», 1791 aufführte.
Derselben folgte eine Reihe ähnlicher Werke, besonders komischer
Opern. Sehr bekannt wurde Destouches durch seine
Musiken zu Schauspielen
von
Schiller, Kotzebue, Werner u. a. Das «Reiterlied»
im «Wallenstein» wird noch heute nach seiner
Komposition gesungen. 1797 wurde er Musikdirektor inErlangen
[* 14] und bekleidete später an verschiedenen süddeutschen Orten ähnliche
Stellen, bis er sich in seine Vaterstadt
München zurückzog,
wo er starb.
(spr. dätúsch),JosephAnton von, deutscher Dramatiker, geb. zu
München, studierte 1785‒87
in
Ingolstadt,
[* 15] trat 1788 in den
Staatsdienst, wurde 1790 Rentkammerrat in
Amberg,
[* 16] später Kronfiskal, 1818 Regierungsrat
in
München, wo er starb. In seinen
Dramen bekundet er sich als
Vertreter des bayr. Partikularpatriotismus, so namentlich
in
«Friedrich Ⅳ., Kurfürst von der Pfalz», mit einer Geschichte der Religionsveränderungen in der Oberpfalz
(Regensb. 1794),
«Zenger» (Sulzb. 1822). – Sein Sohn,
Ulrich
von Destouches, geb. gest. als
Stadtbibliothekar und Stadtchronist in
München, schrieb «Erzählungen und Gedichte»
(Münch. 1839) und zahlreiche Volksstücke.
Des letztern Sohn, Ernst von Destouches, geb. zu
München, studierte daselbst die
Rechte und ist jetzt königlicher bayr.
Geheimsekretär und
Archivar,
¶
mehr
Chronist der Stadt München und Vorsteher des histor. Stadtmuseums. Er setzt die von seinem Vater im Auftrag der Stadt München
begonnene Stadtchronik fort und hat eine größere Reihe histor. Denkschriften über die Lokalgeschichte Münchens sowie Gedichte
«Aus der Jugendzeit» (Münch. 1867) veröffentlicht.
(spr. dätúsch),Paul Emile, franz. Historienmaler, geb. zu
Dampierre, war ein Schüler von David, Gros und Guérin. Zu Anfang beschäftigten ihn geschichtliche Vorwürfe, wie die erzählende
Scheherezade, Maria Stuart, sowie kirchliche Stoffe: Christus am Ölberg (Dom von Vannes); später wandte er sich den Schilderungen
des Alltagslebens zu, denen er tragische oder rührende Motive zu Grunde legte. Viele seiner Schöpfungen,
wie Heimkehr der Entehrten ins Elternhaus (1827), Unterbrochene Verlobung, Die Liebe als Arzt (1831), wurden sehr bekannt.
Seit den vierziger Jahren versiegte die Thätigkeit des Künstlers; er starb in Paris.
(spr. dätúsch), Philippe Néricault, franz.
Lustspieldichter, geb. 22. Ang. 1680 zu Tours,
[* 21] wurde in Paris erzogen und dem Gesandten für die Schweiz,
[* 22] Marquis de Puysieur, als Attaché beigegeben. Hier wandte er sich der dramat. Poesie zu und errang mit mehrern Schauspielen
großen Beifall. Zugleich erwarb er sich durch seine diplomat. Gewandtheit die Gunst des Regenten, des Herzogs von Orléans,
[* 23] der ihn 1717 mit dem Abbé Dubois nach England sandte. Als Dubois nach Frankreich zurückkehrte, blieb
Destouches an dessen Stelle in London,
[* 24] wo er eine geheime Ehe einging, die ihm nachher zu dem Lustspiele«Le
[* 25] philosophe marié» (1727)
den Stoff gab. Er wurde 1723 Mitglied der Akademie, zog sich aber nach dem Tode des Regenten auf sein Landgut
bei Melun zurück, wo er sich mit Landbau und Philosophie beschäftigte und zugleich fortfuhr, für die Bühne zu schreiben.
Hier entstanden die beiden Lustspiele«Leglorieux» (1732) und «Ledissipateur» (1736),
mit dem obengenannten Stücke seine vornehmsten Leistungen, von Lessing als «Muster eines feinern
höhern Komischen» bezeichnet. Destouches schrieb fast ausschließlich Charakterkomödien, aber unter Einwirkung
des gleichzeitigen engl. Lustspiels wird er in Frankreich der Vorläufer jener Richtung, die auf der komischen Bühne mit lehrhaften
Absichten und sittlichen Rührungseffekten zu wirken sucht. Im übrigen sind D.’ Lustspiele in dem einfachen, eleganten Stile
der klassischen Tradition geschrieben. Er starb auf dem Schlosse von Fortoiseau bei Villiers-en-Bière
(Seine-et-Marne). Seine «Œuvres» erschienen in 4 Bdn.
(Par. 1757),
in 6 Bdn. (ebd. 1811) und als «Théâtrechoisi» von Thierry (ebd. 1884).