Courant = etwa 3⅝, deutschen
Pfennigen. – war ferner die kleinste der frühern Geldgrößen in mehrern
Schweizer Kantonen,
namentlich in der franz.
Schweiz,
[* 2] aber von sehr verschiedener Bedeutung, zum
Teil durch eine Kupfermünze vertreten.
Denier hieß auch ein kleines franz. Gewicht, ⅓ des Gros oder der
Drachme, 1/192 der
Mark oder 1/384 des
Pfundes Markgewicht
(Livre poids de
marc) = 1,27475 g (auch in den
SchweizerKantonen Genf
und Neuenburg
[* 3] üblich gewesen); sodann ein franz. und schweiz.
Silberprobiergewicht, 1/12 der
Mark (und in 24
Grains oder
Gran
[* 4] geteilt), daher 1⅓ Lot früheres deutsches Silberprobiergewicht,
oder 83⅓ Millièmes oder Tausendteile nach der jetzt bei den Edelmetallen fast allgemein üblichen
Feinheitsbezeichnung; ferner ist Denier eine bei der Numerierung (Titrierung, Feinheitsbestimmung,
Probe) des Seidengarns in
Frankreich
gebräuchliche Gewichtsgröße.
Diese Numerierung erfolgt bei den Seidentrocknungsanstalten (Konditionierungsanstalten,
Conditions de soie) zu
Paris,
[* 5]
Avignon,
London
[* 6] und Krefeld
[* 7] in der Art, daß man die Anzahl Denier nennt, d. h.
die Anzahl von Grän
(Grains zu 1/24 Gewichts-Denier) alten
Pariser Markgewichts, welche ein altes
Strähn von 476 m wiegt (diese
Meterzahl wird für die ursprünglichen 400 alten
PariserAunes gerechnet, welche = 475⅜ m sind). Die Seidentrocknungsanstalt
in
Lyon
[* 8] legt dagegen seit 1856 ein
Strähn von 500 m Länge zu
Grunde, und die darauf beruhende Numerierung
wird nouveau titre (titre de
Lyon, neue Feinheitsbestimmung) genannt, im Gegensatz zu der auf der Strähnlänge von 476 m
beruhenden Numerierung (ancien titre, alte Feinheitsbestimmung); in runden
Zahlen sind 21 neue Denier = 20 alten Denier; ferner sind 23 neue
Denier = 22
Turiner Denari Feinheit, sowie 250 alte Denier = 249
Turiner Denier. Der zu
Grunde liegende Denier (d. h. das
alte Gewichtsgrän) ist = 0,053115 g. Nach dem Obigen ist eine Feinheit (ein titre) von 10 Denier eine
solche, bei welcher 500 (oder 476) in der betreffenden
Seide
[* 9] 10 alte Grän oder 0,531148 g wiegen.
Noch um das Jahr 1850 drückte in
Lyon die Nummer der
Seide die Anzahl Denier, d. h. die Anzahl von Grän (zu 1/24 Gewichts-Denier)
des alten Pfundes von Montpellier
[* 10] aus, welche ein altes
Strähn oder Gebinde von 400 alten
PariserAunes (hier = 475 m gerechnet)
wog. Das Pfund von Montpellier wurde dabei = 414,65 g angenommen, sodaß das betreffende Gewichtsgrän
oder der sogenannte Denier bei der Seidennumerierung = 0,0449924 g war, wofür man in der Praxis genau genug 0,045
g oder 45
mg rechnete. (S. auch
Denaro.)
Heinr.
Suso, gelehrter
Dominikaner, geb. zu Imst in
Tirol,
[* 11] trat 1861 in
Graz in
[* 12] den
Dominikanerorden, empfing 1866 die Priesterweihe, legte, nachdem er 1869 am Collegium Sancti Thomä de Urbe in
Rom
[* 13] seine
Studien vollendet, im
Dominikaner-Studienhaus zu St. Maximin die Lektoratsprüfung ab und wirkte seit 1870 als theol.
Lehrer
im Dominikanerkloster in Graz und als gefeierter Kanzelredner im
Dom. Er besaß gründliche Kenntnis des
handschriftlichen Materials über die mittelalterliche
Mystik; 1880 wurde er vom Ordensgeneral zu der einflußreichen
Stellung
eines Generaldefinitors des
Dominikanerordens für
Deutschland
[* 14] nach
Rom berufen, 1883 Unterarchivar am
VatikanischenArchiv.
D.s Hauptschriften sind: «Das geistliche Leben. Eine
Blumenlese aus den deutschen Mystikern des 14. Jahrh.»
(Graz 1873; 3. Aufl. 1880),
Kolonie Neusüdwales, am Edward-River, 730 km
südwestlich von
Sydney,
[* 18] ist mit Melbourne
[* 19] durch Eisenbahn verbunden, wichtig als Centrum der reichen Weideländereien und
zählt 3000 E.
Carlo
Giovanni Maria, ital. Schriftsteller, geb. zu Revello
bei Saluzzo, studierte in Saluzzo und
Turin,
[* 20] ward 1754 Geistlicher und Professor an der Schule zu Pierolo,
von wo ihn die Anfeindung der
Jesuiten vertrieb, erwarb 1756 den theol. Doktorgrad in Mailand
[* 21] und lehrte dann an der
Universität
in
Turin ital.
Beredsamkeit und griech.
Sprache.
[* 22] Seine histor.
Arbeiten und der Umstand, daß ihn die
Jesuiten verfolgten, verschafften
ihm einen Ruf nach
Berlin, wo er als Mitglied der
Akademie von 1782 an lebte. 1800 wurde er Universitätsbibliothekar
in
Turin, 1804 kaiserl. Bibliothekar in
Paris, wo er starb. Denina ist einer der Hauptvertreter des fremden, insbesondere
des franz. Einflusses in der ital. Litteratur des 18. Jahrh.
Sein «Discorso sopra le vicende della letteratura» (4 Bde.,
Tur. 1760
u. öfter) wurde viel gerühmt und in mehrere europ.
Sprachen übersetzt (deutsch von
Serben, 2 Bde., Berl. 1785‒88).
Sein Hauptwerk:
«Delle rivolutioni d’Italia
libri ⅩⅩⅣ» (3 Bde.,
Tur. 1769
u. öfter; beste Ausg., Mail. 1820; deutsch
von
Volkmann, 3 Bde., Lpz. 1771‒73),
die erste lesbare allgemeine GeschichteItaliens,
[* 23] ist ohne eigene Forschung. Die übrigen zahlreichen histor.
Arbeiten, sowie das chaotische linguistische Werk «La clef des langues»
(3 Bde., Berl. 1805) und ein in Prosa
abgefaßtes Epos «La Russiade» (ebd. 1799 fg.) sind wertlos. Eine gute
Biographie D.s von F. Reina findet sich im 1.
Bande der MailänderAusgabe der «Rivoluzioni d’Italia».
Joh.
NepomukCosmasMichael, deutscher Bibliograph und Dichter, geb. zu Schärding am Inn, wurde auf dem
Jesuitengymnasium zu Passau
[* 24] gebildet und trat 1747 in den Jesuitenorden. Nachdem er seit 1759
Lehrer an dem Collegium Theresianum
in
Wien
[* 25] gewesen war, erhielt er 1773 dieAufsicht über die jener Lehranstalt vermachte, später nach Lemberg
[* 26] gebrachte Garellische
Bibliothek. Bei der Aufhebung des Theresianums 1784 wurde Denis zum zweiten, 1791 mit dem
Titel eines Wirkl.
Hofrats zum ersten Kustos bei der Hofbibliothek ernannt. Er starb
¶
mehr
Um die Hebung der wissenschaftlichen Bibliographie erwarb sich Denis durch sehr zuverlässige Schriften unbestreitbare
Verdienste, vor allem aber trug er durch seine Dichtungen zur Bildung des Geschmacks und zur Veredlung der deutschen Sprache
in Österreich
[* 28] bei. Seine erste Veröffentlichung waren «Poet. Bilder der meisten kriegerischen Vorgänge in
Europa
[* 29] seit 1756» (Wien 1760), schwülstige Lieder auf den Siebenjährigen Krieg im österr. Sinne. Sein Studium des Ossian,
den er in Hexametern übersetzte, wirkte auf seine eigenen, unter dem anagrammatischen Namen des BardenSined gedichteten Lieder
wesentlich ein, in denen er, ohne hervorstechende Eigentümlichkeit, der durch Klopstock eingeführten Bardenpoesie huldigte:
«Die Lieder Sineds des Barden» (Wien 1773),
«Ossians und Sineds Lieder» (5 Bde., ebd. 1784‒85; 2. Aufl., 6 Bde.,
ebd. 1791‒94, deren 6. Bd. seine, auch allein erschienenen,
in guter Sprache verfaßten lat. «Carmina» enthält). Seinen «Litterar. Nachlaß» gab J. Fr.
^[JosephFriedrich] von Retzer (2 Bde., ebd. 1802) heraus.
Von seinen bibliogr. Schriften sind zu nennen: «Grundriß der Bibliographie und Bücherkunde» (ebd. 1774),
«Grundriß der Litterargeschichte»
(ebd. 1776),
«Einleitung in die Bücherkunde» (2 Bde., ebd. 1777‒78; 2. Aufl.
1795‒96),
«Merkwürdigkeiten der Garellischen Bibliothek» (2 Bde., ebd. 1780),
«Wiens Buchdruckergeschichte bis ⅯⅮⅬⅩ»
(ebd. 1782; «Nachtrag», 1793),
(spr.-nih), Marie Louise, geb. in Paris, Tochter des Rechnungsrevisors Mignot und
der Catherine Arouet, der Schwester Voltaires. 1738 heiratete sie N. C. Denis, wurde aber schon 1744 Witwe. Erst nach dem Tode
der Marquise du Châtelet (s. d.) trat sie zu Voltaire in ein näheres Verhältnis. Zwar ging sie nicht mit nach Potsdam
[* 31] (1750),
da Friedrich d. Gr. ihre Anwesenheit nicht wünschte; als aber Voltaire 1753 nach Frankreich zurückkehrte,
reiste sie ihm entgegen und wurde mit ihm in Frankfurt
[* 32] a. M. verhaftet. Bis zu VoltairesTode leitete sie dessen Hauswesen und
wurde von ihm als Universalerbin eingesetzt. In ihrem 68. Jahre verheiratete sie sich nochmals mit einem um 10 Jahre jüngern
Manne (François François, genannt Duvivier); sie starb in Paris. Sie hat sich auch als Schauspielerin
und als Schriftstellerin versucht; der Entwurf eines Trauerspiels «Alceste» und ein Lustspiel «La coquette punie» werden erwähnt.
Paul Camille, Ingenieur, geb. in Mainz,
[* 33] studierte an der Polytechnischen Schule
in Paris und trat 1817 in den bayr. Staatsdienst. Er wurde Inspektionsingenieur zu Kaiserslautern,
[* 34] 1825 Bauinspektor
in Zweibrücken.
[* 35] Nach einem einjährigen Aufenthalt in Nordamerika
[* 36] wurde er 1834 Mitglied der Ministerialkommission für
den Bau des Donau-Main-Kanals und baute 1835 die Nürnberg-Fürther Eisenbahn, die erste in Deutschland, ferner 1830‒40 die
München-Augsburger sowie die Taunusbahn und 1844‒49 die Pfälzische Ludwigsbahn. Er wurde 1840 Regierungs-
und Kreisbaurat in Speier,
[* 37] 1841 Vorstand der Kommission für den Bau der bayr. Staatsbahnen
[* 38] in Nürnberg
[* 39] und
1849 Direktor der
Pfälzischen Ludwigsbahn. Denis starb in Dürkheim.
[* 40]