François
Cail (s. d.) eine großartige Fabrik von
Lokomobilen,
[* 2]
Werkzeugmaschinen u. s. w. Er starb im Sept. 1846 zu
Paris.
[* 3] In
seiner
«Abhandlung über das
Opium» (1803) wurde das
Narkotin zuerst als ein alkalisch reagierendes
Salz
[* 4] beschrieben, ohne daß
aber die Natur dieser
Pflanzenbase erkannt worden wäre. In einer weitern, gemeinschaftlich mit seinem
BruderBernard ausgeführten Untersuchung über die Destillationsprodukte des Grünspans entdeckte er den später als
Aceton
bezeichneten Körper. Die größten Verdienste erwarb er sich im
Verein mit
Cail um die
Branntweinbrennerei und um die Zuckerindustrie.
(spr. -rulähd'),Paul, franz. Dichter und Politiker, geb. zu
Paris, Neffe E.
Augiers, trat 1870 als
Freiwilliger bei den Zuaven ein und kam bei
Sedan
[* 5] in deutsche Gefangenschaft. In der Verkleidung eines poln.
Juden entfloh
er aus
Breslau
[* 6] und kämpfte von neuem unter Chanzy und dann unter
Bourbaki, mit dem er 1871 nach der
Schweiz
[* 7] entkam. Er wurde als patriotischer Dichter durch seine kraftvollen «Chants du
soldat» (1872) und «Nouveaux chants du soldat»
(1875) allgemein bekannt; seine Verse erschienen in unzähligen
Auflagen, und ihr feuriger Wunsch der Wiedervergeltung an
Deutschland
[* 8] brachte ihn an die
Spitze derPatriotenliga.
Als Vorstand derselben agitierte er besonders seit 1882 mit ungemessener Heftigkeit gegen
Deutschland und Deutsche
[* 9] in
Frankreich,
bis die Kriegsgefahr von 1887 zu größerer Vorsicht mahnte und Veranlassung wurde, daß Déroulède nicht allein
den Vorsitz, sondern auch die angebotene Ehrenpräsidentschaft der
Patriotenliga aufgab. Im folgenden Jahre schloß er sich
an
Boulanger an und wurde 1889 Mitglied der Deputiertenversammlung.
Bei den Neuwahlen zur Deputiertenkammer 1893 bewarb er
sich nicht wieder um ein
Mandat.
Außer seinen Soldatenliedern schrieb Déroulède verschiedene
Dramen: «Juan Strenner» (1869),
(spr. -rŏá),Bernh. Erasmus,
Graf, bayr.
General der Infanterie, entstammte einem alten Geschlechte
der franz. Picardie und wurde zu
Mannheim
[* 12] geboren; sein
Vater war damals kurpfälz.
General. Deroy nahm im pfälz. Kontingente
am Siebenjährigen
Kriege teil, trat dann in pfälz-bayr. Dienst und verteidigte 1794 die Rheinschanze von
Mannheim mit nur 3000 Mann 70
Tage
hindurch (bis 25. Dez.) gegen die
Franzosen. 1800 focht Deroy bei Gutenzell, Neuburg
[* 13] an der Donau und bei Hohenlinden, wo er verwundet
in Gefangenschaft geriet. Er bearbeitete gemeinsam mit Wrede
das neue bayr. Dienstreglement. 1805 befehligte Deroy als Generallieutnant
unter
Bernadotte eine Division, mit der erSalzburg
[* 14] besetzte und in das nordl.
Tirol
[* 15] einfiel. Bei Erstürmung
der Strubpässe bei
Loser wurde Deroy 2. Nov. abermals verwundet, übernahm nach
erfolgter Genesung den Oberbefehl in
Tirol und
Vorarlberg,
focht 1806 als Divisionscommandeur unter Prinz
Jérôme in
Schlesien,
[* 16] wurde März 1807 Kommandant von
Breslau, eroberte im Juni
Glatz
[* 17] und belagerte dann bis zum Eintritt der Waffenruhe
Silberberg. Am 24. Dez. übernahm Deroy in
Bayern
[* 18] das
Generalkommando und Febr. 1809 die 3. Division, mit der er im April bei
Abensberg und Eckmühl gegen die
Österreicher kämpfte,
dann unter Lefebvre nach
Innsbruck
[* 19] rückte, aber Ende Mai nach
Kufstein zurückgehen mußte. Deroy stand 10. Aug. wieder
vor
Innsbruck, focht dort am folgenden
Tage und13. Aug. auf dem
Berge Isel, mußte sich jedoch wieder über
Kufstein nach Rosenheim
zurückziehen. Am 16. Okt. rückte Deroy abermals in
Tirol ein und kehrte, nachdem dort jeder
Widerstand aufgehört hatte, zu Ende
des Jahres nach
München
[* 20] zurück. 1812 führte er eine Division des 6. Korps nach
Rußland, focht 16. und 17. Aug. bei
Polozk und wurde tödlich verwundet. Er starb zu
Polozk. war der
Reformator der bayr. Infanterie, wegen seiner Gerechtigkeit
und Fürsorge für den
Soldaten allgemein als
«Vater Deroy» verehrt, und noch heute lebt sein
Name in den bayr.
Soldatenliedern fort. In
München wurde ihm ein
Standbild (von Halbig) errichtet. -
Vgl. Heilmann, Leben des
Grafen von Deroy (Augsb.
1855).
Dêr oder
Deir (d. h.
Kloster), Hauptort von Unternubien, rechts am
Nil, etwa 200 km oberhalb
Assuan, mit 1000-1200
E., welche das Kensi oder
Berber sprechen, und Resten eines altägypt.
Tempels aus der Zeit des Ramses-Meïamun
oder des
Großen Sesostris aus dem 14. Jahrh.
v. Chr. Die fruchtbare Umgebung liefert
Datteln zur Ausfuhr nach
Ägypten.
[* 21]
(spr.-rieh), Charles, franz. Stempelschneider und Schriftgießer, geb. in
Moissey (Jura), erlernte in
Paris bei
Pierre Didot die Schriftgießerei, widmete sich seit 1835 der
Xylographie
und brachte es auf diesem Gebiete zu hohen künstlerischen Leistungen. Er errichtete 1839 eine Anstalt für Stempelschnitt
und Schriftgießerei und starb in
Paris. D.s Schriftproben erlangten geradezu einen Weltruf. Von seinen selbsterfundenen
Maschinen sind besonders zu erwähnen: eine
Maschine
[* 22] zum
Abbrechen, zum
Schleifen und
Aufsetzen der
Buchstaben,
eine
Numeriermaschine für
Banknoten und ein neues Musiknotentypensystem. -
Vgl. Notices sur les produits typographiques de
Derriey (Par. 1855).
Gawril Romanowitsch, russ. Dichter, geb. 13. (2.)
Juli 1743 im Gouvernement Kasan,
[* 23] besuchte das Gymnasium in Kasan und wurde 1762 als Gemeiner in das Preobrashenskische
Garderegiment eingestellt. 1771 wurde er unter
General Bibikow Protokollführer bei der
GeheimenKommission zur Untersuchung
der Teilnehmer am Pugatschewschen
Aufstand. 1774-75 war er in den Wolgakolonien bei Saratow beschäftigt, wo er seine teils
originalen, teils aus den Werken
Friedrichs d. Gr. übersetzten Citalagaj-Oden schrieb. 1777-84
diente er unter dem Generalprokurator Fürsten Wjasemskij. Seit 1778 war er Mitarbeiter an dem
«PetersburgerBoten», in dem
eine Reihe seiner Gedichte erschien, darunter die «Lieder an
Peter derschawin
Gr.», «Auf die
Geburt des purpurgeborenen
Knaben im Norden»
[* 24] (des spätern
ZarenAlexander I.); im «Gesellschafter der Freunde des russ.
Worts» erschien 1782 seine berühmte Ode «Feliza», ferner
¶
mehr
«Dank an Feliza», «Der Traum des Mursen» (alle drei an die Kaiserin),
«An Reschemysl» (Potemkin) und die zu europ.
Berühmtheit gelangte geistliche Ode «Gott». 1784 wurde er Gouverneur von
Olonez, 1786 von Tambow, hier aber verleumdet, 1789 in Moskau
[* 26] vor Gericht gestellt, aber freigesprochen. In die nächste Zeit
fallen die Gedichte «Schilderung der Feliza», «Auf die Eroberung von Ismail» und
die berühmte Ode «Der Wasserfall» (auf den Tod Potemkins),
«Auf- und Einnahme Warschaus» (1794). 1791 wurde
er Kabinettssekretär der Kaiserin, 1793 Senator, 1796 unter KaiserPaul Direktor der Kanzlei des Reichsrats, bald aber wegen
seiner ungezügelten Sprache
[* 27] in den Senat zurückversetzt, 1800 Präsident des Kommerzkollegiums, im selben
Jahr zweiter Minister am kaiserl. Schatzamt und schließlich Reichsschatzmeister. Alexander I. machte ihn 1802 zum Justizminister;
er erhielt aber seiner reaktionären Gesinnung wegen bereits 1803 den Abschied und trat ganz aus dem Staatsdienst (Gedicht
«Die Freiheit»). Er siedelte auf seine Nowgoroder Besitzung Swanka über, wo er 21. (9.) Juli 1816 starb.
Sein Landleben beschrieb er in dem «Leben in Swanka» (1807). 1811 gründete
er mit A. S. Schischkow zusammen einen litterar. Verein(Besĕda ljubitelej russkago slova), aus deren Abhandlungen (Čtenija)
er selbst einiges veröffentlichte. D.s Werke mit erläuternden Anmerkungen wurden von J. Grot (Prachtausg.
in 7 Bdn., 1864–80; einfachere Ausg.
1868–78) herausgegeben. Ein 8. Band
[* 28] (1881) enthält D.s Biographie von J. Grot. Deutsch erschienen: «Gedichte des Herrn Staatsrath
Derschawin. Aus dem Russischen von Kotzebue» (Lpz. 1793). –
Vgl. Wolfsohn, Die schönwissenschaftliche Litteratur der Russen (Lpz.
1843).