7 km westlich von Dessau
[* 2] das Dorf Mosigkau; im Schloß (1752), seit 1780 Sitz eines Adlig-Fräuleinstiftes, wertvolle
Gemälde. 18 km entfernt Wörlitz (s. d.).
Geschichte. Dessau, ursprünglich Dissouwe, später Desso, Dessow, wurde wahrscheinlich von
Albrecht dem
Bären durch einwandernde
Flamländer gegründet: doch wird es erst 1213 urkundlich als Stadt erwähnt. Bei der
TeilungAnhalts (s. d.,
Bd. 1, S. 639 a) wurde Dessau 1603 Residenz der
Anhalt-Dessauischen Linie. Während des Dreißigjährigen
Krieges schlug Wallenstein an der
Dessauer Elbbrücke in der Nähe von
Roßlau den
Grafen Ernst von
Mansfeld.
Großen Ruf erlangte am Ende des 18. Jahrh. durch
das 1774 von
Basedow gegründete Philanthropin wie durch die
Buchhandlung der Gelehrten und die Chalkographische
Gesellschaft. Es ist Geburtsort des Dichters Wilh.
Müller (1794), des
PhilosophenMoses Mendelssohn (1729). –
Vgl. Siebigk,
Ein
Bild aus D.s Vergangenheit (Dessau 1864);
Marschmelodie ital. Ursprungs, die nachweislich zuerst bei der Siegesfeier der
Schlacht
bei
Cassano 1705 geblasen wurde.
Nach der Erstürmung von
Turin
[* 3] 1706 wurde Fürst
Leopold von
Anhalt-Dessau (der
«AlteDessauer»)
bei seinem Einzug in die Stadt mit diesem
Marsch empfangen, der seitdem sein Lieblingsmarsch blieb und
nach ihm benannt wurde.
(frz., spr. -ßähr) oder Nachtisch, der aus Zuckerwerk,
Torten,
Früchten, Gefrorenem oder auch aus Butterbrot und
Käse bestehende
Schluß eines größern
Mittag- oder Abendessens,
wozu auch besondere Dessertweine, meist schwere süße
Weine oder Champagner, gereicht werden.
(frz., spr. -wáng, das lat.
deservitor), früher der an einer Nebenkirche angestellte Vikar oder der Verwalter einer Pfarrstelle während deren Erledigung
(s.
Pfarrvikar);
(spr. déschöfi), altes ungar. Adelsgeschlecht,
das 1666 den Freiherrenstand, 1775 die österr. Grafenwürde erlangte und gegenwärtig in drei Zweigen
blüht.
GrafJoseph Dessewffy, geb. zu Krevian im Saroser
Komitat, gest. erwarb sich durch mehrere
Schriften sowie
als Freund Kazinczys, des Wiedererweckers der neuern ungar. Litteratur, in der Geschichte derselben
einen geachteten
Namen. Dessewffy hinterließ drei
Söhne. Der älteste,
GrafAurel Dessewffy, geb. gest.
war seit 1833 Führer der konservativen Partei auf den Landtagen wie in der Journalistik.
Dessen jüngerer
Bruder,
Graf Emil Dessewffy, geb. zu Eperies, vertrat bis 1848 im öffentlichen
Leben die Interessen der Konservativen. Während der Revolutionszeit zog er sich ins Privatleben zurück,
entwickelte aber später eine bedeutende polit. und sociale Wirksamkeit. Er verfaßte 1857 eine
Denkschrift, in der der
Kaiser
gebeten wurde, die neuen
Anordnungen in
Ungarn
[* 4] mit Rücksicht auf die gewonnenen Erfahrungen einer neuen Erwägung unterziehen
zu lassen.
Unmittelbar vor dem war er als einer der sog. Oktobermänner
sehr thätig. Man erwählte ihn 1856 zum ersten Präsidenten der
UngarischenAkademie der Wissenschaften, und diese
Wahl wurde
dann jedes dritte Jahr erneuert. In dieser
Stellung suchte Dessewffy namentlich ausreichende
Fonds
zur Errichtung eines eigenen
Gebäudes
sowie für litterar. Unternehmungen der
Akademie zu beschaffen. Ferner begründete Dessewffy 1862 eine von ihm
selbst geleitete Bodenkreditanstalt. Als Repräsentant auf dem
Reichstage 1865 neigte er zu der polit.
AuffassungDeáks. Er
starb in
Preßburg.
[* 5] Er schrieb u. a.:
«Über die schwebenden österr. Finanzfragen»
(Wien
[* 6] 1856). Ein dritter
Bruder,
Graf Marcell Dessewffy, geb. gest. schrieb: «Der polit.-sociale Radikalismus der Neuzeit»
(Wien 1851).
(frz., spr. -ßäng), Zeichnung,
Muster (s. d.). ^[= # soviel wie Probe, kleiner Teil einer Warenpartie, nach welchem eine größere Menge rücksichtlich ...]
Felix
Otto,
Musiker, geb. zu
Leipzig,
[* 7] wurde am dortigen Konservatorium gebildet und war an verschiedenen
Theatern Musikdirektor, bis er 1860 Hofopernkapellmeister in
Wien wurde, welche
Stellung er 1875 mit einer
ähnlichen in
Karlsruhe
[* 8] vertauschte.
Seit 1880 wirkte Dessoff als Kapellmeister am Opernhaus in
Frankfurt
[* 9] a. M., wo er starb.
Er veröffentlichte mehrere Kammermusikwerke.
Hatte Dessoir früher besonders auf dem Gebiete der Liebhaber und Naturburschen sich bewegt, so gab er später erste,
namentlich aber humoristische Charakterrollen, wie Falstaff, Vansen u. s. w.,
mit feinem Verständnis. 1878 übernahm Dessoir die Leitung des
Dresdener Residenztheaters, die er jedoch schon 1879 aufgab, um
sich zunächst ausschließlich dem
Gastspiel zu widmen. 1880 nahm er ein Engagement in
Prag
[* 21] an und ging später nach
Petersburg,
[* 22] dann an das Deutsche
[* 23]
Volkstheater in
Wien, wo er im Nov. 1889 geisteskrank wurde. Er starb in
Dresden.
(spr.-ßŏahr),
Ludwig, eigentlich
LeopoldDessauer, Schauspieler, geb. zu
Posen
[* 24] als Sohn eines jüd.
Kaufmanns, erschien schon 1825 in kleinen Rollen
[* 25] auf dem Stadttheater seiner Vaterstadt und zog später mit Wandertruppen
umher. 1831 engagierte ihn Direktor Haake für die vereinigten
Theater
[* 26] Mainz und
Wiesbaden,
[* 27] wo er mit Erfolg
jugendliche
Helden und Liebhaber spielte. Auch als er 1834 einem Rufe nach
Leipzig Folge leistete, blieb ihm dieser Erfolg
treu, ebenso in
Breslau, wohin er sich nach seiner Vermählung mit
Therese Reimann (1835) gewandt hatte.
Doch mußte die
Ehe schon nach 2 Jahren getrennt werden; eine später (1844) geschlossene zweite
Verbindung
mit Helene Pfeffer aus
Pest löste der
Wahnsinn, in den die letztere verfiel. Dessoir nahm 1837 sein Wanderleben wieder auf, gastierte
in
Prag,
Brünn,
[* 28]
Wien und
Pest, und erst hier ließ er sich bis 1839 fesseln. In diesem Jahre ging er als
Nachfolger
Karl Devrients nach
Karlsruhe und begründete hier als Charakterdarsteller seinen
Ruf, der die
Ursache seines Engagements
am Hoftheater zu
¶
mehr
Berlin
[* 30] wurde, wo er schon 1847 mit großem Erfolg gastiert hatte. Seitdem zählte er zu den bedeutendsten Mitgliedern des
Berliner Schauspielhauses und wirkte vorzugsweise als Vertreter des klassischen Dramas. Ein Nervenleiden nötigte ihn 1872,
seine Thätigkeit aufzugeben; er starb zu Berlin. In denTragödienSchillers und Goethes, namentlich
aber Shakespeares, erwarb er sich durch Tiefe der Auffassung, innere Kraft
[* 31] der Darstellung und Energie des leidenschaftlichen
Pathos allgemeine Anerkennung. Nicht minder zeichnete er sich in den Werken neuerer Dichter aus, z. B.
als Caligula in F. Halms «Fechter von Ravenna» und als Narciß.
(spr. -ßŏahr),Therese, geborene Reimann, Gattin des vorigen, geb. zu Hannover,
[* 32] debütierte hier 1827 und gehörte dem Hoftheater bis 1832 an, in welchem Jahre sie als erste Liebhaberin für das Leipziger
Stadttheater engagiert wurde. Sie vermählte sich dort 1835 mit Ludwig Dessoir und begleitete ihn nach Breslau, kehrte aber nach
ihrer Trennung nach Leipzig zurück, wo sie nun 8 Jahre lang in heroischen und muntern Liebhaberrollen
gefeiert wurde. 1845 folgte sie einer Berufung an das Nationaltheater in Mannheim, dem sie bis zu ihrem daselbst
erfolgten Tode angehörte, die Jahre 1846‒49 ausgenommen, während welcher sie Mitglied des Hoftheaters zu Stuttgart
[* 33] war.